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JOSEPH FÜHRICH (1800-1876)
KREUZWEG 1844-46
KIRCHE ST. JOHANN NEPOMUK - WIEN

ZEHNTE STATION
Jesus wird seiner Kleider beraubt

   

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.


Aus dem Evangelium nach Johannes. 19, 23-24

Die Soldaten … nahmen Jesu Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: „Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll.“ So sollte sich das Schriftwort erfüllen: „Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand.“

 

BETRACHTUNG

Jesus wird seiner Kleider beraubt: Wir befinden uns im Schlußakt jenes Dramas, das mit der Verhaftung am Ölberg begann und durch das Jesus nicht nur seine Würde als Sohn Gottes, sondern bereits seine Menschenwürde genommen wurde.

Jesus wird also entblößt dem Blick der Leute von Jerusalem und dem Blick der ganzen Menschheit preisgegeben. In einem tiefen Sinn ist das auch recht so: Er hat sich nämlich völlig seiner selbst entäußert, um sich für uns zu opfern. Darum ist die Handlung, ihn seiner Kleider zu berauben, auch die Erfüllung eines Schriftwortes.

Wenn wir Jesus nackt am Kreuz betrachten, spüren wir in unserm Innern eine dringende Notwendigkeit, ohne Verschleierungen in uns selbst hineinzublicken; uns geistig vor uns selbst zu entblößen, aber noch zuvor Gott gegenüber und auch vor unseren Mitmenschen. Den Anspruch abzulegen, besser zu erscheinen als wir sind, um statt dessen zu versuchen, wahrhaftig und offen zu sein.

Die Haltung, die vielleicht mehr als alles andere die Empörung Jesu hervorrief, war tatsächlich die Heuchelei. Wie oft hat er zu seinen Jüngern gesagt: „Macht es nicht wie die Heuchler“ (vgl Mt 6, 2.5.16), oder zu denen, die seine guten Handlungen beanstandeten: „Weh euch, ihr Heuchler!“ (vgl. Mt 23, 13.15.23.25.27.29).

Herr Jesus, der du nackt am Kreuz hängst, hilf mir, selber nackt zu sein vor dir.

 

Alle:

Pater noster, qui es in caelis
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo.

Sancta mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
cordi meo valide.

 

© Copyright 2010 - Libreria Editrice Vaticana

  

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