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Sr. ELENA MARIA MANGANELLI, O.S.A.
KREUZWEG
LECCETO (SIENA) 2011

 

FÜNFTE STATION
Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Jesus lernt den Gehorsam der Liebe auf dem Weg der Passion

 

V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. 
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. 23, 26

Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage.

Simon von Zyrene ist ein Mann, der von den Evangelisten mit besonderer Genauigkeit in bezug auf Namen, Herkunft, Verwandtschaft und Aktivität beschrieben wird; er ist ein an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt dokumentierter Mann, der in gewisser Weise gezwungen wird, ein Kreuz zu tragen, das nicht das seine ist. In Wirklichkeit ist Simon von Zyrene ein jeder von uns. Er empfängt das Holz des Kreuzes Jesu, wie wir einst dessen Zeichen empfangen und angenommen haben in der heiligen Taufe.
Das Leben des Jüngers Jesu ist dieser Gehorsam gegenüber dem Zeichen des Kreuzes in einem zunehmend von der Freiheit der Liebe bestimmten Tun. Es ist der Abglanz des Gehorsams seines Meisters. Es ist die völlige Hingabe, sich von der Geometrie der Liebe[1], von den Dimensionen des Kreuzes selbst belehren zu lassen: Es sind „die Breite der Werke der Güte; die Länge der Standhaftigkeit in Widerwärtigkeiten; die Höhe der Erwartung, die hofft und nach oben schaut; die Tiefe der Wurzel der Gnade, die in der Vorleistungsfreiheit gründet“[2].

Demütiger Jesus,
wenn das Leben uns einen bitteren und schwierigen Kelch zu trinken reicht,
verschließt sich unsere Natur, begehrt auf,
wagt nicht, sich anziehen zu lassen von der Torheit
jener größeren Liebe,
welche den Verzicht Freude werden läßt,
den Gehorsam Freiheit,
das Opfer Weitung des Herzens!

Komm, Geist der Wahrheit,
mach uns gehorsam gegenüber dem Besuch des Kreuzes,
folgsam gegenüber seinem Zeichen, das alles umfängt, was unser ist:
„Gestalt und Seele, Gedanken und Willen,
Sinn und Gemüt, Tun und Lassen“[3],
und alles weitet nach dem Maß der Liebe!

 

Alle:

Pater noster, qui es in cælis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo.

Quis est homo qui non fleret,
Matrem Christi si videret
in tanto supplicio?
 
      



[1] Vgl. Eph3,18.

[2] Vgl. Augustinus, Ep. 140,26,64.

[3] Vgl. R. Guardini, Von heiligen Zeichen.

 

 

© Copyright 2011 - Libreria Editrice Vaticana

  

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