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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move - Supp. N° 93,  December 2003, p. 231

Kurze Einleitung zu den Arbeiten am Runden Tisch

S. Exz. Msgr. Josef Koukl

Bischöflicher Promotor

Tschechische Republik

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder.

Ich heiße Sie alle recht herzlich willkommen, besonders die Teilnehmer an diesem Rundtisch, der in Wirklichkeit nicht rund ist – das ist aber keine Tragödie. Ich denke, es wäre angebracht, wenn wir uns alle zuerst vorstellen würden: Ich bin Bischof Josef Koukl, Bischof von Litomeřice in Tschechische Republik.

Wir wollen also jetzt über die Probleme der Erziehung diskutieren und erzieherische Vorschläge suchen. Vielleicht könnte jemand sagen, dass man heilig werden kann, auch wenn man weder lesen noch schreiben kann. Doch auf der anderen Seite kennen wir ein lateinisches Sprichwort, das sagt: GRATIA SUPPONIT NATURAM – die Gnade setzt die Natur voraus. Je mehr wir wissen, desto mehr werden wir im Jenseits die Herrlichkeit Gottes schauen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns bemühen, unseren Kindern nicht nur religiöse, sondern auch profane Kenntnisse zu vermitteln. Die Zigeunerkinder haben doch dieselbe Intelligenzquote wie die andern Kinder, leider haben sie aber nur selten die Möglichkeit, dann nachmittags, zu Hause, die Schulaufgaben zu machen.

Ich selbst bin während des Kommunismus Pfarrer in einem Dorf bei Pilsen gewesen, gab Unterricht an der Dorfschule. Unter den 40 Kindern waren 17 Zigeunerkinder. In den Kenntnisse der Kinder war kaum ein Unterschied. Vor der ersten Kommunion habe ich ihre Eltern kirchlich getraut. Als ich dann später nach Leitmerits ins Priesterseminar als Spiritual berufen wurde, ging ein reger Briefwechsel weiter. Etwa ein Jahr später fragte ich die Kinder, ob sie das tägliche Gebet nicht vergessen hätten. Und die schöne Antwort eines Zigeunermädchens ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben: “Sie brauchen keine Angst haben! Wir beten noch immer, und das ist vielleicht das einzige Mittel, wie wir Ihnen einmal helfen können“.

Das war also meine Erinnerung an die Arbeit mit den Zigeunerkindern. Und jetzt bitte ich Sie um weitere Erfahrungen.
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