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 Päpstlicher Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs

Zweite Asiatische Konferenz über Wallfahrtsseelsorge und Seelsorge an Wallfahrtsorten

(Seoul, Korea, 21. – 23. November 2005)

Thema: Wallfahrten und Wallfahrtsorte, Gaben des Gottes der Liebe in Asien heute

 

Schlussdokument

 

1) Das Ereignis 

Vom 21. bis 23. November 2005 hat die Zweite Asiatische Konferenz über Wallfahrtsseelsorge und Seelsorge an Wallfahrtsorten stattgefunden. Die Konferenz wurde vom Päpstlichen Rat der Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs in Zusammenarbeit mit der Bischofskommission für Migranten und Menschen unterwegs von Korea veranstaltet. Das Thema lautete Wallfahrten und Wallfahrtsorte, Gaben des Gottes der Liebe in Asien heute. 

Unter den ca. 90 Teilnehmern befanden sich Bischöfe, Wallfahrtsleiter und Rektoren von Wallfahrtsorten, Priester, Ordensleute und Laien aus 14 asiatischen Ländern: Bangladesch, China (Hongkong und Macao), Korea, Philippinen, Japan, Indien, Indonesien, Kazakhistan, Malaysien, Myanmar, Sri Lanka, Taiwan, Thailand und Vietnam. Außerdem waren die Verantwortlichen des Lateinamerikanischen Verbandes der Wallfahrtsorte sowie der entsprechenden Arbeitsgemeinschaft aus den Vereinigten Staaten anwesend. 

Bei der Konferenz wurde, rückblickend auf das Treffen in Manila im Jahr 2003, der Weg bewertet, auf dem man auf eine stärkere Gemeinsamkeit und Kommunikation zwischen den Verantwortlichen der Wallfahrtsseelsorge und der Seelsorge an Wallfahrtsorten im asiatischen Kontinent hinarbeiten wollte. Im Rahmen eines regen Erfahrungsaustausches wurden sodann weitere Punkte ins Gespräch gebracht und mit Achtung vor den spezifischen Eigenheiten eines jeden Landes gemeinsame pastorale Kriterien benannt, soweit dies in einem an Religionen, Kulturen, Sprachen und Traditionen so reichen Kontinent möglich ist. Außerdem befasste man sich mit dem Thema der Inkulturation und des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und überlegte Schritte, wie eine Arbeitsgemeinschaft der Wallfahrtsleiter und Rektoren der Wallfahrtsorte auf kontinentaler Ebene und in einigen Ländern auf nationaler und/oder regionaler Ebene aufgebaut werden könnte. 

Zu Beginn der Konferenz wurde vom Apostolischen Nuntius in Korea, S.E. Msgr. Emil Paul Tscherrig, eine Botschaft des Heiligen Vaters verlesen. Der Papst sandte den Konferenzteilnehmern seinen apostolischen Segen und ermunterte sie, mit Engagement und Hingabe in diesem wichtigen pastoralen Bereich weiterzuarbeiten. Zugleich erinnerte er daran, dass “die Geschichte reich an Beispielen dafür ist, welch vielfältige geistliche Früchte von heiligen Orten ausgehen. Als Orte der Evangelisierung und der Bekehrung leisten Wallfahrtsorte einen wertvollen Beitrag zur Sendung der pilgernden Kirche.” 

Anschließend wurden die Konferenzteilnehmer vom Präsident des Päpstlichen Rates der Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs, Herrn Kardinal Stephen Fumio Hamao, vom Präsident der gastgebenden Bischofskommission, S.E. Msgr. Vincent Ri Pyung-ho, Bischof von Jeonju, sowie von S.E. Msgr. Joseph Lee Han-Taek, Bischof von Uijongbu, der Diözese, in welcher die Konferenz stattfand, begrüßt. 

Kardinal Hamao hat in das Treffen eingeführt, indem er die Themen, die auf dem Programm standen, erläuterte. Er bezeichnete die Wallfahrtsorte als bevorzugte Orte, an denen Gott sein Volk empfängt und ihm seine Liebe schenkt, sowie als Orte, an denen für das menschliche Leben eingetreten und die Familie beschützt wird. In seinen weiteren Ausführungen sagte der Herr Kardinal, dass Wallfahrtsorte den ökumenischen und interreligiösen Dialog fördern; insbesondere an die Wallfahrtsorte in Asien würden Pilger aus verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften wie auch Gläubige unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen kommen. Abschließend hat Seine Eminenz noch auf die Inkulturation des Glaubens auf dem Kontinent hingewiesen, wobei er nicht nur die Elemente meinte, in denen sich der Glaube in der einheimischen Kultur äußere, sondern auch den erneuernden und gestaltenden Einfluss des Glaubens auf die einheimische Kultur selbst unterstrich.  

Im Anschluss sprach der Bischof von Cheongju, Korea, S.E. Msgr. Gabriel Chang Bong-hun, zum Thema “Wallfahrtsorte und Wallfahrten in Korea”. Er betonte die Entwicklung der Wallfahrtsorte von Märtyrern und erklärte die theologische Natur von Wallfahrten in soteriologischer, ekklesiologischer und eschatologischer Perspektive. Außerdem stellte er einen konkreten Ort seelsorglicher Arbeit an Wallfahrtsorten vor, und zwar Baithi, eine christliche Gemeinde seiner Diözese. 

Am zweiten Konferenztag hat Rev. P. Renzo De Luca, S.J., Rektor des japanischen Wallfahrtsortes der 26 Märtyrer von Nagasaki, zu dem Thema gesprochen “Wallfahrten und Wallfahrtsorte – Orte, an denen Christus verkündet und ökumenischer und interreligiöser Dialog geleistet wird”. An diesem Wallfahrtsort erfahren die Pilger eine besondere Zuwendung, welche sich in ansprechenden liturgischen Feiern und Homilien ausdrückt. Da der Wallfahrtsort aber auch ein touristisches Ziel ist, kommen zahlreiche Nichtchristen, Buddhisten und Schintoisten, welche die Geschichte des Christentums besser kennen lernen wollen. Auf sie geht man mehr “menschlich” als “religiös” zu. Will jedoch jemand eine “Heilserfahrung” machen, besteht am Wallfahrtsort für die Betreffenden die Möglichkeit, eine tiefere religiöse Erfahrung zu machen. Außerdem kommen Besucher zu Studienzwecken oder zur Besichtigung von Ausstellungen, bei denen der Wallfahrtsort immer auch religiöse Aspekte zu präsentieren bemüht ist. Dabei ist es stets die Sorge der Verantwortlichen, jede Form von Zweideutigkeit zu vermeiden, damit die Nichtchristen nie den Eindruck haben, dass ihr Interesse zu Proselytentum missbraucht wird. Tatsächlich ist es noch nicht gelungen, schloss P. De Luca seinen Beitrag, ein richtiges Gleichgewicht zwischen den Wünschen unserer Besucher und einer angemessenen Verkündigung des Evangeliums zu finden. 

Im darauf folgenden Beitrag hat sich P. Devasia Mathew Mangalam, CSSR, Rektor des Wallfahrtsortes von Fatima in Kalkutta, Indien, mit dem Thema befasst: “Wallfahrten und Wallfahrtsorte – Orte, an denen man sich der Inkulturation und anderen mit der Migration zusammenhängenden Fragen stellen muss”. In Indien gibt es Hunderte von heiligen Stätten und Wallfahrtsorten, wobei viele Touristenattraktionen sind und vielfältige Möglichkeiten zum Dialog und zur Verkündigung des Evangeliums bieten. An diese Orte kommen auch – betonte P. Mangalam – viele Menschen, die aus wirtschaftlicher Not, oder um vor Gewalt und Konflikten zu fliehen, ihre Heimat verlassen haben. Wenn Christen verstehen, dass das irdische Leben eine Pilgerfahrt ist, nehmen sie Migranten mit Verständnis und Solidarität auf. Zugleich fördert die Kirche mit ihrem Bemühen, die Frohe Botschaft zu verkünden, die Begegnung des Evangeliums mit anderen Kulturen. 

Am Nachmittag haben die Konferenzteilnehmer den Wallfahrtsort und das Museum von Jeoldusan (Märtyrerhügel) besichtigt und sind darauf in der Kathedrale von S.E. Msgr. Nicholas Cheong Jin-suk, Erzbischof von Seoul, und von der Kirchengemeinde empfangen worden. Dabei konnten sie die Gastfreundschaft, Kultur und Brauchtümer des koreanischen Volkes kennen lernen. 

Am dritten Kongresstag prüfte man die Möglichkeit der Errichtung einer kontinentweiten Arbeitsgemeinschaft der Wallfahrtsleiter und Rektoren der Wallfahrtsorte. Gemäß den Beschlüssen, welche bei der ersten Asiatischen Konferenz (Manila 2003) gefasst wurden, sind in der Zwischenzeit Arbeitsgemeinschaften auf nationaler Ebene entstanden. Ein erstes Beispiel zu diesem Thema kam aus Lateinamerika und wurde von S.E. Msgr. Gaspar Quintana, Bischof von Copiapó in Chile sowie Präsident des Lateinamerikanischen Verbandes der Rektoren der Wallfahrtsorte, illustriert. Msgr. Quintana hat über den Werdegang dieses Verbandes, über die Ziele, die er verfolgt, und über die Organisation, die ihm zu einer wirksamen Evangelisierungstätigkeit gegeben wurde, informiert. Im Anschluss hat er der Konferenz die wesentlichen Inhalte einer wichtigen theologisch-pastoralen Reflexion dargelegt, welche vom Verband erarbeitet wurde. Zum Schluss hat der Bischof einige wertvolle pastorale Anregungen gegeben, wie aus der Perspektive dieser Konferenz von Seoul die Volksfrömmigkeit “evangelisiert” werden kann.  

Das zweite nicht asiatische Beispiel lieferte P. Cyril Guise, OCD, Präsident der nationalen Arbeitsgemeinschaft für das Apostolat der Wallfahrtsorte und der Wallfahrten der Vereinigten Staaten von Amerika (NASPA). P. Cyril erklärte, dass die Hauptaufgabe seiner Arbeitsgemeinschaft darin bestehe, die Bedeutung der Wallfahrten als Sinnreisen zur Vertiefung des geistlichen Lebens bewusst zu machen. Abschließend sagte er, dass jeder Wallfahrtsort “seine Tore aufreißen” und in seinem Innern eine Atmosphäre schaffen sollte, in der jeder sich zu Hause fühlen kann.  

Auf jeden Arbeitsabschnitt folgten Gruppenarbeiten zum gegenseitigen Austausch und zur Diskussion. Außer die Teilnehmer zu bereichern, halfen sie wesentlich bei der Verfassung der Schlusserklärung. Die drei Homilien, welche von Bischof Precioso Cantillas aus den Philippinen, von Erzbischof Cheong Jin-suk aus Seoul und von Kardinal Hamao gehalten wurden, rundeten die Eucharistiefeiern in würdiger Weise ab. 

2) Schlusserklärung 

Wir, Rektoren der Wallfahrtsorte und Wallfahrtsleiter aus Asien, danken für die wertvollen Impulse, die wir von den Referenten und Teilnehmern der Zweiten Asiatischen Konferenz zum Thema Wallfahrten und Wallfahrtsorte, Gaben des Gottes der Liebe in Asien heute empfangen haben. Gemeinsam freuen wir uns über die tiefe Frömmigkeit unserer Völker. Asien war die Wiege vieler Religionen und ist vom Blut christlicher Märtyrer getränkt, gereinigt und geheiligt worden. In der aufmunternden Botschaft, die uns Seine Heiligkeit Benedikt XVI. zum Auftakt der Konferenz gesandt hat, spricht der Heilige Vater den Wunsch aus, dass “die Frohe Botschaft, die für alle Völker der Erde bestimmt ist, kraftvoll in und aus den Heiligtümern und Wallfahrtsorten Asiens leuchten und alle einladen soll, Jesus Christus zu erkennen und Ihm als dem größten Zeichen der Liebe Gottes zur Menschheit zu begegnen”. 

Wir, Rektoren der Wallfahrtsorte und Wallfahrtsleiter, wollen: 

1) dass unsere Wallfahrtsorte und Wallfahrten Orte der Begegnung der Liebe Gottes in Christus sind, an denen das Wort verkündet und die Sakramente in zeichenhafter Weise gefeiert werden, vor allem die Sakramente der Eucharistie, der Buße und der Krankensalbung, während Formen der Volksfrömmigkeit eine Ergänzung zu den festen Formen des Gottesdienstes sein können; 

2) unter Wahrung unserer katholischen Identität sowohl kirchliche als auch regierungsunabhängige Bewegungen für das Leben unterstützen, die sich für die Achtung der menschlichen Würde einsetzen, und mit ihnen zusammenarbeiten; 

3) Familien und Pilgergruppen wie auch Nichtkatholiken und Nichtchristen herzlich aufnehmen, damit sie an unseren Wallfahrtsorten die Liebe Gottes, den Frieden und die Schönheit des Lebens erfahren können und sich wie zu Hause fühlen; 

4) eine Pastoral für Migranten in Ansatz bringen; 

5) nationale und/oder regionale Arbeitsgemeinschaften der Rektoren der Wallfahrtsorte und der Wallfahrtsleiter errichten; 

6) ein Kommunikationsnetz mit Internet schaffen und regelmäßige Informationshefte publizieren wie auch andere elektronische Mittel zu diesem Zweck nutzen. 

Wir haben im gegenseitigen Einverständnis beschlossen, bereits jetzt die Asiatische Arbeitsgemeinschaft der Rektoren der Wallfahrtsorte und Wallfahrtsleiter zu errichten, zu der vorerst als Mitglieder die Vertreter aus den 14 Nationen gehören sollen, die in Seoul anwesend waren. Zu diesem Zweck wurde ein Koordinator ernannt (Rev. Msgr. Peter Cañonero aus den Philippinen), der den Auftrag erhielt, die Dritte Asiatische Konferenz für diese Pastoral vorzubereiten, welche möglichst im November 2007 stattfinden soll. Als Gastgeberland wurde Japan vorgeschlagen.  

Schließlich sollen - nach dem Vorbild der ersten Pilgerreise der drei heiligen Könige zum Herrn der Wahrheit - die Pilger, die an unsere Wallfahrtsorte kommen, erneuert nach Hause zurückkehren und dort dank erlebter Bekehrung bereit sein, einen anderen Lebensstil anzunehmen. Wie unser unvergessener Papst Johannes Paul II. sagte, müssen Wallfahrten ein “authentischer Weg der Bekehrung” sein. 

Unsere Allerheiligste Mutter, die Jungfrau Maria, die den Herrn den drei Weisen vorstellte, begleite uns und die Pilger auf dem Weg ins Verheißene Land. Die Märtyrer Koreas, in deren Heimat wir uns versammeln durften, seien uns Quelle der Inspiration und Stärkung für den Einsatz in der Wallfahrtseelsorge und in der Seelsorge an Wallfahrtsorten, die authentische Gnadenorte des Gottes der Liebe in Asien sind.

Seoul (Korea), 23. November 2005

 

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