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BOTSCHAFT AN DIE VEREINIGUNG DER
ORDENSOBERINNEN DEUTSCHLANDS

 

Vereinigung der
Ordensoberinnen Deutschlands e. V. (VOD)
Freising

Liebe Ehrwürdige Schwestern!

Mit Freude hat Papst Johannes Paul II. davon Kenntnis erhalten, daß die Vereinigung der Ordensoberinnen Deutschlands (VOD) am 5. Juni 2004 in Freising den 50. Jahrestag ihres Bestehens begeht. Der Tag, an dem Sie sich unter dem Motto »Lebensspuren-Hoffnungszeichen« versammeln, um Ihr Jubiläum zu feiern und Gott, den Spender alles Guten, für seine gnädige Führung in Vergangenheit und Gegenwart zu preisen, steht im Glanz des 1250. Gedenktags des glorreichen Martyriums des hl. Bonifatius. Er, der große Apostel der Deutschen, dem die Missionierung der Germanen und die engere Anbindung ihrer jungen Kirche an den Nachfolger Petri zu verdanken ist, hat in dunkler Zeit helle Lebensspuren hinterlassen, die bis heute für uns Hoffnungszeichen sind, um dem Beispiel seines apostolischen Wirkens zu folgen. Der Heilige Vater hat mich beauftragt, Sie alle seiner Verbundenheit zu versichern und Ihnen seine Glück- und Segenswünsche zum Jubiläum zu übermitteln.

Die Ordensberufung steht in besonderer Weise in der Nachfolge Christi, der durch sein Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam eine Spur in dieser Welt vorgegeben hat, der diejenigen großmütig folgen, die sich durch die evangelischen Räte für die größere Hingabe entschieden haben. Im Laufe der Kirchengeschichte haben sich immer wieder Männer und Frauen entschlossen, in die Fußstapfen Jesu zu treten und genau den Weg zu gehen, den er ihnen durch sein Wort und Beispiel gewiesen hat. Christus, der Herr, der seinen Jüngern verheißen hat, alle Tage bei ihnen zu sein bis zum Ende der Welt (vgl. Mt 28,20), hat aber nicht nur eine durch alle Zeiten leuchtende Spur hinterlassen, sondern er begleitet jeden einzelnen, der sich für seine Nachfolge entschieden hat.

Mögen auch die Sorgen des Alltags, Situationen des Leidens sowie Phasen geistlicher Unsicherheit und Zweifel uns gelegentlich wie mit Blindheit schlagen, so daß wir Christi Nähe nicht mehr zu erfahren meinen, so dürfen wir doch wie die Jünger von Emmaus, denen der Auferstandene auf ihrem Weg seine wunderbare Gegenwart schenkt, ihn dann erkennen, wenn er uns das Brot bricht, d.h. wenn er uns im Opfer der heiligen Messe um seinen Tisch versammelt, um uns mit seinem Leib und seinem Blut zu stärken. Es ist die Eucharistie, der Herr selbst, der auf sakramentale Weise unter uns gegenwärtig ist, um in dieser Welt Leuchtspuren und damit Hoffnungszeichen zu setzen.

Wer das hoffnungsfrohe Zeichen des gebrochenen Brotes erkennt, wer dieser Leuchtspur folgt, jenem »Strahl der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalems, der die Wolken unserer Geschichte durchdringt und unseren Weg mit seinem Licht bescheint« (Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 19), indem er Tag für Tag vom Geheimnis der Eucharistie lebt, der hat ein brennendes Herz (vgl. Lk 24,32), das auch andere anstecken kann. Ja, »die Kirche lebt vom eucharistischen Christus. Von ihm wird sie genährt, von ihm wird sie erleuchtet. Die Eucharistie ist Geheimnis des Glaubens und zugleich ›Geheimnis des Lichtes‹. Jedesmal, wenn die Kirche sie feiert, können die Gläubigen in gewisser Weise die Erfahrung der beiden Emmausjünger machen: ›Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn‹ (Lk 24,1)« (Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, 6). Wer so seinen Weg mit Christus, dem auferstandenen Herrn geht, der hinterläßt selbst Lebensspuren und Hoffnungszeichen in dieser Welt.

Der hl. Winfried Bonifatius, der Apostel der Deutschen, hat sowohl durch seine innige Christusverbundenheit mit dem im Sakrament wahrhaft gegenwärtigen Herrn, als auch durch seine aufrichtige Liebe zur Kirche, die unter dem Nachfolger Petri geeint und gefestigt ist, bis heute solche Lebensspuren und Hoffnungszeichen hinterlassen.

Sein Leben lehrt uns: »Der Herr selbst muß unser Weggefährte werden — wie mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus — und uns seinen Geist schenken« (Instruktion Neubeginn in Christus, 2). Der heilige Ordensmann, Bischof und Missionar Bonifatius sei Ihnen ein mächtiger Fürsprecher, um Ihre Berufung zu den evangelischen Räten aus der Kraft des eucharistischen Sakramentes als glaubwürdiges Zeugnis für Christus in Kirche und Welt zu leben.

Dazu erteilt Seine Heiligkeit Ihnen allen sowie den religiösen Gemeinschaften, die Sie vertreten, als Unterpfand reicher himmlischer Gnaden von Herzen den erbetenen Apostolischen Segen.

Mit besten persönlichen Wünschen 

Angelo Kardinal Sodano 
Staatssekretär Seiner Heiligkeit 

Aus dem Vatikan, am 18. Mai 2004 

 

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