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ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG "PETROS ENI"
ZUM 500-JÄHRIGEN JUBILÄUM DES PETERSDOMS

GRUSSWORTE VON KARDINAL TARCISIO BERTONE

Atrium der Audienzenhalle
Mittwoch, 11. Oktober 2006

 

Meine Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
verehrte Obrigkeiten,
meine Damen und Herren!

Mit großer Freude nehme ich an dieser Feier teil, mit der eine Ausstellung von einzigartiger Bedeutung eröffnet wird, und beglückwünsche diejenigen, die sie geplant und konkret verwirklicht haben. Diese Ausstellung soll ein historisches Datum unterstreichen: den 500. Jahrestag der Grundsteinlegung des Petersdoms durch Papst Julius II. am 18. April 1506. Zunächst gelten mein Gruß und meine Dankbarkeit dem Erzpriester des Petersdoms, Kardinal Francesco Marchisano, und dem Präsidenten der Dombauhütte von St. Peter, Erzbischof Angelo Comastri. Ferner grüße ich den Delegaten der Dombauhütte, Bischof Vittorio Lanzani, die übrigen Mitarbeiter und alle, die auf unterschiedliche Art und Weise zur Umsetzung dieser interessanten Initiative beigetragen haben.

Dankbarkeit und Anerkennung gebühren besonders Prof. Antonio Paolucci, dem Hauptkurator der Ausstellung »Petros Eni – Pietro è qui« (»Petrus ist hier«), der mit großem Einsatz den inhaltlichen Aufbau und die Anordnung der Ausstellung konzipiert hat. Auch möchte ich diejenigen nicht vergessen, die durch ihren hochherzigen Beitrag ein Werk von so großem künstlerischem und historischem Wert ermöglicht haben, das sich einfügt in die Initiativen zur 500-Jahrfeier der neuen Petersbasilika.

Ab heute ist es möglich, im »Braccio di Carlo Magno« der Kolonnaden des Bernini etwa 100 Meisterwerke aus großen Museen der ganzen Welt zu bewundern. Sie ermöglichen den Besuchern, die Geschichte der Vatikanbasilika unter historischen, kulturellen und spirituellen Aspekten gedanklich nachzuvollziehen. Sie bieten auch Gelegenheit, die Persönlichkeiten der Apostel Petrus und Paulus – die in Rom mit dem Märtyrertod ihre Treue zu Christus besiegelt haben – und ihr Werk der Evangelisierung eingehender kennenzulernen. Wenn jede Kirche einen in religiöser Hinsicht bedeutenden Orientierungspunkt für die Gläubigen eines bestimmten Gebiets darstellt, dann hat die über dem Grab des Apostels Petrus errichtete Basilika einen außerordentlichen Wert für die Katholiken in aller Welt.

Die Heilige Schrift lehrt uns, daß Gott kein von Menschenhand gebautes Haus braucht (vgl. Jes 66,1–2; Apg 7,48–50) und daß der Ort, an dem er wohnen möchte, ein demütiges Herz ist und ein Volk, das seinem Willen treu ist. Das Sinnbild des Tempels erfüllt sich im fleischgewordenen Wort: Durch Jesus können wir den himmlischen Vater »im Geist und in der Wahrheit« (Joh 4,24) anbeten. Doch die pilgernde Menschheit auf Erden braucht Symbole, und die Kirchen – ob aus Holz oder aus Stein, von den kleinen Kapellen auf dem Land und in den Bergen bis zu den majestätischen Kathedralen – sind unverzichtbare Zeichen für die Gemeinschaft der Gläubigen, denn sie sind die wahre Kirche, ein aus lebendigen Steinen aufgebautes geistiges Haus. Der Petersdom im Vatikan ist – zusammen mit der Grabeskirche in Jerusalem – zweifellos für die Christen die Kirche, die den größten historischen und vor allem symbolischen Wert hat. Während die Kirche des Heiligen Grabes die unübertreffliche Gedenkstätte des Ostergeheimnisses ist – sie birgt jene heiligen Orte, an denen sich dieses Mysterium vollzogen hat –, so versinnbildlicht der Petersdom in höchstem Grade die Kirche, denn er ist errichtet auf dem von Christus erwählten Fundament: dem Glauben des hl. Petrus, Haupt des Apostelkollegiums.

Wenn wir berücksichtigen, daß die Vatikanbasilika von Anfang des 16. Jahrhunderts bis Ende des 17. Jahrhunderts durchgehend eine Baustelle war, dann können wir der Geschichte dieses eindrucksvolle Bild von der Baustelle als Metapher für die Kirche entnehmen. Eine Baustelle, auf der das geistige Haus Tag für Tag durch das Hören des Gotteswortes, in der Eucharistiefeier und im Gebet, aber auch in der Begegnung zwischen Völkern und Kulturen und in der Ausarbeitung und Formulierung des kollegialen Lehramtes errichtet wird: Denken wir an die letzten beiden Konzile, insbesondere an das Zweite Ökumenische Vatikanische Konzil, das genau am 11. Oktober vor jetzt bereits 44 Jahren eröffnet wurde. Unter der Kuppel von St. Peter kam die größte Synodalversammlung aller Zeiten zusammen. Der Hinweis auf das Zweite Vatikanische Konzil ist unweigerlich mit dem sel. Johannes XXIII. verbunden, dessen Gedenktag wir heute begehen.

Der Petersdom muß wie jede Kirche, und wegen seines universalen symbolischen Wertes eigentlich mehr als jede andere Kirche, an erster Stelle ein »Haus des Gebetes« sein und der Aufforderung des Herrn entsprechen, der mit den Worten der Propheten an den Willen Gottes in bezug auf den Tempel von Jerusalem erinnerte: »Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein« (Jes 56,7; Mk 11,17; vgl. Mt 21,13; Lk 19,46).

Im Bewußtsein, einen Gedanken auszusprechen, der dem Heiligen Vater sehr am Herzen liegt, beglückwünsche ich somit all jene, die – angefangen vom Erzpriester bis hin zum jüngsten »Sampietrino« – jeden Tag dazu beitragen, daß die Pilger und Besucher, die die Basilika betreten, dort eine Atmosphäre der Andacht und der inneren Sammlung atmen und soweit wie möglich auch selbst mithelfen können, sie zu schaffen und zu wahren. Sicherlich wird auch die Ausstellung »Petros Eni – Pietro è qui« ihren Beitrag dazu leisten, daß die Vatikanbasilika mehr und mehr als ein Haus des Gebetes und eine Schule des Wachstums im Glauben wahrgenommen wird. Während ich nochmals meine Glückwünsche für eine solch angebrachte kulturelle und spirituelle Initiative erneuere, der ich vollen Erfolg wünsche, hoffe ich von Herzen, daß sie den Besuchern helfen möge, die Vatikanbasilika besser kennenzulernen, die seit 500 Jahren Ort der Begegnung mit Christus und seiner universalen Botschaft der Liebe ist. Diesen Wunsch vertraue ich der himmlischen Fürsprache des Apostels Petrus an, der genau hier, auf dem »Ager Vaticanus«, begraben wurde, nachdem er für das Evangelium das höchste Zeugnis des Martyriums abgelegt hatte. Mit diesen Empfindungen habe ich nun die Ehre, allen Anwesenden den Segen von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. zu übermitteln.

 

 

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