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Joseph Bilczewski (1860-1923)

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Der selige Erzbischof JOSEPH BILCZEWSKI wurde am 26. April 1860 in Wilamowice, bei Kęty, in der heutigen Diözese Bielsko-Żywiec, einst Krakau, geboren. Nach Abschluß der Grundschule in Wilamowice und in Kęty besuchte er das Gymnasium in Wadowice, wo er im Jahr 1880 das Reifezeugnis erhielt. Am 16. Juli 1884 wurde er dann durch Kardinal Albino Dunajewski in Krakau zum Priester geweiht. An der Universität Wien erlangte er 1886 die Doktorwürde in Theologie. Nach weiteren Studien in Rom und Paris erhielt er 1890 an der Jagellonen-Universität in Krakau die Habilitation. Ein Jahr danach wurde er Professor für Dogmatik an der Universität »Johannes Casimir«, in Leopolis, und bekleidete auch eine Zeit lang zuerst das Amt des Dekans der Theologischen Fakultät, dann jenes des Rektors der Universität. Als Professor war er von den Studenten sehr geschätzt und erfreute sich gleichzeitig der Wertschätzung und Freundschaft seiner Professorenkollegen der Universität. Mit Hingabe widmete er sich der wissenschaftlichen Arbeit und erwarb sich trotz seiner relativ jungen Jahre den Ruf eines respektablen Wissenschaftlers. Seine außergewöhnlichen Gaben des Geistes und des Herzens wurden auch vom Österreichischen Kaiser Franz Josef erkannt, der Msgr. Joseph Bilczewski dem hl. Vater als Kandidat für den frei gewordenen Bischofssitz von Leopolis empfahl. Der hl. Vater Leo XIII. griff den Vorschlag des Kaisers gerne auf und ernannte am 17. Dezember 1900 den vierzigjährigen Msgr. Joseph Bilczewski zum lateinischen Erzbischof von Leopolis.

Die wirren sozialen, wirtschaftlichen, ethnischen und religiösen Verhältnisse erschwerten die Leitung der großen Diözese und erforderten von ihrem Hirten große moralische Kraft, großes Vertrauen in Gott und einen durch den Kontakt mit Gott ständig erneuerten Glauben.

Der Erzbischof Joseph Bilczewski zeichnete sich aus durch seine große Herzensgüte, durch Verständnis, Demut, Frömmigkeit, Arbeitseifer und pastoralen Einsatz, die alle aus einer übergroßen Liebe zu Gott und dem Nächsten entsprangen.

Als er von der Erzdiözese Leopolis Besitz ergriff stellte er mit großer Klarheit sein pastorales Programm vor, das er mit den Worten zum Ausdruck brachte: »Sich ganz für die heilige Kirche hingeben«. Unter anderem wies er auf die Notwendigkeit hin, die Verehrung des Heiligsten Altarsakraments und den häufigen Kommunionempfang zu fördern.

Eine besondere Form der Pastoral von Erzbischof Bilczewski waren seine Hirtensschreiben und seine Aufrufe an die Priester und Gläubigen der Erzdiözese. In ihnen behandelte er Fragen des Glaubens und der Moral der Zeit sowie aktuelle Fragen des sozialen Lebens. Er besprach Themen der Verehrung der Eucharistie und des Hlst. Herzens Jesu, der häufigen Beichte und der Bedeutung der religiösen und moralischen Erziehung der Kinder und Jugendlichen in der Familie wie in der Schule. Er lehrte die Liebe zur Kirche und zum heiligen Vater. Er sorgte sich vor allem um die Heranbildung vieler heiliger Priesterberufe. Im Priester sah er vor allem einen Lehrer des Glaubens und ein Werkzeug Christi, einen Vater für Arm und Reich. Als Repräsentant Christi auf Erden mußte er Diener der Sakramente sein. Aus all diesen Gründen mußte sein Herz auf die Feier der Eucharistie ausgerichtet sein, um das Volk Gottes mit dem Leib Christi zu nähren.

Oft mahnte er die Priester zur Anbetung des allerheiligsten Sakraments. In einem Hirtenbrief, der der Verehrung der Eucharistie gewidmet war, lud er die Priester zur Mitgliedschaft in Priestervereinigungen ein: die Vereinigung der ewigen Anbetung des allerheiligsten Sakraments und die Vereinigung zur Hilfe armer katholischer Kirchen. Damit wollte er den Eifer der Priester selbst stärken. Große Sorgfalt widmete er auch der Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Eucharistie. Erzbischof Joseph Bilczewski förderte den Bau von Kirchen und Kapellen, Schulen und Heimen; er förderte den Unterricht, um den Bildungsstand der Gläubigen zu heben. Geistig wie materiell unterstützte er die bedeutendsten Werke, die in seiner Erzdiözese entstanden. Sein heiliges Leben, das an Gebet, Arbeit und Werken der Barmherzigkeit reich war, hatte zur Folge, daß er sich der hohen Achtung und Anerkennung seitens aller Konfessionen, Riten und Nationalitäten innerhalb seiner Erzdiözese erfreuen konnte. Während der Zeit seines pastoralen Wirkens entbrannten keine religiösen oder nationalistischen Konflikte. Er war ein Vorkämpfer der Einheit, der Eintracht und des Friedens. In den sozialen Fragen stand er stets auf Seiten des Volkes und der Armen. Er lehrte, daß das Fundament des sozialen Lebens die von christlicher Liebe durchformte Gerechtigkeit sein müsse. Während des ersten Weltkrieges, als die Geister von Haß und Verachtung verseucht waren, zeigte er den Menschen die unendliche Liebe Gottes, der jede Sünde und jede Beleidigung zu vergeben bereit ist. Immer wieder erinnerte er an die Notwendigkeit der Beachtung der Gebote Gottes, ganz besonders jenes der brüderlichen Liebe. Feinfühlig für die sozialen Fragen der Familien und der Jugend zeigte er mutig Lösungen für die Probleme auf, ausgehend von den Geboten der Gottes- und Nächstenliebe. Während seines 23jährigen pastoralen Wirkens hatte er das Antlitz von Leopolis verändert. Sein Tod am 20. März 1923 setzte seinem umfassenden und weit blickenden pastoralen Wirken ein Ende.

Wohlvorbereitet auf den Tod nahm er diesen in Frieden und Ergebung an als Zeichen des Willens Gottes, den er stets heilig hatte.

Er schied aus dieser Welt im allgemeinen Rufe der Heiligkeit. Seinem Wunsch gemäß wurde er im Friedhof von Janów in Leopolis beigesetzt, der »Arme-Leute-Friedhof« genannt wurde. Er wollte unter jenen ruhen, denen er immer Vater und Beschützer gewesen war.

Dank des Bemühens der Erzdiözese von Leopolis wurde der Selig- und Heiligsprechungsprozeß eingeleitet. Der erste Abschnitt davon endete am 17. Dezember 1997 mit der Erklärung der Heroizität der Tugenden des Erzbischofs Joseph Bilczewski durch den hl. Vater Johannes Paul II. Im Juni 2001 wurde von der Kongregation für die Heiligsprechungen die Tatsache der raschen, dauerhaften und »quoad modum« unerklärlichen Heilung von schweren Verbrennungen des 9jährigen Jungen Marcin Gawlik anerkannt, die auf Fürsprache des Erzbischofs Joseph Bilczewski bewirkt wurde. Damit war der Weg für die Seligsprechung eröffnet. Diese fand am 26. Juni 2001 in Leopolis statt, während des Pastoralbesuchs von Papst Johannes Paul II. in der Ukraine.

 

Predigt von Benedikt XVI.

    

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