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MEDITATION VON KARD. ANGELO SODANO
BEI DER ZWEITEN VESPER AM HOCHFEST PETER UND PAUL
IM ÖKUMENISCHEN PAVILLON
AUF DER EXPO 2000 IN HANNOVER

Donnerstag, 29. Juni 2000

 

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Kurzlesung dieser Vesper sind noch einmal die Worte aufgeklungen, mit denen uns der Apostel Paulus einlädt, auf Christus zu schauen. Christus ist ja die Mitte unseres Glaubens (vgl. 1 Kor 15,3–5,8). Er ist für unsere Sünden gestorben. Am dritten Tag wurde er auferweckt. Dann ist er den Aposteln erschienen. Schließlich sandte er den Heiligen Geist, um seiner Kirche Leben zu geben und bei ihr zu bleiben bis zum Ende der Zeiten.

Diese Einladung, das zentrale Geheimnis unseres Glaubens in seiner Tiefe zu betrachten, richtet heute an uns die Kirche. Sie feiert in diesem Jahr 2000 das Große Jubiläum und denkt dabei in Dankbarkeit an das Ereignis, das die Geschichte gewendet hat: Vor 2000 Jahren kam in unsere Mitte Jesus Christus, nicht nur eines Menschen Kind, sondern der Sohn Gottes.

Gerade das Motto des Heiligen Jahres ruft uns diese Tatsache mit besonderer Eindringlichkeit in Erinnerung: »Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebr 13,8). Nie mehr so wie in diesem Jahr der Gnade spüren wir, daß wir uns den Lobpreis des Apostels Paulus zu eigen machen können, den er im Brief an die Epheser in die Form eines Liedes gekleidet hat:

»Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus:
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor Gott;
er hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen
« (1,3–5).

Deshalb fährt der Völkerapostel an anderer Stelle fort: Alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde müssen ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu, und jeder Mund soll bekennen: Jesus Christus ist der Herr (vgl. Phil 2,10–11).

Liebe Freunde von Hannover! Diese Zeit des Jubeljahres sei auch für uns ein Ansporn, uns immer tiefer in das Christusgeheimnis hineinzubegeben. Tauchen wir ein in dieses Mysterium! Hier gleicht der Mensch einem Fisch, der ins Wasser eingetaucht wird und nur so leben kann.

Vor uns haben ganze Generationen von Männern und Frauen eine Erfahrung gemacht, die auch uns ermutigen kann: Wie groß und schön ist das Leben mit Christus! Mit Christus gehen ist keine Einbahnstraße! Im Gegenteil: Dieser »neue Weg« eröffnet uns das Leben in Fülle! Heute sind wir gefragt, wenn es darum geht, den Generationen des dritten Jahrtausends das Evangelium des Lebens zu vermitteln. Was Paulus einst von sich gesagt hat, ist ein Anspruch, der für jeden einzelnen von uns gilt: »Vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe« (1 Kor 15,3).

Mir kommen dabei die Olympischen Spiele in den Sinn. Es ist wie beim Olympischen Feuer, das von Land zu Land getragen wird. Unser Feuer ist noch viel wertvoller: Wir haben die Fackel des Glaubens, die es an die kommenden Generationen weiterzutragen gilt. Diese Fackel hat etwas Besonderes an sich: Sie brennt heute noch heller und lebendiger als zu der Zeit, da wir sie empfangen haben. Denn sie ist angereichert von unserem Zeugnis und nicht zuletzt vom Zeugnis vieler Heiliger und Märtyrer dieses tragischen zwanzigsten Jahrhunderts.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wer die Fackel des Glaubens weitertragen will, muß selber Feuer und Flamme sein für Christus. Jesus Christus sucht keine langweiligen Armleuchter, sondern lebendige Fackelträger! Mehr denn je sind heute Zeugen gefragt. Lassen wir uns von einem festen Glauben an Christus begeistern und tragen! Dann werden wir auch unsere Zeitgenossen mitreißen und überzeugen. Wir werden die Herausforderungen bestehen, vor die das neue Jahrtausend uns stellt, und alle Prüfungen des Glaubens überwinden, mit denen wir unausweichlich konfrontiert werden. Selbst in den schwierigsten Augenblicken können wir mit dem Apostel Petrus bekennen: »Her r, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens« (Joh 6,68). Amen.

 

                                 

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