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Päpstlicher Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs

6. Internationale Kongress für die Tourismusseelsorge

Bangkok, Thailand, 5.-8. Juli 2004

"Für einen Tourismus im Dienste 

der Zusammenführung der Menschen"

Schlussdokument 

Einleitung

  • Der 6. Internationale Kongress für die Tourismusseelsorge fand vom 5. bis zum 8. Juli 2004 im Ausbildungszentrum für Seelsorge in Bangkok, Thailand statt. Organisiert wurde er vom Päpstlichen Rat für die Pastoral der Migranten und der Menschen unterwegs in Zusammenarbeit mit der Katholischen Kommission für Tourismus der Thailändischen Bischofskonferenz. Das Thema der Konferenz lautete „Für einen Tourismus im Dienste der Zusammenführung der Menschen“ im Kontext der Tourismusseelsorge.
  • Seine Eminenz Stephen Fumio Kardinal Hamao, Präsident des Päpstlichen Rates, eröffnete den Kongress und begrüßte die Teilnehmer. Er stellte fest, dass „Begegnung“ der zentrale Kern der Verkündigung des Evangeliums selbst ist. Erzbischof Agostino Marchetto, Sekretär des Päpstlichen Rates, folgte mit einer Ansprache, die dem Leitgedanken der Tourismusseelsorge Ausdruck verlieh. Er erinnerte an die drei Empfehlungen, ausgesprochen auf dem letzten Internationalen Kongress, der in Ephesus stattgefunden hat, und die alle drei erfüllt worden sind, und er erklärte, dass die spezifische Aufgabe der Kirche darin besteht, Leitlinien für die Tourismusseelsorge auszusprechen und sie durchzuführen, ohne sich jedoch mit der praktischen Organisation des Tourismus zu befassen.
  • Der erste vollständige Tag des Kongresses begann mit einer gemeinsam zelebrierten Messe, bei der Kardinal Hamao der Hauptzelebrant war. In seiner Homelie sagte der Kardinal: „Hier stehen wir in unserer eucharistischen Begegnung mit dem Herrn zu Beginn dieser Tage, für die wir vorschlagen, die „Begegnung“ zum Thema unserer Überlegungen und Gebete zu machen… Wir bringen die Gefühle und die Betroffenheit aus unserer jeweiligen lokalen apostolischen Arbeit, wir bringen die Gesichter und vielleicht manchmal auch die Namen der Personen, die wir getroffen haben und die einzigartig sind, unabhängig von all dem, was hinter dem Etikett des Touristen steckt, mit dem man sie identifiziert.“
  • Während des Kongresses wurde das Thema durch Reden und Zeugnisse aus fünf Kontinenten und durch ein Gespräch am runden Tisch über das besondere Problem des Sex-Tourismus behandelt.

Die Referate (in chronologischer Reihenfolge):

- Dr. Francesco Frangialli, Generalsekretär der Internationalen Tourismusorganisation, lieferte eine Zusammenfassung der allgemeinen Politik seiner Organisation wie sie in den letzten Jahren entwickelt wurde, und unterstrich dabei die Bedeutung des internationalen Kodex ethischer Richtlinien für den Tourismus. Schon viele Länder überlegten sehr ernsthaft, sich diesem Kodex anzuschließen.

- Dr. Norberto Tonini, Präsident des Internationalen Büros für Sozialtourismus, sprach über Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Sozialtourismus.

- H. Prof. José da Silva Lima von der Katholischen Universität von Portugal, erläuterte den theologischen und philosophischen Hintergrund des Themas „Begegnung“.

- H. Prof. Jean-Yves Baziou von der Universität Lille, Frankreich, sprach über den Akt des Aufbruchs und den Akt des Treffens mit anderen, die er als zwei Bausteine des menschlichen Lebens bezeichnete. Es handele sich dabei um zwei äußerst bedeutende Handlungen sowohl im Hinblick auf die menschlichen Existenz wie auch der christlichen Erfahrung.

- S.E. Erzbischof Ramón Benito de la Rosa y Carpio aus der Dominikanischen Republik unterstrich, dass das „Willkommen“ im Rahmen der Evangelisierung der allererste Dienst ist, der angeboten werden muss, will man Menschen zusammenführen.

- S.E. Raul Nicolau Gonsalves, Erzbischof im Ruhestand von Goa, Indien, sprach über einen erneuerten Tourismus, durch den die Menschen ihr Leben durch Begegnungen bereichern können, der die Würde der Person fördert, das kulturelle Erbe sicherstellt und die Schönheit der Erde schützt, um auf diese Weise Frieden und Harmonie zu pflegen.

Berichte von Personen, die praktisch in diesem Gebiet tätig sind (in chronologischer Reihenfolge):

Sie sind:

- Herr Ranjan Solomon, geschäftsführender Direktor der Ökumenischen Vereinigung für den Tourismus in der Dritten Welt (Ecumenical Coalition on Third World Tourism – ECTWT);

- Bruder Anthony Rogers, FSC, geschäftsführender Sekretär des Büros für Menschliche Entwicklung der FABC (Federation of Asian Bishop‘s Conferences);

- Pater Francis Rozario, OFM, Domenikanisches Ausbildungszentrum, Goa, Indien;

- S.E. Matthias Ssekamanya, Bischof von Lugazi, Uganda;

- H.H. Philippe Goupille, Delegierter der Tourismusseelsorge, Mauritius;

- Msgr. Roberto Espenilla, Delegierter der Pastoral für Tourismus und Wallfahrten, Philippinen;

- S.E. Rubén Oscar Frassia, Bischof von Avellaneda-Lanùs, Vize-Präsident der Kommission für die Tourismusseelsorge, Argentinien;

- Pater Manuel Martinez Maciel, OP, Professor für die Tourismusseelsorge, Universidad del Norte Santo Tomàs de Aquino, Tucumàn, Argentinien;

- H.H. Louis Noshy Garas, National-Direktor der Tourismusseelsorge, Ägypten;

- S.E. Lawrence Thienchai Samanchit, Bischof von Chantaburi, Promotor der Pastoral für Tourismus, Thailand;

- Msgr. Carlo Mazza, National-Direktor des Büros für die Pastoral für Tourismus, Freizeit und Sport, Italien;

- H.H. Olivier Morand, nationaler Delegierter der Pastoral für Tourismus, Frankreich;

- H.H. John A. Jamnicky, Nationaler Koordinator für die Apostolate der Menschlichen Mobilität, USA;

- Msgr. Dr. Peter Prassel, Direktor des Katholischen Auslandssekretariats, Deutschland;

- H.H. Jacques Riga, Vize-Präsident der Belgischen Katholischen Kommission für Tourismus;

- S.E. Ioannis Spiteris, Erzbischof von Korfu, Zante und Cefalonia, Griechenland.

Gespräch am runden Tisch über Sex-Tourismus

Die Ausmaße des ‚Sex-Tourismus‘ und die Initiativen ihn zu bekämpfen waren das Thema des Podiumsgespräches am Runden Tisch mit Teilnehmern aus Thailand (Schwester Michelle Lopez, RGS), aus Nepal (Frau Rupa Rai), aus den Philippinen (Pater Shay Cullen, MSSC) und von „End Child Prostitution and Trafficking“ – ECPAT – (Herr Luc Ferran).

Den folgenden Punkten wurde während des Kongresses ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet:

  • Wie bekannt, ist Tourismus sowohl international wie auch national. Im Jahr 2003 erreichte der internationale Tourismus die Zahl von 694 Millionen Gäste. Der Geldbetrag, um den es dabei ging, belief sich auf 514 Milliarden Dollar. Im Jahr 2010 werden 900 Millionen Gäste erwartet. Der Tourismus stellt in jedem Fall eine der größten Posten des internationalen Handels dar und mit seinen insgesamt 200 Millionen Beschäftigten betrifft er viele Länder und Menschen. Wie Papst Paul II sagte, ist der Tourismus eine von der Vorsehung gebotene Gelegenheit, Menschen auf der ganzen Welt zu treffen. Doch bietet er positive und negative Aspekte.
  • Die Internationale Organisation für Tourismus hat bereits einen internationalen Kodex ethischer Richtlinien für den Tourismus verabschiedet, der in der Gesetzgebung einzelner Länder schon seinen Niederschlag gefunden hat und in anderen noch durchgesetzt werden muss.
  • Die Teilnehmer des Kongresses hörten Personen zu, die über die Durchsetzung dieses Kodex ethischer Richtlinien sprachen. Im Gespräch am runden Tisch über „Die Ausmaße des Sex-Tourismus“ wurde insbesondere die Bedeutung der sexuellen Moral im Zusammenhang mit Tourismus unterstrichen und die Initiativen, den Sex-Tourismus zu bekämpfen, wurden besonders erleuchtet.
  • Die Aufgabe der Seelsorge im Tourismus darf die Bedeutung der Solidarität mit den Benachteiligten und den Armen nicht vergessen und sollte den Folgen der Armut in den Familien der Betroffenen besondere Beachtung zukommen lassen. Diese Form der Solidarität sollte auch den Dialog und das Eintreten für sie bei den Politikverantwortlichen mit einschließen, um die negativen Einflusse des Tourismus auf ihr Leben ü beseitigen.  

 Während des Kongresses wurden Empfehlungen ausgesprochen, das heißt: 

  • Man solle sich in der Welt des Tourismus in Richtung auf einen umfassenderen und holistischen Ansatz in der Seelsorge hinbewegen.
  • Die Regierungen sollten höhere Anforderungen an die moralische und menschliche Bildung der Personen stellen, die im Tourismus beschäftigt sind, und hierbei auch dem Bedürfnis nach Seelsorge Rechnung tragen.
  • Das Bewusstsein dafür zu fördern, dass der Tourismus ein viel versprechendes Instrument ist, um Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen und wahre Begegnungen zwischen Menschen zu ermöglichen.
  • Reisebüros, Fluglinien und Hotels sollten ihre Kunden über die Kinder informieren, die Opfer der Prostitution werden, und über die kriminellen und rechtlichen Probleme, mit denen Reisende zu rechnen haben, die sich über die entsprechenden Gesetze hinwegsetzen.
  • Eine Kommission, eine Unter-Kommission oder einen Verantwortlichen auf nationaler Ebene, auf der Ebene der Bistümer oder sogar der lokalen Gemeinden einzurichten oder zu bestimmen, die sich um die Tourismusseelsorge zu kümmern haben und die sich mit anderen entsprechenden staatlichen und regierungsunabhängigen Organisationen und vergleichbaren Strukturen absprechen und zusammenarbeiten sollen.
  • Eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Bischofskonferenzen herzustellen, damit die Priester und die in der Pastoral Tätigen der Herkunftsorte der Touristen von den Ortskirchen willkommen geheißen werden können und ihnen geholfen wird, für die eigene Gruppe als Geistliche tätig zu sein.
  • Die Liturgie, vor allem die Eucharistie, in der Muttersprache der Touristen zu zelebrieren. Liturgisches „Material“ kann auch den bestehenden Websites entnommen werden.
  • Programme zu entwickeln für eine fortgesetzte geistliche Ausbildung jener, die im touristischen Bereich tätig sind; dazu gehören Hotelmanager, Reiseführer, Fahrer und andere, die sich um die Bedürfnisse der Touristen kümmern.
  • Am 27. September den Internationalen Tag des Tourismus‘ zusammen mit der Internationalen Organisation des Tourismus zu feiern. In jedem Fall können die Diözesen oder die Bischofskonferenz, wenn seelsorgerische Gründe dafür sprechen, diese Feier auf ein passenderes Datum verschieben. Bei dieser Gelegenheit sollte die Botschaft des Heiligen Vaters weit verbreitet und über sie nachgedacht werden, um so den Menschen die Bedeutung der Tourismusseelsorge bewusst zu machen.
  • Websites in jenen Diözesen und Gemeinden einzurichten, in denen Heiligtümer und heilige Stätten von touristischem Interesse zu finden sind, um den Touristen wichtige Informationen zu liefern über:
    • die religiöse Identität der örtlichen Bevölkerung;
    • die Bedeutung der örtlichen christlichen Denkmäler;
    • den historischen und architektonischen Wert ihres christlichen Vermächtnisses;
    • ökumenische Programme, usw.;
    • Zeitpläne und Initiativen, die die katholischen liturgischen Feiern betreffen, um so die Teilnahme der Touristen zu erleichtern, insbesondere im Hinblick auf Sprachen und Symbole.
  • Kurse über das Phänomen des Tourismus‘ an den katholischen und päpstlichen Universitäten einzurichten, ebenso wie auch Ausbildungsstätten für Priester und Ordensleute. Offizielle Dokumente über die Tourismusseelsorge sollten in jedem Fall bekannt und übersetzt sein und durch die Ortskirchen verteilt werden.
  • Die lokalen christlichen Gemeinden, die Touristen aufnehmen und jene, aus denen die Touristen kommen, sollten psychologisch und liturgisch vorbereitet werden, damit die touristische Begegnung beide Seiten bereichert.
  • Einen Plan zu formulieren, der auch das Ziel haben sollte, Mitglieder der Gemeinden, die die Touristen aufnehmen, zu motivieren, geistliche Aufgaben im Bereich des Tourismus freiwillig zu übernehmen, und andererseits die Touristen dazu anzuregen, freiwillig in den lokalen Gemeinden zu helfen.
  • Die lokale christliche Gemeinde sollte auch den Besatzungen und den Passagieren von Ferienkreuzfahrten angemessene Seelsorge zukommen lassen.
  • Die Tourismusseelsorge sollte die Touristen im Ausdruck eines wahren geistlichen Amtes aufnehmen und nicht als eine methodologische Strategie.

    Empfehlungen und Aufrufe, die den Sex-Tourismus betreffen

  •  Während des Kongresses wurde unterstrichen, dass der Tourismus, der zu einer sozialen und wirtschaftlichen Erscheinung globalen Ausmaßes geworden ist, dazu beitragen sollte, die Völker und Kulturen zusammen zu führen; die Umwelt zu fördern, ohne die natürlichen Rohstoffe zu gefährden; den kulturellen und wirtschaftlichen Reichtum der örtlichen Bevölkerung zur Blüte zu bringen und sie zu bereichern; alle Formen der Diskriminierung und der Ausbeutung zu bekämpfen oder, was noch schlimmer ist, den sexuellen Missbrauch von Frauen und Minderjährigen.
  • In diesem Zusammenhang betrachten die Teilnehmer des Kongresses, inspiriert von der Liebe Christi zu den Armen, die Pastoral für jene Menschen, die vom Sex-Tourismus ausgebeutet werden, als eine vorrangige Aufgabe der Kirche. Mit zu den verwundbarsten Menschen unter ihnen gehören gewiss die Frauen, Minderjährigen und Kinder, die ganz besonders der Seelsorge bedürfen. Aber der Schutz und die ganz besondere Sorge für die Kinder drängt uns dazu, für diese spezielle Gruppe von Menschen, die rücksichtslos ausgenutzt werden, die folgenden Empfehlungen auszusprechen:
  • Kindern in dieser Situation muss man Mitgefühl, gesetzlichen Schutz und die Wiederherstellung ihrer menschlichen Würde sichern.
  • Das Kind darf in Fällen, in denen der Inhalt der Konvention über die Rechte der Kinder verletzt wurde, wie zum Beispiel im Fall des sexuellen Missbrauchs, nicht kriminialisiert werden. Im Gegenteil, die Einwanderungsbehörden sollten diesen Tatsachen besondere Aufmerksamkeit widmen.
  • Die staatlichen Behörden sollten den Maßnahmen gegen den Menschenhandel und gegen die wirtschaftliche Ausbeutung besonders von Kindern im Sex-Tourismus absoluten Vorrang und höchste Dringlichkeit einräumen.
  • Staatliche Institutionen sollten die Durchsetzung der Gesetze zum Schutze der Kinder vor der sexuellen Ausbeutung im Tourismus verstärken und die Gesetzesbrecher durch intensive, koordinierte und nachdrückliche Anstrengungen in allen Bereichen der Gesellschaft und in Zusammenarbeit mit den internationalen Organisationen vor Gericht stellen.
  • Die betroffenen Diözesen und christlichen Gemeinden sollten den Kindern, die zu sexuellen Zwecken im Tourismus ausgebeutet werden, eine angemessene Seelsorge bieten. Sie sollten das Bewusstsein der Gesellschaft dafür wecken, wie ernst die Situation ist, und über dieses gesellschaftliche Übel und über Wege, wie man damit umgehen kann, informieren.
  • Die betroffenen Diözesen und christlichen Gemeinden sollten Strukturen für die Seelsorge von ausgebeuteten Kindern als wichtigen Teil ihrer Mission der Evangelisierung einrichten; und sie sollten im Dialog und aktiv mit den lokalen staatlichen Behörden zusammenarbeiten, um die Kindesausbeutung mit praktischen Maßnahmen zu bekämpfen.
  • Die Diözesen und die christlichen Gemeinden sollten bestehende Strukturen des Apostolats unterstützen oder neue Strukturen einrichten, die sich der Opfer voller Mitleid und Liebe annehmen, ihnen legalen Beistand, Therapie und Wiedereingliederung in die Gesellschaft, und wenn es sich um Christen handelt, in ihre Glaubensgemeinschaft anbieten.
  • Nationale und regionale Konferenzen über die Tourismusseelsorge sollen für all die Behörden abgehalten werden, die für die soziale und apostolische Tätigkeit zuständig sind, um die hier ausgesprochenen Empfehlungen durchzusetzen.

 Bangkok, am 8.Juli 2004

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