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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 102, December 2006

 

 

 

SCHLUSSDOKUMENT

II. Internationales Treffen

der Seelsorge der Straße

 

Thema: „ Auf der Straße der tragbaren Mobilität“

(Roma 1. und 2. Dezember 2006)

 

 

I. Das Ereignis 

Das II. Internationale Treffen der Seelsorge der Straße fand am 1. und 2. Dezember 2006 in den Räumen des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, im Palazzo San Calisto, Vatikanstadt, statt.

Es nahmen daran teil 5 Bischöfe, verschiedene National-Direktoren oder Vertreter der Bischofskonferenzen und Experten. Sie kamen aus 21 Ländern, nämlich: Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Chile, Deutschland, England, Frankreich, Indien, Irland, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, wie auch ein Vertreter des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM). Weiter waren Delegierte der „Akademie Bruderhilfe ’Familienfürsorge’“ und der Italienischen National-Vereinigung der Soziologen anwesend. Der Erwähnung würdig ist ebenfalls die Teilnahme eines Seelsorgers der Eisenbahn-Seelsorge in Italien und der drei Vertreter der Seelsorge der "Bewohner" der Straße (Straßenmädchen, -kinder und Obdachlose)

Besonders ermutigend war die Grußbotschaft des Heiligen Vaters, Benedikt XVI., der dieser Initiative eine ehrliche Anerkennung aussprach, „Anregung zur Vertiefung und zum Ansporn der Pastoralaktion gerichtet an alle, die auf der Straße arbeiten oder auf ihr leben“, dann gab er dem Wunsch Ausdruck, „dass die kirchliche Aufmerksamkeit immer mehr von der steten Liebe und den großzügigen Vorhaben einer beispielhaften Bezeugung des christlichen Glaubens genährt werde“.

Der Präsident des Päpstlichen Rates, Seine Eminenz Kardinal Renato Raffaele Martino, begrüßte die Kongressteilnehmer und hob hervor, „dass um Leben zu schützen, die Verkehrsregel beachtet werden müssen, denn das Zuwiderhandeln hat den schweren Verlust von Menschenleben zur Folge“. Da verschiedene Kategorien, die diesem Sektor angehören, anwesend sind, fuhr der Kardinal fort, will dieses Treffen die Möglichkeit anbieten, über die „seelsorgliche Notwendigkeit dieses Gebietes mit seinen verschiedenen Ausdrucksformen nachzudenken …..und zu versuchen, geeignete Antworten zu geben“. In besonderer Weise wird jedenfalls „der Austausch der verschiedenen Erfahrungen“ von Hilfe sein, um zu verstehen, „welche Mittel am besten geeignet sind, um den Benutzern der Straße und denen, die mit dem Transport auf ihr befasst sind, wie auch den Bewohnern der Straße beizustehen.

Erzbischof Agostino Marchetto, Sekretär des Dikasteriums, führte in die Arbeiten ein, indem er „das Apostolat der Straße mit dem Zeichen der Zeit [nämlich] der menschlichen Mobilität“ in Zusammenhang brachte. Diese zeigt zwei große Aspekte: die Migration und das Unterwegssein. Er listete dann die Adressaten dieser Pastoral auf, „die Fahrer und Begleiter und diejenigen, die ihnen zu Diensten stehen“, ohne dabei die Bewohner der Straße zu vergessen, die Straßenkinder, -mädchen, die Clochard. Man kann die Besonderheiten der Seelsorge der Straße und der Eisenbahn mit dem „Verhalten des guten Samariters“, in Zusammenhang bringen, was seinen konkreten Ausdruck findet in der „Bereitschaft zur Aufnahme und zum Dienst, im weitesten Sinn des Wortes“. Erzbischof Marchetto hat dann erneut die Absicht des Treffens dargestellt, nämlich mit realer, sozialer Perspektive unseren spezifischen Einsatz neu zu setzen“ im Kontext „der Evangelisierung und Förderung des menschlichen Lebens“ mit einem erneuerten Vorschlag der ethischen und christlichen Werte“.

Seine Exzellenz Msgr. Georges Gilson, Alterzbischof von Sens-Auxerre, hat den ersten Sitzungstag, welcher der Seelsorge der Fahrer und der Benutzer der Straße und denjenigen, die an den Stellen der Dienstangebote arbeiten, gewidmet war, mit seinem Referat begonnen. Er hat unter den technischen Neuerungen unserer Zeit die Erfindung des Benzin/Diesel und des Jet-Motors als wichtiges Element zur Beförderung von Personen und Waren hervorgehoben. Dadurch ist „unsere Fähigkeit zu laufen, uns fortzubewegen und zu reisen verdoppelt worden“. Es ist aber immer der Mensch, der das Fahrzeug beherrscht, und nicht der Motor, denn nur er, der Mensch, entscheidet einzig und allein wie schnell er fahren will und ob er die Straßenverordnung beachten will oder nicht. So übernimmt der Mensch die Verantwortung für sich selbst, für sein eigenes Leben und das der anderen und für die Umwelt. Es muss also zur „tragbaren“ Mobilität erzogen werden, um die Sicherheit auf den Straßen und die soziale Solidarität zu gewährleisten und so auch das Gebot des Herrn zu beachten „liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“.

Es folgten dann die Erfahrungsberichte aus Spanien, Brasilien und Deutschland.

Bruder Juan Rivera, FSC, National-Direktor der Seelsorge der Straße in Spanien hat detailliert und gründlich die Geschichte, den aktuellen Einsatz und die Herausforderungen dieser Seelsorge in seinem Land dargestellt. Zusammen mit der Bischofskonferenz sind auch die einzelnen Diözesen einbezogen, die erfolgreich mit den zivilen Institutionen, die mit der Welt des Transportes verbunden sind, zusammenarbeiten. Man wird sich immer mehr der Wichtigkeit bewusst, dass auch die hier im Beruf stehenden Laien sich an dieser Seelsorge beteiligen und sie animieren. Bruder Rivera drückte zum Schluss den Wunsch aus, dass diese Seelsorge in allen Diözesen eine Entwicklung erfahren möge und eine tiefere Zusammenarbeit mit den anderen Sektoren der Bischofskonferenz.

Die nationale Seelsorge der Straße habe, so Pater Marian Litewka in dem brasilianischen Erfahrungsbericht, in der Eucharistie ihren Ausgangs- und Mittelpunkt, doch die Anwesenheit der Kirche drücke sich auch in den „Reisen (der Mitarbeiter in der Seelsorge) aus, und während der Besuche der Raststätten längs der Autobahnen“. Diese Besuche wollen auch die Notwendigkeit hervorheben, „eine Atmosphäre der Partnerschaft auf der Straße zu schaffen“, und „diejenigen, die auf der Straße leben und arbeiten, richtig einzuschätzen“, wie das Evangelium es verlangt. So wird auf einem freien Platz innerhalb des Gebietes der Raststätten, die ja die Fahrer und Straßenbenutzer, als ihren eigenen Raum ansehen, die heilige Messe gefeiert. Manchmal benutzt man auch eine ‚Lastwagen-Kapelle’ und die Gottesdiensteilnehmer nehmen davor, im Freien Platz.

Msgr. Wolfgang Miehle, National-Direktor für Migration der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich mit der Seelsorge der Fernfahrer befasst. Er unterstrich die Einsamkeit der Fahrer, die während ihrer Arbeit ja alleine sind und lange Strecken zurücklegen, und das oft für Tage und sogar Wochen. Diese Tatsache macht es schwierig, soziale Verbindungen zu festigen, auch innerhalb der eigenen Familie. Dazu kommen noch die harten Arbeitsbedingungen der Fernfahrer, die fast bis zur direkten Ausbeutung gehen. So kann man sie in der Tat als ‚arme Menschen’ bezeichnen, für die die Kirche sich in vorzüglicher Weise einsetzen muss. Sie sind aufgeschlossen für die Seelsorge, die sie dort erreichen muss, wo sie sich aufhalten, auf den Parkplätzen, im Autogrill. So sollten also die Seelsorger und die Mitarbeiter in der Seelsorge dort zu finden sein, wo die Fernfahrer sich längs der Straße aufhalten. Eine positive Erfahrung in diesem Sinn ist „Kanal K“, das Telefon für Fernfahrer, was auf Initiative der Kommission der Firmenseelsorge in Süddeutschland entstanden ist. Mittels dieses Telefons kann sich der Fernfahrer mit einem Priester oder einem Mitarbeiter in der Seelsorge in Verbindung setzen. Auch werden die Kirchen längs der Autobahnen als für die Seelsorge besonders geeignete Möglichkeiten gesehen, wie auch zum Beispiel der ‚kirchliche Lastwagen’ in der Autogrill-Zone.

Auch die Eisenbahnlinien sind Straßen, Straßen auf Schienen. Msgr. Oliviero Pelliccioni, Kaplan im Bahnhof Termini, Rom, hat die Geschichte dieser Seelsorge in Italien umrissen und die Ziele dargestellt. Als Firmenpastoral begonnen, wendet sie sich vorwiegend an die Eisenbahner, um sie bei ihrer besonderen Arbeit zu begleiten, dies mehr durch die Anwesenheit und die „Freundschaft“, als mit Gerede. Der Kaplan oder der Mitarbeiter in der Seelsorge muss ihnen „Freund und Bruder“ sein, fähig, sich ihrer Sprache und ihren Wünsche anzupassen, ihnen mit Achtung und Vertrauen zuzuhören, ohne zu urteilen, ihnen die eigene Zeit schenken, eine Verbindung herstellen und konstant über die Probleme ihres Ambiente sich auf dem Laufenden halten. „In ehrfurchtsvoller Anerkennung der Kompetenzen der Laien“, versammelt der Kaplan „die Gläubigen im Wort und in der Eucharistie“.

Am zweiten Tag wurde über die "Bewohner" der Straße gesprochen: über die Straßenkinder und –mädchen und die Obdachlosen. Drei Frauen, Experten in diesem Gebiet, haben mit Kraft und Hingabe ihre diesbezüglichen Erfahrungen dargelegt. Auch sie haben die Einsamkeit der Menschen, die auf der Straße leben bestätigt, die anders ist, vielleicht schmerzhafter, aber mit Freude haben sie über den Kontakt mit ihren Kommunitäten berichtet.

Frau Dr. Chiara Amirante, Vorsitzende der Assoziation ‚Neue Horizonte’ hat in ergreifender Weise die pastorale Arbeit vorgestellt, die ihre Vereinigung ausführt zum Wohle der Straßenkinder und Straßenmädchen, die sich nicht nur auf eine praktische Hilfe beschränkt, sondern ihnen beisteht, um sie zu Dem zu führen, der sein Leben hingegeben hat, um den Tod zu besiegen. Sie können sich so davon begeistern lassen, dass sie selbst Apostel der Evangelisierung und der Hoffnung auf der Straße werden.

Für die Kommunität Sant’Egidio hat Frau Dr. Francesca Zuccari ihren Einsatz zum Wohle der Menschen ohne festen Wohnsitz und der Straßenkinder geschildert, nach dem Beispiel des Guten Samariters. Die Kommunität wirkt nicht nur in Italien und Europa, sondern auch in Afrika, Lateinamerika und Asien.

Schwester Eugenia Bonetti, M.C., hat von ihrer zehnjährigen Erfahrung in der Seelsorge für die Frauen und Minderjährigen gesprochen, die Opfer des Menschenhandels und der Ausbeutung auf den Straßen sind. Der Einsatz der religiösen Frauenkongregationen in dieser Pastoral zielt darauf hin, diese Personen zu befreien und ihnen zu helfen, sich ein neuen Leben zu schaffen. Sie gab dem Wunsch Ausdruck, dass auch die Männerkongregationen sich in gleicher Weise um die Rettung der Opfer bemühen sollten und um die Umerziehung der „Sex-Konsumenten“.

Zum Schluss hat der Salesianer-Pater Christopher Riley kurz von seiner reichen Erfahrung in der Rettung der Straßenkinder in Australien gesprochen und alle aufgerufen, Mut und Ausdauer zu bewahren, nicht aufzugeben in diesem pastoralen Einsatz.

Der Austausch wurde dann noch fortgesetzt und vertieft in den Arbeitsgruppen, in denen die Themen verfolgt wurden: „Straße und Eisenbahn“ und „Bewohner der Straße“.

 

II. Schlussfolgerungen

Im Geheimnis der Heilsgeschichte, erreicht Gott den Menschen in seinem Unterwegssein, in seiner Suche des Absoluten, indem er sich ihm auf seinem Weg mitteilt und ihn zur Liebesgemeinschaft mit sich beruft, dem Ursprung und der Erfüllung alles Guten. Gott hat sich als Befreier eines geknechteten Volkes gezeigt, das Freiheit, Licht, Wahrheit und Ordnung brauchte, um den Sinn seines Lebens und die Antwort auf sein Umherirren zu finden. In der Geschichte des Exodus kann man die Gegenüberstellung des Paradigmas der Bereitschaft Gottes und die Antwort des Menschen erkennen, der das Land des Exils verlässt, um zurückzukehren in das Land seiner Väter, das Gelobte Land, wo es von der Offenbarung Jahves hingezogen wird. 

Hier ist in sinnbildlicher Weise die Existenz des Menschen umrissen, der hingestellt ist zwischen den Wunsch nach wahrer Freiheit und der eigenen Widersprüchlichkeit und Unfähigkeit diese zu erreichen. Gott schenkt ihm seinen Bund als Zeichen des Friedens, der Sicherheit und der Glückseligkeit, und bestätigt dem Menschen die Möglichkeit, aus der Sklaverei der Dinge, aus einer entfremdenden Gesellschaft, aus der Last der absoluten Autonomie herauszukommen, um sich bewusst dem beruhigenden Wohlwollen Gottes anzuvertrauen, in der Neuheit, seine „Kinder“ zu sein.

Die Kirche verfolgt dem Willen Gottes in Christus gemäß den Weg des Menschen mit Interesse und Fürsorge. Dort wo der Mensch ist mit seinen Freuden und seinen Schmerzen, da ist die Kirche mit ihrer Seelsorge präsent. Die Aufmerksamkeit der Kirche für die Mobilität erschöpft sich aber nicht in einer allgemeinen Anwesenheit, sondern sie offenbart sich in der Verkündigung des Evangeliums, durch das Zeugnis, das Wort, die pastorale Aktion in den Orten und Ambienten, wo die Männer und Frauen unserer Zeit besondere Formen des Daseins leben, die entstanden sind durch die Verantwortung für ihre Arbeit oder in dem Versuch zu überleben.

So wird die „Straße“ Merkzeichen des Lebens und definiert eine Art Mann und Frau zu sein in einer Gesellschaft, die hineingeschleudert ist in die Schnelligkeit und den Wechsel, in den Wettstreit und den Konsum, wo diejenigen ausgeschaltet werden, die nicht mitlaufen, nicht konkurrieren und nicht verbrauchen, die ausgenutzt werden oder die auf der Straße wohnen. So verwirklicht der Mensch sein Sein als ‚Wanderer’, der von weither kommt und weit weggeht, auch auf der Straße. Mit den Transportmitteln ändert sich das, und die Strassen werden von dem benutzt, der es riskiert vom Wanderer zum ‚Mobil’ zu werden, zum ‚Auto-mobil’, was sich fälschlich autonom steuert.

Hier läuft der Mensch, der seine Arbeit in langen Fahrten auf der Autobahn ausführt (wie zum Beispiel die Fernfahrer) Gefahr, sich besonders einsam zu fühlen, denn er ist weit weg von seiner Familie und seiner Würde als Person. Deshalb praktiziert die Kirche, Mutter und Erzieherin, in den Diözesen, mit den diözesanen Gruppen und Delegierten der Pfarreien und zusammen mit den verschiedenen Vereinigungen, Bewegungen und der kirchlichen Gemeinde eine Seelsorge der Begegnung, um Christus präsent zu machen an den Arbeits- und Erholungsorten. So will sie die spezifische Pastoral mit der ordentlichen, territorialen verbinden und dadurch eine tiefe Gemeinschaft bekunden.

Unser Herr Jesus Christus begleitet den Menschen in seinem alltäglichen Leben, auch dank der Anwesenheit der Kirche in den Gemeinden, den Schulen, den Flughäfen, den Bahnhöfen und auf den Straßen. Sie tut es mit einer Seelsorge der Begegnung, der Aufnahme, dort, wo die Männer und Frauen ihre Alltäglichkeit leben oder wo sie innehalten, um dann die Arbeit oder den Weg wieder aufzunehmen. Fundament ihrer Seelsorge ist das Bewusstsein, dass man alles, was man den Kleinsten tut, Christus selbst tut. Die Kirche anerkennt die Würde und die Rechte der Bewohner der Straße – die Straßenkinder, –Mädchen und die Obdachlosen –, denn auch sie sind nach dem Abbild Gottes geschaffen. So wird die vorrangige Option für die Armen neu bestätigt, damit sie geachtet und mit einem erneuerten Sinn der Verantwortung leben können.

Bedenkt man auch die Volksfrömmigkeit mit Blick auf „den umherziehenden Jesus“ und die pilgernde Kirche, so kann man feststellen, wie viel Verehrung den Heiligen entgegengebracht wird, die irgendwie mit der Straße verbunden sind, und an die man sich um Beistand und Schutz wendet. Die Kapellen und die Wallfahrtsorte, die sich längs der Straßen und der Autobahnen befinden, sowie die mobilen Kapellen auf den Rast/Parkplätzen sind wichtige religiöse und menschliche Anhaltspunkte, dazu bestimmt die modernen Pilger aufzunehmen.

Der Glaube, selbst in seiner Volksfrömmigkeit, erhebt den Menschen von seiner Alltäglichkeit und Hinfälligkeit zur Schönheit des Göttlichen, was sich in einer einfachen doch eindringlichen Art der Verehrung ausdrückt. Die Heiligen, die das Volk durch seine Verehrung zu seinen Freunden und Brüdern auf seinem Weg erwählt hat, stehen auf den Straßen des Menschen unterwegs und führen ihn zu einem guten Ende, zum Ziel.

Der Mensch „unterwegs“, der sich in rechter Autonomie einen Weg der Freiheit vorzeichnet, und eine realen Verantwortung sich selbst und den andern gegenüber ausübt, ist darauf bedacht die Herausforderungen unserer Zeit zu meiden, die dahingehen eine Kultur der Ausschreitungen zu fördern, die Wiege eines ungezügelten und schädlichen Egoismus ist.

Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Adressaten zeigt sich die Seelsorge der Straße als sehr komplex, deshalb kann keiner sie auf eigene Initiative ausführen. Aus diesem Grunde hat die Kirche auch eine „schützende“ Rolle, insbesondere in der Verteidigung des Lebens und der Menschenwürde. Sie ist Gemeinschaft, die sich durch ihre Charismen und Ämter ausdrückt und ihre Mitglieder sind aufgerufen zur Seelsorgearbeit, damit durch sie Gott jetzt und immer eingreifen kann in die Geschichte der Menschheit in Jesus Christus durch den Heiligen Geist. Der Herr der Geschichte ist Retter in der Geschichte.

 

III. Empfehlungen

Rückblickend auf die oben dargelegten Gründe wird empfohlen,

  • zum Wohle der Autofahrer und der im Straßen- und Bahntransportes Tätigen:

- eine pastorale Aufmerksamkeit vertiefen zum Zwecke einer sicheren und tragbaren Mobilität, welche das Leben, den Menschen und seine Würde wie auch seine Rechte und sein Schicksal achtet;

- eine Erfahrung miteinander teilen und den Dialog zwischen all denen fördern, die in der Mobilität agieren;

- die Kontakte durch die sozialen Kommunikationsmittel intensivieren, um so zu einer aufmerksameren Analyse der täglichen Mitteilungen einzuladen und Verbündete zu werden in der Erziehung, auch in der Straßenerziehung;

- die Rechte auf sichere Arbeitsbedingungen des Berufspersonals und aller auf der Straße Arbeitenden vertreten;

- Orte und Gelegenheiten schaffen, um sich mit den Menschen zu treffen, die von Berufs wegen auf der Straße arbeiten, denn sie erfahren deutlicher das Alleinsein und die Trennung von ihren Familien als die anderen, die aus persönlichen oder familiären Gründen das Auto benutzen;

- diese Begegnungen mit ihnen an den Orten planen, die von den Interessenten als ihre 'eigenen’ angesehen werden, wie zum Beispiel die großen Rastplätze und die Autogrill-Stationen;

- diese Begegnungen zu Momenten machen, in denen man intensiver und spiritueller lebt und die auch ein Wachsen im Glauben ermöglichen;

- zu denen auf der Straße und der Eisenbahn Arbeitenden auch die zählen, die in den Strukturen arbeiten, welche den Reisenden und ihren Transportmitteln Dienste aller Art anbieten;

  • Auch sollten die Schlussfolgerungen und Empfehlungen des 1° Internationalen Kongresses der  Seelsorge der Straßenkinder ( Rom, 25. und 26. Oktober 2004) und das 1° Internationale Treffen der Seelsorge zur Befreiung der Straßenmädchen (Rom, 20. und 21. Juni2005) (http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/ migrants/s_index_road/rc_pc_migrants_sectionroad_ge.html) vor Augen gehalten werden.

Was die Bewohner der Straße betrifft, wird empfohlen:

- die Situation der Straßenkinder, der Straßenmädchen und der Obdachlosen als eine äußerst verwundbare zu betrachten;

- ihrem unausgesprochenen Bedürfnis nach Rettung und Sicherheit entgegen zu kommen und zu ihnen hingehen, dort wo sie sich befinden, auf der Straße, und sie nicht einfach in den Sozialzentren erwarten;

- diese Zentren sollten so gestaltet sein, dass sie wirklich Orte der Aufnahme, der Solidarität mit familiäre Atmosphäre sind, wo sie nicht nur eine Antwort auf ihre materiellen, sondern auch auf ihre spirituellen Bedürfnisse finden können;

- ihnen zu helfen, die persönliche Würde und eine gewisse Selbstachtung wieder zu finden;

- sie zu lieben, zu achten, ihnen nahe zu sein und sie beim Namen zu nennen, um ihnen so ein menschenwürdigeres Leben zurück zu geben;

- so werden sie dann lernen sich selbst wieder zu lieben und den andern zu helfen;

- denen eine Familie zu geben, die keine mehr haben, oder die nie eine gehabt haben, besonders die Straßenkinder;

- ihnen zu helfen sich in der Gesellschaft zu integrieren;

- sie nicht dazu zwingen, festgesetzten Programmen zu folgen, sondern das anzubieten, was ihren Bedürfnissen entspricht;

- für die Jugendlichen in Gefahr Aktivitäten zu organisieren und zweckmäßige Vereinigungen zu gründen, damit die Straße ihre Anziehungskraft verliert, die sie trotz allem für sie haben kann;

- sich in den Orten der Herkunft der Kinder und Mädchen einzusetzen, um so hauptsächlich die Gründe ihrer unglücklichen Situation zu bekämpfen;

- eine Seelsorge der Präsenz, der Aufnahme, der Begleitung zu schaffen und auf die auftretenden Notwendigkeiten konkrete Antworten zu geben;

- eine Integration zwischen spezifischer und territorialer Pastoral zu suchen;

- in Verbindung mit anderen kirchlichen und nicht kirchlichen, mit Regierungs- und nicht Regierungs-Organisationen einen Dialog und eine Zusammenarbeit zu suchen und dies auch mit den staatlichen Stellen (Ministerien, Parlament, Polizei, Strafanstalten, usw.), um die Situation nicht nur vorübergehend, sondern dauernd zu ändern;

- sich einzusetzen für die schulische Bildung und die auf die wahren Werte bedachte Erziehung;

- geeignete Mitarbeiter in der Pastoral zu suchen und sie in angepasster Weise auszubilden;

- mit anderen Pastoralarbeitern Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen;

- die Bischöfe und die Diözesen, die katholischen Vereinigungen und Bewegungen für diese Art der spezifischen Pastoral aufmerksam zu machen;

- mit der gebührenden Umsicht die Strukturen der Pfarreien – falls sie verfügbar sind – für den materiellen und spirituellen Beistand der Straßenkinder, -mädchen und der Obdachlosen zu nutzen;

- die kulturellen und andere Unterschiede in dem Umfeld zu erkennen, in dem man in den verschiedenen Teilen der Welt arbeitet;

- auf das Phänomen der Obdachlosen aufmerksam zu machen und über die angewandten Aktionen informieren, um Lösungen für die daraus entstehenden Probleme anzubieten;

- die Sensibilisierungsarbeit bei der Gesellschaft und den öffentlichen Strukturen fortzusetzen, denen es ja im Grunde zukommt, hier einzuschreiben;

- einen Wechsel der Mentalität gegenüber diesen neuen Formen der Armut, der Ausbeutung und der Sklaverei anzustreben und sich dafür einzusetzen, den Wert und die Würde der menschlichen Person neu zu entdecken, ungeachtet seiner individuellen oder zeitweiligen Lebenssituation;

- zu überlegen wäre die Schaffung einer eigenen Web-Seite, um Informationen und Erfahrungsaustausch in diesem so wichtigen Gebiet der menschlichen und pastoralen Aufmerksamkeit zu erleichtern. 

 

 

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