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KREUZWEG
2012

 

SECHSTE STATION
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

 

V. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi. 
R. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

 

Aus dem Zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, 4, 6

Gott, der sprach: „Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!“, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.

 

Veronika ist eine der Frauen, die Jesus nachfolgen, eine, die intuitiv erfaßt hat, wer er ist, die ihn liebt und darum leidet, als sie ihn leiden sieht. Nun sieht sie in sein Gesicht, in jenes Gesicht, das so viele Male zu ihrer Seele gesprochen hatte. Sie sieht es verstört, blutend und entstellt, auch wenn es nach wie vor Milde und Demut ausdrückt.

Sie erträgt es nicht. Sie will seine Leiden mildern. Sie nimmt ein Tuch und versucht, Blut und Schweiß von diesem Gesicht abzuwischen.

Manchmal hatten wir in unserem Leben die Gelegenheit, Tränen und Schweiß leidender Menschen abzutrocknen. Vielleicht haben wir einem Sterbenskranken in einem Krankensaal beigestanden, einem Einwanderer oder einem Arbeitslosen geholfen, einem Gefangenen zugehört. Und in dem Versuch, ihn innerlich aufzurichten, haben wir vielleicht sein Gesicht abgetrocknet und ihn voll Mitleid angeschaut.

Und doch erinnern wir uns nur selten daran, 
daß in jedem unserer notleidenden Brüder
du, der Sohn Gottes, dich verbirgst.
Wie anders wäre unser Leben,
wenn wir uns daran erinnerten!
Allmählich würden wir uns der Würde eines jeden Menschen bewußt,
der auf der Erde lebt.
Jeder Mensch, schön oder häßlich, begabt oder unbegabt,
vom ersten Augenblick an im Schoß seiner Mutter
oder bereits in vorgerücktem Alter, stellt dich dar, o Jesus.
Nicht nur das: Jeder Mitmensch – bist du.
Sähen wir dich, entwürdigt und elend dort am Kalvarienberg,
würden wir mit Veronika begreifen,
daß wir in jedem Menschenwesen dich erkennen können.

 

Alle:

Pater noster, qui es in cælis:
sanctificetur nomen tuum;
adveniat regnum tuum;
fiat voluntas tua, sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a malo. Amen.

Qui non posset contristari,
Christi Matrem contemplari
dolentem cum Filio?

 

© Copyright 2012 - Libreria Editrice Vaticana

    

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