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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 99 (Suppl.), December 2005

 

 

Vortrag

 

 

Marcel Schmelter

Schaustellerkind

Deutschland

Meine Sehr verehrten Damen und Herren. 

     Mein Name ist Marcel Schmelter, Schaustellerkind in der 8. Generation. 

     Ich bin Deutscher, aus dem Rheinland, aus Düsseldorf.

     Zunächst möchte ich mich für die große Ehre bedanken, hier vor diesem Kreis einmal die Gedanken eines Schaustellerkindes zum Thema Reise und Liebe Gottes auszusprechen.

     Ich besuche in Deutschland die Hauptschule, und wären nicht meine Eltern und meine Großeltern, .. so wüsste ich fast nichts von unserer christlichen Lehre.

     In der Schule, die ich so regelmäßig wie möglich besuche, wird mir in dem sehr selten stattfindenden Religionsunterricht, nur sehr wenig vom christlichen Glauben vermittelt.

     Dort wird mir in erster Linie das Zusammenleben mit unseren islamischen Mitbürgern als wichtigste Tugend erklärt.

     Die christliche Lehre, die Kindheit und das öffentliche Leben Jesu, Seine Wunder, Seine Leiden und Seine Wiederauferstehung, das alles habe ich in meiner Familie gelehrt bekommen.

     Ich würde mir sehr wünschen, dass gerade wir Kinder und Jugendliche der Schausteller und Zirkusfamilien von unserer Zirkus- und Schaustellerseelsorge, in kleinen Gruppen, vor Ort, etwas intensiver in unserer christliche Lehre gestärkt würden.

     Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Seelsorger fahren von Platz zu Platz, oder von Zirkus zu Zirkus.

     Ich weiß genau, dass man sich immer auf den Besuch unseres Pfarrers oder Pastors freut, und ich weiß auch wie schwer es ist, dann während einer Kirmes die Schausteller in die Messe zu bekommen.

     Liegt es vielleicht daran, dass ich nur von meinem Großvater weiß, dass das Nichterscheinen bei einem Gottesdienst eine Sünde sein kann?

     Sicher liegt es nicht daran, das die Schausteller keine gottesfürchtigen Menschen sind.

     Kann es sein, dass man hier einen immer größer werdenden Mangel an christlichem Pflichtbewusstsein feststellen muss?

     Aber woher soll denn bitte dieses Bewusstsein gestärkt werden, wenn es uns nicht gelehrt wird?

     Das aber sind sicherlich grundsätzliche Glaubensfragen, die nicht nur alleine von der Schausteller- und Zirkusseelsorge bewältigt werden können.

     Aber wo, wenn nicht hier, können wir Hilfe erbitten?!

     Ich habe hier die Gelegenheit, meine Gedanken und die der meisten Deutschen Schaustellerjugendlichen auszusprechen.

     Wir sprechen sehr oft, wie man so schön sagt, über Gott und die Welt.

     Nur wenn es um die Zeit für Gott geht, so fehlt sie einfach.

     Warum? Hier drehen wir uns im Kreise wie auf einem Karussell, ich fahre einfach mit, es ist ja so schön. Was kümmert es mich, woher der Antrieb kommt und warum er funktioniert.

     Hat das Karussell einen Defekt, erst dann beginne ich darüber nachzudenken warum das so ist.

     Jetzt habe ich aber das Problem oder besser, ich habe kein Problem, denn als Schaustellerkind weiß ich ja, wie man ein Karussell repariert.

     Was aber mache ich, wenn das Karussell Gottes, von dem ja unsere Seelsorger die Fachleute sind, sich nicht mehr dreht?

     Wenn einfach die Möglichkeit fehlt, sich auch auf diesem Sektor Fachwissen anzueignen?

     Sicher, ich gehe an das Telefon und versuche mir Rat zu holen. Wäre es aber nicht besser gewesen, ich hätte vorher mehr Wissen gehabt, vielleicht wäre es dann gar nicht zu diesem Ausfall gekommen.

     Meine Eltern, und auch mein Großvater, von dem ich immer den Eindruck habe, der weiß alles, haben mir gesagt, dass diese Unterrichtung und auch weitere lebensbegleitende Informationen auch etwas mit Geld zu tun haben.

     Man hat mir auch gesagt, das die Kirche genauso in finanziellen Nöten ist, wie alle anderen (bitte verzeihen Sie mir den Vergleich) Berufssparten.

     Aber lassen sie mich eines sagen, selbst als Jugendlicher habe ich festgestellt, dass jeder Gottesdienst auf einem Festplatz ein hervorragendes Mittel für die Festigung unseres christlichen Glaubens ist.

     Hier ist jeder Euro richtig investiert.

     Wir, die Schaustellerjugend, haben fast alle große, offene Ohren, bitte erzählt uns etwas, wir hören gerne zu.

     Bitte besucht uns wenn möglich noch öfter, auf den Festplätzen, am frühen Abend in der Aufbauzeit, da solltet Ihr uns zu Gesprächen einladen.

     Und vielleicht habt Ihr dann auch noch vorher für unsere kleineren Geschwister Zeit, um ihnen etwas kompetenter ­vom lieben Gott zu erzählen!

     Ich bedanke mich nochmals für die große Ehre, hier vor diesem Kreise sprechen zu dürfen.

Ich möchte schließen mit einem Wort, das mein Großvater immer mitbringt, wenn er mit dem Pastor Heller aus der Schweiz zusammen war, und mit dem wir dann lange Zeit, viele Sätze damit beschließen:

Halleluja !!!!!

 

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