EVANGELII GAUDIUM - page 23

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immer stärker, großherziger und fruchtbarer sei, fordere ich auch jede
Teilkirche auf, in einen entschiedenen Prozess der Unterscheidung, der
Läuterung und der Reform einzutreten.
31. Der Bischof muss immer das missionarische Miteinander in seiner
Diözese fördern, indem er das Ideal der ersten christlichen Gemeinden
verfolgt, in denen die Gläubigen ein Herz und eine Seele waren (vgl.
Apg
4,32). Darum wird er sich bisweilen an die Spitze stellen, um den Weg
anzuzeigen und die Hoffnung des Volkes aufrecht zu erhalten, andere Male
wird er einfach inmitten aller sein mit seiner schlichten und barmherzigen
Nähe, und bei einigen Gelegenheiten wird er hinter dem Volk hergehen, um
denen zu helfen, die zurückgeblieben sind, und – vor allem – weil die Herde
selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu finden. In seiner Aufgabe,
ein dynamisches, offenes und missionarisches Miteinander zu fördern, wird
er die Reifung der vom
Kodex des Kanonischen Rechts
vorgesehenen
Mitspracheregelungen sowie anderer Formen des pastoralen Dialogs
anregen und suchen, in dem Wunsch, alle anzuhören und nicht nur einige,
die ihm Komplimente machen. Doch das Ziel dieser Prozesse der
Beteiligung soll nicht vornehmlich die kirchliche Organisation sein,
sondern der missionarische Traum, alle zu erreichen.
32. Da ich berufen bin, selbst zu leben, was ich von den anderen
verlange, muss ich auch an eine Neuausrichtung des Papsttums denken.
Meine Aufgabe als Bischof von Rom ist es, offen zu bleiben für die
Vorschläge, die darauf ausgerichtet sind, dass eine Ausübung meines
Amtes der Bedeutung, die Jesus Christus ihm geben wollte, treuer ist und
mehr den gegenwärtigen Notwendigkeiten der Evangelisierung entspricht.
Johannes Paul II. bat um Hilfe, um » eine Form der Primatsausübung zu
finden, die zwar keineswegs auf das Wesentliche ihrer Sendung verzichtet,
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Vgl. Canones 460-468; 492-502; 511-514; 536-537.
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