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AMT FÜR DIE LITURGISCHEN FEIERN DES PAPSTES
 

 

Wann zelebrieren?/3: Das liturgische Jahr (KKK 1168-1173)


 

Im Ostergeschehen, zu dem untrennbar Kreuz und Auferstehung gehören, ist die ganze Erlösungsgeschichte zusammengefasst, ist das gesamte Heilswerk in konzentrierter Weise enthalten. „Man könnte sagen, dass Ostern die zentrale Kategorie der Konzilstheologie darstellt“ (J. Ratzinger, Opera omnia, 774). In diesen Rahmen fügt sich auch das liturgische Jahr ein. So heißt es denn im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK, 1168): „Die neue Zeit der Auferstehung erfüllt vom österlichen Triduum als ihrer Lichtquelle her das ganze liturgische Jahr mit ihrer Klarheit.“

Es konnte nicht anders sein, denn Leiden, Tod und Auferstehung des Herrn, „[d]ieses tatsächliche Ereignis, welches sich in unserer Geschichte ereignet hat, ist ganz und gar einmalig: Alle anderen Ereignisse geschehen einmal, dann gehen sie vorüber, versinken in der Vergangenheit. Das Pascha-Mysterium Christi hingegen kann nicht in der Vergangenheit bleiben, denn durch seinen Tod hat er den Tod besiegt. Alles, was Christus ist, und alles, was er für alle Menschen getan und gelitten hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird ihnen gegenwärtig. Das Ereignis des Kreuzes und der Auferstehung ist etwas Bleibendes und zieht alles zum Leben hin“ (KKK, 1085).

Natürlich sind die Kreuzigung Christi, sein Kreuzestod und – in anderer Weise – auch seine Auferstehung aus dem Grab historische Ereignisse, die als solche der Vergangenheit angehören. Wenn sie aber lediglich Ereignisse der Vergangenheit wären, bestünde unter ihnen nicht wirklich ein Zusammenhang. Letztlich würden sie mit uns nichts zu tun haben. Deswegen führt der Katechismus weiter aus: „Die Ökonomie des Heiles ist in der Zeit am Werk, aber seitdem sie im Pascha Jesu vollendet und der Heilige Geist ausgegossen wurde, ist das Ende der Geschichte als ‚Vorgeschmack‘ bereits vorweggenommen, und das Reich Gottes tritt in unsere Zeit ein“ (KKK, 1168).

Wir müssen nun aber zugeben, dass die Auferstehung so sehr unseren Horizont übersteigt, dass sie unserer Erfahrungswelt so fremd ist, dass wir uns die Frage stellen können: Was bedeutet „auferstehen“ eigentlich? Welche Bedeutung hat es für uns?

Benedikt XVI. tritt näher an dieses Geheimnis heran und erklärt: Die Auferstehung „… ist – wenn wir einmal die Sprache der Evolutionslehre benützen dürfen – die größte ‚Mutation‘, der absolut entscheidendste Sprung in ganz Neues hinein, der in der langen Geschichte des Lebens und seiner Entwicklungen geschehen ist: ein Sprung in eine ganz neue Ordnung, der uns angeht und die ganze Geschichte betrifft. [...] Er war eins mit dem lebendigen Gott, so sehr eins, dass er nur eine Person mit ihm bildete. [...] Sein eigenes Leben war nicht bloß sein Eigen, es war Mitsein und Insein mit Gott, und daher konnte es ihm gar nicht wirklich genommen werden. Er konnte sich aus Liebe töten lassen, aber gerade so zerbrach er die Endgültigkeit des Todes, weil in ihm die Endgültigkeit des Lebens da war. Er war so eins mit dem unzerstörbaren Leben, dass es durch den Tod hindurch neu aufbrach. Sagen wir dasselbe noch einmal von einer anderen Seite her: Sein Tod war ein Akt der Liebe. Im Abendmahl hat er den Tod vorweggenommen und in eine Gabe seiner selbst umgewandelt. Sein Mitsein mit Gott war konkret Mitsein mit Gottes Liebe, und die ist die wahre Macht gegen den Tod, stärker als der Tod” (Predigt, 15.04.2006).

Das ist der wahre Kern der Eucharistie und darin besteht ihre wahre Größe, dass sie immer mehr als nur ein Mahl ist, denn der Herr ist durch ihre Feier mitten unter uns, die Verdienste seines Todes und seiner Auferstehung, jenes zentralen Heilsereignisses, sind gegenwärtig (vgl. Ecclesia de Eucharistia, 11). In diesem Sinn durchdringt „[d]as Mysterium der Auferstehung, worin Christus den Tod besiegt hat, … unsere alte Zeit mit seiner mächtigen Kraft, bis alles Christus unterworfen sein wird“ (KKK, 1169). Das ist möglich, weil Christus Gott und Mensch zugleich ist und er in seiner Person die Dimension der Ewigkeit besitzt. So behalten historische Ereignisse wie jene seines Todes und seiner Auferstehung stets ihren Wert für die Gegenwart.

Deshalb feiert die Kirche das Heilswerk Christi jede Woche am Tag des Herrn, wobei jede Eucharistiefeier voraussetzt, dass man einen weiteren Schritt ins Innere und auf die Gleichzeitigkeit mit dem Ostergeheimnis Christi zu macht. Ebenso feiert die Kirche das Heilswerk Christi einmal im Jahr während dem höchsten Fest, Ostern, das nicht einfach ein Fest unter vielen anderen ist: Es ist „das Fest der Feste“, „die Feier der Feiern“ (KKK, 1169).

Andererseits ist es auch wahr, dass Jesus „während seines Erdenlebens … durch sein Lehren das Pascha-Mysterium“ ankündigte und in seinen Taten vorwegnahm. (KKK, 1085) In der Zeit der Kirche, in der wir uns jetzt befinden, zeigt sich insofern das liturgische Jahr als „die Ausfaltung der verschiedenen Aspekte des einen Pascha-Mysteriums. Das gilt besonders für den um das Mysterium der Inkarnation angelegten Festkreis (Verkündigung, Weihnachten, Epiphanie), der des Beginns unseres Heils gedenkt und uns die Erstlingsfrüchte des Pascha-Mysteriums mitteilt“ (KKK, 1171).

Schließlich verehrt die Kirche zu verschiedenen Zeitpunkten während des liturgischen Jahres auf besondere Weise die allerseligste Jungfrau Maria, „die durch ein unzerreißbares Band mit dem Heilswerk ihres Sohnes verbunden ist. In ihr bewundert und preist sie die erhabenste Frucht der Erlösung. In ihr schaut sie wie in einem reinen Bilde mit Freuden an, was sie ganz zu sein wünscht und hofft“ (KKK, 1172). Und im Gedenken an die Heiligen „verkündet die Kirche das Pascha-Mysterium“ in denen, „die mit Christus gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind. Sie stellt den Gläubigen ihr Beispiel vor Augen, das alle durch Christus zum Vater zieht, und sie erfleht um ihrer Verdienste willen die Wohltaten Gottes“ (KKK, 1173).

 

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