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Sr. ELENA MARIA MANGANELLI, O.S.A.
KREUZWEG
LECCETO (SIENA) 2011

 

ZEHNTE STATION
Jesus wird seiner Kleider beraubt  

Jesus bleibt nackt, um uns mit dem Gewand der Kinder Gottes zu bekleiden.

 

V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. 
R.
Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. 19, 23-24

Die Soldaten … nahmen Jesu Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: „Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll.“ So sollte sich das Schriftwort erfüllen: „Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand.“ Dies führten die Soldaten aus.

Jesus ist nackt. Das Bild Christi, der seiner Kleider beraubt ist, findet in der Bibel reichen Widerhall: Es führt uns zurück zu der unschuldigen Nacktheit des Ursprungs und zur Schande des Sündenfalls. [1]
In der ursprünglichen Unschuld war die Nacktheit das Kleid der Herrlichkeit des Menschen: seine transparente und schöne Freundschaft mit Gott. Mit dem Sündenfall zerbricht die Harmonie dieser Beziehung, die Nacktheit erleidet Schmach und trägt in sich die dramatische Erinnerung an jenen Verlust.
Nacktheit ist ein Synonym für Wahrheit des Seins.
Jesus, der seiner Kleider beraubt ist, webt vom Kreuz her das neue Gewand der Sohneswürde des Menschen. Jenes „Untergewand“ ohne Naht bleibt dort, ganz unversehrt für uns: Das Kleid seiner göttlichen Sohnschaft ist niemals zerrissen, sondern uns von der Höhe des Kreuzes aus geschenkt worden.

Demütiger Jesus,
angesichts Deiner Nacktheit
entdecken wir das Eigentliche
unseres Lebens und unserer Freude:
in Dir Kinder des Vaters zu sein.
Aber wir bekennen auch den Widerstand,
die Armut als Abhängigkeit vom Vater zu ergreifen
und die Nacktheit als die Bekleidung seines Kindes anzunehmen.

Komm, Geist der Wahrheit,
hilf uns, in jeder Entblößung, die wir erleiden,
eine Begegnung mit der Wahrheit unseres Seins zu erkennen und zu preisen,
eine Begegnung mit der erlösenden Nacktheit des Heilands,
ein Sprungbrett zur kindlichen Umarmung mit dem Vater!

 

Alle:

Pater noster, qui es in cælis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo.

Sancta Mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
cordi meo valide.

 



[1] Vgl. Gen 2,25; 3,7.

 

© Copyright 2011 - Libreria Editrice Vaticana

  

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