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AMT FÜR DIE LITURGISCHEN FEIERN DES PAPSTES  

APOSTOLISCHE REISE VON PAPST BENEDIKT XVI.
NACH MÜNCHEN, ALTÖTTING UND REGENSBURG
(9.-14. SEPTEMBER 2006)

,,Wer glaubt, ist nie allein‘‘

EINFÜHRUNG

 

I. Die Bedeutung der Apostolischen Reise

Das Motto der Apostolischen Reise:
»Wer glaubt, ist nie allein«

Für den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Bayern wurde als Motto ein Wort gewählt, das er zu Beginn seiner Amtszeit mehrfach an die Gläubigen gerichtet hat: ,,Wer glaubt, ist nie allein!‘‘.

Dieses Wort umfasst die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche. Es besagt: Jeder einzelne Getaufte ist in die große Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen und verkörpert zusammen  mit ihnen Kirche.

Zugleich wird das tiefe Fundament dieser Aussage deutlich, nämlich die Gemeinschaft des Einzelnen mit Gott, der jeden Menschen im Leben und im Tod begleitet.

Schließlich spricht dieses Wort die große Gemeinschaft der Heiligen an, der alle durch die Taufe angehören und die sie in die universale Gemeinschaft der Glaubenden durch alle Zeiten und an allen Orten stellt.

Die Stationen der Apostolischen Reise

Die Reise führt Papst Benedikt XVI. in die drei südbayerischen Bistümer, in denen er vor seiner Berufung nach Rom gelebt und gewirkt hat.

Mit dem Bistum Passau verbindet ihn sein Geburtsort Marktl a. Inn, wo er in der Pfarrkirche St. Oswald bereits am Tag seiner Geburt, dem 16. April 1927, getauft wurde.

Bereits um das Jahr 300 bekannten sich römische Bewohner dieser Gegend zum Glauben an Jesus Christus. Dafür stehen der ehemalige Kanzleivorstand Florian (gest. 4. Mai 304), der in Rätien missionierende Wanderbischof Valentin (5. Jahrhundert) sowie der heilige Mönch Severin (gest. 18 Januar 482), der als Staatsmann und religiöser Führer der durch Germanen bedrängten romanischen Bevölkerung zu Hilfe kam.

Der Besuch des Papstes im Bistum Passau gilt vor allem dem Marienwallfahrtsort Altötting, zu dem Benedikt XVI. seit seiner Kindheit eine besondere Beziehung hat; er selbst hat dies einmal so beschrieben: ,,Ich habe das Glück, ganz in der Nähe von Altötting geboren zu sein. So gehören die gemeinsamen Wallfahrten mit meinen Eltern und Geschwistern an den Gnadenort zu meinen frühesten und schönsten Erinnerungen‘‘. Mit Altötting ist untrennbar auch der Name des heiligen Bruder Konrad von Parzham verbunden (gest. 18. April 1894).

Die nächsten wichtigen Stationen im Leben von Papst Benedikt liegen im Erzbistum München und Freising. Nach den Gymnasialjahren in Traunstein trat Joseph Ratzinger in das Priesterseminar Freising ein, um an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hochschule sein Studium zu beginnen. Zwei Jahre später wechselte er nach München ins Herzogliche Georgianum und setzte sein Studium an der Katholisch- Theologischen Fakultät der Universität München fort.

Im Dom zu Freising wurde Joseph Ratzinger am 29. Juni 1951 zusammen mit 43 weiteren Diakonen zum Priester geweiht. An der Freisinger Hochschule begann er 1952 seine Lehrtätigkeit und wurde 1954 Dozent für Dogmatik und Fundamentaltheologie.

Um 724 kam Korbinian als Wanderbischof aus Arpajon bei Paris nach Freising und predigte in Altbayern den christlichen Glauben. Etwa um die gleiche Zeit wirkten in dieser Gegend als Glaubensboten auch Emmeram (gest. um 700), Rupert (gest. um 720), Alto (gest. um 760), Marinus und Anianus (gest. um die Mitte des 8. Jahrhunderts). Korbinian (gest. um 730), dessen Gebeine in der Krypta des Freisinger Doms verehrt werden, gilt als der geistliche Vater des alten Bistums Freising, seit 1821 des Erzbistums München und Freising.

Unter den Bischöfen des Mittelalters ragt der selige Otto von Freising (gest. 22. September 1158) hervor. Er gehörte dem Zisterzienserorden an und gilt als der größte Geschichtsschreiber des hohen Mittelalters. Er wirkte als Seelsorger, förderte die pastorale Betreuung des Volkes und reformierte die Priesterausbildung.

Die Apostolische Reise führt Papst Benedikt XVI. auch in das Bistum Regensburg, wo er an der dortigen Universität von 1969-1977 Dogmatik und Dogmengeschichte lehrte.

Das älteste Zeugnis christlichen Glaubens im Bistum Regensburg ist ein Grabstein, der um das Jahr 400 zum Gedenken an eine gewisse Sarmannina errichtet worden war. Römische Soldaten und Zivilisten hatten das Christentum über die Alpen nach Norden gebracht.

Die aus dem Frankenreich stammenden Wanderbischöfe Erhard und Emmeram wirkten um 700 als Glaubensboten im Gebiet des späteren Bistums Regensburg. Im Jahr 739 errichtete der heilige Bonifatius die Bistümer Passau, Freising und Regensburg, die er dem Erzbistum Salzburg unterstellte. Der erste Oberhirte Regensburgs, Abtbischof Gaubald (gest. 23. Dezember um 761), wurde von ihm geweiht.

In späterer Zeit waren die Heiligen Wolfgang (gest. 31. Oktober 994) und Albert der Große (gest. 15. November 1280) die bedeutendsten Bischöfe des Bistums Regensburg.

Sein Besuch in Bayern führt Papst Benedikt XVI. vor allem auch in die bayerische  Landeshauptstadt München, die Stätte seines Wirkens als Erzbischof. Im Liebfrauendom zu München wurde er als Nachfolger der Kardinäle Franziskus von Bettinger (gest. 1917), Michael von Faulhaber (gest. 1952), Joseph Wendel (gest. 1960) und Julius Döpfner (gest. 1976) am 28. Mai 1977 zum Bischof geweiht. Einen Monat später, am 27. Juni 1977, erhob ihn Papst Paul VI. zum Kardinal.

Das alte Bistum Freising hatte mit dem Zusammenbruch der alten Reichskirche 1803 zu bestehen aufgehört. Nach dem Tod des letzten Fürstbischofs Joseph Konrad von Schroffenberg (1789- 803) blieb die Diözese 18 Jahre ohne Oberhirten. 1821 trat das neue Erzbistum von München und Freising die Nachfolge des alten Bistums Freising an.

Die Pfarr- und Stiftskirche zu Unserer Lieben Frau, zweitälteste Pfarrkirche Münchens (geweiht 1494), wurde die Kathedrale des neuen Erzbistums – der Dom zu Freising wurde am 25. Januar 1983 zur Konkathedrale erhoben.

Bereits seit dem Jahr 1580 beherbergt der Liebfrauendom die Reliquien des heiligen Bischofs Benno, der von 1066-1106 das Bistum Meißen geleitet hat und im Dom seiner Bischofsstadt beigesetzt wurde. Am 31. Mai 1523 wurde er vom deutschen Papst Hadrian VI. heilig gesprochen. Nachdem Martin Luther seine Schrift ,,Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen sollte erhoben werden‘‘, veröffentlicht hatte, wurden die Gebeine Bennos am 16. Juni 1524 feierlich erhoben. Als sich die Reformation in Meißen durchgesetzt hatte, wurde im Jahr 1539 die Tumba Bennos zerstört; ihre Überreste warf man in die Elbe. Die Gebeine Bennos wurden jedoch geborgen und schließlich 1576 Herzog Albrecht V. übergeben, der sie in der Hofkapelle seiner Residenz aufbewahrte, bis sie am 16. Juni 1580 in die Liebfrauenkirche übertragen wurden. Die Verehrung des heiligen Benno, des Patrons der Stadt München, nahm im Erzbistum München und Freising einen großen Aufschwung, als 1961 Julius Kardinal Döpfner, aus Berlin kommend, die Leitung des Erzbistums übernahm.

II. Das liturgische Buch für die Apostolischen Reise

Die gottesdienstlichen Feiern in den drei Diözesen München und Freising, Passau und Regensburg bilden den geistlichen Schwerpunkt der Reise.

Wie es bei den Reisen des Papstes üblich ist, hat das »Ufficio delle Celebrazioni Liturgiche del Sommo Pontefice« in Zusammenarbeit mit den für die Liturgie Verantwortlichen vor Ort dieses liturgische Buch für die Apostolische Reise herausgegeben.

Dieses Buch enthält die Texte und Rubriken für jene gottesdienstlichen Feiern, denen der Papst vorsteht.

MÜNCHEN

Samstag, 9. September 2006, 17.30 Uhr

Am Beginn der Apostolischen Reise steht das Gebet. Papst Benedikt XVI. spricht auf dem Münchener Marienplatz vor der Mariensäule ein Gebet, das er aus Anlass seine Apostolischen Reise verfasst hat. Mit diesem Gebet wird Bayern von neuem dem Schutz der Gottesmutter anvertraut.

Sonntag, 10. September 2006, 10.00 Uhr

Den gottesdienstlichen Höhepunkt des Besuches von Papst Benedikt XVI. in seinem ehemaligen Erzbistum bildet die sonntägliche Messfeier auf dem Freigelände der ,,Neuen Messe München‘‘. Die liturgischen Texte sind jene vom 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B. Als Eucharistisches Hochgebet wird Text IV gewählt, der sich an der östlichen Basilius-Anaphora orientiert. Der Papst singt als Feierlichen Schlusssegen den Wettersegen, mit dem er die Menschen und ihre Arbeit, die Felder, die Gärten und den Wald unter den Schutz Gottes, des allmächtigen Vaters, stellt.

Sonntag, 10. September 2006, 17.30 Uhr

Den gottesdienstlichen Abschluss des Sonntags bildet das kirchliche Abendgebet, die Vesper im Münchener Liebfrauendom. Sie steht unter dem Thema ,,Stärke unseren Glauben‘‘ (vgl. Lk 22,32). Die Vesper ist geprägt vom Sonntag und auch von den Mitfeiernden (Erstkommunionkinder, junge Erwachsene, haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende in Katechese, Seelsorge und Liturgie). Daher wird Ps 23, der einen wichtigen Platz in der Vorbereitung auf die Erstkommunion einnimmt, als Psalmlied gesungen. Durch Orationen zu den Psalmen werden diese christologisch gedeutet. Die Kommunionkinder legen Blumen auf die Stufen zum Altarraum und führen so zeichenhaft zum Magnificat hin. In den Fürbitten bringen die Mitfeiernden ihre Lebens- und Glaubenssituation mit dem Bittgebet in den Anliegen von Kirche und Welt in Verbindung.

ALTÖTTING

Montag, 11. September 2006, 10.30 Uhr

Die liturgischen Feiern im Marienwallfahrtsort Altötting sind geprägt von der Hinwendung zur Gottesmutter und mit ihr zu ihrem Sohn Jesus Christus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist und bleibt.

In der Messfeier auf dem Kapellplatz werden die liturgischen Texte des Messformulars ,,Maria, Urbild und Mutter der Kirche II‘‘ verwendet. Für das Eucharistische Hochgebet wird der auf die Traditio Apostolica (um 215 n. Chr.) zurückgehende Text II gewählt. Den Abschluss der Messfeier bildet die eucharistische Prozession zur neuen Anbetungskapelle, die durch Papst Benedikt XVI. feierlich in Gebrauch genommen wird.

Montag, 11. September 2006, 17.00 Uhr

Einen besonderen Akzent dieses Tages setzt die Begegnung von Papst Benedikt XVI. mit Ordensleuten, Seminaristen und Mitgliedern des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe. Diese findet im Rahmen einer Marienvesper in der Basilika St. Anna statt.

REGENSBURG

Dienstag, 12. September 2006, 10.00 Uhr

Der Papst feiert die Eucharistie an diesem Tag auf dem ,,Islinger Feld‘‘. Das Formular ist vom Gedenktag ,,Mariä Namen‘‘; als Eucharistisches Hochgebet wird Text I (,,Der Römische Kanon‘‘) mit der Präfation ,,Maria, Mutter der Kirche‘‘ verwendet. Den Abschluss der Messfeier bilden ein Marienlob und der Apostolische Segen.

Dienstag, 12. September 2006, 18.30 Uhr

Die Vesper im Hohen Dom St. Peter zu Regensburg steht im Zeichen der Ökumene. In Prozession ziehen Vertreter verschiedener christlicher Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften zusammen mit Papst Benedikt von der Kirche St. Ulrich in den Dom. Orthodoxe Christen singen den Hymnus ,,Φως ιλαρόν‘‘, ein Vertreter der Evangelischen Landeskirche in Bayern trägt die Schriftlesung vor, als Responsorium wird vor der Handreliquie des heiligen Johannes Chrysostomus von Vertretern der Orthodoxie das Chrysostomus-Tropar gesungen. Die abschließende Oration ist aus dem Formular ,,Für die Einheit der Christen‘‘ genommen.

Mittwoch, 13. September 2006, 07.30 Uhr

Papst Benedikt feiert in der Kapelle des Regensburger Priesterseminars die Heilige Messe. Das Formular ist vom Gedenktag des heiligen Johannes Chrysostomus.

Mittwoch, 13. September 2006, 11.00 Uhr

Papst Benedikt segnet in der Alten Kapelle zu Regensburg die nach ihm benannte Orgel.

Donnerstag, 14. September 2006, 07.30 Uhr

Papst Benedikt feiert in der Kapelle des Regensburger Priesterseminars die Heilige Messe. Das Formular ist vom Fest ,,Kreuzerhöhung‘‘.

FREISING

Donnerstag, 14. September 2006, 10.45 Uhr

Der Papst trifft in seiner Weihekirche, dem Dom zu Freising, mit den Priestern und Diakonen zu einer Wort-Gottes-Feier zusammen. Dabei betet er zunächst in Stille am Schrein des heiligen Korbinian und spricht danach das Tagesgebet vom Hochfest des Heiligen. Als Schriftlesung wird das Evangelium des Hochfestes verkündet, das mit dem Satz schließt: ,,Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden‘‘.

III. Schlusswort

In der Homilie der Messfeier anlässlich seiner Amtseinführung ging Papst Benedikt XVI. von dem seither häufig zitierten Satz aus, der auch das Motto seiner Apostolischen Reise in Bayern bildet: ,,Wer glaubt, ist nie allein‘‘. Was immer gilt, findet seinen stärksten Ausdruck in der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes.

Das Zweite Vatikanische Konzil hatte formuliert: ,,Die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt. Denn die apostolische Arbeit ist darauf hingeordnet, dass alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl genießen‘‘ (Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium, Art. 10).

Wir tun dies zusammen mit Papst Benedikt am intensivsten, wenn er mit uns in München, Altötting und Regensburg die Eucharistie feiert. Dies zeigt sich aber auch, wenn der Papst den gemeinsamen Gottesdiensten der Tagzeitenliturgie vorsteht: der Sonntagsvesper im Dom zu München, die als Motto das zitierte Wort des Papstes zu einer Bitte um Stärkung des Glaubens umformuliert: ,,Stärke unseren Glauben!‘‘, der Marienvesper in der Basilika Sankt Anna zu Altötting und der Ökumenischen Vesper im Dom zu Regensburg, die uns mit den Christen anderer Konfessionen verbindet.

Auch die Wort-Gottes-Feier mit den Priestern und Diakonen im Dom zu Freising sowie der Gottesdienst zur Segnung der Orgel in der Alten Kapelle zu Regensburg sind weitere Formen  gottesdienstlichen Feierns.

Das ,,liturgische Programm‘‘ des Papstes während seiner Apostolischen Reise ist ein Abbild der Vielfalt des gottesdienstlichen Lebens der Kirche und somit vorbildhaft für die Pfarrgemeinden: ,,Wer glaubt, ist nie allein!‘‘

  

 

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