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JUBILÄUMSPILGERREISE
VON PAPST JOHANNES PAUL II.
 INS HEILIGE LAND (20.-26. MÄRZ 2000)

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

ABENDMAHLSSAAL

Jerusalem
Donnerstag, 23. März 2000

 

1. »Das ist mein Leib.«

Im Abendmahlssaal versammelt, haben wir den Bericht des Evangeliums über das Letzte Abendmahl gehört. Wir haben Worte gehört, die aus den Tiefen des Geheimnisses von der Menschwerdung des Sohnes Gottes emporkommen. Jesus nimmt das Brot, segnet und bricht es, dann reicht er es seinen Jüngern und sagt: »Das ist mein Leib.« Gottes Bund mit seinem Volk steht kurz vor dem Höhepunkt im Opfer seines Sohnes, des menschgewordenen Ewigen Wortes. Die alten Verheißungen stehen kurz vor ihrer Erfüllung: »Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen [. . .] Ja, ich komme, [. . .] um deinen Willen, Gott, zu tun« (Hebr 10,5.7). In der Fleischwerdung wurde der Sohn Gottes, eines Wesens mit dem Vater, Mensch mit einem Leib von der Jungfrau Maria. Und jetzt, in der Nacht vor seinem Tod, sagt er zu seinen Jüngern: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.«

Tief ergriffen, hören wir noch einmal diese Worte, die vor zweitausend Jahren in diesem Abendmahlssaal gesprochen wurden. Seitdem wurden sie – Generation um Generation – von denen wiederholt, die durch das Sakrament der Heiligen Weihen am Priestertum Christi teilhaben. Auf diese Weise ist es Christus selbst, der diese Worte immer wieder durch die Stimme seiner Priester in allen Teilen der Welt spricht.

2. »Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.«

Dem Gebot Christi gehorsam, wiederholt die Kirche diese Worte jeden Tag in der Eucharistiefeier. Sie erheben sich aus den Tiefen des Mysteriums der Erlösung. Bei der Feier des Paschamahls im Abendmahlssaal nahm Jesus den Kelch mit Wein, segnete ihn und reichte ihn seinen Jüngern. Das gehörte zum Paschah-Ritus des Alten Testaments. Christus aber, der Priester des neuen und ewigen Bundes, bediente sich dieser Worte, um das Heilsmysterium seines Leidens und seiner Auferstehung anzukündigen. Unter den Gestalten von Brot und Wein setzte er die sakramentalen Zeichen des Opfers seines Leibes und Blutes ein.

»Heiland der Welt, schenke uns dein Heil; denn durch Tod und Auferstehung hast du uns erlöst.« In jeder heiligen Messe verkünden wir dieses »Geheimnis des Glaubens«: Seit zwei Jahrtausenden speist und kräftigt es die Kirche, die – auf ihrem Pilgerweg zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes – das Kreuz und den Tod des Herrn verkündet, bis er wiederkommt (vgl. Lumen gentium, 8). Petrus und die Apostel sind heute in Gestalt ihrer Nachfolger sozusagen in den Abendmahlssaal zurückgekehrt, um den unveränderlichen Glauben der Kirche zu bekennen: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir , und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.«

3. Die Erste Lesung der heutigen Liturgie führt uns tatsächlich in die Zeit der ersten Christengemeinde zurück: Die Jünger »hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten« (Apg 2,42).

Fractio panis [Brechen des Brotes]. Die Eucharistie ist beides, ein Mahl der Gemeinschaft im neuen und ewigen Bund und das Opfer, das die erlösende Macht des Kreuzes vergegenwärtigt. Von Anfang an war das eucharistische Geheimnis verbunden mit der Lehre und der Gemeinschaft der Apostel sowie mit dem Verkünden des Wortes Gottes, das zuerst durch die Propheten und nun – und für immer – in Jesus Christus gesprochen wurde (vgl. Hebr 1,1–2). Wo immer die Worte »Das ist mein Leib« und das Herabrufen des Heiligen Geistes ausgesprochen werden, wird die Kirche im Glauben der Apostel und in der Einheit gestärkt, die den Heiligen Geist als ihren Ursprung und ihre Bindung hat.

4. Der hl. Paulus, der Völkerapostel, hatte klar erkannt, daß die Eucharistie – als unsere Teilhabe am Leib und Blut Christi – auch ein Geheimnis geistlicher Gemeinschaft in der Kirche ist. »Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot« (1 Kor 10,17). In der Eucharistie bleibt Christus, der Gute Hirt, der sein Leben für seine Schafe hingab, in seiner Kirche gegenwärtig. Was ist die Eucharistie, wenn nicht die sakramentale Präsenz Christi in allen Menschen, die das eine Brot und den einen Kelch miteinander teilen? Diese Präsenz ist der größte Schatz der Kirche.

Durch die Eucharistie baut Christus die Kirche auf. Die Hände, die beim Letzten Abendmahl das Brot für die Jünger brachen, sollten sich kurze Zeit später am Kreuz ausstrecken, um im ewigen Reich des Vaters alle Menschen um ihn zu versammeln. Durch die Feier der Eucharistie hört Christus nicht auf, Männer und Frauen an sich zu ziehen, um sie zu wirkungsvollen Gliedern seines Leibes zu machen.

5. »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis zu kommst in Herrlichkeit.«

Das ist das »Geheimnis des Glaubens«, das wir in jeder Eucharistiefeier bekennen. Jesus Christus, der Priester des neuen und ewigen Bundes, hat die Welt durch sein Blut erlöst. Von den Toten auferstanden, ist er gegangen, im Haus des Vaters einen Platz für uns vorzubereiten. In dem Geist, der uns zu geliebten Kindern Gottes gemacht hat, und in der Einheit des Leibes Christi erwarten wir in freudiger Hoffnung seine Wiederkunft.

Dieses Große Jubiläumsjahr ist eine besondere Gelegenheit für die Priester zum besseren Verständnis des Geheimnisses, das sie am Altar feiern. Aus diesem Grund möchte ich den diesjährigen Brief an die Priester zum Gründonnerstag hier im Abendmahlssaal unterzeichnen, wo das eine Priestertum Jesu Christi, an dem wir alle Anteil haben, eingesetzt wurde.

Durch diese Feier der Eucharistie im Abendmahlssaal in Jerusalem sind wir mit der Kirche aller Zeiten und aller Orte vereint. Mit dem Haupt verbunden, stehen wir in Gemeinschaft mit Petrus und den Aposteln und ihren Nachfolgern durch die Jahrhunderte. Zusammen mit Maria, den Heiligen und Märtyrern und allen Getauften, die in der Gnade des Heiligen Geistes gelebt haben, rufen wir: Marana tha! »Komm, Herr Jesus!« (vgl. Offb 22,17). Führe uns und alle deine Auserwählten zur Fülle der Gnade in dein ewiges Reich. Amen.

 

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