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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move - Supp. N° 93,  December 2003, pp. 269-271

Deutschland

Rev. P. Jozef Lancaric, SDB

National Direktor

(Jesus) sagte zu ihnen: «Der Christus musste leiden und am dritten Tage zu neuem Leben auferstehen! Nun aber ums es allen Völkern bezeugt werden. Zu ihm müssen sie umkehren, damit sie Gott finden und ihre Sünden ihnen vergeben werden»  (Lk 24, 44-46)

Danach zeigte er sich den elf Jüngern, während sie zum Essen versammelt waren, schalt ihren Unglauben und ihre Stumpfheit, in der sie denen mißtrauten, die ihn lebendig gesehen hatten, und sprach: «Geht aus über die ganze Erde und bringt das Evangelium allen Menschen» (Mk16,14-16) 

1) Beweggründe

Diese zwei Zitate bilden die wichtigsten Punkte, die ich als meine Beweggründe erwähnen kann. Als Nächstes - Orientierung an Zigeunern - diesen Auftrag habe ich von der Deutschen Bischofskonferenz bekommen. Ich finde diese Aufgabe schön, interessant und aller Bemühungen wert. Mit den Zigeunern habe ich schon früher in Ungarn gearbeitet, dort habe ich gelernt, ihre Werte kennen zu lernen. Meiner Meinung nach sind das Menschen, die das Evangelium Christi brauchen, genauso oder noch mehr als die Anderen.

Die Zigeuner leben nun schon mehr als 600 Jahren in Europa und trotzdem ist ihre Kultur, ihr Lebensstil, ihr Denken, ihre Welthierarchie und Moral von anderen europäischen Nationen ganz abweichend. Dank ihrer Isolation und Ausgrenzung haben sie aber einige menschliche Werte bewahrt, die wir "entwickelte und zivilisierte Gatschie" schon verloren haben - und genau zur Verteidigung dieser Werte brauchen sie auch kulturelle Unterstützung von der Kirche.

Hilfe und Unterstützung ja. Aber unter ganz anderen Regeln und Bedingungen als wie sie für die "normale" Seelsorge in Pfarrbereichen gelten. Es handelt sich hier um eine sehr wichtige Mission. Das Christentum hat die ganze Welt verändert. Hunderte Nationen kulturell geformt, in Europa und überall. Nur bei einer einzigen Nation, die (wie vom heiligen Vater Paul VI. ausgedrückt) "in dem Herzen der Kirche" lebt, ist es nicht gelungen. Zigeuner haben von uns Christen meistens nur das Negative bekommen.

Tausende Missionare haben sich Jahrhunderte in der ganzen Welt um eine wirkliche und wirksame Inkulturation bemüht, damit sie die Botschaft Christi für fremde Nationen annehmbar machen. Nur hier in Europa wollten wir "Ordnung" haben und statt des Evangeliums haben wir unsere Kultur, Institutionen und Strukturen, unsere Denkweise und unsere Kriterien, die wir ihnen aufdrängen wollten - umsonst.

Damit folgten Verfolgungen und Pogromen... Christentum und ganz Europa schulden den Zigeunern sehr viel. Im Namen der Kirche möchte ich mich für sie einsetzen.

2) Meine Ziele

Kurz und knapp kann man sagen: Evangelisierung. Mein Team hat ein Anliegen ‑ den Zigeunern das Evangelium Christi zu verkünden - so, dass sie fähig werden es aufzunehmen. Dass sie sich von der Frohen Botschaft Jesu angesprochen fühlen - und nicht sofort mit den Forderungen der Gatschie ihr Leben nach Vorstellungen und Erwartungen von Nichtzigeunern ändern und der zivilisierten Welt anpassen müssen. Sie sollen ihre von Ahnen geerbten Werte und Kulturen behalten können und trotzdem gute Christen werden.

Weil es bei den Zigeunern wesentlich wichtiger ist, die persönliche Beziehung und den Kontakt sowie das Vertrauen zu pflegen und aufzubauen als ihnen Informationen zu geben (die ihnen im Wesentlichen gleichgültig sind), ist eine allgemeine Verkündigung zwecklos. Es muss erst eine Kontaktperson - ein Apostel - ihr Vertrauen erlangen und nur dann sind sie bereit ihm zuzuhören. Wenn ein Fremder zu ihnen kommt, kann er sagen was er will. Die Zigeuner widmen ihm keine Aufmerksamkeit. Deshalb ist es notwendig, in jedem Bistum einen Ansprechpartner für nicht seßhafte Menschen zu haben, die zu keiner Pfarrei gehören. Einen Menschen der ihnen nachgeht, der sie aufsucht, der ist im Namen Jesu und der Kirche ganz für sie da. Eine Eingliederung in schon existierende Strukturen ist für die Zigeuner eine physische Unmöglichkeit, die wir respektieren müssen, sonst verlieren wir sie. Davon möchte ich die Verantwortlichen der Kirche überzeugen - und solche Beauftragte finden, die die Zigeuner mögen und mit ihnen arbeiten wollen, die keine schnellen Erfolge erwarten, aber in Geduld und Demut vor einer anderen Kultur, doch mit dem Stolz und Selbstbewußtsein unseren Glauben leben und weitergeben können.

Wir müssen uns an zwei Fronten bemühen. Erstens bei den Zigeunern - um ihr Vertrauen kämpfen. Zweitens bei den Verantwortlichen in der Kirche - um ihr Verständnis für ganz ungewöhnliche Kultur- und Lebensstile, die unseren Vorstellungen nicht entsprechen und trotzdem durch das Evangelium geheiligt werden können.

Eine Nation (nach jüngsten Schätzungen bis 11 Millionen in Europa) ohne eigenes Land, die schon 600 Jahre unter uns lebt und nicht evangelisiert wäre, ist für die Kirche eine große Herausforderung - und auch Verantwortung. Ich möchte - von meiner Seite - alles versuchen und tun, was den Zigeunern die Liebe Gottes und die Erlösung Christi nahebringt und ihnen so eine dauerhafte Hoffnung gibt, ihr Leben nicht vergeblich und zwecklos zu leben, aber als Kinder Gottes ewige Perspektive zu haben. Möge mir Gott dabei helfen.

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