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PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 14. Dezember 2016

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Katechese. Die christliche Hoffnung - 2. Jesaja 52: "Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt…"

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir nähern uns dem Weihnachtsfest, und der Prophet Jesaja hilft uns noch einmal, uns der Hoffnung zu öffnen und die gute Nachricht vom Kommen des Heils anzunehmen.

Im Kapitel 52 fordert Jesaja zunächst Jerusalem auf aufzuwachen, Staub und Fesseln von sich abzuschütteln und die Prunkkleider anzuziehen, da der Herr gekommen ist, um sein Volk zu befreien (V. 1-3). Und er fügt hinzu: »Darum soll mein Volk an jenem Tag meinen Namen erkennen / und wissen, dass ich es bin, der sagt: Ich bin da« (V. 6).

Auf dieses »Ich bin da«, das Gott sagt und das seinen ganzen Willen zum Heil und zur Nähe zu uns zusammenfasst, antwortet der Freudengesang Jerusalems, der Einladung des Propheten entsprechend. Es ist ein sehr wichtiger historischer Augenblick. Es ist das Ende des Babylonischen Exils, es ist die Möglichkeit für Israel, Gott wiederzufinden, im Glauben sich selbst wiederzufinden.

Der Herr kommt, und der »kleine Rest«, also das kleine Volk, das nach dem Exil geblieben ist und das im Exil im Glauben durchgehalten hat, das die Krise durchgemacht und auch in der Dunkelheit weiter geglaubt und gehofft hat, jener »kleine Rest« wird Gottes Wunder sehen können. An dieser Stelle fügt der Prophet einen Jubelgesang ein:

»Wie willkommen sind auf den Bergen /
die Schritte des Freudenboten,
der Frieden ankündigt, /
der eine frohe Botschaft bringt
und Rettung verheißt, /
der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.
[…]

Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, /
ihr Trümmer Jerusalems!
Denn der Herr tröstet sein Volk, /
er erlöst Jerusalem.
Der Herr mach seinen heiligen Arm frei /
vor den Augen aller Völker.
Alle Enden der Erde /
sehen das Heil unseres Gottes« (Jes 52,7.9-10).

Diese Worte Jesajas, bei denen wir etwas verweilen wollen, nehmen Bezug auf das Wunder des Friedens, und sie tun dies auf eine ganz besondere Weise, indem sie den Blick nicht auf den Boten, sondern auf seine eilenden Schritte wenden: »Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten…«

Es scheint der Bräutigam aus dem Hohenlied zu sein, der zu seiner Geliebten eilt: »Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, / hüpft über die Hügel« (Hld 2,8).

So eilt auch der Friedensbote und bringt die frohe Verkündigung der Befreiung, des Heils. Er verkündet, dass Gott König ist. Gott hat sein Volk nicht verlassen und hat sich vom Bösen nicht überwinden lassen, denn er ist treu, und seine Gnade ist größer als die Sünde. Das müssen wir lernen, denn wir sind Dickköpfe und lernen es nicht. Aber ich stelle die Frage: Wer ist größer – Gott oder die Sünde? Gott! Und wer siegt am Ende? Gott oder die Sünde? Gott. Ist er in der Lage, auch die größte, die schändlichste, die schrecklichste, die schlimmste Sünde zu überwinden?

Mit welcher Waffe überwindet Gott die Sünde? Mit der Liebe! Das bedeutet »Gott ist König«. Das sind die Worte des Glaubens an einen  Herrn, dessen Macht sich über die Menschheit niederbeugt, sich erniedrigt, um Barmherzigkeit zu schenken und den Menschen von dem zu befreien, was in ihm das schöne Abbild Gottes entstellt, denn wenn wir in der Sünde sind, ist das Abbild Gottes entstellt. Und die Vollendung einer so großen Liebe wird das Reich sein, das von Jesus errichtet wird, jenes Reich der Vergebung und des Friedens, das wir an Weihnachten feiern und das an Ostern endgültig verwirklicht wird. Und die schönste Weihnachtsfreude ist diese innere Freude des Friedens: Der Herr hat meine Sünden ausgelöscht, der Herr hat mir vergeben, der Herr hat mir Barmherzigkeit erwiesen. Er ist gekommen, um mich zu retten. Das ist die Weihnachtsfreude!

Das ist, Brüder und Schwestern, der Grund unserer Hoffnung. Wenn alles zu Ende zu sein scheint, wenn angesichts so vieler negativer Wirklichkeiten der Glaube mühsam wird und die Versuchung kommt zu sagen, dass nichts mehr Sinn hat, dann kommt dagegen die schöne Botschaft, die von diesen schnellen Schritten gebracht wird: Gott kommt, um etwas Neues zu verwirklichen, um ein Reich des Friedens zu errichten. Gott hat »seinen Arm frei gemacht« und kommt, um Freiheit und Trost zu bringen. Das Böse wird nicht für immer triumphieren, der Schmerz hat ein Ende. Die Verzweiflung ist überwunden, denn Gott ist unter uns.

Und auch wir sind ermahnt aufzuwachen, wie Jerusalem, an das der Herr diese Aufforderung richtet: Wir sind aufgerufen, Männer und Frauen der Hoffnung zu werden und uns für das Kommen dieses Reiches des Lichtes einzusetzen, das für alle, Männer und Frauen der Hoffnung, bestimmt ist. Wie schlimm ist es, wenn wir einem Christen begegnen, der die Hoffnung verloren hat! »Ich erhoffe mir nichts, für mich ist alles zu Ende«: So redet ein Christ, der nicht in der Lage ist, Horizonte der Hoffnung zu sehen, und der vor seinem Herzen nur eine Mauer sieht. Aber Gott zerstört diese Mauer durch die Vergebung! Darum müssen wir beten, dass Gott uns jeden Tag die Hoffnung schenken und sie allen schenken möge: jene Hoffnung, die entsteht, wenn wir Gott in der Krippe zu Betlehem sehen.

Die Botschaft der guten Nachricht, die uns anvertraut ist, ist dringend. Auch wir müssen wie der Bote über die Berge eilen, denn die Welt kann nicht warten, die Menschheit hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, Wahrheit und Frieden. Und wenn sie das kleine Kind von Betlehem sehen, werden die Kleinen der Welt wissen, dass die Verheißung sich erfüllt, die Botschaft sich verwirklicht hat. In einem neugeborenen Kind, das bedürftig ist an allem, in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt, ist die ganze Macht Gottes, des Retters, gegenwärtig. Weihnachten ist ein Tag, um das Herz zu öffnen: Wir müssen das Herz öffnen für so viel Kleinheit, die dort in jenem Kind ist, und für ein solches Wunder. Es ist das Wunder des Weihnachtsfestes, auf das wir uns jetzt in der Adventszeit mit Hoffnung vorbereiten. Es ist die Überraschung eines Gottes, der Kind geworden ist, eines armen Gottes, eines schwachen Gottes, eines Gottes, der seine Größe aufgibt, um einem jeden von uns nahe zu sein.

* * *

Einen frohen Willkommensgruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache, die an dieser Audienz teilnehmen. Halten wir uns in dieser Adventszeit bereit, Gott aufzunehmen. Er wendet sich uns immer neu zu, um uns von allem zu befreien, was das schöne Ebenbild Gottes in uns verzerrt. Euch und euren Familien wünsche ich ein glückliches und gesegnetes Weihnachtsfest.

 



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