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SCHREIBEN AN DIE KATHOLISCHE HIERARCHIE
ANLÄSSLICH DER
"KOLLEKTE PRO TERRA SANCTA"

FASTENZEIT 2011

 

Exzellenz, hochwürdigster Herr Bischof,

Zur Heilig-Land-Kollekte aufrufen bedeutet, eine bis in die apostolische Zeit zurückgehende Verpflichtung in Erinnerung zu rufen. Der Heilige Paulus bezeugt dies, wenn er an die Christen in Galata schreibt: Sie baten uns an ihre Armen zu denken; und das zu tun, habe ich mich eifrig bemüht. (Gal 2,10). Und er bekräftigt dies gegenüber den Brüdern in Korinth (1 Kor 16; 2 Kor 8-9) und in Rom: Denn sie haben eine Sammlung beschlossen für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem (15, 25-26).

Das Heilige Land setzt auf die brüderliche Hilfe der Weltkirche und möchte dies seinerseits erwidern, indem es die Erfahrung von Gnade und Leid, die ihren Weg kennzeichnet, mit der Weltkirche teilt. Die Menschen im Heiligen Land haben diese Gnade zuallererst in der Bischofssynode für den Nahen Osten erfahren und bei der Papstreise nach Zypern. Durch diese Ereignisse ist das Interesse der Welt an ihrer Situation gestiegen, und zugleich kommen wieder mehr Pilger, um auf den geschichtlichen Spuren des Herrn Jesus zu wandeln. Zugleich ist aber auch der Schmerz größer geworden angesichts der Zunahme von Gewalt an Christen in der ganzen Nahostregion, deren Folgen auch im Heiligen Land deutlich zu spüren sind. Für die Christen des Orients ist das Martyrium eine Realität ihres täglichen Lebens, und sie leiden an der Instabilität des Friedens oder seiner Abwesenheit. Ihr unaufhörlicher Exodus ist dafür ein äußerst beunruhigendes Signal. Und auch wenn hier und da positive Entwicklungen wahrgenommen werden können, so reichen diese nicht aus, um den schmerzhaften Emigrationsprozess der Christen umzukehren. So wird diese Region ihrer vitalsten Kräfte beraubt: nämlich der jungen Generationen.      

Es liegt an uns, gemeinsam mit Heiligen Vater die Christen in Jerusalem, Israel und Palästina, in Jordanien und den umliegenden Ländern zu bestärken, und wir wollen die Worte Benedikts XVI. uns dazu zueigen machen: Man darf sich nie mit dem Mangel an Frieden abfinden. Der Friede ist möglich. Der Friede ist dringend notwendig. Der Friede ist die unverzichtbare Bedingung für ein würdiges Leben der Person und der ganzen Gesellschaft. Der Friede ist auch das beste Mittel, um die Emigration aus dem Nahen Osten zu verhindern. (Predigt Papst Benedikts XVI. im Petersdom zum Abschluss der Nahostsynode am 24. Oktober 2010)

Der Aufruf zur Heilig-Land-Kollekte versteht sich auch als ein Appell in der Sache des Friedens, denn die Brüder und Schwestern im Heiligen Land wollen wirksame Instrumente in den Händen des Herrn sein zum Wohl des ganzen Orients. 

Diese Aufforderung erreicht Sie am Beginn der österlichen Bußzeit, und die Sammlung könnte ihren Höhepunkt am Karfreitag finden oder zu einem anderen Zeitpunkt, der je nach lokalen Gegebenheiten für angemessener erachtet wird. Diese Kollekte bleibt jedenfalls überall der reguläre und unerlässliche Weg, um das Leben der Christen im geliebten Heiligen Land zu fördern. 

Die Kongregation für die Ostkirchen macht sich zum Sprachrohr der Bedürfnisse dieser Kirchen in den Bereichen Pastoral, Schule, Nothilfe und Caritas. Dank der weltweiten Solidarität bleiben die Kirchen verwurzelt in den Leiden und Hoffnungen ihrer jeweiligen Völker, und können so ihr ökumenisches und interreligiöses Engagement verstärken. Sie werden Gott verherrlichen und die Rechte und Pflichten der Einzelpersonen und der Gruppen verteidigen, angefangen bei der individuellen und öffentlichen Ausübung der Religionsfreiheit. Sie werden sich an die Seite der Armen stellen, ohne Ansehen der Person, und so den sozialen Zusammenhalt im Nahen Osten fördern. Vor allem werden sie die evangelischen Seligpreisungen in Vergebung und Versöhnung in ihrem Leben verwirklichen.

Papst Benedikt lädt uns aber dazu ein, über die bloß materielle Dimension der Hilfe hinauszugehen. Die Beziehung zum Heiligen Land als solchem muss intensiviert werden, um zu einer „echten im Land Jesu verwurzelten Spiritualität“ zu werden: Deshalb blicken wir, je mehr wir die Universalität und die Einzigartigkeit der Person Christi betrachten, um so mehr mit Dankbarkeit auf jenes Land, in dem Jesus geboren ist, gelebt hat und sich selbst für uns alle hingegeben hat. Die Steine, über die unser Erlöser geschritten ist, bleiben für uns voller Erinnerung und »schreien« auch weiterhin die Frohe Botschaft heraus. … Die Christen, die im Land Jesu leben und den Glauben an den Auferstandenen bezeugen … sind aufgerufen, nicht nur ein Lichtstrahl des Glaubens für die universale Kirche zu sein, sondern auch Sauerteig der Eintracht, der Weisheit und des Gleichgewichts im Leben einer Gesellschaft, die traditionell stets pluralistisch, multiethnisch und multireligiös war und dies auch weiterhin ist. (Nachsynodales Schreiben Verbum Domini, 89)

Im Namen des Heiligten Vaters danke ich den Hirten und Gläubigen der ganzen Kirche für das Vertrauen, das sie durch ihre Großzügigkeit manifestieren. Es ist die aufrichtige Danksagung der Lateinischen Kirche, die aus dem Bistum des Jerusalemer Patriarchats und der Kustodie der Franziskaner besteht, und der Melkitischen, Maronitischen, Syrischen, Armenischen und Chaldäischen Kirchen, die gemeinsam die Katholische Kirche des Heiligen Landes formen.

Mit brüderlichen Grüßen in Jesus Christus.

Leonardo Card. Sandri
Präfekt

Cyril Vasil’, S.I.
Erzbischof - Sekretär

  

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