KONGREGATION FÜR DAS
KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN
DIE KATHOLISCHE SCHULE
EINLEITUNG
Die Katholische Schule nach dem
Konzil
1. Die
Katholische Schule gewinnt in der Kirche, wie sie sich nach dem Zweiten
Vatikanischen Konzil darstellt, immer größere Bedeutung, besonders nach den
Konstitutionen Lumen Gentium und Gaudium et Spes. Sie bildet
einen Teil des umfassenderen Gebietes der christlichen Erziehung, die eigens
in der Konzilserklärung Gravissimum Educationis behandelt wird. Deren
Richtlinien sind maßgeblich für das vorliegende Dokument, das die
Ausführungen über die Katholische Schule vertiefen soll.
Inhalt und Bedeutung
des Dokumentes
2. Im Bewußtsein der
schwerwiegenden Probleme, die der christlichen Erziehung in der
pluralistischen Gesellschaft unserer Zeit innewohnen, fühlt sich die
Kongregation für das Katholische Bildungswesen verpflichtet, besondere
Aufmerksamkeit dem Wesen und den unterscheidenden Merkmalen einer Schule
zuzuwenden, die sich als katholisch bezeichnet und empfiehlt. Die Bedingungen,
unter denen die Katholische Schule in den verschiedenen Ländern mit
christlicher oder nichtchristlicher Überlieferung arbeiten muß, sind sehr
vielgestaltig, und diese Vielfalt trifft auch für die Schulgesetze zu.
Deshalb ist es notwendig, daß die Probleme der Katholischen Schule von den
kirchlichen Behörden der einzelnen Länder aufgegriffen und im gegebenen
sozialen und kulturellen Zusammenhang gelöst werden.
Daseinsberechtigung der Katholischen
Schule
3. Der Kongregation für
das Katholische Bildungswesen erscheint es angebracht, zur Lösung dieser
Probleme einige Überlegungen vorzulegen, die dazu dienen, den erziehlichen
Wert der Katholischen Schule ins rechte Licht zu rücken. In diesem Wert
besteht ihre wesentliche Daseinsberechtigung und die Grundlage ihres
Apostolates. Diese Überlegungen erheben nicht den Anspruch, den Gegenstand
erschöpfend zu behandeln. Sie sollen vielmehr die Voraussetzung für eine
vertiefte Schau der Probleme bilden und zu einer wirksameren Anwendung des
Erkannten führen.
Der angesprochene
Personenkreis
4. Die
Bischofskonferenzen sind sich sicher der Pflicht bewußt, ihre Hirtensorge der
gesamten katholischen Jugend in den
verschiedenen Schulen des Landes zuzuwenden.(1) Die Kongregation für das
Katholische Bildungswesen möchte sie aber mit diesem Dokument einladen, einen
Bildungsplan für die verschiedenen Stufen der erziehlichen Betreuung
ausarbeiten zu lassen, der den Forderungen nach einer Gesamtbildung der jungen
Menschen von heute in den katholischen Schulen entspricht, und darüber zu
wachen, daß er verwirklicht wird. Die Kongregation wendet sich überdies an
alle, die für die Erziehung verantwortlich sind - Eltern, Lehrer,
Schulbehörden und die Jugend selbst - damit sie alle verfügbaren Mittel
einsetzen, die es der Katholischen Schule ermöglichen, einen echten
staatsbürgerlichen und apostolischen Dienst zu leisten.
I. DIE
KATHOLISCHE SCHULE UND DIE HEILSSENDUNG DER KIRCHE
Heilssendung der Kirche
Der Heilsplan Gottes...
5. In seinem geheimnisvollen
Heilsplan der Liebe hat Gott der Vater, als die Fülle der Zeiten gekommen
war, seinen eingeborenen Sohn gesandt, damit er auf Erden das Reich Gottes
gründe und die Wiederherstellung des Menschengeschlechts bewirke. Um sein
Heilswerk fortzusetzen, hat Jesus Christus die Kirche als sichtbare
Gemeinschaft eingesetzt, die vom Heiligen Geist belebt wird.
.. verwirklicht sich in der Kirche
6. Unter der Führung dieses
Geistes vertieft die Kirche unaufhörlich ihr Selbstverständnis und sucht das
Geheimnis ihres Wesens und ihrer Sendung zu ergründen.(2) So entdeckt
sie aufs neue ihren lebensnotwendigen Bezug zu Christus und «findet immer
mehr Licht, neue Kraft und größere
Freude in der Erfüllung ihrer eigenen Sendung und in dem Bemühen, die besten
Mittel und Wege zu finden, um ihre Beziehungen zur Gemeinschaft der Menschen
lebensnaher, wirkungsvoller und heilsamer zu gestalten; gehört sie doch
selbst, wenn auch durch unverwechselbare Wesenszüge unterschieden, dieser
menschlichen Gemeinschaft an, zu deren Dienst sie bestellt ist, damit alle
Menschen ihre Seinsfülle in Christus erreichen».(3)
Sendung der
Kirche
7. Die Sendung der
Kirche ist es also, das Evangelium zu verkünden, das heißt, allen die frohe
Botschaft des Heiles kundzutun, in der Taufe die Menschen neu zu schaffen und
sie heranzubilden, bewußt als Kinder Gottes zu leben.
Hilfsmittel in der Ausübung
des kirchlichen Dienstes
Die Schule im Dienst der
kirchlichen Sendung
8. Um ihrem
Heilsauftrag nachzukommen, bedient sich die Kirche hauptsächlich der Mittel,
die ihr Jesus Christus selbst anvertraut hat, ohne die anderen zu
vernachlässigen, die es ihr in den verschiedenen Zeiten und Kulturen
ermöglichen, ihr übernatürliches Ziel zu erreichen und die Entwicklung der
menschlichen Persönlichkeit zu fördern. Indem sie ihrer Sendung nachkommt,
paßt sie die Mittel den veränderten Verhältnissen der Zeiten und den neuen
Bedürfnissen der Menschen an.(4) In der Begegnung mit den verschiedenen
Kulturen und dem unablässigen Fortschritt der menschlichen Lebensformen
offenbart die Kirche durch ihre Glaubensverkündigung «den Menschen aller
Zeiten und Zonen das transzendente Ziel, das allein dem Leben seinen vollen
Sinn gibt».(5)
In Erfüllung dieser Heilsaufgabe gründet die Kirche ihre eigenen Schulen,
denn sie sieht in ihnen ein vorzügliches Mittel zur ganzheitlichen Ausbildung
des Menschen, insofern sie tatsächlich eine Stätte sind, an der eine
spezifische Auffassung von der Welt, dem Menschen und der Geschichte
erarbeitet und übermittelt wird.
Beitrag der Katholischen
Schule zur Erfüllung der kirchlichen Heilssendung
Bezug zum Evangelium
9. Die Katholische Schule trägt
zur Heilsvermittlung der Kirche bei, besonders in der Glaubenserziehung. Dabei
ist sie der Tatsache eingedenk, daß «das psychologische Bewußtsein
und das sittliche Gewissen von Christus zur gleichzeitigen vollen Entfaltung
berufen sind und daß ohne diese Vorbedingung der Mensch kaum die göttlichen
Gaben der Wahrheit und der Gnade in dem Maß erhalten kann, wie sie ihm
zukommen».(6)
Deshalb fühlt sich die Kirche verpflichtet, in ihren Kindern das volle Bewußtsein ihrer Wiedergeburt zu einem neuen Leben zu fördern.(7) In der
ausdrücklichen Berufung auf das Evangelium Jesu Christi, das im Gewissen und
Leben der Gläubigen zu verwurzeln ist, liegt das Kennzeichnende des
Erziehungszieles der Katholischen Schule, die bei seiner Verwirklichung
natürlich den bestehenden kulturellen Verhältnissen Rechnung tragen muß.
Erziehungsaufgabe
der Kirche und pluralistische Kultur
Begegnung der Kirche
mit der Kultur...
10. Im Lauf der Jahrhunderte hat
die Kirche «in ihrem unaufhörlichen
Streben nach der Fülle der göttlichen Wahrheit»(8)
immer mehr aus den Quellen der Kultur geschöpft
und sich ihrer Errungenschaften bedient, um die Offenbarung
zu vertiefen und den fruchtbaren Gedankenaustausch
mit der Welt zu fördern. Im Licht des Glaubens, bei
dessen Auslegung sie sich vom Geist des Herrn geführt weiß,
bemüht sich die Kirche, in den Ereignissen, den Forderungen
und den Bestrebungen unserer Zeit (9) die dringendsten
Aufgaben zu erkennen, die am besten den Absichten
Gottes entsprechen.
... und mit dem Kulturpluralismus
11. In der Gesellschaft unserer
Tage, die, neben anderen Merkmalen,
durch den kulturellen Pluralismus gekennzeichnet ist, erkennt die Kirche das
dringende Bedürfnis nach der Gegenwart des christlichen Gedankengutes,
insoweit es einen gültigen Prüfstein für die wirren Begriffe und
Verhaltensweisen unserer Zeit darstellt. «Die Bezugnahme auf Jesus Christus
lehrt tatsächlich die echten Werte erkennen, die den Menschen formen, und die
falschen Werte, die ihn entwürdigen».(10)
Bedeutung der Erziehung in der
pluralistischen Gesellschaft
12. Der kulturelle
Pluralismus drängt deshalb die Kirche, ihre erzieherischen Anstrengungen zu
steigern, um selbständige und verantwortungsbewußte Persönlichkeiten
heranzubilden, die dem lähmenden Relativismus widerstehen und gemäß den
Anforderungen ihres Taufgelöbnisses leben können. Er veranlaßt sie außerdem, echte christliche Gemeinschaften zu fördern, die gerade aus der
Kraft ihres lebendigen und tätigen Christseins heraus einen eigenständigen
und wertvollen Beitrag zum Fortschritt der weltlichen Gesellschaft im Geist
des Dialogs und der Zusammenarbeit leisten können. Die gleichen vorrangigen
Aufgaben drängen sich der Kirche auch in der Begegnung mit anderen
kennzeichnenden Wesenszügen unserer zeitgenössischen Kultur auf, wie dem
Materialismus, dem Pragmatismus und der Verfallenheit an die Technik.
Pluralismus im Schulbereich
13. Um in der Auseinandersetzung
mit dem Kulturpluralismus die Erreichung ihrer Ziele zu gewährleisten, setzt
sich die Kirche für den Grundsatz des Schulpluralismus ein, nämlich für das
Nebeneinander und, wenn möglich, die Zusammenarbeit der verschiedenen
Schulsysteme, die den jungen Menschen die Möglichkeit geben, auf
eigenständiger Weltanschauung ruhende Wertmaßstäbe auszubilden sowie ihre
rege Mitarbeit am Aufbau einer Gemeinschaft und damit am Fortschritt der
menschlichen Gesellschaft vorzubereiten.
Platz der Katholischen Schule
im Schulpluralismus
14. Aus dieser Sicht
kommt der Katholischen Schule nach Art und Möglichkeit der Umstände ein
eigener Platz im Schulsystem der verschiedenen Länder zu. Wenn die Kirche
diese zusätzliche Möglichkeit für die Wahl einer Schule anbietet,
tut sie es mit der Absicht, der Einladung zur Zusammenarbeit nachzukommen, die
heute in einer vom Kulturpluralismus geprägten Welt auch an sie ergeht.
Zugleich will sie ihren Beitrag zur Förderung der Lehrfreiheit leisten und
dadurch die Gewissensfreiheit und das Recht der Eltern auf die Wahl einer
Schule, die ihren Erziehungsabsichten am besten entspricht, unterstützen und
verteidigen.(11)
Beitrag der Katholischen Schule
zur Auseinandersetzung der Kirche mit der Umwelt
15. Die Kirche ist
schließlich fest überzeugt, daß die Katholische Schule mit ihrem
Bildungsplan, den sie den Menschen unserer Zeit anbietet, eine ihr eigene
kirchliche Aufgabe, die dringend und unersetzlich ist, erfüllt. Durch die
Katholische Schule nimmt die Kirche tatsächlich am kulturellen
Gedankenaustausch mit einem Beitrag teil, der eigenständig und wirksam den
wahren Fortschritt auf eine ganzheitliche Ausbildung des Menschen hin
fördert. Das Verschwinden der Katholischen Schule würde daher einen
unermesslichen Verlust(12) für die Kultur, für den Menschen und für seine
natürliche und übernatürliche Bestimmung darstellen.
II. DER
GEGENWÄRTIGE PROBLEMKREIS UM
DIE KATHOLISCHE SCHULE
Die Katholische
Schule wird in Frage gestellt
16. In der Erwägung ihrer
Heilsaufgabe betrachtet die Kirche die Katholische Schule als eine Stätte,
die für die ganzheitliche Heranbildung ihrer Gläubigen vorzüglich geeignet
ist, und als einen Dienst von höchster Wichtigkeit, den sie allen Menschen
leistet. Dabei übersieht sie aber nicht die vielfältigen Zweifel und
Einwände, die von verschiedenen Seiten gegen die Katholische Schule erhoben
und sogar gegen ihre Existenzberechtigung und ihren Leistungswert gerichtet
werden. Man muß allerdings die Frage in einem größeren Problemkreis sehen,
der alle gesellschaftlichen Einrichtungen als solche umfaßt, da sich die
heutige Gesellschaft, der sie dienen, immer rascher und tiefgreifender
wandelt.
Einwände gegen
die Katholische Schule
Einladung zur Erneuerung
17. In der Auseinandersetzung um
die Katholische Schule kann man einige häufig wiederkehrende Einwände,
Schwierigkeiten und Gegenvorschläge feststellen. Man muß diese im
Auge behalten, um die nachfolgenden Ausführungen in ihrem konkreten
Zusammenhang zu sehen und die Blickpunkte zu gewinnen, die sowohl Lehrer wie
Erzieher zu entschiedenen Anstrengungen anspornen sollen, um den Anforderungen
ihrer Sendung in der heutigen Welt zu entsprechen.
Ablehnung der Institutionen
18. Es gibt zuerst innerhalb und
außerhalb der Kirche Kreise, die, von einer laizistischen Haltung bewogen,
die Katholische Schule als gesellschaftliche Einrichtung bekämpfen.
Sie geben nicht zu, daß die Kirche über das persönliche Zeugnis ihrer
Mitglieder hinaus auch durch besondere Einrichtungen, die sich z.B. der
Wahrheitsforschung oder den Werken der Nächstenliebe widmen, ihre Heilslehre
verkünden kann.
Gefahr der Proselytenmacherei
19. Eine andere Gruppe von
Einwänden wirft der Katholischen Schule vor, daß sie eine allgemein
zugängliche gesellschaftliche Einrichtung für religiöse und konfessionelle
Zwecke einsetze. Zweifellos schließt
eine falschverstandene christliche Erziehung die Gefahr eines übertriebenen
Bekehrungseifers nicht aus und kann zu einem einseitigen Kulturbegriff
verleiten. Aber bloße Möglichkeiten, die richtigzustellen sind, dürfen doch
die Tatsache nicht verdecken, daß eine ganzheitliche Erziehung den
religiösen Bereich nicht außer acht lassen kann, und daß dieser Bereich
wirksam zur Entwicklung der anderen Fähigkeiten einer Persönlichkeit
beiträgt, und zwar in dem Maße, als er in die Gesamtbildung einbezogen wird.
Überlebte Einrichtung
20. Anderen erscheint die
Katholische Schule als überlebte Einrichtung, die zwar in der Vergangenheit
eine notwendige Ersatzrolle gespielt hat, zu einer Zeit aber, in der die
staatlichen Behörden selbst die
Verwaltung des Schulwesens übernehmen,
keine Daseinsberechtigung mehr hat. Tatsächlich dringt der Staat immer mehr
in das schulische Erziehungswesen ein und bedroht die naturgegebenen
Gemeinschaften, die auf einer gemeinsamen Lebensauffassung gründen, in ihrem
Bestand, indem er im ganzen Staatsgebiet einheitlich ausgerichtete
Erziehungseinrichtungen, die angeblich neutral sind, oft auf einseitige Weise
begünstigt.
Schule für die
Reichen
21. Gerade weil die
Schulgesetzgebung in manchen Ländern den Wert solcher Möglichkeiten der
freien Schulwahl nicht in Betracht zieht, sehen sich dort die katholischen
Schulen mit Bedauern gezwungen, ihre Tätigkeit auf die Jugend der
wohlhabenden Gesellschaftsschichten zu beschränken, und müssen den Vorwurf
hinnehmen, im Bildungswesen zur Aufrechterhaltung der Klassenunterschiede
beizutragen.
Geringe Erziehungserfolge
22. Der Katholischen
Schule wird oft auch ihr scheinbarer Mangel an Erfolg vorgeworfen: es gelinge
ihr nicht, überzeugte Christen heranzubilden, die aus ihrem Glauben leben und
für ihre politischen und geseilschaftlichen Aufgaben vorbereitet sind. Das
ist ohne Zweifel eine Gefahr, der man durch fortgesetzte erzieherische
Anstrengungen begegnen muß, ohne sich von wirklichen oder vermeintlichen Mißerfolgen entmutigen zu lassen; denn die Einflüsse, die im
Erziehungsbereich wirken, sind mannigfaltig, und die Früchte reifen meistens
erst auf lange Sicht.
Verschiedene Lösungsvorschläge
23. Schließlich muß man sich vor
Augen halten, in welchem Gesamtbereich sich die schulischen Bemühungen der
Kirche abspielen: in einer Gesellschaft, die sich mit großer Beschleunigung
fortentwickelt und in der die Schule überall ein brennendes Problem
darstellt; in einer Atmosphäre geistiger Aufgeschlossenheit, die jedoch
häufig über die Absicht des letzten Konzils hinaus ungebührlich
übertrieben wird; unter großen Schwierigkeiten, Lehrkörper und Geldmittel
zu sichern. Soll die Kirche in dieser Lage ihre Schulen aufgeben, wie manche
vorschlagen, und fortan ihre Kräfte für eine unmittelbare Heilsverkündigung
auf Gebieten einsetzen, die als vorrangig und ihrer eigentlichen Sendung gemäßer erscheinen, im besonderen aber ihre Hirtensorge und ihren Dienst den
staatlichen Schuleinrichtungen zuwenden? Eine solche Lösung stünde nicht nur
im Gegensatz zu den Weisungen des Konzils,
sondern wäre auch vom Verständnis der eigentlichen Sendung der Kirche her
keineswegs gerechtferigt, wie die folgenden Ausführungen zeigen sollen.
Einige
Überlegungen zur heutigen Schulsituation
Wichtigkeit der Schule in
unserer Zeit
24. Die tatsächliche Lage der
Katholischen Schule kann übrigens in ihrer Gesamtheit nur erfaßt werden,
wenn man sie im weiteren Bereich
der gegenwärtigen allgemeinen Schulproblematik
betrachtet. Abgesehen von den Forderungen der Vertreter der
Entschulungstheorie, die an Bedeutung zu verlieren scheint, ist die Schule im
Begriff, in unserer gegenwärtigen Welt eine hervorragende Stellung
einzunehmen. Dieser Rang kommt ihr schon auf Grund der ihr eigenen Tätigkeit
und Geltung zu, sei es in ihrer sozialen Bedeutung (Mitbestimmung der Eltern,
Demokratisierung, Chancengleichheit), sei es, daß sie mehr und mehr die
Erziehungsaufgaben anderer Einrichtungen übernimmt, sei es, daß die
Pflichtschulzeit immer länger wird.
III. DIE
SCHULE ALS STÄTTE DER MENSCHENBILDUNG MITTELS
ANEIGNUNG KULTURELLER WERTE
Die Katholische
Schule
soll Schule sein
25. Wer die besondere
Sendung der Katholischen Schule tiefer erfassen will, muß vom Begriff der «Schule»
ausgehen und sodann feststellen, daß es keine Katholische Schule
gibt, wenn sie nicht zuerst Schule ist und die kennzeichnenden Merkmale einer
Schule aufweist.
Aufgaben und Ziele
der Schule im allgemeinen
Was ist Schule?
26. Wenn man die verschiedenen
Definitionen der Schule und die heutigen Erneuerungsbestrebungen im Bereich
des Schulwesens auf den
verschiedenen Ebenen aufmerksam prüft, ist man geneigt, die Schule als eine
Stätte zu bezeichnen, die mit Hilfe der systematischen und kritischen
Aneignung der Kulturwerte auf eine ganzheitliche Erziehung der
Schüler zielt. Indem sie eine lebendige und lebensnahe Begegnung mit dem
Kulturgut bewirkt, kann die Schule tatsächlich die jungen Menschen in der
Entfaltung ihrer Persönlichkeit fördern.
Persönliche Verarbeitung des Kulturguts
27. Diese Erkenntnis
schließt die Forderung ein, daß eine solche in der Schule vollzogene
Begegnung in der Form selbsttätiger Erarbeitung geschieht, das heißt, daß
die allgemeingültigen Werte aller Zeiten der heutigen Umwelt
gegenübergestellt und in sie eingebaut werden. Die Kultur kann nämlich nur
dann Erziehungswert gewinnen, wenn sie in den Problembereich der Zeit
eingepflanzt wird, in der die jungen Menschen leben. Die Schule muß den
Schüler zum geistigen Einsatz anregen, indem sie seinen Erkenntnis und
Entdeckerdrang anreizt und das Bewußtsein der erlebten Erfahrungen und
gewonnenen Erkenntnisse weckt. Eine Schule, die diese Aufgabe nicht erfüllt
und im Gegensatz dazu geistige Fertigware anbietet, wird gerade dadurch ein
Hindernis für die Entfaltung der Schülerpersönlichkeit.
Schule und Weltanschauung
28. Aus dem bisher
Dargelegten geht hervor, daß die Schule ihr Bildungsprogramm mit seinen
Inhalten und Methoden auf die Wirklichkeitsschau, aus der sie Anregung
schöpft und von der alles abhängt, abstimmen muß.
Notwendigkeit einer
einheitlichen Weltanschauung...
29. Da die Erziehung Werturteile
voraussetzt, kann sie eine ausdrückliche oder doch wenigstens
unausgesprochene Bezugnahme auf eine bestimmte Weltanschauung nicht vermeiden.
Es ist deshalb von Bedeutung, daß die Mitglieder einer Schulgemeinschaft eine
gewisse Schau der Wirklichkeit, wenn auch nur mehr oder weniger bewußt,
teilen, schon um dem Unterricht eine einheitliche Ausrichtung zu geben. Jede
Weltanschauung gründet sich auf eine bestimmte Wertordnung, an die man glaubt
und die den Lehrern und Erwachsenen Erzieherautorität verleiht. Man darf
nicht vergessen, daß die Schule unterrichtet, um zu erziehen, das heißt, den
Menschen von innen her aufzubauen und ihn von den Zwängen zu befreien, die
ihn hindern könnten, als wahrer Mensch zu leben. Deswegen muß die Schule von
einem Bildungsplan ausgehen, der bewußt auf
die ganzheitliche Entfaltung der menschlichen Person ausgerichtet ist.
... die auf absoluten Werten
beruht
30. Es gehört zur Bildungsaufgabe
der Schule als Erziehungseinrichtung, den sittlich-religiösen Bereich der
Kultur hervorzuheben, und zwar zu dem ausdrücklichen Zweck, die
geistige Schwungkraft des jungen Menschen zu wecken und ihm zu helfen, die
sittliche Freiheit zu erlangen, die die psychologische voraussetzt und
vervollkommnet. Aber niemand erwirbt sittliche Freiheit, der sich nicht an die
absoluten Werte hält, von denen Sinn und Wert des Menschenlebens abhängen.
Diese Tatsache wird deshalb erwähnt, weil auch im Erziehungsbereich der Hang
sichtbar wird, die Tagesmeinungen als Wertmesser zu übernehmen. Auf diese
Weise läuft man Gefahr, flüchtigen und oberflächlichen Bestrebungen zu
dienen und die tiefgreifenderen Strömungen zu übersehen.
Die Schule in der heutigen
Gesellschaft
Persönlichkeitsbildung zur Bewältigung der
Zeitprobleme
31. Zu den
tiefgreifenden Strömungen unserer Gesellschaft gehört ihr
Interesse am wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, der aber leicht zur
Entpersönlichung und Vermassung führt. Wer hier eine
entsprechende Gegenmaßnahme ergreifen will,
wird leicht die Notwendigkeit einsehen, daß die Schule eine echte
Erziehungsaufgabe erfüllen muß, um eigenständige und verantwortungsbewußte
Persönlichkeiten heranzubilden, die imstande sind, eine freie und richtige
Wahl zu treffen. Dieses Wesensmerkmal tritt noch deutlicher hervor, wenn man
die Schule als eine gesellschaftliche Einrichtung betrachtet, in der junge
Menschen befähigt werden, sich schrittweise der Wirklichkeit zu öffnen und
sich eine eigene Lebensanschauung zu bilden.
Erziehung durch echte Gesinnungsgemeinschaft
32. So aufgefaßt bedeutet die
Schule nicht nur eine Möglichkeit, zwischen kulturellen
Werten, sondern sogar zwischen lebensbestimmenden
Werten zu wählen, die auf wirksame Weise in den Schulbetrieb einbezogen
werden müssen. Um das zu erreichen, muß sich die Schule als eine
Gemeinschaft darstellen, in der die Werte durch echte persönliche Beziehungen
zwischen Lehrern und Schülern und durch eine nicht nur von
einzelnen, sondern von allen Mitgliedern getragene Weltanschauung, die den
Geist der Schule prägt, vermittelt werden.
IV. DER BILDUNGSPLAN DER KATHOLISCHEN
SCHULE
Wesensmerkmal der Katholischen
Schule
Jesus Christus, Mittelpunkt der
Katholischen Schule
33. Nachdem wir die Merkmale
der Katholischen Schule als Schule festgestellt haben, können wir uns jetzt
mit ihrer katholischen Eigenart befassen. Was sie kennzeichnet, ist ihr Bezug
auf eine echt christliche Weltanschauung, deren Mittelpunkt Jesus Christus
ist.
Erziehungsplan im Geiste
des Evangeliums
34. Im Erziehungsplan der Katholischen
Schule ist Christus der Grundstein: Er offenbart und entfaltet den neuen Sinn
des Daseins und wandelt das Leben um, indem er den Menschen fähig macht, auf
göttliche Weise zu leben, das heißt, im Geist des Evangeliums zu denken, zu
wollen und zu handeln und die Seligpreisungen zur Richtschnur seines Lebens zu
machen. Die Schule ist gerade dadurch katholisch, daß alle Mitglieder der
Schulgemeinschaft - wenn auch in verschiedenen Ausmaßen - ausdrücklich und
gemeinsam an der christlichen Schauweise teilhaben, so daß die Grundsätze des
Evangeliums zu ihren Erziehungsregeln, ihrem inneren Handlungsantrieb und zu
ihrem Endzweck werden.
Christliche Erziehung und
Gesamterziehung
35. Die Katholische Schule
unternimmt es daher bewußt, den ganzen Menschen auszubilden, da in Christus,
dem vollkommenen Menschen, alle menschlichen Werte ihre volle Verwirklichung
finden und daher ihre harmonische Einheit. Hier liegt der ihr eigene
katholische Wesenszug und wurzelt ihre Verpflichtung, die menschlichen Werte
in ihrer berechtigten Eigenständigkeit zu pflegen, um ihrer besonderen
Sendung, sich in den Dienst aller Menschen zu stellen, getreu nachzukommen.
Denn Jesus Christus erhöht und adelt den Menschen, wertet sein Dasein auf und
bildet Muster und Vorbild für das Leben, das die Katholische Schule den
jungen Menschen empfiehlt.
Aneignung der Kultur in
christlicher Sicht
36. Wenn sie also,
wie jede Schule, die kritische und systematische Vermittlung der Kultur
anstrebt, um die ganzheitliche Ausbildung der Person zu erreichen, verfolgt
sie dieses Ziel aus der christlichen Schau der Wirklichkeit, mit deren Hilfe «die
menschliche Kulturbemühung in der Gesamtberufung des Menschen einen
hervorragenden Platz erhält».(13)
Berücksichtigt man ferner, daß der geschichtliche Mensch der von Christus
erlöste Mensch ist, so strebt die Katholische Schule danach, im Christen die
Tugenden zu entwickeln, die ihn als solchen kennzeichnen und ihm ermöglichen,
das neue Leben in Christus zu führen und dadurch in Treue am Aufbau des
Reiches Gottes mitzuarbeiten.(14)
Aufgaben der Katholischen Schule
37. Aus diesen Voraussetzungen kann
man die Aufgaben der Katholischen Schule herleiten und ihr Bildungsgut
darlegen. Die Aufgaben bestehen darin, eine harmonische Zusammenschau zwischen
Kultur und Glauben sowie zwischen Glauben und Leben herzustellen, eine
Synthese also, die sich im Lichte des Glaubens durch die Aneignung der
Bildungsgüter auf den verschiedenen Gebieten des weltlichen Wissens
vollzieht, und durch die Entfaltung der Tugenden, die den Christen
kennzeichnen.
Synthese zwischen
Glauben und Kultur
Echtes Wissen im Licht des
Glaubens
38. Wenn die Katholische Schule in
ihrer Unterrichtsarbeit den Schülern helfen will, die Synthese zwischen
Glauben und Kultur zu vollziehen, geht sie von einer tiefen Auffassung vom
menschlichen Wissen aus und sucht auf keine Weise diesen Unterricht dem Zweck
zu entfremden, der ihm in der Schulbildung zukommt.
Eigengesetzlichkeit der
Fachgebiete
39. Sie ist im Gegenteil
der Ansicht, daß die verschiedenen Fachgebiete des menschlichen Wissens die
ganzheitliche Ausbildung des jungen Menschen nur in dem Maße fördern und
ihren Beitrag zur Entfaltung und Vertiefung des Glaubens leisten können, als
man ihre Eigengesetzlichkeit und ihre Methoden achtet. Es wäre daher falsch,
diese Fachgebiete als bloße Stützen des Glaubens oder untergeordnete Hilfsmittel zu seiner Verteidigung
anzusehen. Die Unterrichtsarbeit muß den Schüler anregen, Fertigkeiten,
Kenntnisse, geistige Arbeitsmethoden und Fähigkeiten sowie sittliche und
gesellschaftliche Einstellungen zu erwerben, die ihm die Entfaltung seiner
Persönlichkeit und den Eintritt in die menschliche Gesellschaft als ein
wertvolles Mitglied ermöglichen. Aber die wissenschaftlichen Fachbereiche
bieten nicht nur Wissensstoff, den man sich aneignen, sondern auch Werte, die
man übernehmen, und vor allem Wahrheiten, die man entdecken soll.
Die Unterweisung als
Wahrheitsforschung...
40. Im Licht einer
solchen Vorstellung von umfassender Erziehertätigkeit erkennt der christliche
Lehrer in der Unterrichtstätigkeit einen ausgezeichneten Weg, den Schüler in
die Glaubenswelt einzuführen und ihn dort heimisch zu machen, während ihm
anderseits der Glaube die Möglichkeit bietet, das erworbene menschliche
Wissen zu erhellen und zu bereichern. Zweifellos gibt der Unterricht
zahlreiche Gelegenheiten, den Geist des Schülers zum Standpunkt des Glaubens
zu erheben, und solche Gelegenheiten sind sicher nicht zu verschmähen. Aber
darüber hinaus muß der christliche Lehrer in der Behandlung der Stoffgebiete wesentlichere und tiefgreifendere Möglichkeiten für die
Entfaltung der christlichen Persönlichkeit suchen. An Hand des Unterrichts
kann er Geist und Herz der Schüler bilden und sie auf diese Art bereitmachen,
sich Christus auf eine persönliche Weise anzuschließen mit der ganzen Tiefe
einer Menschennatur, die von der Kultur bereichert ist.
... auf der Suche nach der vollen
Wahrheit
41. Darüber hinaus betrachtet die
Schule das menschliche Wissen als eine Wahrheit, die man entdecken soll, und
in dem Maße als die verschiedenen Wissensstoffe als Ausdruck des menschlichen
Geistes, der in voller Freiheit und Verantwortlichkeit das Wahre sucht,
behandelt und dargeboten werden, sind sie schon auf irgendeine Weise
christlich, weil die Entdeckung und Anerkennung der Wahrheit den Menschen auf
die Forschung nach der vollen Wahrheit ausrichtet. Der Lehrer, der auf seinem
Fachgebiet ausgebildet ist und zugleich die christliche Weisheit innehat,
vermittelt dem Schüler den tieferen Sinn dessen, was er lehrt, und führt ihn
über die Worte hinaus zum Kern der vollen Wahrheit.
Vermittlung anderer
menschlicher Werte
42. Außer dem besonderen
Bereich des Wahren umfaßt das Kulturerbe der Menschheit noch
andere Werte. Wenn der christliche
Lehrer dem Schüler hilft, solche Werte zu erfassen,
hochzuschätzen und zu erwerben, lenkt er ihn schrittweise zur ewigen
Wirklichkeit hin. Eine solch wesentliche Ausrichtung der menschlichen
Kenntnisse und Werte auf ihre unerschaffene Quelle hin erklärt die
Wichtigkeit der Unterweisung für das Wachstum des Glaubens.
Erzieherpersönlichkeit
43. Die Verwirklichung dieser
besonderen Absicht der Katholischen Schule hängt weniger
vom Lehrgut und den Lehrplänen als von den Personen ab, die dort wirken.
Es wird weitgehend auf die
Fähigkeit der Lehrer ankommen, ob der Unterricht zu einer Unterweisung im
Glauben wird, zu einer Mitteilung der christlichen Botschaft. Die Synthese
zwischen Kultur und Glauben wird durch die andere Synthese zwischen Glauben
und Leben in der Person der Erzieher weitergegeben. Die vornehme Aufgabe, zu
der sie berufen sind, verlangt, daß sie in Nachahmung des einzigen Meisters,
Jesus Christus, die christlichen Geheimnisse nicht nur durch das Wort, sondern
auch mit jeder Geste und in ihrem ganzen Benehmen verkünden. Das erklärt den
grundlegenden Unterschied zwischen einer Schule, deren Unterricht vom
christlichen Geist durchdrungen ist, und einer Schule, die sich darauf
beschränkt, den Religionsunterricht zu den anderen Fächern hinzuzufügen.
Synthese zwischen Glauben und
Leben
44. Der Unterricht, der
sich auf die Aneignung objektiver Werte gründet, beschränkt sich in seiner
apostolischen Aufgabe nicht auf die Synthese zwischen Glauben und Kultur,
sondern sucht im Schüler eine persönliche Synthese zwischen Glauben und
Leben zu bewirken.
Ausbildung einer christlichen Persönlichkeit
45. Die Katholische Schule erachtet
es als ihre besondere Aufgabe den Schüler zu einer ganzheitlichen christlichen
Persönlichkeit zu
formen; da auf diesem Gebiet Familie und Gesellschaft oft versagen, ist das
heute dringlicher denn je zuvor. In ihrem Bemühen um eine Synthese zwischen
Glauben und Leben in der Person des Schülers ist ihr aber bewußt, daß der
Mensch einen beständigen Bekehrungsablauf durchleben
muß, um das
werden zu können, was er nach Gottes Willen sein soll. Sie lehrt die jungen
Menschen, sich in allen Lebenslagen mit Gott auf persönliche Weise
auszusprechen. Überdies leitet sie die Schüler an, den Individualismus zu
überwinden und im Licht des Glaubens zu entdecken, daß sie berufen sind, auf
verantwortliche Weise sich vom Zusammengehörigkeitsgefühl mit den anderen
Menschen leiten zu lassen. Der verwickelte Ablauf des menschlichen Daseins
schon lädt sie als Christen ein, sich im Dienst Gottes zum Nutzen der
Menschenbrüder einzusetzen und die Welt in eine menschenwürdige Stätte zu
verwandeln.
Die Berufung zur
christlichen Persönlichkeit
46. Die Katholische
Schule lehrt die jungen Menschen, auf die Stimme des Universums zu hören und
in den Errungenschaften der Wissenschaft und Technik ein Mittel zu sehen, Gott
und den Menschen besser kennenzulernen. Im Schulalltag erfährt der Schüler,
daß er dazu berufen ist, durch sein Leben und Wirken in der Welt ein
lebendiges Zeugnis der Liebe Gottes unter den Menschen zu geben, weil er an
einer Heilsgeschichte Anteil hat, die ihren letzten Sinn in Christus, dem
Erlöser aller Menschen, gewinnt.
Die Katholische Schule als
Stätte christlichen Lebens
47. Im Bewußtsein, daß die
Wiedergeburt in der Taufe nicht genügt, um ein wahrer Christ zu sein, sondern
daß es dazu nötig ist, im Einklang mit dem Geist des Evangeliums zu leben,
bemüht sich die Katholische Schule, im Bereich der Schulgemeinschaft ein
Klima(15) zu schaffen, das dem Schüler hilft, seinen Glauben mit immer
tieferem Verständnis zu leben und allmählich eine Gesinnung zu erwerben, die
ihn befähigt, die Verpflichtungen seiner Taufe auf sich zu nehmen. Bei ihrer
Erziehungsarbeit vergißt sie die Rolle nicht, die nach der christlichen Lehre
den Tugenden zukommt, die sich nach und nach als ständige und tief
begründete Einstellungen im Gewissen verwurzeln müssen. Die theologischen
Tugenden erfassen und veredeln sie in der Liebe, die sozusagen ihre Seele wird
und den tugendhaften Menschen in einen Christen verwandelt. Der Mittelpunkt
der Erziehungsarbeit ist darum Christus, das Vorbild, nach dem der Christ sein
eigenes Leben ausrichten muß. In diesem
Punkt unterscheidet sich die Katholische Schule von jeder anderen, die sich
damit begnügt, den Menschen zu bilden, während sich die Katholische Schule
zum Ziel setzt, den Christen zu gestalten und durch ihre Unterweisung sowie
ihr lebendiges Zeugnis den Ungetauften das Geheimnis Christi zu offenbaren,
das jede Erkenntnis übertrifft.(16)
Miterzieher
48. Die eigentliche
Erziehungsarbeit der Katholischen Schule verläuft in Verbindung
mit verschiedenen anderen Erziehungseinrichtungen, wie Familie, kirchliche
Gemeinschaften, Pfarrgemeinden,
Jugendverbänden, kulturellen und sportlichen Vereinen, usw. Daneben darf aber
nicht vergessen werden, daß zahlreiche andere Lebenskreise der Gesellschaft
Informationen vermitteln und kulturelle Angebote machen. Diese Miterzieher
lassen die Schule noch wichtiger erscheinen, deren planmäßige und kritische
Erziehungsarbeit die jungen Menschen Urteilsfähigkeit und Selbstbeherrschung
lehren soll,(17) so daß sie imstande sind, aus dem Angebot der modernen
Massenmedien frei und bewußt zu wählen. Man muß sie anhalten, Aussagen und
Mitteilungen dieser Art dem persönlichen kritischen Urteil zu unterwerfen,(18)
sie in einer guten Zusammenschau zu sichten und ihrem Bildungsgut als Menschen
und Christen einzuverleiben.
Der Religionsunterricht
Wichtigkeit des Religionsunterrichtes
49. Indem die Katholische
Schule ihre eigenständige Sendung erfüllt, nämlich auf
systematische und kritische Weise das Kulturgut im Licht des
Glaubens zu vermitteln und die Triebkräfte der christlichen Tugenden
auszubilden, um so die zweifache Synthese zwischen Kultur und Glauben sowie
zwischen Glauben und Leben zu fördern, übersieht sie keineswegs die
Wichtigkeit der Unterweisung in der Lehre des Evangeliums, wie sie in der
katholischen Kirche überliefert ist. Dieser Unterricht ist tatsächlich ein
grundlegender Bestandteil der Erziehungsarbeit, die den Schüler auf die
bewußte
Wahl eines
einsatzbereiten und konsequenten Lebens hin ausrichten will.
Fachgemäße Erteilung
des Religionsunterrichtes
50. Wir können hier
nicht näher auf die Problematik des Religionsunterrichtes eingehen. Es ist
aber hervozuheben, daß ein solcher Unterricht, auch wenn er sich nicht in den
vom Lehrplan vorgesehenen Religionsstunden erschöpft, fachgemäß und
geordnet erteilt werden muß, damit nicht bei den Schülern ein Mißverhältnis zwischen dem allgemeinen und dem religiösen Wissensbereich
entsteht. Dieser Unterricht unterscheidet sich wesentlich von den anderen
Lehrweisen, weil sein Ziel nicht die bloße Bejahung der religiösen
Wahrheiten, sondern die Hingabe des ganzen Menschen an die Person Christi ist.
Seine Wichtigkeit für die
religiöse Reife
51. Wenn man auch anerkennt, daß
die eigentliche Stätte der religiösen Unterweisung die Familie ist, die von
anderen christlichen Gemeinschaften, besonders der Pfarrgemeinde, unterstützt
wird, kann man doch die Notwendigkeit und Wichtigkeit des
Religionsunterrichtes in der Katholischen Schule nie genug betonen, wenn es
darum geht, den Glauben in den jungen Menschen zur Entfaltung und Reife zu
bringen.
Zeitaufgeschlossene
Religionslehrer und Unterrichtsmethoden
52. Die Katholische
Schule wird deshalb aufmerksam die Forderungen vermerken, die sich aus der
psychologisch-pädagogischen Forschung und den neuen Erkenntnissen der
Katechetik ergeben, vor allem aber bereitwillig die Anregungen und Weisungen
aufnehmen, die von den zuständigen kirchlichen Behörden ausgehen. Sie wird
sich überdies verpflichtet fühlen, die Religionslehrer in den Schulen immer
besser ausbilden zu lassen, um so mitzuhelfen, den Lehrauftrag der Kirche
wirksamer zu erfüllen.
Die Katholische Schule als
Treffpunkt der christlichen Erziehungsgemeinschaft
Die Katholische Schule als Glaubensgemeinde...
53. Alle bisher genannten Gründe
verpflichten die Katholische Schule,
Sammelpunkt für alle jene zu sein, die in der gesamten
Erziehungsarbeit von den christlichen Werten Zeugnis geben
wollen.(19) Die
Katholische Schule, mehr als jede andere,
muß sich
als eine Gemeinschaft darstellen, die auf die Weitergabe von Lebenswerten
ausgerichtet ist. Ihr Bildungsplan hat, wie erwähnt, eine Entscheidung im
Glauben für die Person Christi zum Ziel, und Christus stellt für sie den Maßstab aller Werte dar. Aber der Glaube wird hauptsächlich im Umgang mit
Menschen gewonnen, die ihn täglich in seiner vollen Wirklichkeit leben: der
christliche Glaube entsteht und wächst im Schoß einer Gemeinschaft.
... die vom Wort Gottes getragen wird
54. Die Gemeinschaftsform der
Katholischen Schule liegt daher nicht nur in der Natur des
Menschen und des Erziehungsablaufs begründet
wie in jeder anderen Schule, sondern im Wesen des Glaubens selbst. Die
Katholische Schule weiß, daß sie den Aufgaben, die sich aus ihrem eigenen
Erziehungsplan ergeben, nicht gewachsen ist und daß sich deshalb die
Gemeinde, die sie bildet, unaufhörlich an den Quellen, aus denen ihre
Daseinsberechtigung entspringt, prüfend erforschen und aus ihnen neue Kraft
schöpfen muß: aus der Heilsbotschaft Christi, wie sie in der Heiligen
Schrift, in der Überlieferung, besonders in der Liturgie und in den
Sakramenten erscheint, aber auch im Zeugnis der Menschen, die danach gelebt
haben und danach leben.
Eine Stätte der Begegnung mit
Christus...
55. Ohne den dauernden Bezug auf
das Wort und die häufige Begegnung mit der Person Christi
verliert die Katholische Schule ihren Brennpunkt. Aus dem
Umgang mit Ihm schöpft
sie die ganze Kraft, die sie für die Verwirklichung ihres Bildungsplanes
braucht, und erfüllt den von der Gemeinschaft getragenen Schulbereich mit
Leben, wenn er «vom Geist des Evangeliums in Freiheit und Liebe durchdrungen
ist».(20) In dieser
Umwelt kann der Schüler seine eigene Würde erfahren, bevor er ihrer bewußt
wird. Überzeugt von dieser Würde des einzelnen Menschen, an den sich Gott in
einem persönlichen Anruf wendet, trägt die Katholische Schule dazu bei, den
Menschen zu befreien und zu dem zu machen, was seine Bestimmung ist, nämlich
bewußter Gesprächspartner Gottes
zu werden und für seine Liebe verfügbar zu sein.
... und des liebevollen
Umgangs mit den Menschen
56. «Diese
grundlegende religiöse Lehre, die als Achse der existenziellen
christlichen Metaphysik bezeichnet werden kann»,(21)
betrachtet die Katholische Schule als den Musterentwurf ihrer
Erziehertätigkeit. Sie vermittelt daher das kulturelle Bildungsgut nicht als
Mittel zu Macht und Herrschaft, sondern sie will damit den Schüler zum
verständnisvollen Umgang mit den Menschen und zur aufmerksamen Beobachtung
der Ereignisse und Dinge befähigen. Sie sieht das Wissen nicht als Mittel zur
Selbstbehauptung oder -bereicherung an, sondern als eine Verpflichtung, den
anderen verantwortungsbewußt zu dienen.
Andere Fragen im
Bildungsplan der Katholischen Schule
Aufgeschlossenheit
57. Wenn die Katholiken einen
eigenen Weg gehen, um ihren Kindern in der Katholischen
Schule eine eigenständige Ausbildung im
christlichen Glauben zu geben, wollen sie keineswegs ein Wissen vermitteln,
das eine Scheidewand zu den anderen Menschen aufrichtet, das Anmaßung nährt
und Zwiespalt verursacht. Sie möchten vielmehr auf ihre Weise die
zwischenmenschliche Begegnung und die Zusammenarbeit fördern. Man öffnet
sich den andern, wenn man ihre Denk- und Lebensart achtet, ihre Sorgen und Hoffnung teilt, an ihren Lebensbedingungen und Zukunftsplänen Anteil nimmt.
Gerechtigkeit
58. Von den Idealen des
Christentums durchdrungen, ist die Katholische Schule besonders
hellhörig für den Ruf nach einer gerechten
Gesellschaftsordnung, der in allen Teilen der Welt ertönt, und strengt sich
an, ihm durch ihren Beitrag zum Sieg der Gerechtigkeit Folge zu leisten. Sie
begnügt sich nicht damit, unerschrocken die Forderungen der Gerechtigkeit zu
lehren, auch im Gegensatz zur Geisteshaltung ihrer Umwelt, sondern sucht diese
Forderungen im
eigenen Lebensbereich zu erfüllen, besonders im Alltag der Schule. In manchen
Ländern bringt die rechtliche und wirtschaftliche Lage die Katholische Schule
in Gefahr, ein gegenteiliges Zeugnis abzulegen, weil sie gezwungen ist, für
ihre eigenen Geldmittel aufzukommen, und deshalb hauptsächlich die Kinder
wohlhabender Familien betreut. Diese Sachlage ist für die Verantwortlichen
der Katholischen Schule ein Gegenstand ernster Sorge, weil die Kirche ihre
Erziehungshilfe in erster Linie denen angedeihen lassen will, «die arm sind
an zeitlichen Gütern, den Schutz und die Liebe der Familie entbehren müssen
oder der Gnade des Glaubens fernstehen».(22)
Die Bildung ist ein wirksames Mittel zum gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Aufstieg des einzelnen Menschen und der Völker: wenn also
die Katholische Schule ihre Dienste ausschließlich oder vorwiegend
wohlhabenden Gesellschaftskreisen zuwenden wollte, würde sie dazu beitragen,
die Vorzugsstellung dieser sozialen Klassen zu festigen und eine ungerechte
Gesellschaftsordnung zu begünstigen.
Zusammenarbeit aus frei übernommenem Auftrag
59. Ein Bildungsplan, der den
persönlichen Einsatz in solch hohem Maße verlangt kann
selbstverständlich nur von
Menschen ins Werk gesetzt werden, die sich frei dafür entscheiden:
man kann ihn nicht aufzwingen; er wird vielmehr als Möglichkeit, als
eine frohe Botschaft angeboten, die auch abgelehnt werden kann. Eine Schule
aber, die ihn auftragsgemäß verwirklichen will, muß auf den Einklang der
Absichten und Einstellungen aller ihrer Mitglieder zählen können.
Teilnahme der
Christengemeinde an der Bildungsarbeit der Katholischen Schule
Eine echte Gemeinschaft mit christlichem Lebensstil...
60. Da die Katholische Schule auf
einem klar entworfenen Bildungsplan gründet und sich bemüht, ihn
sinngetreu
auszuführen, stellt sie eine echte und wahre Gemeinschaft dar,
die in Erfüllung ihrer eigenständigen Aufgabe der Kulturvermittlung allen
ihren Mitgliedern hilft, den für Christen kennzeichnenden Lebensstil zu
entwickeln: in ihr wird die Achtung vor dem Mitmenschen ein echter Dienst an
der Person Christi, entspringt die Zusammenarbeit dem Geist der
Brüderlichkeit und wird der politische Einsatz zur Förderung des Gemeinwohls
verantwortungsbewußt als Auftrag übernommen, das Gottesreich aufzubauen.
... in der jedes Mitglied einen zeichenhaften
Beitrag leistet
61. Die verantwortungsbewußte
Zusammenarbeit zur Erfüllung des gemeinsamen Bildungsplans
wird von allen Mitgliedern der
Schulgemeinschaft - Lehrern, Eltern, Schülern,
Hilfskräften - als Gewissenspflicht empfunden und von jedem, seiner Rolle und
seinen Aufgaben gemäß, geleistet. Eine solche Teilnahme, die im Geiste des
Evangeliums gelebt wird, ist schon von selbst ein Zeugnis, das nicht nur
Christus in der Gemeinschaft «aufbaut»,
sondern ausstrahlt und zum Zeichen für viele wird.
Die Katholische Schule im Dienst
der Kirche und der Gesellschaft
Vorbild für Zusammenarbeit...
und Vertreterin der Kirche im Schulbereich
62. Auf diese Weise
leistet die Katholische Schule einen unersetzlichen Dienst nicht
nur an den Schülern und allen jenen, die ihr in
verschiedenen Stellungen angehören, sondern auch der
Gesellschaft. Gerade weil sie heute geteilt ist zwischen zahlreichen
Bestrebungen zugunsten der Solidarität und immer wieder neu auftretenden
individualistischen Lebensformen, kann diese zerrissene Gesellschaft, wenn
nichts anderes, so wenigstens zur Kenntnis nehmen, daß es möglich ist, eine
echte Gemeinschaft zu bilden, die einer gemeinsamen Zielsetzung zur Förderung
des Gemeinwohls entspringt. Wenn die Katholische Schule in institutioneller
Weise eine christliche Präsenz auf dem Gebiet der Kultur und des Unterrichtes
sichert, macht sie außerdem durch ihre bloße Existenz der pluralistischen
Gesellschaft von heute die Glaubenswerte sichtbar und bietet sie zur Lösung
der Probleme an, die die Menschheit bedrängen. Die Katholische Schule ist
aber auch berufen, der Kirche einen demütigen und liebenden Dienst zu
erweisen, indem sie ihre Anwesenheit auf dem Gebiet der Erziehung und des
Unterrichts sicherstellt zum Wohl der menschlichen Gesellschaft.
Echtes
Apostolat
63. Durch diese
Tätigkeit übt sie ein «echtes Apostolat»(23)
aus. Wer daher in diesem Apostolat tätig ist
«erfüllt
eine unersetzliche und
dringend nötige Aufgabe».(24)
V. VERANTWORTLICHKEIT
DER KATHOLISCHEN SCHULE IN UNSERER ZEIT
Überwindung der Schwierigkeiten
64. Den Problemen, mit denen sich die
Katholische Schule auseinanderzusetzen hat, kommt man vor
allem bei, indem man sich bemüht, die Bedingungen zu
entdecken und zu schaffen, die es
ihr am besten ermöglichen, ihre Sendung zu erfüllen. Es geht dabei um eine
hellsichtige und schöpferische Überprüfung sowie um unbezwinglichen und von
der Gemeinschaft getragenen Mut, der sich nicht von der Last der inneren und
äußeren Schwierigkeiten oder von den «häufig gebrauchten, übrigens
ziemlich abgedroschenen Schlagwörtern»(25) niederdrücken
läßt, die letzten Endes die Abschaffung der Katholischen Schule im Auge
haben.(26) Wer ihnen Raum gibt, verübt Selbstverstümmelung; wer mehr oder
weniger radikal ablehnt, daß die Kirche im Schulbereich mit festen
Erziehungseinrichtungen vertreten sei, «verrät
eine wirklichkeitsfremde und gefährliche Auffassung von ihr».(27)
Rückschau
65. Jahrhundertelang haben sich die
Schulen, die sich von der Lehre der Kirche leiten lassen, unter großen Opfern bemüht, diese Lehre in
die Tat umzusetzen, und sie haben so die Menschheit mit Erziehungsanstalten
bereichert, die den Bedürfnissen von Zeit und Raum entsprachen. Während die
Katholische Schule die Verpflichtung fühlt, diesen Dienst weiterhin zu
leisten, anerkennt sie auch ihre eigenen Unzulänglichkeiten. Manche
Schulen, die sich katholisch nennen, scheinen, heute wie in der Vergangenheit,
ihrem Bildungsplan, der ihr unterscheidendes Merkmal sein sollte, nicht voll
zu entsprechen; deshalb erfüllen sie die Aufgabe nicht, die Kirche und
Gesellschaft mit Recht von ihnen erwarten. Wir wollen hier keine umfassende Überprüfung der Gegebenheiten vornehmen, die die Schwierigkeiten, mit denen
die Katholische Schule ringt, erklären könnten; es sollen nur einige von
ihnen erwähnt werden, um zu einer prüfenden Untersuchung anzuregen, die eine
mutige Erneuerung bewirken möge.
Selbstverständnis mit
seinen Folgen und Forderungen
66. Was den Katholiken,
die in der Schule arbeiten, oft fehlt, ist im Grunde ein klares Bewußtsein
von der Wesensart der Katholischen Schule selbst und auch der Mut, alle
Folgerungen auf sich zu nehmen, die sich aus ihrer Verschiedenheit im
Vergleich zu den anderen Schulen ergeben. Man muß jedoch anerkennen, daß
ihre Aufgaben schwieriger und verwickelter werden, besonders heute, da das
Christentum infolge der fortschreitenden Veränderungen in Kirche und
Gesellschaft in neuen Lebensformen Gestalt gewinnen soll, vor allem aber
infolge des Pluralismus und der Versuche, die christliche Botschaft aus dem
öffentlichen Leben zu verdrängen.
Selbstprüfung und Verbindung mit
Erziehern anderer Schulen
67. Die sinngetreue Durchführung
des Bildungsplans fordert von der Katholischen Schule auch eine beständige
Selbstkritik und eine fortwährende Besinnung auf die ursprünglichen
Grundsätze und Beweggründe. Allerdings darf man von diesen keine
automatische Lösung der heutigen Probleme erwarten, wohl aber die rechte
Gesinnung zu ihrer Bewältigung, die in der Auseinandersetzung mit den neuen
pädagogischen Strömungen gefunden werden muß, aber auch in Zusammenarbeit
mit allen, die ehrlich für den wahren Fortschritt der Menschheit arbeiten,
ohne Unterschied des Religionsbekenntnisses. Eine solche Zusammenarbeit muß
vorrangig mit den Schulen der anderen christlichen Gemeinschaften hergestellt
werden, mit dem Ziel, auch auf diesem Gebiet die Einheit der Christen zu
fördern. Sie soll sich aber auch auf die staatliche Schule erstrecken. Zuerst
werden die Lehrer untereinander Verbindung auf nehmen, Zusammenkünfte und
gemeinsame Forschung pflegen, dann kann sich
diese Zusammenarbeit selbst auf die Schüler und ihre Eltern ausdehnen.
Finanzielle Schwierigkeiten
68. Schließlich sei noch einmal an
das erinnert, was bereits über die bemerkenswerten
Schwierigkeiten rechtlicher und wirtschaftlicher Art gesagt
worden ist.(28) Sie erschweren in manchen Ländern die
Arbeit der Katholischen Schule und hindern sie daran, ihre Dienste den
Jugendlichen aller Gesellschaftsschichten zukommen zu lassen, und geben ihr
den falschen Anstrich, eine Schule der Reichen zu sein.
VI. BESONDERE PROBLEME DER
GEGENWART
Besondere Bedingungen
69. Nach den
Überlegungen, die wir über die verschiedenen, der Katholischen
Schule eigenen Schwierigkeiten angestellt haben, beschäftigen wir
uns jetzt mit den Umständen, in denen sich diejenigen
befinden, die in dieser Schule arbeiten oder die Verantwortung dafür tragen.
Es sollen dabei einige ihrer Hauptprobleme hervorgehoben werden: Organisation
und Planung, Garantien zur Gewährleistung ihres eigenständigen Charakters,
Einsatz der Ordensgemeinschaften im Schulapostolat, Tätigkeit der
Katholischen Schulen in den Missionsländern, geistliche Betreuung der Lehrer,
Berufsvereinigungen, wirtschaftliche Lage.
Organisation und Planung
der Katholischen Schule
Katholische Schule und Hierarchie
70. Die Grundsätze über die
Zusammenarbeit von Hierarchie und Apostolatshelfern, die
vom Zweiten Vatikanischen Konzil verkündet wurden, finden auf
die katholische Unterrichtsarbeit Anwendung.
Schon durch den Grundsatz der Zusammenarbeit und Mitverantwortung sind die
verschiedenen Gruppen der Erziehungsgemeinschaft, je nach ihrer
Zuständigkeit, den Bestimmungen über die Katholische Schule und der
Durchführung dieser Bestimmungen zu geordnet.(29) Dieser Grundsatz
gilt vornehmlich für die Ausarbeitung eines christlichen Bildungsplans und
seine Durchführung. Die Zuteilung der verschiedenen Verantwortungsbereiche
wird durch den Grundsatz der Subsidiarität geregelt, auf Grund dessen die
Hierarchie insbesondere die fachliche Zuständigkeit auf dem Gebiet von
Erziehung und Unterricht anerkennt. «Das Recht und die Pflicht, Apostolat zu
üben, steht allen Gläubigen, Klerikern wie Laien, gemeinsam zu, und auch die
Laien haben ihre zuständigen Aufgaben beim Aufbau der Kirche».(30)
Der apostolische «Auftrag»
71. Die vom
Zweiten Vatikanischen Konzil ausgesprochenen Grundsätze
gelten auf ganz besondere Weise für das Apostolat der Katholischen Schule, die Unterricht und religiöse
Erziehung zu einer klar
umrissenen Berufsarbeit eng verbindet. Hier verwirklicht sich die Sendung des
Laien, dessen «Apostolat umso dringlicher wird, als die Eigenständigkeit
vieler Bereiche des menschlichen Lebens - und zwar mit vollem Recht - sehr
gewachsen ist, wenngleich dieses Wachstum bisweilen mit einer gewissen
Entfremdung von der sittlich-religiösen Ordnung und mit einer schweren Krise
des christlichen Lebens verbunden ist».(31)
Darüber hinaus sind die in der Katholischen Schule tätigen Laien aufgerufen,
unmittelbar am Apostolat der Amtskirche teilzunehmen,(32) sei es im
Religionsunterricht (33)
oder durch ihren Beitrag zur allgemeinen religiösen
Erziehung, wodurch sie den Schülern helfen, eine persönliche Verschmelzung
zwischen Glauben und Kultur sowie zwischen Glauben und Leben herzustellen. In
diesem Sinne also erhält die Katholische Schule von der Hierarchie einen «Auftrag»
als apostolische Einrichtung.(34)
Eingliederung in die
Gesamtseelsorge
72. Das wesentliche Merkmal eines solchen Auftrags ist «die enge Verbindung mit
denen, die der Heilige Geist bestellt hat, die Kirche Gottes zu leiten».(35)
Dieses Band findet auch in der Planung der Gesamtseelsorge Ausdruck. «Die
verschiedenen Formen des Apostolates sollen gefördert werden, ebenso - unter
der Leitung des Bischofs - die Abstimmung aller Apostolatswerke aufeinander und
ihre innige Verbindung in der ganzen Diözese oder in ihren besonderen
Gebietsteilen. Dadurch werden alle Unternehmungen und Einrichtungen, ob sie nun
die Katechese, die Missionen, die Caritas, die sozialen Fragen, die Familien,
die Schule oder irgendein anderes pastorales Ziel betreffen, zu einer
einheitlichen Aktion zusammengefaßt. So tritt die Einheit der Diözese zugleich
auch klarer in Erscheinung».(36) Diese Forderung erscheint für die Katholische
Schule noch unerläßlicher, da sie auf «die apostolische Zusammenarbeit von
Welt- und Ordensklerus, Ordensleuten und Laien»(37) gegründet ist.
Sicherstellung ihrer Eigenart
Verantwortlichkeit der ganzen Erziehungsgemeinschaft
73. In diesem Rahmen sind auch die Voraussetzungen zu suchen, um die Eigenart der
Katholischen Schule sicherzustellen und zu fördern. Wenn die Autorität in der
Kirche die Pflicht hat, über die Rechtgläubigkeit des Religionsunterrichtes
und die Befolgung der katholischen Sittenlehre in der Katholischen Schule zu
wachen, so ist es Aufgabe der gesamten Erziehungsgemeinschaft, in der Praxis die
unterscheidenden Wesenszüge sicherzustellen, die sie zu einer Pflegestätte
christlicher Erziehung machen. Das bedeutet eine besonders schwere Verantwortung
für die Eltern, die ihr die Kinder anvertrauen. Die Wahl einer solchen Schule
enthebt sie nicht der persönlichen Pflicht, ihre Kinder christlich zu erziehen.
Sie sind zu einer tätigen Mitarbeit verpflichtet, und das verlangt, daß sie
einerseits
die erzieherischen Bemühungen der Katholischen Schule unterstützen und
andererseits die verschiedenen Einrichtungen der Mitbestimmung benützen, um
über die treue Befolgung der christlichen Erziehungsgrundsätze zu wachen.
Keine geringere Rolle fällt den Lehrern selbst in der Erhaltung und Förderung
der besonderen Sendung der Katholischen Schule zu, besonders was den
christlichen Geist betrifft, der den Unterricht und das ganze Leben der Schule
durchdringen soll. Wenn Schwierigkeiten oder Streitfälle in der Auffassung von
der echten christlichen Wesensart der Katholischen Schule auftreten, kann und
soll die Amtskirche eingreifen.
Die Katholische Schule und die Ordensgemeinschaften
Ursprüngliche Sendung
der Orden und Schulapostolat
74. Einige Schwierigkeiten ergeben sich aus der Tatsache, daß manche
Ordensgemeinschaften, die für das Schulapostolat gegründet wurden, wegen
gesellschaftlicher und politischer Veränderungen die Schulen aufgegeben und
sich anderen Betätigungsfeldern zugewandt haben. In anderen Fällen haben die
vom Zweiten Vatikanischen Konzil angeregten Bemühungen, das ordenseigene
Charisma vom ursprünglichen Geist der Stiftung her zu überprüfen, manche
Ordensmänner und -frauen veranlaßt, den Schuldienst zu verlassen.
Einwände gegen das Schulapostolat
75. Hier sind gewisse Gründe, die gegen
das Schulapostolat vorgebracht werden, ins rechte Licht zu rücken. Manche
wenden sich einem sogenannten «unmittelbaren»
Apostolat zu (38) und vergessen dabei den hervorragenden apostolischen Wert der
Erzieherarbeit in der Schule.(39) Andere legen
größeren Wert auf ein individuell
ausgeübtes Apostolat als auf das apostolische Wirken in einer Gemeinschaft oder
in eigens dazu bestellten Einrichtungen. Die Vorteile des
Gemeinschaftsapostolates im Bereich der Erziehung sind jedoch offenkundig.
Manchmal rechtfertigt man die Preisgabe der katholischen Schulen auch mit dem
Hinweis auf den, wenigstens scheinbaren, Mißerfolg in den Bemühungen, gewisse
Ziele zu erreichen. Dieser
Vorwand sollte eher zu einer umfassenden Überprüfung der Arbeits- und
Lebensweise in der Schule Anlaß geben und an die demütige und
zuversichtliche Haltung erinnern, die jedem Erzieher eigen ist, der weiß, daß seine Arbeit nicht mit den rationalistischen
Maßstäben, die auf anderen
Gebieten gelten, erfaßt werden kann.(40)
Umgestaltung
76. Wenn besondere Umstände eine Umgestaltung der katholischen
Schuleinrichtungen oder deren Umwandlung in andere Apostolatsweisen zu
erfordern scheinen, kommt es der zuständigen örtlichen Kirchenbehörde zu, die
Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit einer solchen Umstellung abzuwägen und sich
dabei von den oben ausgeführten Überlegungen über die Gesamtseelsorge leiten
zu lassen.(41)
Die Katholische Schule
in den Missionsländern
Umorganisation
77. Das Apostolat der Katholischen Schule gewinnt in den Missionsländern noch
größere Bedeutung. Wo die jungen Kirchengemeinden noch von ausländischen
Missionaren unterstützt werden müssen, hängt der Erfolg der Katholischen
Schule viel von ihrer Fähigkeit ab, sich den örtlichen Erfordernissen
anzupassen, damit sie der einzelnen Christengemeinde und der Gesamtkirche des
Landes Ausdruck verleihen und zur Entwicklung der gesamten Nation durch
fachliche Tüchtigkeit und großzügige Zusammenarbeit beitragen kann. In den
Ländern, wo sich die Christengemeinde erst bildet und daher noch nicht imstande
ist, die unmittelbare Verantwortung für die Bildungseinrichtungen zu
übernehmen, wird die Kirchenbehörde zwar zeitweilig diesen Dienst leisten,
dann aber trachten, die Ziele zu verwirklichen, die über die Organisation der
Katholischen Schule dargelegt worden sind.(42)
Die Lehrer in der
Katholischen Schule
Betreuung der Lehrer
78. Die Lehrer tragen durch ihre Handlungsweise und das Zeugnis
ihres Lebens wohl am meisten dazu bei, der Katholischen Schule ihre
besondere Wesensart zu geben. Es ist daher
unerläßlich, ihre zeitgemäße Fortbildung durch eine angemessene Pastoral
zu sichern und zu fördern. Sie muß Anregungen zur allgemeinen Erneuerung
geben, die in den Lehrern die Bereitschaft zum christlichen Lebenszeugnis
stärkt, aber auch die Fragen aufgreifen, die ihr besonderes Apostolat
betreffen, vor allem die christliche Sicht von Welt und Kultur, und eine
Pädagogik, die sich nach den Grundsätzen des Evangeliums richtet. Hier liegt
ein weites Arbeitsfeld für die Länder- und Weltorganisationen, die auf
verschiedenen Ebenen die katholischen Lehrer und die Erziehungseinrichtungen
vereinigen.
Rechte und Pflichten
79. Die beruflichen Organisationen, deren Zweck es ist, die Interessen
der in Erziehung und Unterricht Tätigen zu wahren, müssen auch im
Zusammenhang mit der Sendung der
Katholischen Schule betrachtet werden. Diese Schule muß die Rechte der von
ihr Angestellten mit großem Gerechtigkeitssinn gewährleisten. Ob es sich
jedoch um materielle Interessen handelt oder um soziale und moralische
Bedingungen, die zur beruflichen Entfaltung der Lehrer beitragen, gilt der vom
Zweiten Vatikanischen Konzil verkündete Grundsatz: «Die Gläubigen sollen
genau zu unterscheiden lernen zwischen den Rechten und Pflichten, die sie
haben, insofern sie zur Kirche gehören, und denen, die sie als Glieder der
menschlichen Gesellschaft haben. Beide sollen sie harmonisch miteinander zu
verbinden suchen und daran denken, daß sie sich auch in jeder zeitlichen
Angelegenheit vom christlichen Gewissen führen lassen müssen».(43)
Und darüber hinaus: «Auch
wenn die Laien weltlichen Geschäften nachgehen, können und sollen sie einen
wertvollen Beitrag zur Evangelisierung der Welt leisten».(44)
Wenn sie sich daher in eigenen Vereinigungen zusammenschließen,
um die Rechte der Lehrer und Erzieher, der Eltern und der Schüler zu
gewährleisten, müssen sie die besondere Sendung der Katholischen Schule im
Auge behalten, die im Dienst der christlichen Erziehung der Jugend besteht. «
Der Laie, der zugleich Christ ist und Bürger dieser Welt, muß sich unablässig
von dem einen christlichen Gewissen leiten lassen ».(45)
Aufgaben der Berufsvereinigungen
80. Aus dieser Sicht haben solche Berufsverbände nicht nur die
Rechte ihrer Mitglieder wahrzunehmen und zu schützen, sondern sollen auch
dafür sorgen, daß diese Personen ihren Anteil an der Verantwortung tragen, die
sich aus der besonderen Sendung der Katholischen Schule ergibt. Wer sich bewußt
und frei zur Ausübung seines Berufes in einer Schule entschließt, die sich zu
einer bestimmten Weltanschauung bekennt, ist gehalten diese Eigenart zu achten
und unter der Leitung der verantwortlichen Vorgesetzten seinen persönlichen
Beitrag zu leisten.
Wirtschaftliche Lage der Katholischen Schule
Unterschiedliche Situationen
81. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus hat sich die Lage vieler
katholischer Schulen verbessert und in einigen Ländern normalisiert. Das ist
dort festzustellen, wo die Regierung Vorteile und Notwendigkeit eines
Schulpluralismus erkannt hat, der neben der Staatsschule auch andere
Wahlmöglichkeiten bietet. Von oft aus reinem Wohlwollen gewährten Subventionen
ausgehend, hat man schließlich Übereinkommen, Abmachungen und Verträge
abgeschlossen, die der Katholischen Schule die Möglichkeit geben, ihre Eigenart
zu bewahren und ihre Aufgabe entsprechend zu erfüllen, sie aber zugleich mehr
oder weniger eng mit dem staatlichen Schulsystem zu verbinden, was
wirtschaftliche Sicherstellung und annähernde Rechtsgleichheit mit den
staatlichen Schulen bedeutet.
Hoffnungsvolle Lösungen
82. Diese Verträge sind zum Teil dem Wohlwollen der
betreffenden Regierungen zu verdanken, die auf diese Weise den von der
Katholischen Schule der Öffentlichkeit erwiesenen Dienst anerkannten, zum Teil aber auch dem entschlossenen Vorgehen der
kirchlichen Behörden oder der katholischen Verbände des Landes. Eine solche
Lösung kann die für die Katholische Schule Verantwortlichen in den Ländern
ermutigen, wo die Katholiken noch eine schwere wirtschaftliche Belastung zu
tragen haben, um eine oft beträchtliche Zahl katholischer Schulen, die über
das ganze Land verstreut sind, zu erhalten. Sie können überzeugt sein, daß
ihr Einsatz für die Bereinigung dieses oft ungerechten Zustandes nicht nur dazu
beiträgt, jedem Kind eine Erziehung zur vollen Entfaltung seiner
Persönlichkeit, die in Ehrfurcht anerkannt wird, zu ermöglichen, sondern auch
dazu, die Unterrichtsfreiheit und das Recht der Eltern zu verteidigen «für
ihre Kinder die Schule nach ihrem Gewissen wirklich frei wählen zu können».(46)
VII. MUTIGER UND GEMEINSAMER EINSATZ FÜR DIE KATHOLISCHE SCHULE
Sendungsbewußt sein und Mut zur Anpassung
83. Wenn man den Dienst eines christlichen Erziehers in der
Katholischen Schule auf sich nimmt, gibt man damit
seinen festen Glauben an die Notwendigkeit und Zeitgemäßheit dieses
Apostolates kund. Wer tatsächlich diesen Glauben hat und die Botschaft Christi
annimmt, wer die heutige Jugend liebt und versteht, wer die Anliegen und
Schwierigkeiten der Umwelt mit Verständnis verfolgt, wird leicht begreifen, daß die Führung der ihrer Sendung getreuen Katholischen Schule den Wagemut
verlangt, ihre Entfaltung zu fördern und viele ihrer Betätigungsformen einer
gründlichen Erneuerung zu unterwerfen, um sie den tatsächlichen Bedürfnissen
der Zeit und ihrer hohen Zielvorstellung anzupassen.
Die Rolle der Gnade
84. Der Erziehungsertrag der Katholischen Schule kann nicht an
kurzfristigen Ergebnissen gemessen werden. In der
christlichen Erziehung spielt nicht nur die Freiheit des Erziehers und des
Zöglings eine wichtige Rolle, sondern auch die Mitwirkung der Gnade. Freiheit
und Gnade aber reifen ihre Früchte im Rhythmus des Geistes, der nicht mit
zeitlichen Maßstäben erfaßt werden kann. Wenn sich die Gnade mit der
menschlichen Freiheit verbindet, kann sie diese zur vollen Entfaltung bringen,
die in der Freiheit des Geistes besteht. Durch ihr bewußtes und ausdrückliches
Mitwirken mit dieser befreienden Kraft wird die Katholische Schule zum
christlichen Sauerteig in der Welt.
Dienst an den Nichtchristen
85. In der Überzeugung, daß der Heilige Geist in jedem Menschen geheimnisvoll
wirkt, bietet die Katholische Schule ihren eigenständigen Erziehungsplan und
die ihr eigenen Mittel auch den Nichtchristen an, in voller Anerkennung, Wahrung
und Förderung der religiösen, sittlichen und kulturellen Werte, die den
verschiedenen Kulturkreisen zu eigen sind.(47)
Treue zum Bildungsplan
86. So gesehen dürfen die unzulänglichen Hilfsmittel, die ihr zur Verfügung
stehen, und die geringe Anzahl der katholischen Schüler, die sie erreicht, die
Katholische Schule nicht abhalten, ihren Dienst weiterhin zu leisten, insofern
sie die einzige Bedingung, die man ihrer Daseinsberechtigung stellt, erfüllt,
nämlich die Treue zu ihrem eigenen Bildungsplan; diese Treue muß auch als
wichtigster Prüfstein zur Neuausrichtung des katholischen Schulwesens dienen,
wo dies in einzelnen Fällen nötig scheint.
Beweggründe zur Fortsetzung dieser Werke
87. Wenn alle Verantwortlichen der Katholischen Schule weiterhin über ihre Sendung
nachdenken, bis sie den Apostolatswert von Unterricht und Erziehung wieder
entdecken, sind die Voraussetzungen geschaffen, daß diese Schulen ihren Dienst
unter besseren Bedingungen fortsetzen und den kommenden Generationen sinngetreu
weitergeben können. Die Verantwortlichen werden dann Überzeugungskraft,
Sicherheit, Freude und Opfergeist aus der Gewißheit schöpfen, daß sie vielen
jungen Menschen die Möglichkeit bieten, im Glauben zu wachsen und die Schätze
der Wahrheit, der Liebe und der Hoffnung in ihrem Leben anzuerkennen und zu
verwirklichen.
Ermutigung für die Erzieher...
88. Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen ist
bemüht, der Katholischen Schule in der Besinnung auf ihre
Sendung und Erfüllung ihres Auftrages behilflich zu
sein. Sie fühlt sich daher gedrängt, noch einmal alle, die darin arbeiten,
aufs herzlichste zu ermutigen : es ist nicht zu bezweifeln, daß Erziehung und
Unterricht unter den vielfältigen Werken der Seelsorge, in denen sich die
einzigartige und echte Heilssendung der Kirche kundgibt, äußerst wichtig sind.
... besonders für Ordengemeinschaft
89. Vor allem auf die Ordensgemeinschaften, die sich in
Ausübung eines besonderen, vom Heiligen Geist in der Kirche
erweckten Charismas der Heranbildung der Jugend
widmen, blickt die Kirche mit Vertrauen und neuer Hoffnung. Mögen sie,
aufgeschlossen und einsatzbereit, dem Charisma ihres Stifters treu bleiben und
ihren Beitrag zum Erziehungsapostolat in den katholischen Schulen leisten, ohne
sich vom verlockenden Angebot anderer Apostolatsformen, die oft nur scheinbar
wirkungsvoller sind, beirren zu lassen.
Die Aufforderung des Zweiten Vatikanums
90. Kaum mehr als ein Jahrzehnt nach dem Abschluß des Zweiten
Vatikanischen Konzils richtet die Kongregation
für das Katholische Bildungswesen aufs neue die Schlußaufforderung der
Konzilserklärung über die Christliche Erziehung an die Priester, Ordensleute
und Laien, die ihrer Sendung in der Katholischen Schule nachgehen, «daß sie in
der übernommenen Aufgabe frohen Herzens ausharren und in der Formung ihrer
Schüler mit dem Geiste Christi, in der Kunst des rechten Erziehers und in der
wissenschaftlichen Arbeit nach so guten Leistungen streben, daß sie nicht nur
die innere Erneuerung der Kirche fördern, sondern auch deren segensreiche
Präsenz in der heutigen Welt, besonders unter den Gebildeten, erhalten und
vertiefen».(48)
SCHLUSSWORT
Ermutigung an die Erzieher
91. Im Bewußtsein der Aufgabe, die
der Katholischen Schule anvertraut ist, will dieses Dokument -
ohne den vielen Katholiken, die im staatlichen Schulwesen der verschiedenen Länder tätig sind, den Wert ihres christlichen Lebenszeugnisses
abzusprechen oder zu mindern - alle Bemühungen zur Förderung dieser Schule
ermutigen. In der heutigen pluralistischen Gesellschaft ist die Katholische
Schule tatsächlich imstande, mehr denn je einen unschätzbaren und notwendigen
Dienst zu leisten. Während sie unaufhörlich auf die Werte des Evangeliums
hinweist, wird sie zur Vorkämpferin einer neuen und besseren Welt, im Gegensatz
zu einer Gesellschaft, die der Genußsucht, dem Leistungs- und Konsumdenken
verfallen ist.
Einladung an die Bischofskonferenzen
92. Das Dokument richtet an die einzelnen Bischofskonferenzen die ehrerbietige
Einladung, ihr Augenmerk den Leitgedanken zuzuwenden, die die Katholische Schule
beseelen, sie auszuarbeiten und in bestimmte Bildungspläne einzubauen, die den
besonderen Umständen und Anforderungen der verschiedenen Richtungen und Stufen
des Schulwesens in den einzelnen Ländern entsprechen.
Aufruf an das ganze Gottesvolk
93. Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen weiß, wie verwickelt
und heikel das vorliegende Problem ist, und richtet deshalb diese Überlegungen
auch an das ganze Volk Gottes. Dabei ist sie überzeugt, daß im göttlichen
Heilsplan die schwachen menschlichen Kräfte wohl eine Lösung der drängenden
Probleme, die sich stellen, suchen können, daß aber der Enderfolg jeder
Anstrengung nicht aus dem Vertrauen in die eigene Kraft stammt, sondern vom
göttlichen Meister Jesus Christus kommen muß, der alles, was in seinem Namen
unternommen wird, beseelt, leitet, stützt und sicher zum guten Ende führt.
Rom, am Fest des Hl. Josef, 19. März 1977
GABRIEL MARIE KARDINAL GARRONE, Präfekt
Antonio M. Javierre, Sekretär Tit.
Erzbischof von Meta
(1) Vgl. II. VATIKANISCHES
KONZIL, Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
7.
(2) Vgl. PAULUS VI, Enzyklika
«Ecclesiam suam»,
7.
(3) PAULUS VI, Enzyklika «Ecclesiam
suam», 13.
(4) Vgl. II. VATIKANISCHES
KONZIL, Pastoralkonstitution
über die Kirche in der Welt von heute «Gaudium et Spes»,
4.
(5) PAULUS VI, Ansprache an S. Em. Kard. Gabriel Marie
Garrone, 27. November 1972
(6) PAULUS VI, Enzyklika «Ecclesiam
suam», 15.
(7) Vgl. II. VATIKANISCHES
KONZIL, Erklärung über
die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
3.
(8) II. VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische
Konstitution über die göttliche Offenbarung «Dei Verbum»,
8.
(9) Vgl. II. VATIKANISCHES
KONZIL, Pastoralkonstitution
über die Kirche in der Welt von heute «Gaudium et Spes»,
II.
(10) PAULUS VI, Ansprache an den IX. Kongreß des Internationalen Katholischen
Büro für Unterricht und Erziehung (O.I.E.C.), in «L'Osservatore Romano»,
9. Juni 1974.
(11) Vgl. II.
VATIKANISCHES KONZIL,
Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
8.
(12) Vgl. PAULUS VI,
Ansprache an den IX. Kongreß
der O.I.E.C., in «L'Osservatore Romano»,
9. Juni 1974.
(13) II. VATIKANISCHES KONZIL,
Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute «Gaudium et
Spes», 57.
(14) Vgl. II.
VATIKANISCHES KONZIL,
Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
2.
(15) Vgl. II.
VATIKANISCHES KONZIL,
Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
8.
(16) Vgl.
Eph.
3, 18-19.
(17) Vgl.
Pastoralinstruktion «Communio et Progressio»,
67.
(18) Vgl. ebd. 68.
(19) PAULUS VL,
Ansprache an den IX. Kongreß der O.I.E.C., in «L'Osservatore Romano»,
9. Juni
1974.
(20) II. VATIKANISCHES KONZIL,
Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
8.
(21) PAULUS VL, Wert der
Hingabe im Leben, in «Insegnamenti di Paolo VI»,
vol. 8 (1970) 97.
(22) II. VATIKANISCHES KONZIL, Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
9.
(23) II. VATIKANISCHES KONZIL,
Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum Educationis»,
8.
(24) PAULUS VI, An
Prof. Giuseppe Lazzati, Rektor der Herz Jesu Universität, in «Insegnamenti
di Paolo VI», vol. 9
1082.
(25) PAULUS VL, Ansprache an den
IX. Kongreß de O.I.E.C., in «L'Osservatore Romano»,
9. Juni 1974.
(26) Vgl. oben n.
18. 20.
23.
(27) PAULUS VI, Ansprache an
den IX. Kongreß der O.I.E.C., in «L'Osservatore Romano»,
9. Juni
1974.
(28) Vgl. oben n. 58.
(29) Vgl. II. VATIKANISCHES KONZIL,
Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute «Gaudium et
Spes», 43.
(30) II.
VATIKANISCHES KONZIL,
Dekret über das Apostolat der Laien «Apostolicam Actuositatem»,
25.
(31) ebd., 1.
(32) Vgl. II. VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution über die Kirche «Lumen
Gentium», 33.
(33) Vgl. II. VATIKANISCHES KONZIL, Dekret über das Apostolat der Laien «Apostolicam
Actuositatem», 10.
(34) ebd., 24.
(35) Vgl. II. VATIKANISCHES KONZIL, Dekret über das Apostolat der Laien «Apostolicam
Actuositatem», 23.
(36) II. VATIKANISCHES KONZIL, Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der
Kirche «Christus Dominus», 17.
(37) II. VATIKANISCHES KONZIL, Dekret über das Apostolat der Laien «Apostolicam
Actuositatem», 23.
(38) Vgl. oben n. 23.
(39) Vgl. oben nn. 38-48.
(40) Vgl. oben n.
22.
(41) Vgl. oben nn. 70-72.
(42) ebd.
(43) II.
VATIKANISCHES KONZIL,
Dogmatische Konstitution über die Kirche «Lumen Gentium»,
36.
(44) ebd., 35.
(45) II. VATIKANISCHES KONZIL, Dekret über
das Apostolat der Laien «Apostolicam Actuositatem», 5.
(46) II. VATIKANISCHES KONZIL, Erklärung über die christliche Erziehung «Gravissimum
Educationis», 6.
(47) Vgl. II. VATIKANISCHES KONZIL, Erklärung über das Verhältnis der
Kirche
zu den nichtchristlichen Religionen «Nostra Aetate», 2.
(48) II. VATIKANISCHES KONZIL, Erklärung über die christliche Erziehung
«Gravissimum Educationis». Schlußwort.
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