- SIEBTE GENERALKONGREGATION (FREITAG, 12. OKTOBER 2012 - VORMITTAG)
SIEBTE GENERALKONGREGATION (FREITAG, 12. OKTOBER 2012 - VORMITTAG)
- BEITRÄGE IN DER AULA (FORTSETZUNG)
Heute, Freitag 12. Oktober 2012, hat um 09.00 Uhr mit dem Gebet der Hora Tertia die Siebte Generalkongregation mit der Fortsetzung der Beiträge der Synodenväter in der Aula zum Synodenthema «Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens» begonnen.
Turnusmäßiger Delegierter Präsident S. Em. Kard. Francisco ROBLES ORTEGA, Erzbischof von Guadalajara (MEXIKO).
Bei der Eröffnung der Kongregation sprach der Generalsekretär der Bischofssynode, S.E. Nikola ETEROVIĆ, Titularerzbischof von Cibale (VATIKANSTADT) im Namen der Synodenväter und der anderen Teilnehmer an der Synodenversammlung deren Interesse, ihre Verbundenheit und die Anteilnahme an der Sorge der Nigerianischen Bischofskonferenz aus, die sich angesichts der Unruhen, die vor allem im Norden des Landes zu Gewalttaten führen, bemüht, einen Weg des Dialogs zu finden, um einen gerechten Frieden zu fördern. Der Generalsekretär sprach auch die Hoffnung aus, daß die Religionen nicht zum Vorteil einzelner Gruppierungen oder Parteien ausgenutzt und manipuliert werden, sondern dazu beitragen können, die Verständigung, die Zusammenarbeit und den Frieden zu fördern.
An dieser Generalkongregation, die um 12.05 Uhr mit dem Gebet des Angelus Domini endete, nahmen 252 Synodenväter teil.
BEITRÄGE IN DER AULA (FORTSETZUNG)
Es haben folgende Synodenväter das Wort ergriffen:
- S.Exz. Javier ECHEVARRÍA RODRÍGUEZ, Titularbischof von Cilibia, Prälat der Personalprälatur des Opus Dei (SPANIEN)
- S.Sel. Sviatoslav SCHEVCHUK, Großerzbischof von Kyiv-Halyč, Vorsitzender des Synods der griechisch-ukrainisch-katholischen Kirche (UKRAINE)
- Kardinal Gianfranco RAVASI, Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur (VATIKANSTADT)
- Kardinal Mauro PIACENZA, Präfekt der Kongregation für den Klerus (VATIKANSTADT)- S.Exz. Joseph NGUYÊN NANG, Bischof von Phát Diêm (VIETNAM)
- S.Exz. Cornelius Fontem ESUA, Erzbischof von Bamenda (KAMERUN)
- S.Exz. A. Malayappan CHINNAPPA, S.D.B., Erzbischof von Madras und Mylapore [Meliapor] (INDIEN)
- P. Pascual CHÁVEZ VILLANUEVA, S.D.B., Großrektor der Salesianer des hl. Johannes Don Bosco, Präsident der Union der Generaloberen
- S.Exz. Héctor Miguel CABREJOS VIDARTE, O.F.M., Erzbischof von Trujillo (PERU)
- P. Mauro JÖHRI, O.F.M. Cap.lain , Generalminister des Franziskanerordens der Kapuziner-Minderbrüder
- Kardinal Robert SARAH, Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum" (VATIKANSTADT)
- S.Exz. Enrico DAL COVOLO, S.D.B., Titularbischof von Eraclea, Großrektor der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom (ITALIEN)
- S.Exz. Pedro Mario OSSANDÓN BULJEVIC, Titularbischof von La Imperial, Weihbischof in Santiago de Chile (CHILE)
- S.Exz. Jorge Eduardo LOZANO, Bischof von Gualeguaychú (ARGENTINIEN)
- S.Exz. Józef MICHALIK, Erzbischof von Przemyśl der Lateiner, Präsident der Bischofskonferenz (POLEN)
- P. Mario ALDEGANI, C.S.I., Generalober der kongregation der Josephiner vom hl. Leonardo Murialdo
- S.Exz. Mario del Valle MORONTA RODRÍGUEZ, Bischof von San Cristóbal de Venezuela (VENEZUELA)
- S.Exz. Juan José PINEDA FASQUELLE, C.M.F., Titularbischof von Obori, Weihbischof und Generalvikar von Tegucigalpa (HONDURAS)
- S.Exz. Paul DESFARGES, S.I., Bischof von Constantine (ALGERIEN)
- S.Exz. Brian Joseph DUNN, Bischof von Antigonish (KANADA)
- S.Exz. Philip TARTAGLIA, Erzbischof von Glasgow (SCHOTTLAND)
- S.Exz. Patrick Christopher PINDER, Erzbischof von Nassau (Bahamas), Präsident der Bischofskonferenz (BAHAMAS)
- Kardinal Fernando FILONI, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker
Hier in der Folge die Zusammenfassungen der Beiträge:
- S.Exz. Javier ECHEVARRÍA RODRÍGUEZ, Titularbischof von Cilibia, Prälat der Personalprälatur des Opus Dei (SPANIEN)
Das Gottesvolk wünscht sich Bischöfe und Priester als Lehrer der Heiligkeit, und das sind sie, wenn sie sich selbst im täglichen Leben durch das sakramentale Leben und den eigenen Dienst nach Heiligkeit streben. Sie sollen Menschen sein, die voller Glauben beten, das Sakrament der Eucharistie und das Bußsakrament zutiefst lieben und beides mit ehrlicher Frömmigkeit im Leben umsetzen. Dann empfangen sie die nötigen Gnadengaben, um zu Überbringern der Frohbotschaft an die anderen Priester und alle Gläubigen zu werden. Durch den Gebrauch dieser Heilmittel, die von Jesus Christus eingesetzt wurden, damit wir ihm gleichförmig werden, hören die Gläubigen den Herrn sprechen, wenn sie auf ihre Seelsorger hören und werden zum Gebet ermutigt, wenn sie diese beten sehen. Wenn sie merken, das die Seelsorger selbst oft beichten gehen, werden auch sie das Sakrament der Versöhnung empfangen.
Auch die Besinnung auf das Beispiel vieler Heiliger ist nützlich: der Pfarrer von Ars, der Hl. Pio von Pietrelcina, der Hl. Josemaría Escrivá und das noch aktuellere Beispiel des seligen Johannes Paul II. Benedikt XVI hat daran erinnert, daß sie ein lebendiges Zeugnis für die Liebe zum Bußsakrament hinterlassen und die Verantwortung bekräftigt haben, gute Hirten zu sein, die ihr Leben für die Schafe geben. Wenn die Priester die Gewohnheit besitzen, regelmäßig Beichte zu hören, werden viele Gläubige bei ihnen ihre Schuld bekennen und durch diesen Dienst entstehen Berufungen zum Priestertum, zum Ordensleben und zum Familienleben.
Auch die Sorge um eine lehrmäßig akkurate und durch die Sprachengabe inspirierte Predigt ist wichtig. Für viele Gläubige ist die Sonntagsmesse mit der entsprechenden Predigt die einzige Gelegenheit, die Botschaft Christi zu hören. Mit immer neuem Einsatz wird die Predigt ihre Wirkung erreichen, vor allem, wenn sie sich auch an die eigene Seele richtet: wenn man das lebt, was man sagt, und man das predigt, was man lebt.
[00133-05.09] [IN102] [Originaltext: Italienisch]
- S.Sel. Sviatoslav SCHEVCHUK, Großerzbischof von Kyiv-Halyč, Vorsitzender des Synods der griechisch-ukrainisch-katholischen Kirche (UKRAINE)
Die Pfarrgemeinde erzieht nicht nur zum Glauben, sondern sie zeugt durch das Taufsakrament auch im Glauben. Sollte die Pfarrgemeinde nicht die Verantwortung für die Suche nach Tauf- und Firmpaten übernehmen und die Trauzeugen stellen, anstatt diese Aufgabe den Sakramentsanwärtern zu überlassen?
Wir sollten den Wert und die Bedeutung des Ordenslebens, auch des kontemplativen, für die Neuevangelisierung anerkennen. Im christlichen Osten ist seit jeher die Begegnung des Jüngers mit einem Staretz (Ältesten) als Begegnung mit der Ewigkeit im modernen Leben für die Glaubensvermittlung von äußerster Bedeutung.
Die Verkündigung der Frohbotschaft durch die Predigt im Rahmen der Liturgie braucht eine entschiedene Erneuerung. Den Predigten in unseren Kirchen fehlt oft der kerygmatische Charakter und somit die Kraft des Evangeliums (Rm 1,16) und die Wirkkraft des Wortes Gottes. Vielleicht sollte dies auch einmal Thema einer Generalversammlung der Bischofskonferenz werden.
[00142-05.04] [IN111] [Originaltext: Italienisch]
- Kardinal Gianfranco RAVASI, Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur (VATIKANSTADT)
Es gibt in der zeitgenössischen Kultur zahlreiche Wegkreuzungen, denen die Evangelisierung nicht ausweichen kann. Da ist zunächst einmal diejenige der Sprache. Es ist wichtig, dass man dazu in der Lage ist, auch die neuen Regeln der telematischen und digitalen Kommunikation in ihrer Wirksamkeit und Wesentlichkeit und ihre Nutzung von Fernsehberichten in Bildern anzuwenden, ohne dabei die Komplexität des religiösen Diskurses zu verlassen.
Dann gibt es den Horizont der Säkularisierung. Diese ist allerdings nicht in der Lage, die religiöse Frage und die Kraft der Naturethik zu eliminieren. In diesem Bereich arbeitet erfolgreich der Vorhof der Heiden, den Benedikt XVI. in seiner Anrufung des zwar unbekannten, vielleicht aber doch von zahlreichen Nichtgläubigen gesuchten Gottes angeregt hat.
Es gibt einen dritten Bereich der Evangelisierung, der jahrhundertelang eine entscheidende Rolle gespielt hat, und zwar den der Kunst, der heute danach verlangt, nach der neuen Grammatik und Stilistik der zeitgenössischen Kunstmittel neu gesponnen zu werden, ohne dabei die Bindung an die Sakralität der christlichen Religion einzubüßen.Des weiteren gibt es die Wegkreuzungen der Kulturen der Jugendlichen mit ihren oft riskanten (aber auch mit einer ihnen eigenen Fruchtbarkeit begabten) Sozialisierungserfahrungen: man braucht nur an Sportereignisse und Sportausübung oder an die stetige Hinwendung an die Musik zu denken.
Schließlich gibt es dann noch die Welt der Wissenschaft und der Technik, die mittlerweile alle Völker und Kulturen übergreift und der ich spezifische Aufmerksamkeit widmen möchte. In diesen Bereich vorzudringen darf der Glaube sich nicht fürchten, sondern er soll denselben Blick haben wie Christus, der Pflanzen und Tiere betrachtete und selbst das Wetter vorhersagte (Mt 16,2f.; Lk 11,54f.), um das Reich Gottes anzukündigen, im Gefolge des Alten Testaments, das in der Schöpfung eine transzendente Stimme erahnte, wie es Psalm 19 suggerierte. Heutzutage kann unser Blick voller Staunen auch an der Spur der globalen Evolution hängen, von den Anfängen des Kosmos bis hin zur Helix des DNA, von den Higgsschen Bosonen bis hin zum Multiversum.
Die Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Glaube und die Überhebung eines der beiden über den anderen (und umgekehrt), die es in der Vergangenheit gab und die immer noch vorkommen, müssen ersetzt werden durch die gegenseitige Anerkennung der Würde der jeweiligen epistemologischen Statuten: die Wissenschaft befaßt sich mit der Szene, d. h. mit dem Phänomen, während sich Theologie und Philosophie den Grundlagen widmen. Folglich wird unterschieden, aber es erfolgt keine Trennung und kein wechselseitiger Ausschluß, da der Gegenstand ein einziger und beiden gemein ist: nämlich das Sein und die Existenz. Es ist folglich verständlich, dass es oft zu Grenzüberschreitungen und Spannungen kommt, vor allem im Bereich der Bioethik.
Es ist allerdings unerläßlich, dass der Dialog ohne Arroganz und ohne eine Verwechslung der Ebenen und der spezifischen Ansätze erfolgt. Wie Johannes Paul II. bereits im Jahr 1988 andeutete, ist es absolut unerläßlich, dass jede Disziplin fortfährt, die andere zu bereichern, zu nähren und dazu herauszufordern, noch mehr das zu sein, was sie zu sein bestimmt ist und zu unserer Sicht dessen, was wir sind und wohin wir gehen, beizutragen. Dasselbe bekräftigte auch der große Wissenschaftler Max Planck, der Vater der Quantentheorie: Wissenschaft und Religion stehen nicht in Gegensatz zueinander, sondern bedürfen einander gegenseitig, um sich im Geist des seriös denkenden Menschen zu ergänzen.
[00151-05.05] [IN120] [Originaltext: Italienisch]
- Kardinal Mauro PIACENZA, Präfekt der Kongregation für den Klerus (VATIKANSTADT)
Beim lobenswerten Versuch, auf die derzeitige zahlenmäßige Krise des Klerus zu antworten, die nicht von einer Glaubenskrise zu trennen ist und von der auch die geringe Zahl der Antworten auf die Berufungen zum Priestertum abhängt, darf man der Versuchung nicht nachgeben, die grundlegende Besonderheit des Priesteramtes zu mindern, während man dem Verkündigungswerk nachgeht. In anderen Worten, man darf die pneumatische Identität des geweihten Priesters nicht ersticken, die in der ontologischen Konfiguration mit Christus als dem Haupt wurzelt, und dabei wesentliche Merkmale in Frage stellen: den übernatürlichen Charakter und die Sakramentalität, die unabdingbare Verbindung mit der Eucharistie, die Stellung im Leib der Kirche, den heiligen Zölibat. Es ist vielmehr ausgesprochen notwendig, den geistlichen Ton der Priester und der Gemeinden anzuheben, vor allem durch die persönliche Umkehr und das Gebet, weil nur eine evangelisierte Realität zugleich auch Trägerin der Evangelisierung sein kann (vgl. Instrumentum laboris, Nr. 13).
[00152-05.04] [IN121] [Originaltext: Italienisch]
- S.Exz. Joseph NGUYÊN NANG, Bischof von Phát Diêm (VIETNAM)
Der selige Johannes Paul II. hat gesagt, daß die Evangelisierung in Zukunft zu einem großen Teil von der Hauskirche abhängen wird (FC 52).
In der Tat spielt die christliche Familie in Vietnam eine wichtige Rolle für die Weitergabe und das Wachstum des Glaubens. Die Eltern sind die ersten Katecheten, die ihren Kindern die Gebete und die Lehre vermitteln, vor allem in den Zeiten der Verfolgung. Viele Familien werden durch das gemeinsame Abendgebet, bei dem sie das Evangelium meditieren, nach und nach evangelisiert.
Viele Nicht-Christen hören, wenn sie aus Solidarität an katholischen Hochzeits- oder Begräbnisgottesdiensten teilnehmen, zum ersten Mal von der Bedeutung und den Merkmalen der christlichen Ehe, vom Sinn des Lebens, von der Auferstehung und der eschatologischen Hoffnung. Tatsächlich kommen viele Menschen wieder, nachdem sie an Liturgiefeiern teilgenommen haben, um im Glauben unterwiesen zu werden.
[00093-05.05] [IN065] [Originaltext: Französisch]
- S.Exz. Cornelius Fontem ESUA, Erzbischof von Bamenda (KAMERUN)
Die kleinen christlichen Gemeinschaften sind Nachbarkirchen, und als solche sind sie die kleinste operative Einheit der Kirche an der Basis. Ihr Territorium wird offiziell umschrieben, indem man das Territorium der Pfarrei in kleinere Einheiten zerlegt, entsprechend der Größe der Pfarrei und der Zahl der Christen. Solche Gemeinschaften sind besser in der Lage, neue Mitglieder aufzunehmen und einzugliedern; sie können besser gewährleisten, dass die Neophyten auf angemessene Weise in den Glauben und in die christliche Gemeinde eingeführt werden. Im Kontext der Erstevangelisierung wäre es hilfreich, die Pfarreien, die normalerweise sehr groß und nur schwer zu erreichen sind, von Anfang an in kleine christliche Gemeinschaften aufzuteilen, um die Neophyten in die Glaubensgemeinschaft eingliedern und die Tatsache herausstellen zu können, dass sie als Christen nicht allein sind, sondern Teil des Leibes Christi werden. Die Gemeinschaft gibt ihnen die materielle, moralische und spirituelle Unterstützung und Solidarität, die sie brauchen, um in einem Kontext und in einer Kultur überleben zu können, die vorwiegend nicht-christlich sind, ja dem christlichen Glauben, den sie gerade erst angenommen haben, manchmal sogar feindlich gegenüberstehen. Ein gut geplanter Initiationsprozess in die Gemeinschaft während des auf die Taufe folgenden Katechumenats wäre hilfreich dabei, den Neophyten einen starken Sinn für Zugehörigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft zu vermitteln.
Die Einteilung der Pfarrei in kleine christliche Gemeinschaften würde den Neopyhten helfen zu verstehen, dass sie nun Mitglieder der Kirche sind, die eine Familie ist, deren Band der Einheit und Solidarität stärker sein sollte als die Bande der natürlichen Familie. Die christliche Gemeinschaft ist also nicht nur dem System der Großfamilie ähnlich, sondern schließt es ein, übertrifft, erhöht und integriert es in eine neue und größere Gemeinschaft, bzw. in die Gemeinschaft des neuen Volkes Gottes, wo es keine Juden und Griechen, keine Stammes- oder Sprachunterschiede mehr gibt. Sie sind auch notwendig in den städtischen Pfarreien, wenn man den massiven Exodus aus den ländlichen Gebieten und die rasch voranschreitende Urbanisierung bedenkt, die in Afrika und anderswo gerade im Gang ist. Das ist notwendig für die Sorge um jene jungen Menschen , die die moralische und soziale Sicherheit der Großfamilien, die sie in ihren Dörfern zurückgelassen haben, verloren haben und nun Gefahr laufen, den Manipulationen der Sekten und gefährlicher Ideologien zum Opfer fallen.
Der pastorale Ansatz der kleinen christlichen Gemeinden ist der neue Weg, Kirche zu sein, und er ermöglicht eine größere Teilhabe aller, die so mit neuem Eifer, neuen Mitteln und neuen Methoden am Evangelisierungswerk mitwirken können.
[00095-05.07] [IN067] [Originaltext: Englisch]
- S.Exz. A. Malayappan CHINNAPPA, S.D.B., Erzbischof von Madras und Mylapore [Meliapor] (INDIEN)
Der Heilige Geist ist der Urheber der Pluralität und der Mannigfaltigkeit. Johannes XXIII. sagte, daß das II. Vatikanische Konzil das neue Pfingsten sei. Die Methode der Neuevangelisierung in ganz unterschiedlichen Kontexten wird in erster Linie der Pädagogik Jesu folgen. Jesus drängt sich nicht auf, da er nur allzu gut weiß, daß alle Menschen Subjekte sind, die nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Die Pädagogik Jesu besteht darin, sich in der Begegnung mit ihm zu offenbaren. Ein Bild dafür ist die Samariterin. Jesus hilft ihr Schritt für Schritt (Joh 4,1-42) dabei, von selbst den Messias zu entdecken; daraufhin entdecken die Samaritaner Jesus ... Er ist wirklich der Retter der Welt (Joh 4,42). In der Episode des Gespräches Jesu mit den Aposteln in Cäsarea Philippi (Mt 16,13-19) bietet Jesus eine Gelegenheit und schafft eine geistige Atmosphäre, die so geartet sind, daß Petrus am Ende Jesus erkennt: Du bist der Messias. Das wird als Entdeckungsmethode bezeichnet, die uns zur Verfügung steht, um den Menschen dabei zu helfen, Jesus von selbst zu entdecken.Aber wir schaffen natürlich die Voraussetzungen dafür. In der indischen Tradition gibt es Mangas (Wege), grana manga (Wissen), bakati manga (Liebe zu Gott), kunma manga (den Weg des Handelns). Die einzelnen Menschen können zu Gott gelangen, indem sie eine dieser Methoden anwenden.
Der Dialog in multi-religiösen Kontexten. In Nostra Aetate heißt es, daß sich in jeder Religion ein Funken von Licht findet. Aber Gaudium et spes geht einen Schritt weiter: Der Heilige Geist bietet allen die Möglichkeit an, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein (vgl. GS 22). Redemptoris Missio spricht in Nr. 5 von Formen der Teilhabe an der Mittlerschaft im Verhältnis zu Gott.
Die Welt schließt Schritt für Schritt die Armen aus, auf der Grundlage der Diskriminierung wegen ihrer Rasse, ihrem Geschlecht oder der Kastenzugehörigkeit. Die Botschaft Jesu über das Reich Gottes gründet auf dem Anhören der Armen, die er selig nennt (Lk 6,20; 4,18-21). Die Lebensbedingungen der Armen, der Unterdrückten und der Diskriminierten (Rassen- und Stammeszugehörigkeit, Dalits oder Unberührbare) zu verbessern muß also die erste Aufgabe der Neuevangelisierung sein.
[00096-05.05] [IN068] [Originaltext: Englisch]
- P. Pascual CHÁVEZ VILLANUEVA, S.D.B., Großrektor der Salesianer des hl. Johannes Don Bosco, Präsident der Union der Generaloberen
Evangelisierung und Berufung sind untrennbar miteinander verbunden. Es ist geradezu ein Zeichen der Authentizität einer guten Evangelisierung, wenn daraus Berufungen hervorgehen, evangeliumskonforme Lebensentwürfe reifen und die Persönlichkeit der neu Evangelisierten so erfasst wird, daß diese zu Jüngern, Zeugen und Aposteln werden.
Wir fühlen heute stärker als je die Herausforderung, die kirchliche Pastoral zu einer Berufungspastoral zu machen und eine Kultur der Berufung zu fördern. Dazu muß man das Leben als eine umsonst geschenkte Gabe Gottes verstehen und leben, die eine Aufgabe oder eine Mission nach seinem Plan beinhaltet. Um solch eine Kultur der Berufung zu leben, müssen wir bestimmte Haltungen und Werte weiterentwickeln: die Förderung und Verteidigung der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens, das Selbstvertrauen und das Vertrauen auf andere, die Innerlichkeit, die in sich und im anderen die Gegenwart und das Handeln Gottes entdecken kann, die Bereitschaft zum Übernehmen von dienender und uneigennütziger Verantwortung und zum Einsatz für das Wohl des Nächsten, der Mut zu großen Hoffnungen und Träumen, die Solidarität und Verantwortung gegenüber dem Nächsten, vor allem dem Schwachen und Bedürftigen. Innerhalb diese Kontextes oder Kultur der Berufung muß vor allem die Jugendpastoral den Jugendlichen die verschiedenen Berufungswege - Ehe, geweihtes Leben, Priestertum, sozialer und kirchlicher Einsatz - vorstellen und sie in der Bemühung um Unterscheidung und Entscheidung begleiten.
Die gegenwärtige Synode über die Neuevangelisierung sollte allen Seelsorgern helfen, für die Jugendlichen wirkliche geistliche Begleiter zu werden.
Die Inhalte einer authentischen Kultur der Berufung betreffen drei Bereiche: den anthropologischen, den pädagogischen und den pastoralen. Im ersten geht es darum, die menschliche Person als Berufung zu verstehen und zu vermitteln; der zweite Bereich will Werte inevorlegen, die der Berufung förderlich sind; der dritte analysiert das Verhältnis von Berufung und objektiver Kultur und zieht daraus Schlußfolgerungen für die Berufungspastoral.
[00097-05.06] [IN069] [Originaltext: Italienisch]
- S.Exz. Héctor Miguel CABREJOS VIDARTE, O.F.M., Erzbischof von Trujillo (PERU)
Weshalb sprechen wir über Neuevangelisierung? Woher kommt diese Neuheit? Die Gründe könnten unterschiedlicher Art sein, greifen wir zwei davon heraus: Die Botschaft Jesu drückt die Liebe des Vaters zu jedem Menschen, insbesondere aber zu den Schwachen und Bedürftigen dieser Welt aus. Daher kann die Bezeugung des Evangeliums nur ein Akt der Liebe sein, der darin besteht, anderen die Freude mitzuteilen, Kinder Gottes, Brüder und Schwestern zu sein,. Und genau so ist es: Die Liebe ist immer neu. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben (Joh 13,34). Das ist nicht neu, wenn wir uns lediglich darauf beschränken, seine Aussage zu wiederholen; es ist erst dann neu, wenn wir es Tag für Tag in die Tat umsetzen. Wenn das Zeugnis des Evangeliums dauerhaft jung und kreativ ist, dann wird es fruchtbar sein und der Botschaft vom Reich Gottes treu. Die Wurzeln der Verkündigung der Frohen Botschaft liegen in unserer Gemeinschaft (koinonia) mit der Sendung Jesu, der kam, um die Liebe des Vaters zu verkünden (Joh 3,16). Die anderen zu lieben, so wie Jesus uns geliebt hat, setzt diese Aufgabe fort: dies ist der Grund dafür, daß dies immer ein neues Gebot sein wird. Liebe drückt sich durch Dienen aus; in den Jahren des Konzils war die Rede von einer dienenden Kirche, Paul VI. bekräftigte dies mit Entschiedenheit und Demut, als er sagte: Was die Welt betrifft, sind wir nicht hier, um sie zu erobern, sondern um ihr zu dienen (Rede der 2. Sitzungsperiode, Nr. 8). Laßt uns neue Wege der Liebe und des Dienens finden, um Zeugen der Hoffnung in der Welt von heute zu sein.
Nur wenn wir wahre Jünger, demütige Boten eines kohärenten Lebens sind, nur wenn unsere Handlungen unseren Worten entsprechen und wir keine zwei Seelen haben, wie es der Jakobusbrief nennt (1,8), nur dann können wir die Frohe Botschaft Jesu verkünden. Die Neuevangelisierung ruft uns als Kirche und als Jünger Jesu Christi zu einem neuen Ziel, aber auch zu einem neuen Leben, einem Lebensstil, der unser Bekenntnis glaubwürdig macht.
[00098-05.05] [IN070] [Originaltext: Spanisch]
- P. Mauro JÖHRI, O.F.M. Cap., Generalminister des Franziskanerordens der Kapuziner-Minderbrüder
Die Bettelorden werden ihren Beitrag zur Neuevangelisierung in dem Maße leisten können, in dem sie sich durch die den Bezug auf das Charisma ihrer Gründer zu erneuern wissen und auf die komplexen Situationen unserer Zeit hinhören. Wir brauchen eine kreative Treue, so wie sie der Heilige Franziskus - ich bringe ein mir vertrautes Beispiel - vorbildlich zu leben wußte.
In welchem Sinn kann man von Franziskus als einem wirklich neuen Menschen sprechen? Ich glaube, daß er wirklich ein neuer Mensch war, weil er Jesus Christus und sein Evangelium auf starke und überzeugende Weise neu vorzulegen wußte. Er hat keinesfalls Christus zu ersetzen versucht. Franziskus entdeckte Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, so wie man einen im Acker verborgenen Schatz findet. Als er nun diesen Schatz, der Christus ist, entdeckt hatte, wurde er in allen seinen Lebensentscheidungen von ihm motiviert und begleitet. Um diesen Schatz ganz zu besitzen und sich ganz von der Begegnung mit der Person Christi umwandeln zu lassen, verließ Franziskus alles, trennte sich von seiner Familie, führte ein unstetes Wanderleben und verzichtete auf jegliche Form von Streit und Weiderstand, um damit einen völlig neuartigen Lebensstil zu begründen. Er stellte Christus ins Zentrum seines Lebens und, um ihm wirklich Platz zu schaffen, diente er ihm in den Leprakranken, zog sich gerne in Einsiedeleien zurück und predigte die Buße auf den Plätzen.
Wir Ordensleute sind auf entschiedene Weise dazu gerufen, Christus ins Zentrum unseres Lebens zu stellen. Das beinhaltet den Mut zu einem öffentlichen Zeugnis. Wir dürfen keine Angst haben zu bekennen, daß wir für Ihn, und nur für Ihn, das Ordensleben und die gegenseitige Abhängigkeit unter den Brüdern gewählt haben. Wir sollten sagen, daß wir unseren Lohn von Ihm erwarten und daß der beste Teil erst noch kommen wird.
[00099-05.06] [IN071] [Originaltext: Italienisch]
- Kardinal Robert SARAH, Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum" (VATIKANSTADT)
Sowohl das Motu proprio Porta fidei (Nr. 14) als auch das Instrumentum laboris dieser Synode (Nr. 123) erinnern daran, dass sich Glaube und Liebe aufeinander berufen. Die innige Beziehung zwischen Evangelisierung und diakonia kommt in dem Umstand zum Ausdruck, dass sie - wie uns die Enzyklika Deus Caritas est sagt - zusammen mit der Liturgie die grundlegenden und wesenseigenen Dimensionen sind, durch die die Kirche sich selbst verwirklicht. Die Kirche bietet der Welt ein bewundernswertes Zeugnis der Liebe an, dem zahlreiche Bekehrungen erwachsen. Die Arbeiten der Synode müssen deutlicher herausstellen, dass diese Zeugnisse der Liebe im Hinblick auf die neue Evangelisierung ein wertvoller Beitrag sind. Nicht umsonst hat die Kirche bei ihrer Missionsarbeit stets die Verkündigung des Evangeliums mit den Werken der Nächstenliebe vereint. Die große Liebessendung der Kirche zeigt der Welt die mitreißende Kraft und die kraftvolle Vitalität der Botschaft Christi auf. Unsere Pastoral der Nächstenliebe ist ein mächtiges Evangelisierungswerkzeug - sowohl für den, der unsere Dienste leistet, als auch für den, der sie empfängt. Es ist klar, dass sich die Kirche nicht auf eine Sozialagentur reduzieren lässt, denn die Herausforderung, die uns gestellt ist, ist es, durch das Werk der Nächstenliebe zu Gott zu führen, der die Liebe ist. Das, was zum Glauben ruft, sind nämlich Einheit und Liebe. Ein tragendes Element der Enzyklika Deus Caritas est ist vielleicht ein wenig vernachlässigt worden. Der Schlüssel, der die Tür des Menschen für die Verkündigung des Evangeliums öffnet und schließt, ist die Erfahrung, dass Gott mich liebt. Ohne diese einfache Wahrheit wird der moderne Mensch Christus nie wirklich kennen können. Die karitative Tätigkeit der Kirche kann uns also eine enorme Chance dafür bieten, das Licht Gottes in die Welt eintreten zu lassen.
[00100-05.09] [IN072] [Originaltext: Italienisch]
- S.Exz. Enrico DAL COVOLO, S.D.B., Titularbischof von Eraclea, Großrektor der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom (ITALIEN)
Die fortschreitende Entchristlichung im alten Europa hängt unter anderem mit zwei untereinander verbundenen unleugbaren Faktoren zusammen: mit der Verstaatlichung des Rechts und der Verstaatlichung der Schule.
Schulen und Universitäten (auch die katholischen Institutionen) werden immer mehr direkt staatlich kontrolliert. Auch der sogenannte Bologna-Prozeß entgeht dieser Logik nicht.
Die Inhalte des Unterrichts werden vom Staat nicht nur durch die sogenannten Lehrpläne vorgeschrieben, sondern auch indirekt durch die Lehrbücher.
Durch dieses Vorgehen wird eine dem christlichen Glauben gegenüber offene kulturelle Auffassung systematisch geschwächt zugunsten sogenannter interreligiöser oder interkultureller Perspektiven. Auf diese Weise wird den jungen Menschen eine vom christlichen Glauben weit entfernte, oder sogar feindliche, kulturelle Einstellung eingeflößt.
Das Trojanische Pferd, durch das die Staaten das Denken der Studenten zu ihren Gunsten beeinflussen, ist die Ausbildung des Lehrkörpers. In vielen Ländern werden die Lehrer ausschließlich an den staatlichen Universitäten ausgebildet oder sie müssen zumindest eine staatliche Lehrbefähigung haben, die im Anschluß an einen staatlich vorgeschriebenen Ausbildungskurs durch ein Staatsexamen erlangt wird.
Die fortschreitende Entchristlichung im Westens ist also die Folge der Entchristlichung der Schulen und Universitäten.
Deshalb kann eine neue Evangelisierung nur in der Erkenntnis der Menschen, ihrem Gewissen und ihren Rechten liegen.
Wenn die Staaten, wie sie es schon oft getan haben und weiterhin tun, sich des Ausbildungsprojekts des Einzelnen bemächtigen, nehmen sie ihm die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen, das heißt sie nehmen ihm ein natürliches und konstitutives Rechts.
[00101-05.06] [IN073] [Originaltext: Italienisch]
- S.Exz. Pedro Mario OSSANDÓN BULJEVIC, Titularbischof von La Imperial, Weihbischof in Santiago de Chile (CHILE)
Auf diesselbe Art, wie uns seinerzeit die Synode über das Wort Gottes die Neuigkeit der Bibel-Animation der Seelsorge anbot, können wir uns heute fragen, ob der Vorschlag einer Pastoral-Animation des Lebens im Heiligen Geist nicht angemessen sei, sowohl auf persönlicher Ebene als auf derjenigen der Gemeinschaft.
Wie können wir diese Animation des Lebens im Heiligen Geist anbieten?Indem wir die Teilkirche als eine synodale Kirche verstehen. Es geht darum, die evangelisatorische Mission der Diözesankirche zu organisieren, indem man sich durch die Unterscheidungsgabe im Heiligen Geist inspirieren läßt sowie durch eine authentische pastorale Mitwirkung aller Gläubigen.
Das innere Leben des Gläubigen in jeder spezifischen Art der Berufung als einen spirituellen Weg kultivieren, der das persönliche mystische Wachstum und die seelsorgerische Organisation im Dienst der Evangelisierung vereint.
Immer die Zeichen der Zeit erkennen, gemäß dem Heiligen Geist im Dienst des Reichs Gottes. Es handelt sich darum, unsere seelsorgerische Tätigkeit um eine Disziplin anzureichern, die uns lehrt, in Wahrheit und Liebe mit der Kultur in Dialog zu stehen, in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift und mit den Lehren der Kirche.
Das Gebet, das Leben, den Dienst und die Verkündigung Christi zu einem vollständigen Weg des Glaubens machen (vgl. Katechismus). Auf diese Weise entdeckt man die harmonische Ordnung der Wege Gottes im Menschen und des Menschen in Gott (vgl. Johannes Paul II. in Redemptor Hominis).
Es handelt sich nicht darum, etwas zu vergeistigen oder in einen vertraulichen, verfremdenden, schädlichen, falschen Glauben zu verfallen. Nein. Es handelt sich darum, das Werk Gottes zu vollenden: an den glauben, den er gesandt hat (Joh 6,29).
Die Begegnung mit Christus begünstigen, auf der Grundlage der trinitarischen Spiritualität der Communio, mit der Unterscheidung der Geister im Heiligen Geist (vgl. Aparecida-Dokument: die Methode des Sehens-Urteilens-Handelns) und im Dienst der Evangelsierung und Solidarität. Dies bedeutet auch eine Erneuerung der organischen Seelsorge.
Wir sollen uns dem Gebet und der Kontemplation widmen, denn das verleiht uns jene Freiheit des Geistes, die es uns gestattet, die Moralismen und doktrinären Fundamentalismen zu überwinden, die so viel Schaden angerichtet haben. Das ist eine Mystik, die uns lehrt, Glauben und Leben, Glauben und Vernunft, und, vor allem, Glauben und Liebe zu vereinen.
[00103-05.04] [IN075] [Originaltext: Spanisch]
- S.Exz. Jorge Eduardo LOZANO, Bischof von Gualeguaychú (ARGENTINIEN)
Die Kirche in Lateinamerika lebt und evangelisiert in jener Gegend der Erde, auf dem die größten Ungleichheiten herrschen. Papst Benedikt XVI. hat uns dazu ermutigt, mit erneuertem Elan unsere Option zugunsten der Armen zu bekräftigen. Die Kluft zwischen den Reichsten und den am stärksten Benachteiligten ist ungeheuer groß und unüberwindlich und ruft das Gleichnis vom armen Lazarus ins Gedächtnis, der sich von den Brosamen nährte, die zu Boden gefallen waren. Auf unserem Kontinent und auf der ganzen Welt ist die Armut kein rein wirtschaftliches oder soziologisches Problem, sondern ein mit dem Evangelium verbundenes, religiöses und moralisches Problem. Ein verschwindend kleiner Teil der Weltbevölkerung rafft die Güter der Schöpfung an sich. Der verschwenderische und ausbeuterische Konsumismus ist dabei, die Güter der Schöpfung aufzubrauchen. Die Gesichter der Armen und der Ausgestoßenen sind das leidende Antlitz Christi. In einer Kultur, die sie verstecken und in unsichtbare Wesen verwandeln will oder die Armut für eine Selbstverständlichkeit hält, ermutigt uns der Glaube dazu, sie ins Zentrum unser seelsorgerischen Aufmerksamkeit zu rücken. Es ist unmöglich, an eine Neuevangelisierung zu denken, ohne die vollständige Befreiung von dem anzukündigen, was den Menschen unterdrückt, das heißt von der Sünde und ihren Konsequenzen. Es kann keine authentische Entscheidung zugunsten der Armen geben ohne einen entschiedenen Einsatz zugunsten der Gerechtigkeit und einer Veränderung der Strukturen der Sünde. Unsere Nähe zu den Armen zielt nicht notwendigerweise nur darauf, unsere Verkündigung glaubhaft zu machen, sondern auch darauf, sie christlich zu machen und nicht nur dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke (1 Kor 13,1).
Jedes Vergessen oder jede Hintanstellung der Kleinen und Demütigen bewirkt, dass die Botschaft aufhört, eine Frohe Botschaft zu sein, um sich in leere, melancholische Worte zu verwandeln, die keine Vitalität und Hoffnung mehr enthalten. Wir müssen auf die Armen schauen, uns ihnen zuwenden, um dem Herrn zu dienen, den wir lieben.
[00104-05.04] [IN076] [Originaltext: Spanisch]
- S.Exz. Józef MICHALIK, Erzbischof von Przemyśl der Lateiner, Präsident der Bischofskonferenz (POLEN)
Die gegenwärtige Krise der christlichen Kultur in Europa ist nicht die Krise des Christentums, und auch nicht des Glaubens, weil der zeitgenössische Mensch fortwährend Antworten auf Fragen sucht, die die Dimension der zeitlichen und biologischen Existenz überschreiten.
Eine tiefgreifende Krise hat auch die gegenwärtige Kultur ergriffen, die die festgelegten Kriterien der Schönheit verlassen hat und auf der Suche nach Erfolg und Originalität die Kreativität verloren hat, wobei sie sehr häufig bei der Negation und dem Nihilismus stehen bleibt.
Wir leben heute in der Situation ständiger Angriffe auf das Naturgesetz, auf die christlichen Werte, auf die Kirche und den Glauben. Es wäre nutzlos, über diese Situation zu klagen. Eine Betrachtung seiner selbst und derUmkehr ist vonnöten. Dies ist die erste Aufgabe und die grundlegende Bedingung der Evangelisierung. Die Sünde zu bekennen, führt uns direkt zu dem Schluss, dass nur Gott unsere Sünde vergeben kann, Gott, der vergeben will, weil Er der barmherzige Vater ist.
Wenn der Glaube von heute immer schwächer wird, darf man nicht nur die anderen beschuldigen, sondern vor allem sich selbst. Wenn die Botschaft des Glaubens nicht interessant, anziehend ist ist das vielleicht deshalb so, weil eben jene Botschaft es auch nicht mehr für uns ist, weil sie uns nicht mehr leidenschaftlich ergreift, weil wir Christus nicht unseren Familien verkünden und auf den Straßen unserer Städte.
Auch unsere Brüder der anderen christlichen Kirchen sind an der Verbreitung des lebendigen Glaubens und an der Verteidigung des Rechts auf die Gegenwart Gottes im öffentlichen Leben interessiert. Die Kirche Polens blickt mit großer Hoffnung auf den jüngsten gemeinsamen katholisch/orthodoxen Appell an die Völker Russlands und Polens, unterschrieben vom Orthodoxen Patriarchen von Moskau und von ganz Russland, Kyrill, und von den katholischen Bischöfen Polens in der Hoffnung, dass diese gemeinsame Stimme zur Verteidigung des Glaubens und der Verbreitung des Evangeliums große Möglichkeiten berge, vor allem unsere Herzen im tiefsten Grunde zu bewegen.
[00105-05.04] [IN077] [Originaltext: Italienisch]
- P. Mario ALDEGANI, C.S.I., Generalober der kongregation der Josephiner vom hl. Leonardo Murialdo
Die Praxis der Evangelisierung ist innerhalb einer Praxis menschlicher Beziehung angesiedelt.
Die Qualität und die Intensivität der Beziehungen werden in der Evangelisierung oft unterbewertet oder in einer instrumentalen Optik betrachtet, zum Zwecke der Aufnahme der Frohbotschaft.
Eine menschliche Beziehung in Wahrheit zu leben bedeutet, aufgeschlossen zu sein für den Appell, der Verheißung und zugleich Geschenk ist, und der ins Leben selbst eingeschrieben ist; gemeint ist der Appell dazu, zu teilen, gemeinsam voranzuschreiten, anzunehmen, Verantwortung zu übernehmen, zu hören, dass das, was wir besitzen, auch dem anderen gehört und ein Geschenk für alle ist. Die menschliche Qualität der Beziehung wird im Gläubigen von dem Bewusstsein lebendig gehalten, dass das Herz und das Fleisch eines jeden Menschen das Abbild Gottes in sich tragen, die Spur des Heils Christi.
Man kann sich fragen, ob die Evangelisierungspraktiken immer Praktiken wahrer Beziehungen sind, und ob sie somit auf der Spur des derzeitigen Wirkens Gottes angesiedelt sind.
Wenn es stimmt, dass eine Krise der Lebenszuversicht viele Bereiche des heutigen Lebens durchzieht, ja sogar die Bildungskrise, dann stimmt es auch, dass diese Vertrauenskrise auch die kirchlichen Bereiche, ja auch die Evangelisierungspraxis durchzieht.
In Wahrheit bedarf die Evangelisierung eines Klimas des Vertrauens, eines Geflechts von Beziehungen, die von Hoffnung durchzogen sind. Eine Evangelisierungspraxis im Zeichen des Vertrauens und der Hoffnung wird von einer anthropologischen Reflexion getragen, die zutiefst von der Offenbarung getragen ist.
Es geht weniger darum, das Anthropologische und das Theologische zu verbinden, sondern darum, das Menschliche im Licht und in der Inspiration der Offenbarung und des Pascha Christi zu sehen. Im äußersten Sinne geht es darum, das Menschliche vollkommen und in Wahrheit auf den Spuren der Offenbarung und der Auferstehung anzusiedeln, die es in sich trägt.
Es kann heute keine Evangelisierung ohne Prophetie über den Sinn und die Wahrheit des Menschlichen geben.
Aber das Irdische in Wahrheit zu bewohnen (die Erde, alles, was menschlich ist), bedeutet die Spuren der Offenbarung und der Erlösung zu bewohnen, und das heutige Worte Gottes zu vernehmen.
Wer auf diesem Terrain evangelisiert, kann das Wort, das rettet, tatsächlich wieder hörbar machen, und wer ihm lauscht, kann es tatsächlich als vereinnahmendes und befreiendes Wort wahrnehmen - ein anspruchsvolles Wort zwar, aber auch eines, das Träger der Hoffnung ist.
[00106-05.06] [IN078] [Originaltext: Italienisch]
- S.Exz. Mario del Valle MORONTA RODRÍGUEZ, Bischof von San Cristóbal de Venezuela (VENEZUELA)
Das Thema der neuen Evangelisierung und das der entsprechenden Pastoral besser behandeln zu können, muß ein Leitfaden geschaffen, eine Art theologisch-pastorale Linie festgelegt werden. Da es sich hier darum handelt, das Evangelium vom Heil zu verkünden, steht die neue Evangelisierung in Kontinuität zur Mission der Kirche und hat mit der Gemeinschaft (dreieinig, von Christus geoffenbart) zu tun, die in der Kirche (der brüderlichen Gemeinschaft) gelebt wird, deren höchstes Ziel die lebendige Begegnung mit Christus ist. Diese Gemeinschaft zeigt sich gleichzeitig in dem Zeugnis, das Christus zum Vorbild hat (denn er ist der wahre Zeuge, der Gott und seinen Heilsplan kundtut) und in der Lebensweise, die den Jüngern Jesu zu eigen ist. Beide konkretisieren sich im Dienst: im Dienst zeigt Jesus seine Liebe, und erlöst dadurch die Menschheit. Seine Jünger sollen ihm darin nachfolgen. Deshalb schlage ich vor, daß die theologisch-pastorale Linie für die Überlegungen zur neuen Evangelisierung und ihrer Konkretisierung von der Linie Gemeinschaft-Zeugnis-Dienst ausgeht. In Apg.2, 42-47 können wir eine biblische Anregung für diesen Vorschlag finden.
[00107-05.05] [IN079] [Originaltext: Spanisch]
- S.Exz. Juan José PINEDA FASQUELLE, C.M.F., Titularbischof von Obori, Weihbischof und Generalvikar von Tegucigalpa (HONDURAS)
Die Pfarrgemeinde ist eine Einheit, deren Ziel die Weitergabe des christlichen Glaubens ist. Dort kann die Neuevangelisierung vorangetrieben werden. Wir arbeiten, um den Pfarrgemeinden Leben einzuhauchen, um Orte des christlichen Lebens zu schaffen, um den Glauben ihrer Mitglieder zu stärken und sie durch unser Zeugnis zu erleuchten. Die pastorale Erneuerung unserer Pfarrgemeinden umfasst die beständige Mission; auf diese Weise vermeiden sie es, bloße Verwaltungssitze zu sein. Wir glauben an die pastorale Mitverantwortung der Getauften, die ihren Glauben, ihre Zeit, ihr Talent und ihre Reichtümer in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Auf diese Art werden die Pastoralprogramme der Pfarrgemeinden und die der christlichen Initiation um die Mitarbeit aller bereichert für eine gemeinschaftlichere Kirche: Getaufte, die konsequent sind, für eine mitverantwortliche Pfarrgemeinde, Haus und Schule der Gemeinschaft. Der Einsatz für die Neuevangelisierung hat Mission als sowie weniger mit sich selbst beschäftigte, sondern mehr in der Verkündigung des Glaubens engagierte Pfarrgemeinden als ursprüngliches Ziel. Wir sind der Ansicht, dass die Gemeinschaft der Pfarrgemeinde die Tür ist, durch die die Weitergabe des Glaubens und der kirchlichen Erfahrung erfolgt, das Zentrum der Ausstrahlung und Bezeugung des christlichen Lebens, den Ort der Wahrheitssuche, der Glaubensstärkung, der Verkündigung der Frohen Botschaft, die Gemeinschaft, in der man die Freude des Heiligen Geistes lebt, aber auch der Sitz der Mission. Priester und Laien, die gemeinsam in die missionarische Arbeit eingebunden sind. Die Laien, die sich in der Pfarrgemeinschaft einsetzen, stellen einen großen Reichtum dar. Diese Berufung der Laien ist eine der kostbarsten Früchte des II. Vatikanischen Konzils. Sie geben der Neuevangelisierung und der Weitergabe des Glaubens einen starken Impuls. Aparecida betont die Erneuerung der Pfarrgemeinden, die pastorale Bekehrung und beständige Mission. Kirche zu sein vermeidet so Partikularismen. Die Pfarrgemeinde ist Hauskirche, die im Alltagsleben präsent ist und die belebende Botschaft des Evangeliums verkündet. Neuevangelisierung bedeutet die Rekonstruktion des christlichen Gefüges der menschlichen Gesellschaft, sie hilft der Kirche dabei, weiterhin inmitten der Häuser ihrer Kinder zu leben (vgl. Johannes Paul II. in Christifideles laici). Wir entstehen als Kirche, die in die missionarische Lebendigkeit der Gemeinden eingebettet ist. So verwirklicht sich die Integration der Bewegungen, aber es mangelt auch nicht an einer unvollkommenen ekklesiologischen Lesart oder Integration, am Rand oder außerhalb des Pastoralprogramms der Pfarrgemeinde.
[00108-05.04] [IN080] [Originaltext: Spanisch]
- S.Exz. Paul DESFARGES, S.I., Bischof von Constantine (ALGERIEN)
Im Maghreb betrachten wir die Szene der Heimsuchung als Paradigma für die Mission. Dort, wo Maria hingeht, geht ihr der Heilige Geist voraus, der immer der Hauptakteur der Begegnung ist. Unsere Kirche dient dem Reich Gottes. Die Kirche ist Zeugin und Dienerin dessen, was Gott in der Menschheit wirkt. Der Heilige Geist bewirkt, dass sie über den Glauben des anderen staunt und über die Früchte, die er in ihrem Leben trägt, wie es uns die Bekehrung des Seligen Charles de Foucauld in Erinnerung gerufen hat.
Für uns gibt es keinen interreligiösen Dialog ohne den Dialog des Lebens, und der Dialog des Lebens spiegelt den Dialog Gottes mit der Menschheit wider. Dieser Dialog des Lebens bezeugt das Wirken des Heils; er ist Vermittlung oder Sakrament des Heils Gottes. Wie Gott den Dialog beginnt, um sich der Begegnung mit seinem Geschöpf anzubieten, so bietet sich die Kirche zur Begegnung an. Denn die Kirche bringt nicht nur eine Frohe Botschaft über Gott, sondern auch eine Frohe Botschaft über den Menschen. Die Begegnungen im Alltag sind die erste Evangelisierung, denn sie sprechen von der Frohen Botschaft der universalen Brüderlichkeit. So leben wir den interreligiösen Dialog zuerst als eine mitmenschliche Begegnung.
Wir dürfen aber nicht verschweigen, dass der islamisch-christliche Dialog heute auf eine harte Probe gestellt wird, und zwar auf Grund der fundamentalistischen Strömungen, doch auch auf Grund einer neuen Situation, die sowohl Freude als auch Leid mit sich bringt. In einigen unserer Länder ist uns die Gnade geschenkt, Gläubige aus muslimischen Familien aufzunehmen. Sehr viele von ihnen wurden seit längerer Zeit in ihrem Inneren von Glaubensfragen gequält. In ihren eigenen Familien werden diese neuen Jünger Christi manchmal abgelehnt oder sie sind zu einer sehr großen Diskretion verpflichtet. Mit der Zeit entdecken sie allerdings, dass ihre geistliche Beziehung zu Gott vor ihrer Bekehrung begonnen hat und dass der Heilige Geist sie durch die eine oder andere Person muslimischen Glaubens in ihrer Umgebung führt, die geistliche und menschliche Werte verkörpert. Diese Jünger erinnern uns ebenso daran, dass der Dialog des Lebens im Mittelpunkt des Zeugnisses für das Evangelium steht.
[00109-05.06] [IN081] [Originaltext: Französisch]
- S.Exz. Brian Joseph DUNN, Bischof von Antigonish (KANADA)
Wie evangelisieren wir jene Menschen, die von Mitgliedern des Klerus, die sich sexuellen Mißbrauchs schuldig gemacht habe, tief verletzt worden sind? Jesus verfuhr mit jenen, die enttäuscht wurden so, dass er aufmerksam den Geschichten der Jünger lauschte und sie einem neuen Bewusstsein seiner Präsenz zuführte. Dieses Beispiel Jesu zeigt, dass die neue Evangelisierung, die mitten in der Krise des sexuellen Mißbrauchs geschehen muss, auf mindestens vier Weisen erfolgt, nämlich indem man:
- wahre Gelegenheiten schafft, zuzuhören und gemeinsam über die Tiefe des Schmerzes, die Wut und die mit diesem Skandal verbundene Enttäuschung zu sprechen. Dieses Amt des Zuhörens kann in jede Diözese Eingang finden, in der Form einer Meditationsbegegnung, wo die Menschen ihren Schmerz teilen und entsprechende Versöhnung suchen können;
- über die Gründe nachdenkt, wie es zu dieser Krise kommen konnte und Maßnahmen ergreift, die ein sicheres Umfeld für Kinder und für alle Wehrlosen in der Glaubensgemeinschaft schaffen;
- eine Spiritualität der Communio muss alle Beziehungen und Strukturen der Kirche in unseren Pfarreien und Ortskirchen durchdringen, durch Zuhören und Rücksprache, die die Menschen zusammenbringt, die Präsenz des Wirkens des Geistes Gottes in den Mitgliedern der Gemeinschaft anerkennt und dabei hilft, jenen eine Antwort zu geben, die das Gefühl haben, ihre Stimme würde in der Kirche kein Gehör finden;
- Mit-Verantwortung fördert, indem man in gewissen Kirchenstrukturen, in Mentalität, Haltung und Herz dort Veränderungen bewirkt, wo es darum geht, enger mit den Laien zusammenzuarbeiten. Diese Veränderungen könnte die Einsetzung von pastoralen Arbeitsgruppen sein, die sich aus Klerus und Laien zusammensetzen; eine offizielle Reflexion über Laien als kirchliche Amtsträger und deren Anerkennung; eine freie und systematische Mit-Einbeziehung von Frauen und die Übertragung führender Positionen an diese auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens, indem man es z.B. ermöglicht, dass Frauen als Lektorinnen, Messdienerinnen und Katechetinnen eingesetzt werden.
Wenn dies geschieht, wird das Evangelium neu gehört und unser Glaube wirksamer weitergegeben werden; wir werden in unserem Glauben erneuert, und dann kann unser Zeugnis in unserer heutigen Welt authentischer werden.
[00110-05.06] [IN082] [Originaltext: Englisch]
- S.Exz. Philip TARTAGLIA, Erzbischof von Glasgow (SCHOTTLAND)
Die Bischofskonferenz Schottlands begrüßt den Aufruf zur neuen Evangelisierung. Die neue Evangelisierung ist als allgemeiner Impuls für die Erneuerung des Glaubens in Schottland bereits wirksam. Wir hoffen, dass dieses Jahr des Glaubens die neue Evangelisierung weiter hervorheben wird.
Das Instrumentum Laboris nimmt Bezug auf die neue Evangelisierung als Zeugnis für Christus, sein Evangelium und den Glauben der Kirche, die eine neue Offenheit zeigt, einen neuen Mut und eine neue Hoffnung. Aus jüngsten Erfahrungen, die wir bei der Verteidigung und Förderung der Ehe als einzigartiger Verbindung zwischen einem Mann und Frau gemacht haben, können Ihnen die schottischen Bischöfe versichern, dass der Großteil der Katholiken, viele andere Christen, ja auch viele Andersgläubige, positiv reagieren, ja sich sogar darüber freuen, wenn die religiöse und moralische Wahrheit in klarer, einfacher und offener Weise dargelegt wird. Selbst in unserer stark säkularisierten Zeit ist der Durst nach einer authentischen Religion stark spürbar, wie wir deutlich sehen konnten, als Seine Heiligkeit, Papst Benedikt XVI., vor zwei Jahren - 2010 - das Vereinigte Königreich besuchte.
Auf der Grundlage dieser Erfahrung, die auch über den Weg des Kreuzes führt, dürfen wir keine Furcht haben, die Wahrheit des katholischen und apostolischen Glaubens zu predigen mit Mut, Offenheit und Ehrlichkeit, aber auch mit Liebe und Mitgefühl, und mit Überzeugungskraft und Demut, stets ausgehend von Jesus Christus. Die Menschen heute - vor allem junge Menschen - brauchen Wahrheit und Liebe, wenn sie ein wahrlich menschliches Leben leben wollen. Evangelisierung und Neuevangelisierung schlagen den Männern und Frauen unserer Zeit Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, neu vor. Er ist die Wahrheit. Er ist die menschgewordene Liebe Gottes.
[00111-05.07] [IN083] [Originaltext: Englisch]
- S.Exz. Patrick Christopher PINDER, Erzbischof von Nassau (Bahamas), Präsident der Bischofskonferenz (BAHAMAS)
Wir sind hier zu dieser XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode versammelt, um ein ausgesprochen angemessenes und notwendiges Thema zu behandeln. Unsere Überlegungen zur Neuen Evangelisierung zur Weitergebe des christlichen Glaubens fallen zeitlich mit dem 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils zusammen, mit dem 20. Jahestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche und mit dem Beginn des Jahres des Glaubens.
Man erwartet von dieser Versammlung, daß sie Zeit und Ort für Ermutigung, gemeinsame Erfahrungen und praktische Ansätze ist, die das Leben der Kirche im besten Sinne beleben und erneuern können. Die heutige Situation, die unsere Überlegungen zu einer Evangelisierung mit neuer Energie und neuen Methoden so dringend notwendig macht, wurde im Arbeitspapier der Synode deutlich herausgestellt. Es bemerkt, daß es wichtige kulturelle Kräfte gibt, die die Fähigkeit unserer Kulturen und unserer Völker behindern, fest in unserem Glauben zu beharren und die Werte des Evangeliums zu leben. Diese Situation ist heute fast überall zu finden, wie aus den Antworten der Bischofskonferenzen der ganzen Welt auf die vor der Synode versandten Fragebögen hervorgeht.
Die Bischöfe der Bischofskonferenz der Antillen, die sich der Herausforderung der Säkularisierung und der Globalisierung gegenübergestellt sehen, haben festgestellt, daß viele ihrer Gläubigen unsicher sind, sich von ihrem Glauben entfernen und unfähig sind, in klarer Weise über den Glauben zu sprechen oder ihn zu verteidigen.
Die meisten sind der Kirche treu geblieben, aber sie fühlen sich nicht wohl mit der Verwundbarkeit des Glaubens, die sie leben. Sie blicken auf die katholische Kirche, um ihre Kenntnis des Glaubens und ihre Spiritualität zu vertiefen wie auch ihre Fähigkeit, den Glauben zu verteidigen und freudig zu leben.
Eine offensichtliche praktische Empfehlung ist die, dem Dienst der Katecheten in der Kirche größere Anerkennung, Ausbildung und Einbindung zukommen zu lassen. Dieser Dienst kann sicherlich als wertvolle Ressource bei der Weitergabe des Glaubens in diesem Augenblick der neuen Evangelisierung genutzt werden.
[00112-05.05] [IN084] [Originaltext: Englisch]
- Kardinal Fernando FILONI, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker
Das Instrumentum laboris behandelt die Missio ad Gentes (76-79), die Seelsorge und die neue Evangelisierung. Diesen Aspekten müßte eine neue geeignetere Ausrichtung gegeben werden. Die unter ihnen bestehende Verknüpfung wurde vom Heiligen Vater in seiner Homilie anläßlich der Eröffnung der Synode am letzten Sonntag, 7. Oktober noch einmal betont.
Die Kirche, der Leib Christi, geht ihren Weg in der Geschichte und unter den Völkern auf den Auftrag des Herrn hin, der sagt: geht, tauft, bringt das Heil. Es handelt sich um einen lebendigen Leib, der, damit er Ort und Zeit durchwandern kann, zwei starke, wenn wir so sagen wollen, Gliedmaßen braucht, die ihm einen schnellen Schritt ermöglichen, nämlich die erste Evangelisierung ad Gentes und die neue Evangelisierung.
Die gegenwärtige Synode ist also eine wunderbare Gelegenheit, über diese Verknüpfung und den Wert des Missionsauftrags nachzudenken und gleichzeitig zu überlegen, welches die wirksamsten Mittel für eine erneuerte, mutige Verkündigung des Evangeliums sind.
Wir wissen, daß das Zweite Vatikanische Konzil entscheidend war für die Entwicklung der sogenannten einheimischen Kirche. Diese sollte nicht nur als Ort für die darin zu tätigende Missionsarbeit gesehen werden, sondern vor allem als wirkliche und eigenständige Protagonistin der Mission (vgl. Botschaft von Benedikt XVI. zum Weltmissionssonntag 2012). Fünfzig Jahre nach dem Konzil sehen wir zum Beispiel auch, daß sich die einheimische Kirche mit ihrem Klerus, ihren Seelsorgern und Ordensleuten in das Leben des früh christianisierten Teils der Kirche eingegliedert hat, auch wenn sich die Erstevangelisierung ad Gentes noch stark weiterentwickeln muß.
Deshalb müssen wir uns durch die Synode die Notwendigkeit einer Koordinierung des Evangelisierungswerkes bewußt machen, verstanden als erste und neue Verkündigung. Denn es handelt sich mittlerweile um eine allumfassende globale missio, und das auch angesichts des Phänomens der Migration der Völker, die bewirkt, daß man die traditionellen Empfänger der missio ad Gentes mittlerweile überall antrifft, wobei immer mehr plurale Gesellschaften entstehen. Darüber hinaus bringen nicht wenige Gläubige aus den sogenannten Missionsgebieten, die in den westlichen Gesellschaften leben, in unsere Pfarreien und Gemeinschaften die Lebendigkeit und den geistlichen Reichtum mit, deren Träger sie sind. In ihnen ist die Frische ihres Glaubens spürbar, die sich von jenen Formen der Müdigkeit oder dem Überdruß am Christsein unterscheidet (Ansprache von Papst Benedikt XVI. beim Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium, die Mitglieder der Römischen Kurie und der Päpstlichen Familie, 22. Dezember 2011), die im schon früh evangelisierten Teil der Kirche so deutlich sind.
Auch darf man nicht vergessen, daß diese jungen Kirchen ein echtes Zeugnis für das Evangelium ablegen, verstanden als Wort Gottes, das in allen Situationen eine Stütze ist, auch in schweren dramatischen Situationen, Situationen der Diskriminierung und der Verfolgung (ich denke an viele Situationen in Asien, Afrika und Amerika). Die Nachrichtenagentur der Missionskongregation Fides hat 2011 Zahlen veröffentlicht, nach denen 18 Priester und vier Ordensfrauen getötet worden sind. Aber wer kann sagen, wie hoch die Zahl der Gläubigen war? Der Evangelisierungsauftrag dieser einheimischen Kirche geht so als innere Notwendigkeit aus der von oben empfangenen Gabe hervor.
Der von Christus, dem Erlöser, der Kirche anvertraute Auftrag, so hat der selige Johannes Paul II. gesagt, steht noch in den Anfängen, und wir müssen uns mit all unsren Kräften in seinem Dienst einsetzen (Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio über die fortdauernde Gültigkeit des missionarischen Auftrags, 7. Dezember 1990, 1), nicht nur wegen des Prozentsatzes derer, die Christus noch nicht kennen, sondern auch wegen des Prozentsatzes der Getauften, bei denen die Entfernung vom Glauben einen beträchtlichen Faktor darstellt. Daraus muß man einen Kairos machen, einen starken Moment der Gnade, insofern er die Kirche herausfordert, die eigene Identität als von Jesus Christus gewollte Gemeinschaft zu stärken, um Zeichen und Werkzeug des Heils für alle Völker der Erde zu sein (Lumen gentium).
[00094-05.13] [IN066] [Originaltext: Italienisch]