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APOSTOLISCHE REISE
VON PAPST BENEDIKT XVI.
NACH SYDNEY (AUSTRALIEN) ANLÄSSLICH DES
XXIII. WELTJUGENDTAGES
(13. - 21. JULI 2008)

INTERVIEW MIT PAPST BENEDIKT XVI.
WÄHREND DES FLUGES NACH AUSTRALIEN

Samstag, 12. Juli 2008




Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Die nächste Frage ist von Auskar Surbakti, SBS, australisches Fernsehen.

Frage: Heiliger Vater, es tut mir leid, aber ich spreche nicht gut italienisch. So werde ich meine Frage auf englisch stellen. Australische Opfer von sexuellem Mißbrauch durch Kleriker haben gefordert, daß Eure Heiligkeit das Thema ansprechen und während Ihrer Reise nach Australien den Opfern eine Entschuldigung bieten solle. Auch Kardinal Pell sagte, daß es für den Papst angemessen wäre, das Thema anzusprechen, und Sie selbst machten eine ähnliche Geste während Ihrer jüngsten Reise in die Vereinigten Staaten. Wird Eure Heiligkeit über das Thema des sexuellen Mißbrauchs sprechen und sich entschuldigen?

Benedikt XVI.: Ja, das Problem ist im wesentlichen dasselbe wie in den Vereinigten Staaten. Ich fühlte mich dazu verpflichtet, darüber in den Vereinigten Staaten zu sprechen, da es im Wesen der Kirche liegt zu versöhnen, vorzubeugen, zu helfen und ebenso die Schuld in diesen Problemen zu erkennen; daher werde ich im wesentlichen dasselbe sagen, was ich in Amerika sagte. Wir haben, so merkte ich an, drei Dimensionen zu klären: die erste, die ich erwähnte, ist unsere Morallehre. Es muß klar sein, und es war immer klar, angefangen bei den ersten Jahrhunderten, daß das Priestertum, das Priestersein mit diesem Verhalten unvereinbar ist, da ein Priester im Dienst des Herrn steht, und unser Herr ist die Heiligkeit in Person, und er ist immer unser Lehrer – die Kirche hat hierauf stets den Akzent gesetzt. Wir müssen darüber nachdenken, was in unserer Erziehung, in unserer Lehre der letzten Jahrzehnte unzureichend war: in den 50er, 60er und 70er Jahren gab es das Konzept des ethischen Proportionalismus: es bestand in der Absicht, daß nichts in sich schlecht ist, sondern nur in seiner Proportion zu anderem; mit dem Proportionalismus war die Möglichkeit gegeben, in bezug auf einige Dinge – eines davon kann auch die Pädophilie sein – zu denken, daß sie in bestimmten Proportionen gut sein können. Nun, da muß ich ganz klar sein: das war niemals eine katholische Lehre. Es gibt Dinge, die immer schlecht sind, und Pädophilie ist immer schlecht. In unserer Ausbildung, in den Seminarien, in der ständigen Weiterbildung der Priester müssen wir den Priestern helfen, Christus wirklich nahe zu sein, von Christus zu lernen, und so Helfer und nicht Feinde unserer Mitmenschen, unserer Mitchristen zu sein. Daher werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um zu erklären, was die Lehre der Kirche ist, und in der Ausbildung und Vorbereitung von Priestern helfen, in der ständigen Weiterbildung, und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Opfer zu heilen und zu versöhnen. Ich denke, dies ist der wesentliche Inhalt des Wortes »um Entschuldigung bitten«. Ich denke, daß es besser und wichtiger ist, den Inhalt der Formel zu geben, und ich bin der Ansicht, daß der Inhalt besagen muß, was in unserem Verhalten unzureichend war, was wir in diesem Moment tun sollen, wie wir es verhindern und wie wir alle heilen und versöhnen können.

 

EUCHARISTIEFEIER MIT DEN BISCHÖFEN, SEMINARISTEN,
NOVIZEN UND NOVIZINNEN

PREDIGT VON BENEDIKT XVI.

Saint Mary's Cathedral, Sydney
Samstag, 19. Juli
2008

 

Liebe Freunde, möge diese Feier in Anwesenheit des Nachfolgers Petri ein Moment der Erneuerung unserer Hingabe und der Erneuerung für die ganze Kirche in Australien sein! An diesem Punkt möchte ich innehalten, um die Scham einzugestehen, die wir alle empfunden haben aufgrund des sexuellen Mißbrauchs von Minderjährigen durch einige Kleriker und Ordensleute in diesem Land. Ich bedauere wirklich zutiefst den Schmerz und das Leid, die die Opfer ertragen mußten, und ich versichere ihnen, daß ich als ihr Hirte ihr Leid mitfühle. Diese Vergehen, die einen so schweren Vertrauensbruch darstellen, verdienen eine eindeutige Verurteilung. Sie haben großen Schmerz verursacht und dem Zeugnis der Kirche geschadet. Ich bitte Euch alle, Eure Bischöfe zu unterstützen, ihnen zu helfen und im Kampf gegen dieses Übel mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Opfer sollten Mitgefühl und Fürsorge erfahren, und die Verantwortlichen für diese Übel müssen vor Gericht gestellt werden. Es ist eine dringende Priorität, eine sicherere und gesundere Umgebung zu fördern, besonders für die jungen Menschen. In diesen Tagen, die unter dem Zeichen des Weltjugendtages stehen, werden wir daran erinnert, wie kostbar der Schatz ist, der uns in unseren Jugendlichen anvertraut ist, und ein wie großer Teil der Mission der Kirche in diesem Land ihrer Erziehung und Fürsorge gewidmet wurde. Während die Kirche in Australien fortfährt, sich im Geist des Evangeliums dieser schweren pastoralen Herausforderung wirkungsvoll zu stellen, schließe ich mich Euch im Gebet an, damit diese Zeit der Läuterung zu Heilung, Versöhnung und immer größerer Treue gegenüber den moralischen Forderungen des Evangeliums führt.

 

 

 

PRESS RELEASE: MEETING OF THE HOLY FATHER WITH A REPRESENTATIVE GROUP OF PERSONS ABUSED BY MEMBERS OF THE CLERGY

As an expression of his ongoing pastoral concern for those who have been abused by members of the clergy, His Holiness Pope Benedict XVI today celebrated Mass with a representative group of victims. He listened to their stories and offered them consolation. Assuring them of his spiritual closeness, he promised to continue to pray for them, their families and all victims. Through this paternal gesture, the Holy Father wished to demonstrate again his deep concern for all those who have suffered sexual abuse.

From the Vatican, 21 July 2008

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