Liebe muslimische Freunde!
1. Noch einmal bin ich glücklich, Ihnen als Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog meine herzlichen Glückwünsche zum Ende des Ramadans zu entbieten.
2. Der Austausch von Wünschen bietet den Christen die Gelegenheit, ihre muslimischen Freunde zu besuchen, was erlaubt, schon bestehende Freundschaften zu verstärken und neue zu schliessen. Diese jährliche Botschaft ist so wie eine Brücke, die zwischen Christen und Muslime gebaut wird und die nie aufhört, sich zu verbreitern und zu festigen. Wir danken dafür Gott und bitten Ihn, dass die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen weiter verstärken.
3. Es ist der Glaube, die vertrauensvolle und gehorsame Unterwerfung unter Gott, der Euch während dieses Monats Ramadan gedrängt hat zu fasten. Muslime und Christen, wir bezeichnen uns als "Gläubige", und wir sehen zusammen mit den Juden in Abraham ein Vorbild für unseren Glauben.
4. Aus Glauben vertraute Abraham ganz Gott und fügte sich allem, was Er von ihm verlangte: Er verliess sein Heimatland, seinen Stamm, seine väterliche Familie und zog in ein umbekanntes Land. Aus Glauben zögerte er nicht, seinen Sohn zu opfern, als ihn Gott auf die Probe stellte. Aus diesem Grunde bleibt Abraham ein herrvorragendes Beispiel für die totale Überantwortung seiner selbst an Gott.
5. Nach dem Beispiel Abrahams bemühen sich Juden, Christen und Muslime, Gott den Platz in ihrem Leben zu geben, der Ihm als Ursprung, Herr, Lenker und letztes Ziel aller Wesen zukommt. Aber sie wissen, dass es auch andere gläubige und fromme Menschen gibt, die alle der Achtung würdig sind. Im Namen Gottes achtet nämlich der wirklich Gläubige jede menschliche Person. Die Religion kann uns nicht erlauben, im Namen der Unterschiede negative Verhaltensweisen einander gegenüber einzunehmen.
6. Es handelt sich nicht darum, die Unterschiede zu leugnen; aber haben wir nicht ähnliche Sorgen? Wie soll man die religiösen Werte an die neuen Generationen weitergeben? Wie die Jugendlichen erziehen, den Glauben derjenigen zu achten, die nicht den ihrigen teilen? Wie ein gemeinsames und glaubwürdiges Zeugnis vor denen ablegen, die nicht an Gott glauben? Wir sollen wir uns gemeinsam im Namen unseres Glaubens an Gott für den Dienst am Menschen, jedes Menschen und aller Menschen, einsetzen? Ebensoviele Fragen und Herausforderungen stellen sich uns, Muslimen und Christen, in dem Augenblick, wo sich die Menschheit für den Eintritt in ein neues Jahrtausend vorbereitet. Vielleicht wird es nötig sein, dass die Begegnungen zwischen Christen und Muslimen häufiger werden, um gemeinsam mit Blick auf Gott die Antworten auf diese Fragen zu suchen.
7. Indem ich Ihnen wünsche, im Frieden und in der Freude zu leben, bezeuge ich Ihnen erneut meine Freundschaft im Namen der Katholiken der ganzen Welt.