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BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
ZUR WIENER STADTMISSION 2003

22. Mai 2003

 

Seiner Exzellenz
dem Hochwürdigsten Herrn
Christoph Kardinal Schönborn
Erzbischof von Wien

Eminenz,
hochwürdigster Herr Kardinal!
Liebe Brüder und Schwestern!

1. Öffnet die Türen für Christus! – Unter diesem einladenden Motto steht die große Wiener Stadtmission 2003, die von einem Internationalen Kongress für eine Neue Evangelisierung begleitet wird. Der Heilige Vater hat mit froher Hoffnung von dieser weit angelegten Initiative Kenntnis erlangt und grüßt herzlich alle Christen in der Stadt und in den Pfarren Wiens, die mit ihren Seelsorgern den Auftrag annehmen, Jesus Christus, unserem Herrn und Retter, die Türen zu den Herzen der Menschen zu öffnen. »Christus ist das Herzstück der Mission und des Lebens der Kirche, der Angelpunkt der gesamten Evangelisierung« (Redemptoris missio, 44). Wo der Herr im Zentrum des Denkens und Tuns der Gläubigen steht, beginnt die Erneuerung der Kirche und mit ihr die Gesundung der Gesellschaft! Der Heilige Vater begleitet daher die Stadtmission mit seinem Gebet und wünscht ihr einen fruchtbaren und glücklichen Verlauf.

2. Papst Johannes Paul II. freut sich auch darüber, dass die Wiener Aktion zur Neuevangelisierung, die sich an der römischen Stadtmission zur Vorbereitung des Großen Jubiläums orientiert, in den folgenden Jahren in den europäischen Hauptstädten Paris, Lissabon und Brüssel eine Fortsetzung finden soll. Er ermutigt Sie, Eminenz, und die Kardinal-Erzbischöfe dieser Metropolen, zusammen mit dem Klerus und den Gläubigen ein klares und gewinnendes Zeugnis für die Kraft und Schönheit des katholischen Glaubens zu geben, damit diese für ihre Länder und für ganz Europa wichtigen Bevölkerungszentren im neuen Glanz des Heiligkeitsstrebens und der Liebe ihrer Bewohner zu Gott und den Menschen erstrahlen mögen!

3. Die gegenwärtige Situation der säkularisierten Städte kann leicht vergessen lassen, dass Christen zur »Stadt« einen ganz besonderen Bezug haben. Die schnelle Ausbreitung des Christentums in der Zeit der frühen Kirche verdankt sich vor allem dem Wirken der Apostel in den damaligen Städten. Paulus musste zwar Rückschläge hinnehmen, hatte aber dennoch großen Erfolg – wie uns die Heilige Schrift berichtet –, so dass viele Menschen, die ihn predigen hörten, Juden wie Heiden, gläubig wurden und sich taufen ließen. In Korinth hörte der Apostel in einer Vision die aufbauenden Worte seines Meisters: »Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun. Viel Volk nämlich gehört mir in dieser Stadt« (Apg 18,9–10). Diese Worte wollen alle ermutigen, die im Namen Jesu Christi unterwegs sind, um der Stadt und ihren Menschen das Heil zu zeigen, das in seinem Antlitz aufscheint. Wir dürfen keine Furcht haben und müssen das Evangelium Christi in die Häuser und Familien dieser Stadt und unseres ganzen Landes tragen. Wien und seine Menschen pilgern mit der ganzen Kirche der ewigen »Stadt Gottes« entgegen, von der ein Lied sagt: »Eine große Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht in die Erdenzeit. Mond und Sonne braucht sie nicht; Jesus Christus ist ihr Licht, ihre Herrlichkeit« (GL 642). Die Stadtmission 2003 will dazu helfen, auf dem Pilgerweg zur Stadt Gottes große Schritte nach vorn zu machen.

4. Der Heilige Vater möchte daher alle, die sich aktiv an der Mission beteiligen, an die enorme Herausforderung erinnern, die schon im Motto liegt: »Öffnet die Türen für Christus!« Dieser Aufruf steht im Mittelpunkt der Stadtmission, er soll aber vor allem unsere Herzen erreichen. Wir als erste wollen Christus die Tür unseres Lebens öffnen und Gehorsam gegenüber dem Wirken des Geistes üben, um so dem Herrn immer ähnlicher zu werden. Denn darin liegt das Geheimnis der Wirksamkeit unseres Apostolates. Den Missionarinnen und Missionaren ruft Papst Johannes Paul II. zu: Habt eine tiefe Liebe zu den Menschen und Familien, denen ihr begegnen werdet. Die Menschheit braucht Gott, seine Liebe und seine Vergebung, die er uns in Jesus Christus schenkt. Seid vor allem den Familien nahe, die mit Schwierigkeiten sowohl im Glauben als auch im ehelichen Leben zu kämpfen haben oder deren Existenz von Leid durchkreuzt ist. Jede Familie Wiens soll in euren Taten und Worten ein Zeichen der göttlichen Nähe und Barmherzigkeit erkennen. Bemüht euch darum, heilig zu sein, »damit euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott« (1 Thess 3,13).

5. Die Berufung zur Neuevangelisierung geht aus der Berufung zur Heiligkeit hervor. Nur wer sich, allen Schwierigkeiten zum Trotz, ehrlich um ein Leben nach dem Willen Gottes bemüht, kann glaubwürdig und wirksam Zeuge Christi, seiner Frohen Botschaft und seiner Kirche sein. Folgt daher der Berufung zur Heiligkeit, die ihr in den Sakramenten der Taufe und der Firmung empfangen habt, mit Großherzigkeit! Öffnet also die Türen eures Lebens für das Geschenk des Heiligen Geistes, der das Angesicht der Erde erneuert und Herzen aus Stein in Herzen aus Fleisch verwandelt, die fähig sind zu lieben, wie Christus uns geliebt hat (vgl. Predigt zur Kreuzübergabe für die römische Stadtmission, 30. Nov. 1997). Werdet bessere Jünger Christi, und bringt sein heiliges Evangelium zu den Menschen eurer Stadt! Auf die Fürsprache der Seligen Jungfrau Maria, der Magna Mater Austriae, und aller Heiligen Wiens und Österreichs erteilt Seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II. allen, die an der Stadtmission 2003 und am Internationalen Kongress für eine Neue Evangelisation teilnehmen, von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 22. Mai 2003

Mit besten persönlichen Wünschen
Angelo Kardinal Sodano
Staatssekretär Seiner Heiligkeit

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