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SCHREIBEN AN DIE KATHOLISCHE HIERARCHIE
ANLÄSSLICH DER
"KOLLEKTE PRO TERRA SANCTA"

FASTENZEIT 2014

Exzellenz, sehr geehrter Herr Bischof,

            In der österlichen Bußzeit sind wir mit Christus auf dem Weg zum Kreuz und zur Auferstehung. Die Fastenzeit weckt in uns die brüderliche Solidarität mit jenen, die an den Heiligen Stätten leben. Dort haben die Apostel zuerst die Stimme des Herrn Jesu gehört, sie haben aus Gnade das Geheimnis des Glaubens erfahren und es anschließend verkündigt und bezeugt. Um sie herum entstanden, ausgehend von Jerusalem, die ersten christlichen Gemeinden.

            Die Einheit in Christus, dem Erlöser, drängt uns auch in diesem Jahr, Ihnen das wichtige Anliegen der Collecta Pro Terra Sancta ans Herz zu legen, mit der die Weltkirche ihre Pflicht gegenüber der Mutterkirche erfüllt. Papst Franziskus hat dies unterstrichen, als er die Patriarchen, die Großerzbischöfe, die Kardinäle und Bischöfe aus Anlass der Vollversammlung der Ostkirchenkongregation empfangen hat: “Mein Gedanke richtet sich insbesondere auf das gesegnete Land, in dem Jesus gelebt hat, gestorben und auferstanden ist. In ihm – das habe ich heute auch durch die anwesenden Patriarchen erfahren – ist das Licht des Glaubens nicht verlöscht, sondern brennt vielmehr hell. Es ist “das Licht aus dem Osten”, das “die Gesamtkirche erleuchtet, seitdem über uns ein aus der Höhe aufstrahlendes Licht (Lk 1,78), Jesus Christus, unser Herr, erschienen ist” (Apostolisches Schreiben Orientale Lumen, 1). Jeder Katholik schuldet daher den Kirchen, die in jener Region leben, dankbare Anerkennung. Von ihnen können wir unter anderem die Mühe der täglichen Übung des ökumenischen Geistes und des interreligiösen Dialogs lernen. Der geographische, historische und kulturelle Kontext, in dem sie seit Jahrhunderten leben, hat sie in der Tat zu natürlichen Gesprächspartnern zahlreicher anderer christlicher Konfessionen und anderer Religionen werden lassen.” (21. November 2013) 

            Auch heute noch ist die Kollekte die Hauptquelle für die Unterstützung des Lebens der Ortskirche im Heiligen Land und ihrer Werke, gemäß dem fürsorglichen Willen der Päpste, die mit Blick auf den Karfreitag stets zu Gesten authentischer brüderliche Liebe aufgefordert haben.

             Jeden Tag fragen sich die Christen in verschiedenen Gegenden des Nahen Ostens, ob sie bleiben oder auswandern sollen: Sie leben in Unsicherheit und leiden Gewalt, nur weil sie ihren und unseren Glauben bekennen. Jeden Tag gibt es Brüder und Schwestern, die sich dem widersetzen und sich entschließen zu bleiben, wo Gott in Christus seine Vorsehung verwirklich hat, die Welt mit sich zu versöhnen. Von dort sind jene aufgebrochen, die auf das Wort Christi hin das Evangelium an alle Enden der Erde gebracht haben. Dort ist es, wo die Kirche mit ihren Wurzeln auch die “große Hoffnung” wiederfindet, die den Namen Jesu trägt.

             Aber die  Situation ist derzeit tatsächlich schwierig: Es genügt an den Konflikt zwischen Israel und Palästina zu denken, an die Entwicklungen in Ägypten, an die Tragödie in Syrien. An Karfreitag möchten wir einen Gebetsschrei zum Kreuz erheben, um für Frieden in Jerusalem zu bitten und darum, dass die ganze Welt, ausgehend vom Land Jesu, eine Stätte des Friedens werden möge. An die Jünger Jesu richtet sich die Bitte, sich für den Frieden einzusetzen im Wissen, dass „Kriege – unter anderem – eine konkrete Weigerung darstellen, die großen wirtschaftlichen und sozialen Ziele zu verfolgen, die die internationale Gemeinschaft sich selbst gesetzt hat.“ (Papst Franziskus, Botschaft  zum Weltfriedenstag 2014) Es sind Worte, die mit Bezug auf die diesjährige Collecta pro Terra Sancta eine präzise und konkrete Bedeutung erlangen. Die große soziale Unsicherheit und die kriegerischen Konflikte haben sich verschärft und das labile Gleichgewicht der gesamten Region in Mitleidenschaft gezogen. Eine Folge sind die vielen Flüchtlinge, die im Libanon und Jordanien in immer zahlreicheren und zugleich ungeeigneten Lagern Zuflucht suchen. Man bleibt fassungslos zurück, wenn man die zahlreichen Entführungen und Morde an Christen in Syrien und anderswo sieht, die Zerstörungen von Kirchen, Häusern und Schulen. Das fördert vor allem den Exodus der Christen und die Zerstreuung von ganzen Familien und Gemeinschaften.

             Viele Schwestern und Brüder im Glauben schreiben derzeit Geschichte durch den „Ökumenismus des Blutes“, der sie zu Brüdern macht; und wir wollen ihnen mit unserer Fürsorge zur Seite stehen.  

          Die katholischen Gemeinden im Heiligen Land, die lateinischen des Patriarchalbistum von Jerusalem, sowie die der Kustodie der Franziskaner und anderer Bistümer, außerdem die griechisch-melkitischen, koptischen, maronitischen, syrischen, chaldäischen und armenischen Gemeinden wie auch die Ordensgemeinschaften und Einrichtungen aller Art erhalten dank der Karfreitagskollekte die notwendigen Mittel, um den Armen und Leidenden nahe zu sein, ohne Unterscheidung des Glaubens oder der ethnischen Zugehörigkeit. Die Pfarreien halten stets für alle Bedürftigen ihre Türen offen; wie auch die Schulen, wo Christen und Muslime sich gemeinsam auf eine Zukunft des Respekts und der Zusammenarbeit vorbereiten; die Krankenhäuser und Ambulatorien, die Altersheime und die Begegnungszentren werden ihre Hilfe anbieten, damit in der Orientierungslosigkeit unserer Tage der Liebesdienst der Kirche auch weiter die Worte Jesu widerspiegelt: “Habt Vertrauen... fürchtet euch nicht!” (Mk 6,50) 

          So begleiten wir schon jetzt Papst Franziskus in das Heilige Land, wohin er sich bald als Pilger der Einheit und des Friedens aufmachen wird: Ein Besuch, der so sehr erwartet und ersehnt wurde, und der zugleich so notwendig ist. 

          Ich habe die Freude, Ihnen, den Priestern, den Ordensleuten und den Gläubigen, die sich für eine gutes Ergebnis der Kollekte einsetzen, die große Dankbarkeit des Heiligen Vaters Franziskus übermitteln zu dürfen, wie auch den Dank der Ostkirchenkongregation.  

          Verbunden mit der Bitte um reichen himmlischen Segen grüße ich Sie brüderlich im Herrn Jesus.

Leonardo Card. Sandri
Präfekt

Cyril Vasil’, S.I.
Erzbischof - Sekretär


Summary Report der Kustodie für das Hl. Land 2012-2013 (Englisch)
Zusammenfassender Bericht über die Aufwendungen für 2013 (Italienisch)


  

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