Botschaft zum Ramadan (1998)
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BOTSCHAFT ZUM ENDE DES RAMADAN 'ID AL-FITR, 1418/1998

Liebe muslimische Freunde!

1. Anläßlich des 'Id al-Fitr, der den Monat Ramadan beschließt, möchte ich Euch als Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog die Glückwünsche der Katholiken der ganzen Welt ausdrücken.

2. Wie die anderen Gläubigen sind wir, Christen und Muslime, ,,Gottsucher'. Das Buch der Psalmen, das Zabour, spricht von diesem Weg der Männer und Frauen wie von einer Suche des Angesichtes Gottes: ,Mein Herz denkt an dein Wort: 'Sucht mein Angesicht!' Dein Angesicht, Herr, will ich suchen. Verbirg nicht dein Gesicht vor mir!" (Psalm 26,8-9). Alle guten Tätigkeiten, die der Gläubige zu vollbringen sich bemüht, wie das Gebet, das Fasten, das Almosengeben, stehen im Zeichen der Suche nach Gott. Sie drücken eine beständige Hinwendung zu Ihm aus. Wir können sagen, daß die Gottsuche für jeden Menschen ein Zeichen der Hoffnung ist.

3. Während unserer irdischen Pilgerschaft zur Ewigkeit hin, al-dar al-akhira, ist es das Glauben an Gott, das uns erleuchtet, uns fürht und uns stärkt, so Wie die Hoffnung uns die kommenden Güter ersehnen und erwarten läßt mit denen Gott uns belohnen wird, wenn wir ein Leben des Glaubens und der Liebe zu Gott und den Menschen geführt haben.

4. Die Hoffnung läßt uns auch all das Gute wahrnehmen, das es in der Welt gibt. Es ist die Frucht und das Zeichen des Wirkens Gottes im Herzen der Menschen. Zahlreich sind die ,Zeichen der Hoffnung': die wachsende Solidarität Zwischen den Menschen unserer Zeit, vor allem mit den Armen, die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden., der freiwillige Dienst, die Rückkehr zum religiösen Sinn des Lebens, das Bewußtsein von der menschlichen Würde und der Rechte, die sich davon ableiten, die Rücksichtnahme auf die Umwelt usw. Ich möchte ein besonderes Zeichen der Hoffnung erwähnen, das Papst Johannes Paul II. besonders herausgestellt hat, d.h. den interreligiösen Dialog.

5. Wie traurig ist es, daß Glieder derselben Familie nicht miteinander sprechen, daß sie es vermeiden, einander anzusehen, sich zu begegnen. Wie schmerzlich ist es, daß Musliine und Christen, die der einen menschlichen Familie angehören, sich ignorieren, keine gegenseitigen Grüße mehr austauschen oder - noch schlimmer - sich streiten. Wie schön ist es im Gegenteil, in Frieden mit allen zu leben, sich zu begegnen, von unseren Freuden und unseren Sorgen, unseren Ängsten und Hoffnungen zu sprechen! Warum nicht im Dialog zwischen Gläubigen, und zwar zwischen Muslimen und Christen, ein Zeichen der Hoffnung fùr die Gegenwart und die Zukunft sehen?

6. Der Mensch des Glaubens und der Hoffnung ist gleichzeitig ein realistischer Mensch, der den Blick auf die Realität in ibren positiven und negativen Dimensionen heften muß. Wir können die Dramen unserer Welt nicht übersehen: den Krieg zwischen verschiedenen Ländern, die Bürgerkriege, den Terrorismus in allen seinen Formen. die Ungerechtigkeit, die den Graben zwischen Reichen und Armen immer mehr verbreitet, den Hunger, das Fehlen eines Daches fùr viele, die Arbeitslosigkeit - vor allem unter den jungen Menschen -, das Rauschgift, die Unmoral, die Abtreibung. Die Liste könnte man verlängem. Das kleine Licht der Hoffnung muß deshalb immer angezündet bleiben und leuchten auf den Wegen der Menschheit zu eine besseren Zukunft

7. Wir Christen und Muslime, wir können zusammenarbeiten, um der Menschheit mehr Hoffnung zu schenken. Wir müssen uns deshalb von Anfang an als verschieden akzeptieren, uns gegenseifig achten und wahrhaft lieben unter dem Blick Gottes, der allen seine Barmherzigkeit erweist. Wir sind gerufen, einen ,Friedenspakt' zu schließen, dessentwegen wir erklären, auf den Gebrauch von Gewalt als einer Methode zur Lösung der Streitfragen zu verzichten. Wir wollen uns der Welt als Menschen zeigen, die an Gott glauben und dem Menschen treu sind, seiner Würde und seinen Rechten. Wir werden dann in unserer Eigenschaft als Gläubige glaubwürdiger sein, und wir werden für die Menschheit ein besonderes Zeichen der Hoffnung sein, das zu den schon bestehenden hinzukommt.

8. Es ist in diesem Geist, in dem ich Euch, liebe muslimische Freunde, meine Glückwünsche für 'Id al-Fitr entbiete.

Francis Card. Arinze
Präsident

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