EVANGELII GAUDIUM - page 78

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Evangelisierung neuer Kulturen oder solcher, die die christliche
Verkündigung noch nicht aufgenommen haben, darauf verzichten,
zusammen mit dem Angebot des Evangeliums eine bestimmte Kulturform
durchsetzen zu wollen, so schön und alt sie auch sein mag. Die Botschaft,
die wir verkünden, weist immer irgendeine kulturelle Einkleidung vor, doch
manchmal verfallen wir in der Kirche der selbstgefälligen Sakralisierung
der eigenen Kultur, und damit können wir mehr Fanatismus als echten
Missionseifer erkennen lassen.
118. Die Bischöfe Ozeaniens haben gefordert, dass die Kirche dort »ein
Verständnis und eine Darstellung der Wahrheit Christi entwickelt, welche
die Traditionen und Kulturen der Region einbezieht«. Sie haben alle
Missionare ermahnt, »in Harmonie mit den einheimischen Christen zu
wirken, um sicherzustellen, dass der Glaube und das Leben der Kirche
sich in legitimen, jeder einzelnen Kultur angemessenen Form ausdrückt«.
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Wir können nicht verlangen, dass alle Völker aller Kontinente in ihrem
Ausdruck des christlichen Glaubens die Modalitäten nachahmen, die die
europäischen Völker zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte
angenommen haben, denn der Glaube kann nicht in die Grenzen des
Verständnisses und der Ausdrucksweise einer besonderen Kultur
eingeschlossen werden.
95
Es ist unbestreitbar, dass eine einzige Kultur das
Erlösungsgeheimnis Christi nicht erschöpfend darstellt.
Alle sind wir missionarische Jünger
119. In allen Getauften, vom ersten bis zum letzten, wirkt die heiligende
Kraft des Geistes, die zur Evangelisierung drängt. Das Volk Gottes ist heilig
in Entsprechung zu dieser Salbung, die es „
in credendo
“
unfehlbar
macht.
94
J
OHANNES
P
AUL
II.,
Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Ecclesia in Oceania
(22. November
2001), 17:
AAS
94 (2002), 385.
95
Vgl. D
ERS
., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Ecclesia in Asia
(6. November 1999), 20:
AAS
92 (2000), 478-482.
1...,68,69,70,71,72,73,74,75,76,77 79,80,81,82,83,84,85,86,87,88,...185
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