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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 99 (Suppl.), December 2005

 

 

Gedanken zum Thema Die Gastfreundschaft der Teilkirchen gegenüber Circusleuten und Schaustellern

 

Pfarrer Martin Fuchs

Leiter der Katholischen Circus- und

Schaustellerseelsorge in Deutschland

 

Viele unserer Feste werden an kirchlichen Feiertagen gehalten. Zu diesen Festen sind Markttage eingeführt worden. Schausteller werden zu diesen Festen eingeladen. Sie sollen den Menschen Freude und Vergnügen bringen. Der Name "Kirchweih" für unsere Volksfeste weist hin auf den Weihetag der Kirche und ist untrennbar damit verbunden.

Viele Besucher sehen aber nur die schönen Geschäfte und Vergnügungsbetriebe.

Es werden nur Fassaden an den Geschäften wahrgenommen. Die Menschen sehen nur die Waren oder die Fahrweise eines Geschäftes. Die Schausteller und die Marktkaufleute werden sehr oft gar nicht wahrgenommen. Eine kurze Kontaktaufnahme ist nur dort gegeben, wo jemand etwas kaufen will. Manchmal hat man den Eindruck, die Besucher wollen auch keinen Kontakt aufnehmen.

Es ist eine gewisse Scheu da, vielleicht sind es Vorbehalte, die viele haben. Das ist eine Erfahrung, die Besucher auch an mich weitergeben. Schausteller sind nur eine Woche da. Dann reisen sie ja weiter. Da bleibt auch nicht viel Zeit zu einer echten Begegnung, nicht viel Zeit, sich kennen zu lernen. Deshalb bleiben die Schausteller immer irgendwie Fremde. Ihre Lebensweise ist auch ganz anders. Sie leben im Wohnwagen auf dem Festplatz hinter dem Geschäft, hinter der großen Fassade, zu der man normal keinen Zutritt hat.

Es gibt auch die andere Erfahrung. Wenn jemand Schausteller näher kennen lernt, dann werden sie als offene Menschen erfahren, die sehr gastfreundlich sind. Sie freuen sich, wenn jemand kommt und mit ihnen Kontakt aufnimmt. Kommt jemand zu Besuch, nehmen sich die Schausteller immer Zeit für ein Gespräch. Sie erzählen was sie erleben in einer sehr freundschaftlichen Art.

Für die Circusleute gilt dies in ähnlicher Weise. Die Artisten und Künstler im Circus kommen mit den Besuchern auch sehr wenig in Kontakt. Es sind oft nur kurze Gespräche vor der Vorstellung und während der Pause. Die "Circusstadt" ist sehr stark abgeschlossen und scheint damit eine eigene Welt zu sein. Damit ist es für viele schwierig, in diese Welt vorzudringen. Es gilt auch hier, wer vorgedrungen ist, der ist fasziniert von der Gastfreundschaft der Menschen im Circus.

In manchen Gemeinden werden die Schausteller, so weit es die Zeit erlaubt, zum Gottesdienst eingeladen oder es wird auf dem Festplatz der Sonntagsgottesdienst gefeiert. In andern Gemeinden stößt ein Gottesdienst, der nicht in der Kirche stattfindet, auf großen Widerstand. Es wäre etwas mehr pastorales Feingefühl notwendig, um hier die Schausteller und Circusleute aus der Gemeinde nicht auszuschließen.

Gerade im Hinblick auf die Vorbereitung der Sakramente bei Taufe, Firmung und Erstkommunion wäre mehr Entgegenkommen der Gemeinde wichtig. Circusleute und Schausteller können sich oft nicht an Gemeindetermine für die Sakramentenfeiern binden, weil sie schon wieder an einem anderen Ort gastieren.

Es wäre schön, wenn mehr Gemeindemitglieder eine echte Begegnung mit den Menschen unterwegs suchen würden, damit dieses wichtige Element unseres christlichen Glaubens, nämlich die Gastfreundschaft, mehr zum Tragen kommt.

 

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