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KONGREGATION FÜR DIE EVANGELISIERUNG DER VÖLKER

ANSPRACHE VON KARD. CRESCENZIO SEPE
AN DIE BISCHOFSKONFERENZ DES SUDAN

Khartoum
Samstag, 18. Februar 2006

 

Eminenz, Kardinal Gabriel Wako,
Exzellenz, Dominique Mamberti, Apostolischer Nuntius im Sudan,
meine lieben Bischöfe!

Ich möchte noch einmal meine tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für die Einladung, dieses Land und die Kirche des Sudan zu besuchen. Auch im Namen des Heiligen Vaters Benedikt XVI. bin ich hier unter euch als Zeichen seiner Solidarität mit euch sowie der Besorgnis der Kirche über die beklagenswerte Situation, der ihr in eurer pastoralen Tätigkeit gegenübersteht. Ich überbringe euch seine Grüße und seinen besonderen Apostolischen Segen. Ich möchte euch versichern, daß der Heilige Vater mit besonderer Aufmerksamkeit alles verfolgt, was im Sudan geschieht, und daß er auch weiterhin für eure Nation betet, die in verschiedenen Bereichen Rückschritte erlitten hat aufgrund von Haß, Krieg und religiösem Extremismus. Ja, die ganze Kirche steht euch bei und trägt euch durch den Glauben und die Liebe.

Euer pastoraler Eifer und eure Bereitwilligkeit zur Fortsetzung des Evangelisierungsauftrags haben mich immer tief berührt. Ich muß dabei einräumen, daß es trotz der unruhigen und unsicheren Lage sowie der sozialen und politischen Schwierigkeiten, von denen eure Nation seit über zwei Jahrzehnten betroffen ist, viele ermutigende Zeichen in der Arbeit der Kirche gibt, was nicht nur aus den Fünfjahresberichten hervorgeht, die ihr für den »Ad-limina«-Besuch 2003 erstellt habt, sondern auch aus anderen Berichten und Informationen, die wir erhalten haben.

Ich danke euch für die pastoralen, apostolischen und sozialen Aktivitäten, die ihr durchführt, um die Kirche im Sudan zu einem echten Werkzeug des Heils für die Menschen zu machen. Die Beteiligung der Kirche am gesellschaftlichen Leben ist eine positive Antwort auf den Aufruf, den Johannes Paul II. im Apostolischen Schreiben Ecclesia in Africa zum Ausdruck gebracht hat. »Christus verkündigen heißt also, dem Menschen seine unveräußerliche Würde offenbaren « und ihm folgendes wissen zu lassen: »Da der Mensch nun einmal mit dieser unvergleichlichen Würde ausgestattet ist, kann er nicht unter menschenunwürdigen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Lebensbedingungen leben. Das ist die theologische Grundlage des Kampfes für die Verteidigung der Personwürde, für Gerechtigkeit und sozialen Frieden, für die Förderung, Befreiung und vollständige Entfaltung des Menschen und jedes Menschen« (Nr. 69).

In euren Berichten habt ihr sehr konkrete Aufgaben für euch selbst und für die ganze Kirche umrissen, die der Beseitigung der Übel in eurer Gesellschaft dienen sollen, die sich infolge des langen Bürgerkrieges entwickelt haben. Man braucht nur daran zu denken, was in der Region Darfur geschehen ist, ganz abgesehen von den anderen Teilen eures Landes, wo Gewalt, Guerillakrieg, Vandalismus usw. an der Tagesordnung waren und in den meisten Diözesen selbst kirchliche Einrichtungen nicht verschont geblieben sind. In dieser komplexen Lage ist eure Kirche erneut aufgerufen, Christus zu bezeugen, indem sie angesichts aller dieser Erscheinungen mutig und prophetisch Stellung bezieht (vgl. Redemptoris missio, 43).

Habt keine Angst und seid gewiß, daß die Kirche wirklich unter euch anwesend ist, daß Gott anwesend ist, der durch die Kirche wirkt und durch alle Menschen guten Willens, die bereit sind, mit ihr zusammenzuarbeiten, um das Evangelium der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens zu fördern, wie Seine Heiligkeit Benedikt XVI. in seiner Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages in diesem Jahr gesagt hat: »Die Organisation der Vereinten Nationen muß im Rahmen der Förderung der Werte der Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens ein immer wirkungsvolleres Instrument werden. Die Kirche ihrerseits wird nicht müde, in Treue zu der Aufgabe, die sie von ihrem Gründer empfangen hat, überall das ›Evangelium des Friedens‹ zu verkünden. Da sie von dem festen Bewußtsein durchdrungen ist, denen, die sich der Förderung des Friedens widmen, einen unentbehrlichen Dienst zu leisten, ruft sie allen ins Gedächtnis, daß der Friede, um authentisch und anhaltend zu sein, auf dem Fels der Wahrheit Gottes und der Wahrheit des Menschen aufgebaut sein muß. Allein diese Wahrheit kann die Herzen empfindsam für die Gerechtigkeit machen, sie der Liebe und der Solidarität öffnen und alle ermutigen, für eine wirklich freie und solidarische Menschheit zu arbeiten. Ja, allein auf der Wahrheit Gottes und des Menschen ruhen die Fundamente eines echten Friedens« (1. Januar 2006; in O.R. dt., Nr. 51/52, 23.12.2005, S. 10).

Ich freue mich sehr, aus den Sitzungsprotokollen der Bischofskonferenzen und aus den verschiedenen Pastoralbriefen, die wir erhalten, etwas über die Art und Weise zu erfahren, auf die ihr, beginnend mit der Analyse der sozialen Wirklichkeit, konkrete Initiativen ins Leben gerufen und Pläne entworfen habt, die den sozialen Bedürfnissen entgegenkommen wollen. Eure letzte Botschaft an die Gläubigen von Oktober 2004, die wir im vergangenen Jahr erhalten haben: »Es ist Zeit zur Erneuerung«, ist sehr bezeichnend für euer Streben, die Gesellschaft zu verändern, da sie die Kirche im Sudan auffordert, die Hauptrolle in dieser notwendigen Veränderung zu übernehmen.

Daher darf die Sorge um das gesellschaftliche Leben kein Selbstzweck sein, sondern sie soll vielmehr zur Verkündigung der Frohen Botschaft an die Nichtgläubigen, zur Stärkung des Glaubens und des missionarischen Geistes unter den Katholiken und auch zur Festigung des Bildes und der Rolle der Kirche führen. Es ist äußerst wichtig, den Gläubigen eine solide Ausbildung zu geben, um sie vor Proselytismus und dem Einfluß anderer Religionen, vor der Ausbreitung der Sekten und vor der Tendenz zu schützen, Traditionen fortzusetzen, die nicht dem Evangelium entsprechen. Und hier appelliere ich an euch, daß ihr Sorge tragt für das Bild der christlichen Familie, die in einer Identitätskrise steckt. Eine gesunde Familie, die die christlichen Werte annimmt und geistlichen Beistand erhält, stellt auch eine Zukunft für die Kirche dar und wird Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben hervorbringen.

In dieser komplexen religiösen und sozialen Situation lade ich euch ein, die Gemeinschaft unter euch zu festigen, um die pastoralen Aufgaben in Angriff zu nehmen, wie zum Beispiel ein gemeinsames Projekt für die Katholische Universität zu entwerfen und das Problem der Ehe anzugehen. Darüber hinaus lade ich euch ein, dem Leben und dem Dienst eurer Priester besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist nämlich notwendig, heilige Priester zu haben, die von ihrer Berufung und ihrer Entscheidung überzeugt sind. Ich danke euch besonders für das Programm »Die Heilenden heilen«, das ihr entwickelt habt, um den Mitarbeitern der Kirche zu helfen, unter anderem auch jenen Priestern, die aufgrund des Bürgerkriegs ein schweres Trauma erlitten haben. Nicht weniger wichtig ist der Bereich der Ordensinstitute für Männer oder Frauen, die sich in euren Diözesen befinden und die unentbehrlich sind, gerade in Anbetracht der Tatsache, daß der Wiederaufbau und die Evangelisierung im Sudan dringend notwendig sind. Sie müssen aus der Nähe unterstützt werden, im gemeinsamen Bestreben, auf die heutigen Herausforderungen dieser Nation zu antworten. Besondere Bedeutung sollte außerdem der Rolle beigemessen werden, die die Laien in der Kirche im Sudan übernehmen müssen. Der Nachdruck, den ihr auf die Ausbildung der Katecheten legt, hat bereits in weiten Kreisen Beachtung und Anerkennung gefunden.

Ich möchte diese Ansprache schließen, indem ich euch danke für die Pastoralarbeit, die ihr bis jetzt getan habt, und möchte euch zur Fortsetzung eurer Mission ermutigen, damit eure Kirche im missionarischen und evangeliumsgemäßen Geist der Kirche wachsen kann. Ich rufe euch auf, die Zusammenarbeit und die Einheit innerhalb der Bischofskonferenz und unter allen euren Mitarbeitern im Pastoraldienst zu fördern. Zu diesem Thema möchte ich die Worte von Papst Johannes Paul II. in Erinnerung rufen, der im Apostolischen Schreiben Ecclesia in Africa schrieb, die Evangelisierung und »die Glaubwürdigkeit der Kirche in Afrika hänge ab von Bischöfen und Priestern, die fähig sind, nach dem Beispiel Christi das Zeugnis eines vorbildlichen Lebens zu geben; von Ordensleuten, die durch ihre den evangelischen Räten entsprechende Lebensführung wirklich treue, glaubwürdige Zeugen sind; von einem dynamischen Laienstand, mit tiefgläubigen Eltern, ihrer Verantwortung bewußten Erziehern, von tiefem Moralgefühl beseelten politischen Führern« (Nr. 22).

Danke für eure Aufmerksamkeit. Der Herr segne euch.

   

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