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Maria Euthymia Üffing

 

»Hier in Münster habt Ihr die Wirkstätten und das Grab der Clemensschwester Maria Euthymia, zu der Scharen von Hilfe Suchenden pilgern. An den scheinbar verborgenen Orten ihres aufopfernden Dienstes hat diese einfache Ordensfrau stellvertretend für viele gezeigt, ein Leben aus dem Glauben und dem Evangelium hat weltverändernde Kraft. Aus der Kraft ihrer Christusnachfolge entstand in ihrer Nähe Heimat und Geborgenheit für kriegsgefangene Menschen, die ihr anvertraut waren. Liebe besiegt den Hass« (Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Münster am 01. Mai 1987).

Emma Üffing, so der bürgerliche Name von Schwester M. Euthymia, wurde am 08. April 1914 in Halverde, Kreis Steinfurt, geboren und am gleichen Tag in der Pfarrkirche zu Halverde getauft. Als Kind aus zweiter Ehe der Eltern August Üffing und Maria Schnitt wuchs Emma mit zehn Geschwistern in dörflicher Umgebung auf. Die tief-religiöse kinderreiche Familie und das kirchliche Leben prägten ihre Kindheit und Jugend. Eine Rachitiserkrankung verzögerte ihre körperliche Entwicklung. Sie blieb schwächlich. Dennoch beklagte sie sich niemals, empörte sich nicht, wenn ihr Unrecht widerfuhr, sondern nahm den Geschwistern unangenehme Arbeiten ab, wo immer sie konnte. Sie besuchte die Volksschule Halverde. Auch hier musste sie sich anstrengen. Durch Fleiß und Ausdauer erwarb sie sich das Zeugnis einer guten Schülerin, die fast immer den zweiten Platz in der Schule erreichte.

Am 27. April 1924 empfing Emma die erste hl. Kommunion und am 03. September des gleichen Jahres die Firmung aus der Hand von Bischof Johannes Poggenburg. Sie feierte täglich die hl. Messe mit, war ein frommes und stilles, aber frohes Kind, das durch die andächtige Haltung beim Gebet auffiel. Bereits mit 14 Jahren äußerte Emma den Wunsch, Ordensschwester zu werden.

Am 01. November 1931 begann sie ihre Berufsausbildung als Hauswirtschaftslehrling im nahegelegenen St. Anna-Hospital, Hopsten. Hier lernte sie die Barmherzigen Schwestern von Münster, Clemensschwestern, kennen. Die Oberin des Hauses, Schwester Euthymia Linnenkämper, schätzte Emma Üffings stets hilfsbereite und einsatzfreudige Art. Eine Mitschülerin bezeugt: »Keine Arbeit war Emma Üffing zu klein und zu gering. Von allen im Haus wurde sie geschätzt und geachtet. Nie sah man sie verstimmt oder verdrießlich. Darum war sie überall gern gesehen«. Am 08. Dezember 1932 starb Emmas Vater. Tage zuvor kam sie ins Elternhaus, um der Mutter bei der Pflege des schwerkranken Vaters zu helfen. Es war das erste Mal, dass Emma einem Kranken beistehen durfte und sie bei der Spendung der Krankensakramente dabei war; ein Dienst, den sie später noch so oft am Bett von sterbenden Menschen erfüllen sollte.

Nach Abschluss ihrer Ausbildung am 01. Mai 1933 kehrte Emma ins Elternhaus zurück. Im Einverständnis mit der Mutter bat sie im März 1934 durch einen Brief an das Mutterhaus in Münster um Aufnahme in die Kongregation der Clemensschwestern. Emma, damals 20 Jahre alt, war aufgrund ihrer frühen Rachitiserkrankung von schwächlicher Konstitution, wie das ärztliche Gesundheitszeugnis bestätigt. Nach anfänglichem Zögern beschloss die Ordensleitung in Münster, ihrem Antrag zuzustimmen. Am 23. Juli 1934 trat Emma Üffing, als eine von 47 Postulantinnen, in die Kongregation der Clemensschwestern in Münster ein. Sie erhielt den Namen Euthymia, den sie sich in Erinnerung an die damalige Oberin Euthymia Linnenkämper in Hopsten so sehnlichst gewünscht hatte. Das Ziel ihrer großen Sehnsucht nach einem Leben für Gott und die Menschen erfüllte sich, als sie am 11. Oktober 1936 ihre zeitlichen Gelübde ablegte. Auf diesen Tag hatte sie sich in der Zeit des Postulates und Noviziates intensiv und gewissenhaft vorbereitet. Freudig teilt sie ihrer Mutter im Brief mit: »Ich habe ihn gefunden, den meine Seele liebt, ich will ihn festhalten und nicht mehr von mir lassen« (vgl. Hld. 3, 4).

Am 30. Oktober 1936 wurde Schwester M. Euthymia zum Vinzenz-Hospital nach Dinslaken versetzt. Nach kurzer Tätigkeit in der Frauenstation betreute sie die Kranken der Isolierstation, die, in einer Holzbaracke untergebracht, den Namen der heiligen Barbara trug. Mit der ihr eigenen Zähigkeit und Gründlichkeit bereitete sie sich für die Krankenpflege auf theoretische und praktische Prüfungen vor. Am 03. September 1939 erhielt sie das Diplom einer Krankenschwester mit der Note »sehr gut«. Ein Jahr später, am 15. September 1940, bindet Schwester M. Euthymia sich endgültig an Gott und die Gemeinschaft in ihrer Ewigen Profess.

Die Not in der Zeit des Krieges erschwerte die Arbeit in der Krankenpflege. 1943 wurde Schwester M. Euthymia die Pflege der kranken Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter anvertraut, insbesondere Engländer, Franzosen, Russen, Polen, Ukrainer. Sie widmete sich der Betreuung mit unermüdlicher Sorge und Herzlichkeit. Der französische Priester Emile Eche, der selbst als Kriegsgefangener mehrere Jahre im Krankenhaus in Dinslaken lebte, stellt ihr ein hervorragendes Zeugnis aus: Im Umgang mit den Kranken war sie von einer herzlichen Liebe und Freundlichkeit, nichts wurde ihr zuviel. Sie wusste, dass die kranken Gefangenen nicht nur körperlich viele Leiden zu ertragen hatten. Durch ihre menschliche Zuneigung und Nähe vermittelte sie ihnen das Gefühl der Geborgenheit und Heimat. Sie betete mit den Kranken und sorgte, dass sie die heiligen Sakramente empfangen konnten. Man nannte Schwester M. Euthymia schon bald den »Engel von St. Barbara«. Viele Menschen in ihrer Umgebung sahen in den kranken Kriegsgefangenen den Gegner und Feind. Für Schwester M. Euthymia waren es Menschen, die ihre Hilfe brauchten. Als sie bemerkte, dass Kriegsgefangene, vom Hunger getrieben, sogar in den Mülltonnen wühlten, bettelte sie um Brot, bereitete Butterbrote und legte sie in die zuvor gesäuberten Mülltonnen, damit die Hungrigen sie finden konnten. Sie tat das Gute, auch unter Androhung von Strafe. »Schwester M. Euthymias Leben war ein Gesang der Hoffnung mitten im Krieg«, sagt Emile Eche. Nach Beendigung des Krieges wurde Schwester M. Euthymia, die so leidenschaftlich in der Krankenpflege tätig gewesen war, die Leitung der Wäscherei in Dinslaken anvertraut und drei Jahre später der groen Wäscherei des Mutterhauses und der Raphaelsklinik in Münster. Obwohl sie den Dienst an den Kranken so liebte, folgte sie diesem Ruf wie selbstverständlich. »Es ist ja alles für den großen Gott«, war ihre Reaktion. Trotz der Überfülle ungeheuer anstrengender Arbeit blieb sie die freundliche und immer hilfsbereite Ordensfrau, die für jeden ein freundliches Lächeln und ein gutes Wort hatte und allen, die sie in irgendeiner Angelegenheit um Hilfe baten, auch zur Seite stand. Sie lebte das Alltägliche auf ganz außerordentliche Weise. Alle freie Zeit, die oft nur knapp bemessen war, verbrachte sie betend vor dem Tabernakel. Viele, die sie kannten, baten sie schon damals um ihr fürbittendes Gebet. Eine schwere Krebserkrankung führte nach wochenlangem Krankenlager zum frühen Tod von Schwester M. Euthymia. Sie starb am Morgen des 09. September 1955. Sofort begann die Verehrung; Menschen - inzwischen weit über Deutschland hinaus - erbitten ihre Fürsprache bei Gott und erfahren Hilfe.

  

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