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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 3. Februar 2013

[Video]

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das heutige Evangelium – aus dem vierten Kapitel des hl. Lukas – ist die Fortsetzung des Evangeliums vom vergangenen Sonntag. Wir befinden uns noch in der Synagoge von Nazareth, dem Ort, an dem Jesus aufgewachsen ist und wo jeder ihn und seine Familie kennt. Jetzt ist er nach einer Zeit der Abwesenheit auf neue Weise zurückgekehrt: während des Gottesdienstes am Sabbat liest er eine Prophezeiung des Jesaja über den Messias und kündigt deren Erfüllung an, wobei er zu verstehen gibt, daß sich jenes Wort auf ihn bezieht, daß Jesaja von ihm gesprochen hat. Diese Tatsache erregt das Befremden der Nazarener: einerseits »[fand] seine Rede […] bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete« (Lk 4,22); der hl. Markus berichtet, daß viele sagten: »Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist!« (6,2). Andererseits aber kennen ihn seine Landsleute zu gut: »Er ist einer wie wir«, so sagen sie. »Sein Anspruch kann nur Anmaßung sein« (Die Kindheitsgeschichten, S. 14). »Ist das nicht der Sohn Josefs?« (Lk 4,22), so als sagte man: ein Zimmermann aus Nazareth – welche Ambitionen kann dieser haben?

Gerade weil Jesus diese Verschlossenheit kennt, die das Sprichwort »Niemand ist Prophet im eigenen Land« bekräftigt, richtet er an die Menschen in der Synagoge Worte, die wie eine Provokation klingen. Er erwähnt zwei Wunder, die die großen Propheten Elija und Elischa zugunsten von Menschen vollbracht haben, die nicht aus dem Volk Israel stammten, um zu zeigen, daß es außerhalb Israels bisweilen mehr Glauben gibt. An diesem Punkt ist die Reaktion einmütig: alle springen auf und treiben ihn hinaus, und sie versuchen sogar, ihn von einem Abhang hinabzustürzen, doch er schreitet mit überlegener Ruhe mitten durch die tobende Menge hindurch und geht weg. An diesem Punkt stellt sich spontan die Frage: Warum hat Jesus diesen Bruch provozieren wollen? Anfangs bewunderten ihn die Leute, und vielleicht hätte er eine gewisse Zustimmung erlangen können … Doch gerade das ist der Punkt: Jesus ist nicht gekommen, um die Zustimmung der Menschen zu suchen, sondern – wie er am Ende zu Pilatus sagen wird – um »für die Wahrheit Zeugnis abzulegen« (vgl. Joh 18,37). Der wahre Prophet gehorcht keinem anderen als Gott und stellt sich in den Dienst der Wahrheit, bereit, persönlich für sie einzustehen.

Es ist richtig, daß Jesus der Prophet der Liebe ist, doch die Liebe besitzt ihre Wahrheit. Mehr noch: Liebe und Wahrheit sind zwei Namen derselben Wirklichkeit, zwei Namen Gottes. In der heutigen Liturgie erklingen auch diese Worte des hl. Paulus: »Die Liebe … prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, läßt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit« (1 Kor 13,4–6). An Gott glauben heißt, die eigenen Vorurteile abzulegen und das konkrete Antlitz anzunehmen, in dem er sich offenbart hat: den Menschen Jesus von Nazareth. Und dieser Weg führt auch dazu, ihn in den anderen zu erkennen und ihm zu dienen. Erhellend hierbei ist die Haltung Mariens.

Wer war mit dem Menschsein Jesu vertrauter als sie? Doch sie war nie darüber entsetzt wie die Landsleute von Nazareth. Sie bewahrte in ihrem Herzen das Geheimnis und wußte es immer mehr und immer neu anzunehmen, auf dem Weg des Glaubens bis hin zur Nacht des Kreuzes und zum vollen Licht der Auferstehung. Maria helfe auch uns, treu und freudig diesen Weg zu gehen.


Nach dem Angelusgebet:

Liebe Brüder und Schwestern!

Am ersten Sonntag im Februar wird in Italien der »Tag für das Leben« begangen. Ich schließe mich den italienischen Bischöfen an, die in ihrer Botschaft dazu auffordern, in das Leben und in die Familie zu investieren, auch als wirksame Antwort auf die aktuelle Krise. Ich grüße die »Bewegung für das Leben« und wünsche der »Einer von uns« genannten Initiative Erfolg, damit Europa immer der Ort sei, an dem jeder Mensch in seiner Würde geschützt wird. Ich grüße die Vertreter der Fakultäten für Medizin und Chirurgie der Universitäten Roms in Begleitung des Kardinalvikars, besonders die Dozenten für Geburtshilfe und Gynäkologie, und ich ermutige sie, die im Gesundheitswesen Tätigen zur Kultur des Lebens heranzubilden.

... auf französisch: Herzlich grüße ich die französischsprachigen Pilger, besonders die Vereinten Pfadfinder Frankreichs. Das gestrige Fest des geweihten Lebens lädt uns ein, den Ruf des Herrn zu verstehen und ihm vertrauensvoll und großherzig zu entsprechen. Wir wollen für alle geweihten Personen danken und beten, auf daß sie in der Heiligkeit wachsen. Ihr Zeugnis führe uns dazu, Gott in unserem Leben durch das Gebet, die sonntägliche Messe, das Lesen seines Wortes breiten Raum zu geben. Unser lebendigerer Glaube wird unser Herz verwandeln können! Allen einen gesegneten Sonntag!

… auf englisch: Ich grüße alle englischsprachigen Pilger und Besucher, die zu diesem Angelus gekommen sind. Im Evangelium der heutigen Liturgie ruft uns Jesus in Erinnerung, daß es keine leichte Aufgabe ist, Prophet zu sein, nicht einmal bei jenen, die uns am nächsten stehen. Wir wollen den Herrn bitten, einem jeden von uns den Geist des Mutes und der Weisheit zu geben, damit wir in unseren Worten und Taten die rettende Wahrheit von Gottes Liebe mutig, demütig und konsequent verkündigen. Gott segne einen jeden von euch!

... auf deutsch: Einen frohen Gruß richte ich an die Pilger und Gäste aus den Ländern deutscher Sprache. Jesus verkündet und verkörpert die gute Nachricht von Gottes Liebe zu den Menschen. Dabei erfährt er Widerspruch, wie uns das Evangelium dieses Sonntags berichtet. Seine Botschaft fordert heraus zur Entscheidung nicht für einen Menschen, sondern für Christus als den Sohn Gottes und Erlöser der Welt. Auch heute – wir wissen es – stößt das Evangelium auf Ablehnung in einer Welt, die Gott beiseite schieben und sich mit unverbindlichen und bequemen Antworten zufrieden geben will. Werden wir daher nicht müde, die Wahrheit Christi und seine Hoffnung zu den Menschen zu bringen. Dazu schenke euch der Herr die Kraft des Heiligen Geistes.

… auf spanisch: Voll Zuneigung grüße ich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, besonders die Schüler und Lehrer des »Instituto Suárez de Figueroa« aus Zafra sowie des »Instituto Ildefonso Serrano« aus Segura de León, Badajoz, sowie die Lehrer der diözesanen Kindergärten und Schulen von Valencia. In der heutigen Liturgie wurde das sogenannte »Hohelied der Liebe« des Apostels Paulus verlesen, in dem er den »Weg« der Vollkommenheit darlegt. Er besteht nicht darin, besondere Qualitäten zu haben, sondern darin, die wahre Liebe zu leben, die uns Gott in Jesus Christus offenbart hat. Die heilige Jungfrau Maria stehe uns immer mehr bei, damit die Liebe das unterscheidende Element im christlichen Wirken sei und damit sie die Frucht dessen sei, was wir als Jünger ihres Sohnes glauben. Gesegneten Sonntag!

… auf polnisch: Jetzt gehen mein Gedanke und mein Wort des Grußes an alle Polen. Gestern haben wir den Tag des geweihten Lebens gefeiert. Maria, die mit dem Glanz der Heiligkeit das Leben eines jeden Menschen erhellt, empfehlen wir im Gebet alle, die sich für ein Leben nach den evangelischen Räten entschieden haben. Mögen sie voll Freude Christus in Armut, Keuschheit und Gehorsam nachahmen, indem sie jeden Tag Gott und den Nächsten dienen. Gott segne euch. Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag.

... auf italienisch: Zum Schluß richte ich einen herzlichen Gruß an die Pilger italienischer Sprache, besonders an die Gläubigen aus Verona und Chiusi sowie an jene aus der römischen Pfarrei »Santa Maria Goretti«. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag, eine gute Woche. Danke. Gesegneten Sonntag!

 

 

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