The Holy See
back up
Search
riga

 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 103 (Suppl.), April 2007

 

 

Interview von Radio Vatikan

mit Erzbischof Agostino Marchetto

  

F: In seiner jüngsten Botschaft zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge zählt der Heilige Vater auch ausländische Studenten zum Phänomen der Migration, in dem er ein wichtiges “Zeichen der Zeit” sieht. Warum?

A. Obwohl diese Tatsache häufig übersehen wird, fallen ausländische Studenten unstreitig unter das Phänomen der Migration, das ein “Zeichen der Zeit” ist. Die Zahl ausländischer Studenten ist allenthalben stark im Steigen begriffen, wobei der weltweite Austausch zwischen den großen Lehranstalten und Universitäten sowie der Wettbewerb um die besten Lehrkräfte sicher eine wichtige Rolle spielt.

2002 hat sich der “Markt der ausländischen Studenten” im Vergleich zu 1980 verdoppelt und beinahe die Zweimillionengrenze erreicht. 28% der ausländischen Studenten studieren zur Zeit in den USA – deswegen werden heuer zum ersten Mal auch Studentenseelsorger aus diesem Land unter uns sein –, 12% in Großbritannien, 11% in Deutschland, 10% in Frankreich, 9% in Australien und 4% in Japan. Natürlich sind die ausländischen Studenten nicht überall gleich hoch qualifiziert.

Zu dem Kongress werden ca. 60 Teilnehmer aus allen Kontinenten erwartet. Es werden Bischöfe, Priester, Ordensleute, Laien und Studenten vertreten sein. 

F: Für den Kongress wurde das Thema “Ausländische Studenten und die Erga migrantes caritas Christi” gewählt. Warum?

A. Die Instruktion Erga migrantes caritas Christi, die von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai 2004 approbiert wurde, ist das wichtigste Dokument unseres Dikasteriums der letzten Jahre und befasst sich im Rahmen der spezifischen Pastoral, mit der wir vom Heiligen Vater im Bereich der menschlichen Mobilität beauftragt sind, mit dem Aspekt der Migration.

Deswegen erschien es uns selbstverständlich, das Dokument zur Grundlage der Überlegungen für unsere Tätigkeit zu machen und es in seinen verschiedenen Abschnitten auf die Arbeit mit ausländischen Studenten anzuwenden, das heißt sowohl unter dem Gesichtspunkt der Aufnahme und der Solidarität, vor allem bei Studenten aus armen Ländern, als auch unter dem Gesichtspunkt der Pastoral der Communio und der missionarischen Pastoral einschließlich der Aspekte des ökumenischen und interreligiösen Dialogs. Aus diesem Grund werden auch zwei brüderliche Delegaten (aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Anglikanischen Kirchengemeinschaft) sowie ein Beobachter der Lutheranischen Germeinschaft bei uns sein.

Wir werden uns auch bemühen, von der europäischen Erfahrung (CCEE = Europäische Bischofskonferenz) zu profitieren, aus der sich nach den Lineamenta nun ein Direktorium für die europäische Hochschulseelsorge herauszubilden beginnt. Wir möchten, dass man darin auch der Dimension der ausländischen Studenten und der entsprechenden Seelsorgearbeit Rechnung trägt. Hier stellt sich die Frage nach geeigneten Hochschulseelsorgern. 

F: Können Sie uns Näheres zu dieser Frage bzw. zu den Hochschulseelsorgern sagen?

A.  Nun, hier ist zunächst festzustellen, dass nach und dank dem ersten Weltkongress der Seelsorge für ausländische Studenten im Jahr 1996 der SECIS – “Service of  European Churches for International Students” – ins Leben gerufen wurde, zu dem sich ca. 10 Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen haben und der sich europaweit in spezieller Weise der Seelsorge an ausländischen Studenten widmet. Doch wir haben zu dem Kongress nicht nur Vertreter dieser Organe eingeladen, sondern auch Vertreter der Bischofskonferenzen bzw. ihrer Räte auf kontinentaler Ebene, weiter Vertreter von Vereinen, Bewegungen, Männer- und Frauenorden sowie Vertreter aus anderen Dikasterien der Römischen Kurie, um eine Welle der Solidarität, der Aufnahme, des Dialogs und der Evangelisierung zum Wohl der ausländischen Studenten in Gang zu setzen.

Wir möchten für sie das, was es bereits an den Universitäten gibt, erschließen und zugleich die entsprechenden pastoralen Vorhaben etwas höher schrauben.

Wir möchten – lassen Sie mich das noch einmal wiederholen – die traditionelle Hochschulseelsorge für das Spezifikum der Migration hellhörig machen und zugleich die bestehende mit einem besonderen Auge für ausländische Studenten weiterentwickeln. Dabei soll uns eine Vision der Evangelisierung im Sinne von Liturgia, Diakonia und Martyria begleiten.  

 

top