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PÄPSTLICHER RAT FÜR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN

ERKLÄRUNG VON KARD. RENATO RAFFAELE MARTINO
ANLÄSSLICH DES ERWERBS DER ERSTEN ANLEIHE DES IFFIM ("INTERNATIONAL FINANCE FACILITY FOR IMMUNISATION")
IM NAMEN DES HEILIGEN VATERS

 

In einer Botschaft, deren Schwerpunkt auf der Bedeutung der nachhaltigen Entwicklung lag, richtete Papst Benedikt XVI. die Aufmerksamkeit auf die Armut in der Welt: »Für eine authentische, weltweite, organische und ganzheitliche Entwicklung, die von allen Menschen erstrebt wird, ist es … erforderlich, die verschiedenen menschlichen Gegebenheiten miteinander in Zusammenhang zu bringen, die wahren Ursachen des Elends herauszustellen und konkrete Antworten zu geben, wobei eine entsprechende Ausbildung von Personen und Gemeinschaften den Vorrang haben sollte. So werden echte Freiheit und Verantwortlichkeit, die Charakteristiken des menschlichen Handelns sind, zur Anwendung kommen« (Botschaft von Papst Benedikt XVI. an Jacques Diouf, Generaldirektor der FAO, anläßlich des Welternährungstages 2005, 12. Oktober 2005; in O.R. dt., Nr. 43, 28.10.2005, S. 6).

Bereits seit sehr vielen Jahren und auch heute noch warten diejenigen, die in äußerster Armut leben, darauf, daß jene »konkreten praktischen Maßnahmen zur Anwendung kommen«.

Sie hoffen noch immer auf eine Zukunft, in der die Regierungen aller Länder, die sich vor 60 Jahren verpflichtet haben, »Official Development Assistance« (ODA) in Höhe von 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts zu leisten, ihrer Verpflichtung nachkommen und dieses Ziel erreichen werden.

Die Menschen, die in äußerster Armut leben, warten auf eine Zeit, in der eine langfristige »debt sustainability« – durch die hundertprozentige Tilgung der offiziellen multilateralen und bilateralen Schulden armer und stark verschuldeter Länder und durch einen gleichzeitigen Schuldennachlaß oder eine Schuldenumstrukturierung für Entwicklungsländer mit niedrigem oder mittlerem Einkommen – den Weg öffnen wird für Schritte wie den weltweiten Zugang zu den Gütern, die die Grundbedürfnisse des Lebens und der Entwicklung decken: unter anderem Trinkwasser, Hygiene, Ernährungsprogramme, Gesundheitsfürsorge, Erziehung und angemessene Unterkunft, aber auch Mikrokredit, Mikrofinanz und Arbeitsplätze. In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, wie wichtig es ist, sich dem Problem der bewaffneten Konflikte zu stellen, infolge derer Länder und Regionen Rückschläge erleiden, anstatt wenigstens begrenzte Fortschritte zu machen. Bewaffnete Konflikte wirken nämlich dahin, die Armut zu verstärken. Auch die Auswirkungen von Malaria, HIV/AIDS, Tuberkulose und anderer Infektionskrankheiten tragen nach wie vor zu diesen Rückschlägen bei.

Gleichzeitig hoffen die in Armut lebenden Menschen auf eine Zeit, in der keine Korruption auf den verschiedenen Regierungsebenen oder im sozialen Bereich mehr verhindert, daß die Entwicklungschancen alle Gesellschaftsschichten erreichen. Eine Regierung, die wirklich auf die Nöte ihres Volkes eingeht, ist für die Entwicklung nicht nur eine Notwendigkeit – sie sollte auch als ein Recht betrachtet werden.

Papst Benedikt XVI. glaubt, daß dies der richtige Moment ist. Aus diesem Grund hat er entschieden, daß der Heilige Stuhl sich am Anleiheprogramm der »International Finance Facility« beteilige. Seine Heiligkeit weiß, daß es notwendig ist, umgehend Gelder zur Verfügung zu stellen, um Armut, Hunger und dem Mangel an Erziehungs- und Bildungschancen entgegenzutreten und den andauernden Kampf gegen die Geißel der Malaria und gegen die Ausbreitung von HIV/AIDS und Tuberkulose zu unterstützen.

Gern spreche ich Herrn Schatzkanzler Gordon Brown, der die treibende Kraft hinter dieser Initiative war, meinen Dank aus. Durch das IFF-Programm angeregt, veranstaltete sein Ministerium im Juli 2004 zusammen mit dem Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden ein Seminar zum Thema »Globalisierung und Armut«. Damals ermahnte er uns: »Wenn keine Finanzierung vorhanden ist, dann erscheinen die ›Millennium Development Goals‹ wie eine weitere Reihe von Versprechungen, die gemacht, wieder und wieder gemacht und dann nicht eingehalten werden. Daher erfordern unsere Ziele dringendes Handeln, ja sogar Opfer von seiten der reichsten Länder der Welt.«

Die katholische Kirche zeigt stets ihre tiefe Besorgnis um die Nöte aller Menschen, besonders derer, die in Armut leben. Papst Benedikt hofft, daß die Teilnahme der Kirche an diesem Programm andere veranlassen wird, zum konkreten Handeln überzugehen.

Der Heilige Vater bestimmt, daß diese Gelder nur für Projekte gebraucht werden, die mit den Standpunkten übereinstimmen, die der Heilige Stuhl auf den verschiedenen internationalen und UN-Konferenzen in den 90er Jahren vertreten hat. Papst Benedikt XVI. freut sich, denen, die sich ihm anschließen möchten, einen Weg zu zeigen, um die in Armut lebenden Menschen zum aktiven Aufbau besserer Lebenschancen für sich selbst und ihre Familien zu befähigen.

    

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