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BOTSCHAFT ZUM 100. JAHRESTAG
DER WEIHE DER KLOSTERKIRCHE
DER ERZABTEI "ST. OTTILIEN"

25. Juni 2003

 

Seiner Exzellenz
dem hochwürdigsten Herrn
Erzbischof Dr. Giovanni Lajolo
Apostolischer Nuntius in Deutschland
Berlin

Exzellenz,
Hochwürdigster Herr Nuntius!

Die Erzabtei St. Ottilien darf am 29. Juni 2003 den hundertsten Jahrestag der Weihe ihrer Klosterkirche begehen. S.H. Papst Johannes Paul II. hat von der Feier dieses Jubiläums Kenntnis erlangt und beauftragt Sie, Exzellenz, dem Hochwürdigsten Herrn Erzabt Jeremias, den Mönchen und ihren in Mitfreude versammelten Brüdern und Schwestern aus anderen Häusern des Ordens sowie allen Freunden und Gästen dieser Klostergemeinschaft seine herzlichen Glück- und Segenswünsche zu überbringen.

Seit ihre Abteikirche vor hundert Jahren im Rahmen des Aufbaus des neuen Klosters durch den Apostolischen Nuntius Giuseppe Macchi konsekriert wurde, vollzieht die Kommunität der Erzabtei St. Ottilien hier das Gotteslob als den Mittelpunkt ihres monastischen Lebens. Die Missionsbenediktiner erweisen sich damit als wahre Söhne ihres hl. Ordensvaters, der dem Gottesdienst nichts vorgezogen wissen mochte und der festlegte, den für das tägliche opus Dei bestimmten Raum zu einem heiligen Ort zu machen, an dem die Ehrfurcht des Menschen vor Gott erfahrbar wird (Regula Benedicti 52). Die Kirche im Herzen der Abteianlage läßt das ganze Kloster durch den von ihr ausgehenden Segen zum Hause Gottes werden, in dem alles – Beten, Arbeiten und missionarisches Wirken – letztlich auf die Verherrlichung Gottes ausgerichtet ist.

Die Kirche des Mutterklosters der Kongregation von St. Ottilien ist tatsächlich eine Quelle reichen Segens! In den zurückliegenden hundert Jahren hat eine große Zahl von Missionaren in diesem Gotteshaus die Kraft der Gnade erfahren dürfen, die die Voraussetzung einer fruchtbaren Evangelisation ist. In fünf Kontinente haben die Benediktiner das Licht des Evangeliums getragen; in ihren Gründungen leben sie auch heute die Spiritualität ihrer Kongregation. Im Gehorsam gegenüber dem Auftrag Jesu »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen« (Mk 16,15) versuchen die Mönche von St. Ottilien, den missionarischen Geist, der in der Natur der Kirche selbst grundgelegt ist, mit konkreter benediktinischer Lebensform zu verbinden. So werden sie zum Zeichen des Heils für viele Menschen in unterschiedlichen Völkern. Wie im achten Jahrhundert angelsächsische Mönche durch ihren missionarischen Dienst das Evangelium nach Deutschland gebracht haben und zum Aufblühen einer christlichen Kultur beitrugen, so wollen auch die Mönche von St. Ottilien aus diesem benediktinisch-missionarischen Geist heraus ein Segen für die Kirche und die Gesellschaft sein. Die ausgebrachte Saat der Missionare hat reiche Frucht gebracht: Viele Menschen haben durch sie das Wort Gottes empfangen, und die Kongregation von St. Ottilien zählt heute etwa zwanzig selbständige Klöster und Gründungen mit über 1000 Mönchen.

Das Kirchweihjubiläum gibt Gelegenheit zu dankbarem Rückblick und zugleich zu hoffnungsvollem Ausblick. Ordenschristen sind in ganz besonderer Weise dazu berufen, ein Segen für die anderen zu sein. Es wird immer wieder nötig sein, Gott darum zu bitten, auch unter sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen diesem Anspruch gerecht werden zu können. Für die Mönche von St. Ottilien bedeutet dies auch, nach Wegen zu suchen, um den Menschen verschiedener Kulturen in der befreienden Kraft der Wahrheit eine Tür zu Jesus Christus und seiner Kirche aufzutun. Der fünfarmige Leuchter im Wappen der Kongregation von St. Ottilien weist auf diesen Auftrag hin, symbolisiert er doch die fünf Erdteile, auf denen die Mönche durch ihre Missionstätigkeit das Licht Christi entzünden.

Mit ihrer weisen Verbindung von actio und meditatio und in radikaler Hingabe an Jesus Christus, der »der Weg, die Wahrheit und das Leben« (vgl. Joh 14,6) ist, verfügen die Missionsbenediktiner über beste Voraussetzungen, um unter den unruhigen Bedingungen dieser Zeit die Menschen auf Wege zum Heil zu führen. Gerne vertraut darum Papst Johannes Paul II. das Kloster und die ganze Kongregation erneut der mächtigen Fürsprache der Seligen Jungfrau Maria, der Apostelfürsten Petrus und Paulus, des Ordensvaters Benedikt sowie der hl. Ottilia an. Von Herzen erteilt der Heilige Vater der klösterlichen Gemeinschaft der Erzabtei St. Ottilien und allen, die zu dieser Jubiläums-Kirchweihfeier gekommen sind, den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 25. Juni 2003

Mit besten persönlichen Wünschen
Angelo Kardinal Sodano
Staatssekretär Seiner Heiligkeit

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