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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 103, April 2007

 

 

SCHLUSSDOKUMENT 

 

i. das ereignis

Vom 11. bis 12. Dezember 2006 fand im Palazzo San Calisto (Rom) das Treffen der National-Direktoren der Pastoral für die Nomaden zu den „Orientierungen für eine Pastoral der Zigeuner. Prüfung des Dokuments“ statt. An dem Ereignis nahmen 27 Delegierte aus 21 Ländern teil, die drei Kontinente vertraten: Europa (Belgien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Spanien, Ukraine und Ungarn), Amerika (USA und zum ersten Mal Chile) und Asien (Bangladesh, die Philippinen, Indien und Indonesien, die zum ersten Mal teilnahmen).

Ziel der Versammlung war es – wie das Thema dies schon ausdrückt – das Studium der Orientierungen zu vertiefen in der Absicht, ihre sinnvolle Anwendung zu fördern. Es handelt sich um das erste Dokument der Kirche in ihrer universellen Dimension, das den Zigeunern gewidmet ist, veröffentlicht vom Päpstlichen Rat am 8. Dezember 2005.

Das Treffen begann mit einem gemeinsamen Messopfer unter Leitung von Kardinal Renato Raffaele Martino, Präsident des Dikasteriums, der auch die Homilie gehalten hat. In seiner Ausführung zu den liturgischen Tageslesungen hat der Kardinal nach seinen Begrüßungsworten betont,  dass es den Kern der den Zigeunern zugewandten seelsorgerischen Fürsorge darstellt, den Zigeunern die Frohe Botschaft zu bringen und ihnen zu helfen, in Jesus Christus den Retter zu erkennen, der den Geist erlöst und den Körper heilt, und dass diese Aufgabe im Geiste des Friedens, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Barmherzigkeit und der Freiheit erfüllt werden muss. Darüber hinaus hat seine Eminenz daran erinnert, dass Jesus in seinen Worten und Taten alle dazu auffordert, ihn ganz in ihrem Leben aufzunehmen, sich vom Hören seines Wortes, von der Eucharistie und dem persönlichen Gebet prägen zu lassen, um die Kommunion mit Gott und unseren Brüdern intensiver zu leben. Die Kommunion ist eine Gabe, die sehr konkrete Auswirkungen hat, denn durch sie lassen wir unsere Einsamkeit hinter uns, treten aus unserer Isolierung heraus, um an der Liebe Gottes teilzuhaben und sie mit den Zigeunern zu teilen.

Es folgte der Moment der Eröffnung der Arbeitssitzung durch den Präsidenten des Dikasteriums mit der Verlesung der telegraphischen Botschaft, die der Heilige Vater Benedikt XVI. zu diesem Anlass geschickt hatte. In dieser Botschaft ermutigt der Papst dazu, „die so wichtige apostolische Arbeit zugunsten der Zigeunervölker fortzusetzen“ und bittet um den himmlischen Schutz der Mutter Christi und die Fürsprache des Seligen Ceferino Jiménez Malla. Der Kardinal setzte dann seine Begrüßungsansprache fort, in der er einige wesentliche Punkte der Orientierungen hervorhob, die die Grundlage bilden für eine spezifische und der Welt der Zigeuner angemessene Pastoral. Zunächst einmal betonte seine Eminenz die Notwendigkeit einer sorgfältigen Analyse aus einem objektiven Blickwinkel heraus, die es ermöglicht, zugleich aber auch dazu verpflichtet, die Werte in der Kultur der Zigeuner zu erkennen, ihre Würde zu wahren und die Identität der Zigeuner zu achten. Sodann hat er den Wunsch ausgesprochen, dass Initiativen zur Förderung und zur Verteidigung ihrer Rechte weiterhin unterstützt werden. Für die Kirche ist es entscheidend – so bekräftigte er – auf die Erwartungen der Zigeuner auf der Suche nach Gott einzugehen und ihre Schritte entsprechend der Lehre Christi zu leiten. Der Kardinal hielt es zudem für unerlässlich, den schmerzhaften Weg dieses Volkes in der Geschichte zu berücksichtigen, einen Weg, der gekennzeichnet ist von unstatthaften und bedauernswerten Taten gegen seine menschliche Würde, die sich oft noch bis in die Gegenwart fortsetzen. In diesem Zusammenhang erinnerte Kardinal Martino mit Bezug auf das Kompendium der Soziallehre der Kirche daran, dass die Kirche dazu nicht schweigt, sondern auf die derzeitigen Herausforderungen eingeht, wobei sie sich auf eine christliche Anthropologie stützt, die unter anderem die Würde, die Sozialität und das Handeln der Menschen in der Welt in Betracht zieht. Konkretes Zeichen hierfür sind eben die Orientierungen, in denen sie weder zögert, die den Zigeunern widrigen Situationen anzuklagen, noch darauf verzichtet, für sie mehr Gerechtigkeit zu fordern.

Erzbischof Agostino Marchetto, Sekretär des Dikasteriums, übernahm es, die Teilnehmer in das Studium der Orientierungen in ihren unterschiedlichen Aspekten einzuführen, wobei er das Pogramm des Treffens erläuterte. In seinem kurzen excursus zur Entstehung des Dokuments, dem Johannes Paul II. seine Genehmigung gab, erinnerte Erzbischof Marchetto an die Liebe und die Fürsorge von Paul VI. und Johannes Paul II. gegenüber den Zigeunern, die ihrer Zugehörigkeit zur Kirche eine günstige Wendung gab. Was die Worte von Paul VI. anbelangt, die den Zigeunern die Tore der katholischen Gemeinschaft öffneten, nämlich „Ihr steht nicht am Rande, sondern in gewisser Hinsicht steht ihr im Mittelpunkt, im Herzen der Kirche“, bemerkte der Erzbischof, dass dieser Aufruf zur Solidarität und Brüderlichkeit gegenüber den Zigeunern noch heute seine Gültigkeit, seine Dringlichkeit und Aktualität bewahrt. Anschließend erinnerte er an die Worte des Dieners Gottes, Johannes Paul II., zur Notwendigkeit, den geistlichen und kulturellen Werten der Zigeuner die erforderliche Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen eine konkrete Unterstützung zu bieten, um den  großen Schwierigkeiten entgegen zu treten, die sie auf ihrem Weg begleiten. So zum Beispiel die Problematik des gegenseitigen Verständnisses zwischen ihnen und der sie umgebenden Welt, der Mangel an geeigneten Aufnahmestrukturen, die Hemmnisse im Bereich des Unterrichts und der beruflichen Bildung und schließlich die Probleme, die mit dem Prozess ihrer Integration im jeweiligen Territorium verbunden sind. Der Erzbischof wandte sich sodann Überlegungen zu den verschiedenen Aspekten des Dokuments zu, dass die vielschichtige Welt der Zigeuner mit ihren Lebensbedingungen als Randgruppe und in Armut, Situationen, die an die Kirche interpellieren, untersucht, und stellte fest, dass das Dokument tatsächlich ihr Recht anerkennt „zusammen zu leben“ und in der Hoffnung auf eine verstärkte Gerechtigkeit ihnen gegenüber die Initiativen zu einer Sensibilisierung in gegenseitiger Achtung der Kulturen und der Gesetze unterstützt. Die Kirche verpflichtet sich zudem dazu, ihre besondere seelsorgerische Tätigkeit zu erneuern, auch um ein Ausweichen auf die „Sekten“, die Auflösung ihres reichen religiösen Erbes und ihre Abkapselung zu verhindern. Die Grundlage dazu liefert eine Überlegung der Bibel, in deren Licht das „Milieu“ der Nomaden eine ihm eigene christliche Intelligenz findet. Im Hinblick auf die seelsorgerischen Aspekte, verharrte Erzbischof Marchetto unter anderem auf der Spiritualität der Seelsorger, wobei er die Hoffnung aussprach, dass sie beseelt sei von der „Gegenseitigkeit der Liebe“, wie dies Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika Deus caritas est  bezeugt. Er gab auch dem Wunsch Ausdruck, die Mentalität der die Zigeuner umgebenden Gesellschaft, die leider an Stereotypen festhält, die einerseits von der in der Schule erteilten Erziehung, andererseits von den Informationen der Massenmedien bedingt werden, möge sich ändern. Erzbischof Marchetto hat sodann die Notwendigkeit bekräftigt, eine Geisteshaltung aufzubauen, die eine Aufnahme und gegenseitiges Vertrauen bilden, die erforderlich sind, damit sich ein Prozess wirklicher Integration in Bewegung setzen und durchgeführt werden kann, der nicht mit einer Assimilierung zu verwechseln ist.

Das erste Referat zu einer allgemeinen Vision des Dokuments wurde am Montag, dem 11. Dezember, von Pater René Bernard, S.I., vorgetragen, dem ehemaligen National-Direktor in Frankreich. Der Redner untersuchte zunächst einmal den Prozess, in dem sich ein Volk von Zigeunern mit allen daraus resultierenden Konsequenzen auf europäischer Ebene herausgebildet hat. Er sprach sodann von der ablehnenden Haltung den Zigeunern gegenüber, die unbestreitbar ihren Ausschluss aus der Gesellschaft bedeutet, eine Haltung, die sich durch die Jahrhunderte hinweg fortgesetzt und ihnen gegenüber zu Diskriminierung und zahlreichen Ungerechtigkeiten geführt hat. In diesem Zusammenhang ist die katholische Kirche zu lange stumm geblieben. Sie erscheint daher als Kirche der gağé, weshalb die Seelsorger Zeit brauchen, bevor sie von der Gemeinschaft der Zigeuner voll akzeptiert werden. Der Redner hat sodann die Notwendigkeit betont, die „evokatorische“ Sprache der Zigeuner zur Kenntnis zu nehmen, die akzeptiert werden muss, und deren anschließendes Verständnis in ihrer tieferen Bedeutung die Möglichkeit bietet, eine geistige Unterscheidung zu treffen und möglicherweise eine Reinigung ihrer Kultur durch die Verkündigung des Evangeliums zu erreichen. Diese Verkündigung aber ist eine gegenseitige Verkündigung, denn auch den Zigeunern fehlt es nicht an Gesten, die sie miteinander teilen oder an persönlichen oder gemeinschaftlichen Initiativen, die die herrschende Gesellschaft in Frage stellen. Anschließend äußerte sich Pater Bernard zu der Möglichkeit, „Brückengemeinden“ zu schaffen, die sich aus Zigeunern und gağé zusammensetzen, und deren Vermittlung unerlässlich scheint angesichts der Gewalt und der Ablehnung, die die Zigeuner erfahren. Endlich hat der Redner über das Taufsakrament als Begegnung mit und Berufung zu Christus gesprochen, das seinerseits wiederum auf die tätige Gegenwart einer brüderlichen Gemeinschaft verweist,  die eine ablehnende Haltung nicht akzeptiert und dies durch konkretes Handeln beweist. Pater Bernard schloss seinen Vortrag, indem er unter anderem die Notwendigkeit einer Inkulturation betonte, die aufrichtig durchgeführt werden muss und die die Unterschiedlichkeit der Kulturen und Traditionen, der Wege und der gegenwärtigen Lebensbedingungen der Zigeuner aufdeckt.

Seine Eminenz, Kardinal Albert Vanhoye, S.I., Professor Emeritus des Päpstlichen Bibelinstituts, hielt den zweiten Vortrag, der sich mit den biblischen Grundlagen der Orientierungen  befasste. Der Redner konzentrierte sich in seinen fundamentalen Überlegungen auf zwei Feststellungen des Dokuments: erstens ist die Evangelisierung der Zigeuner Teil der universellen Mission der Kirche und zweitens muss diese Evangelisierung in spezifischer Form durchgeführt werden. Nachdem er die Neuheit und die ungeheure Dynamik im Neuen Testament im Vergleich zum Alten Testament hervorgehoben hat, die sich schon im öffentlichen Leben Jesu darstellen und sich dann durch das Ostermysterium auf seine Gesamtheit ausdehnen, hat der Kardinal unterstrichen, wie diese beiden Elemente auch Auswirkungen auf die Pastoral der Zigeuner haben. Insbesondere – unterstrich Kardinal Vanhoye – nehmen sie Bezug auf die Besonderheit dieser Pastoral, die als innere Notwendigkeit der Universalität der Kirche und ihrer Mission angerufen und gefordert  und dann zu einem Teil ihres missionarischen Elans selbst wird. Im Hinblick auf die besonderen Aspekte der Seelsorge der Zigeuner, hat der Redner die negative Seite dargestellt, das heißt, das, was sie schwieriger gestaltet, aber auch die positive Seite, die sie fruchtbarer machen kann. Der erste Aspekt ist an die große Mobilität geknüpft, der zweite dagegen betrifft die Lebensart der Zigeuner, die die Möglichkeit eines tiefen spirituellen Lebens nach dem Beispiel Abrahams bietet, ein Beispiel des Gehorsams gegenüber Gott und eines tiefen Glaubens. Der Kardinal stellt schließlich das Leben der Patriarchen immer unterwegs als ein hervorragendes Beispiel des Glaubens und der Hoffnung dar, und definiert das Nomadentum „eine große Gelegenheit“ für die Zigeuner.

Rev. Philip Goyret, Professor für Ekklesiologie an der Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz, hat seine Überlegungen der ekklesiologischen Dimension der Orientierungen gewidmet, wobei er von der Universalität der Kirche ausgeht. Tatsächlich erläutert er im ersten Teil seines Beitrags ausführlich das Konzept und die Idee der „Katholizität“ der Kirche. Im zweiten Teil stellt er die Idee der Evangelisierung dar, um daran Ausführungen zur Katholizität der Zigeunerseelsorge anzuschließen. In diesem Zusammenhang stellte der Professor fest, dass die Orientierungen zweckmäßigerweise die Notwendigkeit sehen, der „qualitativen“ Katholizität ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden (nötige Voraussetzung der quantitativen und der extensiven Katholizität), was die Möglichkeit bietet, die Aussicht auf das, was die Zigeuner zur Kirche beitragen, besser wahrzunehmen. In seinen Schlussworten bestand der Redner darauf, dass das Studium der Mission der Kirche, die sich an die Zigeuner wendet, deutlich macht, dass es verschiedene konkrete Erfordernisse gibt, wie ihre Evangelisierung in die Wege geleitet werden muss, soll sie reale Auswirkungen auf ihr Leben haben und auf ihre Art, Kirche zu sein. Seinen Beitrag zusammenfassend betonte Professor Goyret, dass die Evangelisierung der Zigeuner stattfinden muss, indem man gleichzeitig die extensive, die intensive und die qualitative Katholizität der Kirche miteinander verbindet. In dieser Weise können die Seelsorger sicher sein, dass Jesus Christus wirklich in ihr gegenwärtig ist.

Die Darlegungen von Herrn Léon Tambour zum Thema des Europäischen Forums der Roma und Fahrenden, an dem er als Beobachter im Auftrag der katholischen Kirche teilnimmt, war der letzte Beitrag des ersten Tages. Der Redner hat die Bedeutung dieser Organisation für das Leben aller dort vertretenen Gruppen unterstrichen: Roma, Sinti, Kalé, Fahrende und andere Nomaden. Eingedenk der Ziele des Forums – nämlich im Hinblick auf die genannten Bevölkerungsgruppen die tatsächliche Achtung der Menschenrechte und der Grundfreiheiten zu fördern, wie sie vom Europarat garantiert werden; den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung anzuregen; ihre Integration in die europäische Gesellschaft und ihre Teilnahme am öffentlichen Leben und an den Entscheidungsprozessen zu erleichtern – erkennt man in diesem Organismus den Ausdruck einer konkreten Hinwendung der Staaten zu diesen Minderheiten. Nachdem er festgestellt hat, dass sich Europa und das Forum, wenn auch innerhalb ihrer Grenzen, der Herausforderung stellen, die Unterschiede zu vereinen, um ihnen eine Stimme zu geben, hebt Herr Tambour die Tatsache hervor, dass die Kirche nachdenken und ihre Seelsorge auf alle Nomadengruppen ausdehnen muss, unabhängig von deren Herkunft und ihrem Glauben, indem sie den Möglichkeiten zur Öffnung folgt, die eben von den Orientierungen vorgeschlagen werden.

Am Dienstag, dem 12. Dezember, folgten zwei Vorträge, ihrerseits gefolgt von verschiedenen Zeugnissen von den Kaplänen, die bei den Zigeunern des Meeres (Bangladesh, Indonesien und Philippinen) arbeiten.

Im ersten Beitrag, gehalten von Professor Eduardo Baura, von der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz, wurden einzelne juristische Aspekte (von jus, daher kommt justitia, Gerechtigkeit) die der seelsorgerischen Tätigkeit zugunsten der Zigeuner  innewohnen, erläutert. Zu Beginn seiner Darstellung hat Rev. Baura besonders hervorgehoben, dass sich zwar viele juristische Elemente in den organisatorischen Normen dieser besonderen Pastoral konkretisieren, dass sich aber eine Betrachtung der Aspekte der Gerechtigkeit, die in den Tätigkeiten der Kirche zugunsten der Zigeuner bestehen, nicht auf rein organisatorische Frage zurückführen lassen. Will man sich also ein vollständiges und gründliches Bild des Themas verschaffen, muss man einige juristische Prinzipien ins Auge fassen, die in der Konstitution der Kirche selbst liegen und die die Grundlage der juristischen Ausprägungen der Seelsorge für die Zigeuner bilden. Sie helfen, die besonderen organisatorischen Normen in diesem Bereich der Seelsorge zu verstehen. Im Hinblick auf die Verwaltung der geistlichen Güter hat der Professor auf das grundlegende juristische Prinzip der Gleichheit hingewiesen: alle Gläubigen (und nicht einige, auch nicht die Mehrheit unter ihnen, sondern alle) – also auch die Zigeuner – haben gleichermaßen Anspruch darauf, von geweihten Seelsorgern spirituelle Hilfe zu bekommen. Aus diesem Bedürfnis heraus leitet sich die Notwendigkeit ab, eine angemessene seelsorgerische Tätigkeit zu organisieren und unter den juristischen Prinzipien, die sie regeln, hat der Redner besonders an das Prinzip der relativen Territorialität und an das Prinzip der Zusammenarbeit zwischen den Seelsorgern erinnert. Anschließend hat er die Normen dargestellt,  die die Seelsorge zugunsten der Zigeuner regeln, soweit sie im Dokument, insbesondere im Kapitel VI mit dem Titel „Strukturen und Seelsorger“ enthalten sind. Zum Abschluss hat der Professor daran erinnert, dass die von ihm behandelten organisatorischen Aspekte immer dem Prinzip der salus animarum  als dem höchsten Gesetz der Kirche unterstellt werden müssen, das heißt, dass alles in der Kirche das Wohl der Seele zum Ziel hat.

Der letzte Vortrag kam von Pater Cyril Vasil’, S.I., Professor am Päpstlichen Orientalischen Institut, er widmete sich der Identität der Kapläne in der Zigeunerseelsorge, auch unter Berücksichtigung des Standpunktes der katholischen Ostkirchen. Zu Beginn seiner Betrachtungen erinnerte der Redner daran, dass Jahrhunderte lang ein besonderer und spezialisierter Ansatz der Kirche, ihrer Priester und Mitarbeiter in der Seelsorge, im Hinblick auf das Volk der Zigeuner gefehlt hat. Anschließend untersuchte er kurz die Strukturen für die Seelsorge der Zigeuner auf den verschiedenen Ebenen innerhalb der Kirche, wie sie in den Orientierungen dargestellt werden. Bevor er auf einige Besonderheiten im Ansatz eines orientalischen Kaplans einging, verharrte Pater Vasil' vor allem auf der Erklärung der Figur des Kaplans/Missionars im Zusammenhang mit den wichtigsten kanonischen Normen. Indem er im Lichte der Orientierungen die wichtigsten Eigenschaften zusammenfasste, entwarf Pater Vasil' folgendes Bild: Der Kaplan ist eine Person, die in der Lage ist, die Zigeuner kennen zu lernen und sie anderen vorzustellen, er ist bereit mit ihnen Freud und Leid zu teilen. Geht man von diesen Voraussetzungen aus, ist es möglich, zu einer persönlichen Zeugnisaussage zu gelangen und zu einer unmittelbaren Verkündigung des Glaubens, zum Teilen des Brotes des Evangeliums und der Eucharistie. Die mögliche Anwendung und Nutzung der relativen kanonischen Normen – seien sie allgemeiner oder spezifischer Art – in dieser Mission muss immer eine Hilfe darstellen und darf niemals ein Hindernis für den Kaplan darstellen, denn salus animarum: suprema lex. Pater Vasil’ hat demnach das Konzept von Professor Baura bekräftigt.

Es folgten die Erfahrungsberichte der Kapläne, die bei den Nomaden in Bangladesh, Indonesien und den Philippinen arbeiten, und die zum ersten Mal anwesend waren. Es handelt sich dort um die „Zigeuner des Meeres“.

Als erster sprach Herr Prodyut Prodip Mondol, Vertreter der Gruppe der Katecheten, die zu der Pastoral Care of Nomads in Bangladesh (PNB) gehören. Er informierte über die seelsorgerische Arbeit und bezog sich dabei auf die Orientierungen, die die Grundlage des Dienstes darstellen, den sie den Zigeunergruppen Jajabor (Bede), Mahali und Kowra regelmäßig anbieten. Herr Mondol hat die Eigenschaften dieser Nomaden kurz beschrieben und sodann ausführlicher über den Dialog, formal wie auch theologisch, zwischen Christen und Muslimen gesprochen, der trotz der Spannungen und manchmal auch wirklicher „Kriege“ fortgesetzt wird.

Die Situation der Nomaden auf den Philippinen wurde von Pater Tennis G. Tamayo CMF, erläutert, der sein Apostolat bei den Bajaus wahrnimmt, „den Ärmsten unter den Armen“. Sie werden auch die „Zigeuner des Meeres“ genannt und leben vor allem im Südwesten der Philippinen, im Nordwesten von Malaysia und im Norden Indonesiens. Die Mehrheit der Bajaus – so erklärte der Pater – sind Fischer und sie leben von der Großzügigkeit des Meeres. Ihre Religiosität fußt auf einem Glauben an die Geister, der dazu beigetragen hat, sie zu einer ruhigen und zufriedenen Gemeinschaft zu machen, die besonders durch ihr korrektes soziales Verhalten auffällt. Im Gegensatz zu dem, was die Anthropologen von ihnen behaupten (sie nennen sie „volkstümliche Islamisten“), sind sie keine Muslime und sie lassen sich nicht von ihnen beeinflussen. Pater Tamayo hat kurz die zwei Treffen der Seelsorger und Sozialhelfer erläutert, die mit den Nomaden leben, Treffen, die von der örtlichen Kirche gefördert wurden und die am 8. April 2005 und vom 27. – 29. April 2006 in Zamboanga City stattgefunden haben. Auf beiden wurden die wichtigsten Probleme im Leben der Bajaus behandelt: die Armut, das Fehlen einer Ausbildung, ihr Randgruppendasein und ihre Diskriminierung, die sich unter anderen in der Ausbeutung durch die Gewerkschaften widerspiegelt.

Von der Seelsorge für die Migranten, Menschen unterwegs und die Menschen des Meeres (Nomaden) in der Diözese von Pangkalpinang, Indonesien, berichtete Pater Bernardus Somi Balun. In seinem Zeugnis hat er die Arbeit vorgestellt, deren Nutznießer die Kinder sind, vor allem aber die Prostituierten, Opfer des trafficking, das eines der dringlichsten Probleme für die Seelsorge in der Diözese darstellt. Anschließend hat Pater Balun den Einsatz der Kirche zugunsten der Menschen des Meeres, die ursprünglich Nomaden waren und Suku Laut heißen, beschrieben. Es wurde sowohl im seelsorgerischen Bereich, wie auch im Hinblick auf das Leben in Gemeinschaft und Brüderlichkeit gearbeitet und auf sozial-ökonomischem Gebiet unter besonderer Berücksichtigung von Erziehung und Gesundheit.

Die Arbeiten des zweiten Tages schließen mit der Verlesung und der allgemeinen Zustimmung zu den Schlussfolgerungen und Empfehlungen, wie sie in der Folge dargestellt werden. 

ii. schlussfolgerungen

Die folgenden Betrachtungen sind das Ergebnis einer gründlichen Untersuchung der Orientierungen in ihrer anthropologischen, soziologischen, theologischen und ekklesialen Ausprägung, ohne dabei die historischen und juristisch-legislativen Aspekte zu vernachlässigen, sowie der Diskussionen in den Arbeitsgruppen:

1.      Die National-Direktoren haben die Bedeutung der Tatsache anerkannt, endlich ein Dokument (Orientierungen) zu haben, das die von der Kirche in der Zigeunerseelsorge vollbrachten Bemühungen bezeugt, dass ihre Spiritualität anerkennt und dass den Nomaden die Lehre des Evangeliums in seiner Ganzheit anbieten will. Es handelt sich um ein Dokument, dass die Pastoral der Zigeuner nicht nur als bloße Wohltätigkeit, sondern als ein Erfordernis auf Grund der Universalität der Kirche beschreibt.

2.      Die Orientierungen sind das Ergebnis der bisher vollbrachten seelsorgerischen Bemühungen und eines Austauschs der bisher erreichten Ergebnisse. Sie markieren daher einen wichtigen Augenblick in der Geschichte der Evangelisierung und der menschlichen Förderung der Zigeuner. Die diesbezügliche Erklärung von Papst Paul VI.: „Ihr seid das Herz der Kirche“ (Pomezia, 1965) und die Bekräftigung des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass die Kirche keinen Unterschied macht zwischen den Menschen (vergl. Gaudium et spes), setzten dem historischen Schweigen diesem Volk gegenüber ein Ende.

3.      Das XX. Jahrhundert hat jedenfalls dank zweier historisch bedeutender Ereignisse eine grundlegende Änderung in der Betrachtung der Welt der Zigeuner gebracht. Erstens die Seligsprechung von Ceferino Jiménez Malla, demütiger spanischer Zigeuner, Märtyrer des Bürgerkrieges von 1936, während das zweite sich auf die Bitte an Gott um Verzeihung für die auch gegenüber den Zigeunern von den Kindern der Kirche begangenen Sünden bezieht, die Papst Johannes Paul II. am 12. März 2000 im Rahmen der liturgischen Feiern des Großen Jubiläums ausgesprochen hat.

4.      Zu den genannten Sünden – wenn nicht die tatsächlichen, so doch gewiss Unterlassungssünden – kann auch eine Jahrhunderte währende Lauheit oder sogar das komplette Fehlen eines besonderen und spezialisierten Ansatzes der Kirche, ihrer Pastoren, Geistlichen und anderen Seelsorgern, in ihrer Mission bei den Zigeunern gezählt werden. In diesem Zusammenhang rufen die Orientierungen das ganze Christenvolk zu einer Umkehr im Geiste und in den Einstellungen auf mit dem Ziel, eine positive Beziehung zum Volk der Zigeuner aufzubauen.

5.      In ihrer Haltung den Zigeunern gegenüber darf die Kirche nicht nur „aufnehmen“, (die Aufnahme fand schon im Alten Testament statt), sondern sie muss das Risiko eingehen, dem andern entgegen zu gehen, vor allem demjenigen, der anders ist, der abgelehnt wird, der nicht gern gesehen ist, wie das im Neuen Testament sichtbar wird. Es ist der Christus der Evangelien, der die kulturellen Tabus bricht.

6.      Das Evangelium – Mysterium der Erlösung, von Christus der Kirche anvertraut – muss den Menschen jeder Kultur gepredigt werden. Im Werk der Evangelisierung der Zigeuner muss der Prozess der Inkulturation, verstanden als Inkarnation des Evangeliums in den Kulturen und zugleich die Einführung der Zigeuner in das Leben der Kirche, seine Gültigkeit und seine Vorrangstellung wieder finden. In diesem Zusammenhang zählen die Orientierungen eine Reihe von Meinungen auf, aber sie erläutern zugleich die Möglichkeit, das angestrebte Gleichgewicht zu erreichen. Entscheidend ist diesbezüglich die Bekräftigung, dass die Kirche im Sinne einer wahren Katholizität selbst Zigeuner unter den Zigeunern werden muss, damit diese voll am kirchlichen Leben teilhaben können.

7.      Die „Förderung der Menschen“ und die „Evangelisierung“ sind zwei sich ergänzende Aspekte, die unerlässlich sind für die Verbreitung vom Reich des Vaters, das Reich der Wahrheit des Lebens ist, Reich der Heiligkeit und der Gnade, Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. In der Seelsorge zugunsten der Zigeuner müssen demnach die humanitäre Hilfe und die Wahrheit des Evangeliums Hand in Hand gehen, und es ist notwendig, dass die Elemente der Gerechtigkeit, der Brüderlichkeit und der Gleichheit ihnen eigen sind.

8.      Was die „Reinigung“ der Kultur der Zigeuner betrifft, so muss dieser Prozess durch das Evangelium erfolgen und seine ganze Erfüllung in Christus finden. In den Orientierungen wird betont, dass die Kirche neben der Akzeptanz der Zigeunerkultur die Seelsorge auch auf eine Überwindung jener Aspekte in ihr richten muss, die aus einer christlichen Blickweise nicht zu teilen sind, und die in der einen oder anderen Weise, ein Hindernis auf dem Weg der Versöhnung und der Kommunion zwischen den Zigeunern und den gağé darstellen.

9.      Der Zigeuner fühlt sich ausgeschlossen, er hat den Wunsch seine Mobilität und seine eigene Familie zu bewahren. Die Solidarität steht im Mittelpunkt seiner Mentalität. Seine religiöse Auffassung und sein Glaube gründen auf der Existenz eines starken Beschützers.

            Die Erlösung – als Fülle der Solidarität – betrifft nicht nur die Seele, sondern den Menschen in seiner Ganzheit, einschließlich seiner Kultur, seiner Form der Beziehungen usw. Daher ist es bei der Vermittlung des Evangeliums außerordentlich wichtig, die Werte und den Reichtum der Zigeunerkultur zu beachten, ihre Sprache zu kennen, ihre Traditionen und Gebräuche zu schätzen. Tatsächlich führt das gemeinsame Leben mit den Zigeunern zu einer gegenseitigen Bereicherung.

10.      Doch kann übertriebener Respekt vor der Tradition der Zigeuner auch der Isolierung und der Ablehnung Raum geben. Auf den gağé lastet außerdem die Verantwortung für die folgenden Bereiche: Erziehung, berufliche Bildung, Gleichheit vor dem Gesetz, Menschenwürde, gegenseitiges Verzeihen, die Unterbrechung einer Kette von Beleidigungen, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Der schon erwähnte Akt, in dem die Kinder der Kirche in der Hoffnung auf eine „Reinigung der Erinnerung“ auch gegenüber den Zigeunern ihre Schuld bekannt haben, eröffnet heute die Möglichkeit einer Verbesserung der Beziehungen. Der erste Schritt zum Dialog liegt darin zu akzeptieren, dass wir unterschiedlich sind.

11.      Das Fehlen oder eine unzureichende Anerkennung der Identität der Zigeuner von Seiten der Gesellschaft und/oder der Kirche führen zu einem Prozess der Assimilation und nicht der Integration. Lobenswert ist daher die Tatsache, dass die Orientierungen unterstreichen, dass nur die Integration, verstanden als eine harmonische Eingliederung unter voller Akzeptanz der Unterschiedlichkeit zu der angestrebten Einheit führt. Die Zigeuner aufnehmen, ohne sie zu assimilieren, ihnen in erster Linie zu helfen, die ihnen eigene Besonderheit zu bewahren, stellt sich jedoch als ein schwer zu realisierendes Gleichgewicht dar.

12.      Die Zigeuner haben eine Jahrhunderte währende reale Bedingung der Ablehnung überlebt und sie überleben sie auch heute noch mit Reaktionen, die fester Bestandteil ihrer Kultur geworden sind. Dieses kulturelle Element lässt sie teilhaben an der Sorge Christi, die Tabus zu brechen, und an seiner besonderen Liebe für die Schwachen. Die Kirche hat in der Nachfolge Christi die Mission, diese Liebe zu erfassen und zu fördern.

13.      Die Besonderheit, die der Zigeunerseelsorge eigen ist, kann aber nicht den Sinn für die universelle, territoriale Verantwortung der Kirche ausmerzen. Die Zigeuner wenden sich tatsächlich an die gesamte Kirche; daher rührt die Notwendigkeit einer Artikulierung zwischen der spezifischen und der territorialen Seelsorge und der Seelsorge in der Pfarrgemeinde. Es  ist Aufgabe des Bischofs, die Zigeuner dazu zu ermuntern, ihre Identität und ihre Einheit zu bewahren. Sie müssen sich in ihrer Mobilität in der Ortskirche und in der Gemeinde, der sie angehören, wohl aufgenommen fühlen. Dies wird in den Orientierungen klar und deutlich gesagt.

14.      Im derzeitigen sozial-politischen Zusammenhang tauchen neue Phänomene auf, die an die Kirchen interpellieren und zwar:

- Neue Einwanderungen von Zigeunern beunruhigen die Staaten und machen der Bevölkerung Angst, was einem erneuerten Rassismus und einer beunruhigenden Fremdenfeindlichkeit zum Leben verhilft, die die Negation der Öffnung der Herzen darstellt, wie Christus sie wünscht;

- Diese neuen Wanderungsbewegungen führen zu einem Zusammentreffen von Völkern und Gruppen, die vorher nichts voneinander wussten.

- Gleichzeitig bemühen sich die Zigeuner, sich vom Assistenzialismus unabhängig zu machen und sich in ihrer Identität als Zigeuner zu behaupten;

- Die Behörden versuchen, den Zigeunern eine Stimme zu geben, damit sie sich behaupten können.  

iii. empfehlungen

Mit Rücksicht auf das oben gesagte, bezeugen die Teilnehmer die Notwendigkeit:

- dass die Kirche sich die Ängste und die Hoffnungen der Zigeuner zu eigen machen muss, damit das Evangelium in einer für ihre Mentalität und ihre Traditionen geeigneten Weise gelebt und verkündet werden kann. Diese Fürsorge muss sich auch im liturgischen und im Bereich der Katechese auswirken;

- dass sie akzeptiert, sich an den Werten der Zigeuner zu bereichern, die im Widerstand gegen die Assimilation und gegen die Verfolgungen entstanden sind, da die Universalität selbst der Kirche dies erfordert; 

- dass sie der Aufgabe des bischöflichen Promoters Vorrang einräumt. Seine Anwesenheit und seine Haltung sind entscheidend für die Seelsorger, die Unterstützung, Ansporn und Fürsorge brauchen und auf besondere Bedürfnisse eingehen müssen;

- einen verstärkten Einsatz auf Seiten der Bischöfe zu fordern, vor allem im Hinblick auf die Aufnahme und auf das Schaffen von Räumlichkeiten, in denen man den Zigeunern Gehör schenken kann, sowie im Treffen von Vorkehrungen gegen ihre Diskriminierung. Es ist zu überlegen, ob die  kirchliche „advocacy“ hier zur Verteidigung ihrer Angelegenheit und ihrer Rechte angewendet werden kann;

- politische und kulturelle Vereinigungen der Zigeuner zu fördern, auch wenn dies Risiken mit sich bringt. Es ist eine Frage der Würde, Voraussetzung einer persönlichen Hinwendung zu Jesus Christus;

- die Selbstdarstellung  und die Selbstverantwortung der Zigeuner in der Kirche zu stärken;

- das Bemühen um und den Nachdruck auf die Berufungen zu intensivieren, eingedenk der Bedeutung, die der Anwesenheit von Geistlichen, Diakonen, und Ordensleuten, die selbst Zigeuner sind, in dieser besonderen Pastoral zukommt;

- die Orte vervielfachen, an denen die Zigeuner sich selbst und ihren Glauben ausdrücken können, wie zum Beispiel durch die Schaffung von Schulen des Glaubens, Katalysator für einen vorsichtigen Dialog, in dem die Zigeuner ihren Glauben ausdrücken;

- das „gewohnheitsmäßige“ Schema der Vorbereitung der Sakramente zu verlassen. Man muss das kulturelle und lebensnotwendige Element der Emotivität und der Unmittelbarkeit in Rechnung stellen, das typisch für die Zigeuner ist. Eine "kontinuierliche" Seelsorge ist einer gelegentlichen Überprüfung bei weitem vorzuziehen;

- Wallfahrten und Gelegenheiten zur Begegnung zu fördern, um die noch immer allzu starke Idee zu zerschlagen, dass die Kirche eine Kirche der gağé ist und dass man auf seine Identität als Zigeuner verzichten muss, um ein „guter Christ“ zu sein. Eine Eucharistie vor Ort kann eine Präsenz Christi im Herzen des Lebens der Zigeuner bedeuten;

- den Zigeunern gegenüber die Solidarität der Kirche mit den Vorstellungen von Gerechtigkeit innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft zu beweisen und zugleich das Hervortreten der Zigeunerkultur zu fördern, um sie auch in ihrer Glaubensdimension  vorzustellen;

- hervorzuheben, dass es vorteilhaft für die Diözese ist, die Besonderheit der Pastoral der Zigeuner anzuerkennen, und also

- die religiösen Behörden von der Existenz der Orientierungen  zu informieren und dabei die besonders bedeutungsvollen Begriffe hervorheben, um so Fürsorge und seelsorgerische Verantwortung zu wecken;

- sich dafür einzusetzen, dass die Orientierungen eine positive Aufnahme und eine angemessene Anwendung finden. In Anbetracht der Unterschiedlichkeit und der Vielschichtigkeit der Situationen, in der die Zigeuner  in den verschiedenen Ländern leben, ist die Schaffung einer Art von nationalem Direktorium zu überlegen;

- die Aufgabe der Kapläne der Zigeuner besser mit den örtlichen Gemeindepfarrern im Territorium abzusprechen. Die Pfarrgemeinden müssen sich aufnahmebereit erweisen und das Positive anerkennen, das die Seelsorger vollbringen;

- Wege der Katechese abhängig von den jeweiligen örtlichen Besonderheiten zu entwickeln;

- Treffen zu fördern, die zwischen den Seelsorgern und den Verantwortlichen unter den Zigeunern organisiert werden, um echte Beziehungen herzustellen und das „Zusammenleben“ anzuregen. Immer nach dem Motto handeln: „Nichts für sie, aber alles mit ihnen“, das heißt, die Zigeuner unterstützen und begleiten, aber nicht aus Angst vor einer Niederlage an ihrer Stelle handeln; mitarbeiten, sich moralischer Urteile enthalten und mit Liebe beginnen;

- davon abzusehen, das Nomadentum der Zigeuner zu wörtlich zu nehmen; viele der Merkmale des Nomadentums gelten noch heute für die Zigeuner. Das Land gehört allen, also haben auch die Zigeuner ein Recht auf  eine Unterkunft, das Stimmrecht und darauf, als Bürger im vollen Sinne des Wortes zu gelten;

- sich in loyaler Weise der Herausforderung stellen, die die neuen Migrationen der Zigeuner für die Pastoral mit sich bringen, durch Begegnungen mit anderen Religionen und Konfessionen, das heißt im Geiste eines immer stärker werdenden Festhaltens am Evangelium und an der Kirche, und des Offenseins;

- viele Gelegenheiten anzubieten, damit die für die Pastoral verantwortlichen Personen einander besser kennen lernen. Gemeinsam müssen sie ihre Beziehungen zu den Zigeunern und die Beziehungen letzterer untereinander überprüfen, um so nach und nach eine gemeinsame seelsorgerische Spiritualität entstehen zu lassen, die der neuen Situation angepasst ist. Sie muss lebendig und darf niemals gleich bleibend sein;

- die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden zu verstärken, damit diese den Zigeunern mehr Mitspracherecht einräumen und die Möglichkeit in Betracht ziehen, in der Kirche ein Forum zu schaffen, in dem die Zigeuner ihre Probleme, ihre Forderungen und den einen oder anderen besonderen Fall darstellen können.

- Was das Problem der Sekten betrifft, so müssen wir die Nr. 77 der Orientierungen als Grundlage für unsere Einstellung berücksichtigen.            

 

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