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GRUSSBOTSCHAFT VON KARD. TARCISIO BERTONE
ZUM 60-JAHR-JUBILÄUM DER KATHOLISCHEN FRIEDENSBEWEGUNG "PAX CHRISTI" IN DEUTSCHLAND

 

Vor 60 Jahren, am 3. April 1948, wurde in Kevelaer die deutsche Sektion der Pax-Christi- Bewegung gegründet. Zu diesem Jubiläum darf ich Ihnen, Hochwürdigster Herr Bischof Heinz Josef Algermissen, in Ihrer Eigenschaft als Präsident von »Pax Christi« in Deutschland sowie allen, die mit Ihnen aus dem Rückblick auf die vergangenen sechs Jahrzehnte Kraft und Mut für den auch heute unverzichtbaren Einsatz für den Frieden schöpfen wollen, im Namen des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. herzliche Segensgrüße übermitteln.

Als 1948 für die Gründung der Friedensbewegung »Pax Christi« in Deutschland der niederrheinische Wallfahrtsort Kevelaer gewählt wurde, geschah dies keineswegs zufällig. Vielmehr wollte man nach dem Vorbild von Bischof Pierre Marie Théas von Lourdes, der am 10. März 1945 – also noch vor Kriegsende – zum Gebet für Frieden und Versöhnung mit Deutschland aufgerufen hatte, die Bemühungen um den Frieden bewußt unter den Schutz der Gottesmutter stellen und ihre Fürsprache erflehen. So wie vom bedeutendsten Wallfahrtsort Frankreichs, nämlich von Lourdes, diese Gebetsinitiative für einen Frieden, den die Welt nicht geben kann, ausging, so sollte auch von Kevelaer, einem der größten Marienwallfahrtsorte Deutschlands, der zudem auch für Belgier und Holländer wichtig ist, der Aufruf ausgehen, endlich einen Frieden zu erbeten und zu erringen, der das rein menschliche Bemühen und Begreifen übersteigt. Denn dies war allen damals Beteiligten klar: Trotz aller Bemühungen in der Menschheitsgeschichte, trotz hehrer philosophischer und politischer Anstrengungen war die Menschheit auf dem Weg zu dauerhaftem Frieden kaum wirklich einen Schritt vorangekommen. Die beiden mörderischen Kriege der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigten deutlich, zu welcher Brutalität und Grausamkeit der Mensch fähig ist.

Der Aufruf zum Frieden durchzieht die katholische Soziallehre und die Verkündigung der Päpste. Papst Pius XI. wählte nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges als Wahlspruch »Pax Christi in Regno Christi«, was später Bischof Théas von Lourdes bewog, für die Internationale Katholische Friedensbewegung den Namen »Pax Christi« vorzuschlagen. Pius XI. war überzeugt: Nur in einem Reich der Liebe und der umfassenden Gerechtigkeit kann es wahren Frieden geben, der mehr bedeutet als die schiere Abwesenheit von Gewalt. Folgerichtig führte Pius XI. dann auch im Jahre 1925 das Christkönigsfest ein, um deutlich zu machen: Nur ein Herrscher der Herzen vermag die Herzen zu Frieden und zur gegenseitigen Liebe zu bewegen. Frieden, so die seit Augustinus tradierte katholische Überzeugung, ist nicht einfach ein Zustand des Waffenstillstandes. Solange der andere Mensch noch – so Blaise Pascal – »als Konkurrent um den Platz an der Sonne« angesehen wird, ist der Schritt vom inneren Haß zum äußeren Krieg vergleichsweise klein. Augustinus und mit ihm die katholische Staatsethik sieht den Ursprung des Friedens in einer rechten inneren Ordnung. Anders gesagt: Wer sich innerlich im Frieden und in der Liebe Christi geborgen weiß, wer durch die Liturgie und die Sakramente der Kirche im Reich Christi lebt, der vermag Frieden zu verspüren, zu leben und zu stiften. In der Tat, nur die Verwandlung der Herzen führt zur Verwandlung der Welt! Nur aufrichtige Liebe führt zu wahrem Frieden, zum Frieden Christi: »Denn Er ist unser Friede!« (Eph 2,14).

Dieser Friede soll heute wie vor 60 Jahren in besonderer Weise von der Gottesmutter Maria, der Königin des Friedens, erfleht werden. Der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. erbittet der deutschen Sektion der Internationalen Katholischen Friedensbewegung »Pax Christi« für ihren so notwendigen Dienst den Beistand des Allmächtigen Gottes und erteilt allen, die an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Kevelaer und in Berlin teilnehmen, von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 19. März 2008

Tarcisio Kardinal Bertone
Staatssekretär Seiner Heiligkeit  
   

 

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