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HEILIGE KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE

 

Normen für die Durchführung des Verfahrens zur Auflösung des Ehebandes zugunsten des Glaubens (in favorem fidei)

 

SACRA CONGREGATIO PRO DOCTRINA FIDEI

Heilige Kongregation für die Glaubenslehre

NORMAE PROCEDURALES
PRO CONFICIENDO PROCESSU
DISSOLUTIONIS VINCULI MATRIMONIALIS
IN FAVOREM FIDEI
*

Verfahrensnormen für die Durchführung des Verfahrens zur Auflösung des Ehebandes zugunsten des Glaubens (in favorem Fidei) *

Art. 1

Processum, concessioni gratiae dissolutionis matrimonii legitimi praemittendum, conficit loci Ordinarius competens iuxta praescriptum Litt. Ap. Causas matrimoniales, IV § 1, vel per se, vel per alium ecclesiasticum virum ab eo delegatum. De facta delegatione aut commissione constare debet in actis ad S. Sedem transmittendis.

Art. 1

Das Verfahren, das der Gewährung des Gnadenerweises der Auflösung einer rechtmäßigen Ehe vorausgehen muss, führt der Ortsordinarius, der gemäß der Vorschrift des Apostolischen Schreibens Causas matrimoniales, IV, § 1, zuständig ist, entweder selbst oder durch einen anderen von ihm delegierten Kleriker durch. Die erfolgte Delegation oder Beauftragung muss in den Akten, die dem Hl. Stuhl zu übersenden sind, festgehalten werden.

Art. 2

Deducta non simpliciter asseri sed et probari debent iuxta Iuris Canonici praescripta sive documentis sive testium fide dignorum depositionibus.

Art. 2

Ausführungen dürfen nicht einfach behauptet werden, sondern müssen entweder durch Dokumente oder durch Aussagen glaubwürdiger Zeugen gemäß den Vorschriften des Kanonischen Rechts bewiesen werden.

Art. 3

Documenta tum originalia tum in authentico exemplari exhibita ab ipso Ordinario vel Iudice delegato recognosci debent.

Art. 3

Sowohl originale als auch in authentischer Kopie vorgelegte Dokumente müssen vom Ordinarius selbst oder vom delegierten Richter geprüft werden.

Art. 4

§ 1. In interrogationibus praeparandis, quae partibus et testibus proponi debent, etiam opera Defensoris Vinculi vel alterius ad hoc munus explendum in singulis casibus delegati adhiberi debet; et de hac delegatione in actis mentio facienda est.

§ 2. Testes antequam interrogentur iurare debent de veritate dicenda.

§ 3. Ordinarius vel eius Delegatus interrogationes iam paratas proponat, aliasque adiungat, quas ad res melius cognoscendas opportunas iudicet, vel ipsa responsa iam data suggerant.

Cum partes vel testes de alienis factis deponunt, Iudex interroget etiam de causa seu de origine scientiae.

§ 4. Iudex enixe curare debet ut interrogationes ac datae responsiones accurate a Notario conscribantur et subscribantur a teste.

Art. 4

§ 1. Zur Vorbereitung der Fragen, die den Parteien und Zeugen vorgelegt werden müssen, ist auch die Mitarbeit des Ehebandverteidigers oder eines anderen, der in den einzelnen Fällen zur Erfüllung dieser Aufgabe delegiert ist, heranzuziehen; auch diese Delegation ist in den Akten zu erwähnen.

§ 2. Bevor Zeugen befragt werden, müssen sie einen Eid ablegen, die Wahrheit zu sagen.

§ 3. Der Ordinarius oder sein Delegat soll die schon vorbereiteten Fragen stellen; er kann auch andere anfügen, die er zu besseren Beurteilung der Sachlage für angemessen hält oder die die schon gegebenen Antworten nahelegen.

Wenn Parteien oder Zeugen über Angelegenheiten Dritter aussagen, soll der Richter auch nach dem Grund und dem Ursprung des Wissens fragen.

§ 4. Der Richter muss eifrig dafür sorgen, dass die Fragen und die Antworten, die gegeben werden, vom Notar sorgfältig aufgeschrieben und vom Zeugen unterzeichnet werden.

Art. 5

§ 1. Si testis aliquis acatholicus coram sacerdote catholico se sistere ac deponere renuat, poterit acceptari documentum continens depositionem super hac re coram publico notario, vel persona fide digna, a teste peractam; quod expressis verbis in actis adnotandum est.

§ 2. Iudex ordinarius vel delegatus ad decernendum num huic documento fides sit adhibenda, testes iuratos inducat, praesertim catholicos, qui testem acatholicum bene noverint, ac de eius veracitate testimonium ferre velint et valeant.

§ 3. Etiam ipse Iudex suum exprimat votum circa fidem huic documento praestandam.

Art. 5

§ 1. Wenn irgendein nichtkatholischer Zeuge sich weigert, vor einem katholischen Priester zu erscheinen oder auszusagen, kann man auch ein Dokument akzeptieren, das die vom Zeugen vor einem öffentlichen Notar oder einer glaubwürdigen Person gemachte Aussage über diese Sache enthält; dies ist ausdrücklich in den Akten festzuhalten.

§ 2. Der ordentliche oder delegierte Richter soll zur Entscheidung, ob diesem Dokument Glauben zu schenken sei, vereidigte Zeugen, besonders Katholiken, beiziehen, die den nichtkatholischen Zeugen gut kennen und für seine Wahrhaftigkeit Zeugnis geben wollen und können.

§ 3. Auch der Richter selbst soll eine Stellungnahme über den Glauben, der diesem Dokument zu schenken ist, abgeben.

Art. 6

§ 1. Carentia baptismi in alterutro coniuge ita demonstranda est ut omne prudens dubium amoveatur.

§ 2. Ipse coniux, qui se non baptizatum dicit, sub iuramento, si fieri potest, interrogetur.

§ 3. Insuper excutiantur testes et praesertim coniugis parentes et consanguinei, aliique, speciatim qui tempore infantiae ei adstiterunt et totum eius vitae cursum noverunt.

§ 4. Testes interrogandi sunt non unice de ipsa baptismi carentia sed etiam de circumstantiis, ex quibus credibile et probabile appareat baptismum non fuisse collatum.

§ 5. Curandum est ut consulantur quoque libri baptizatorum in locis ubi pars, quae dicitur non baptizata, infantili aetate vixisset; praesertim in ecclesiis quas ipsa frequentaverit ad acquirendam religiosam institutionem, vel in qua matrimonium celebraverit.

Art. 6

§ 1. Das Fehlen der Taufe bei einem der Ehegatten muss so aufgezeigt werden, dass jeder vernünftige Zweifel beseitigt wird.

§ 2. Der Ehegatte selbst, der aussagt, nicht getauft zu sein, soll, wenn möglich, unter Eid befragt werden.

§ 3. Einvernommen werden sollen darüber hinaus Zeugen und vor allem die Eltern und Verwandten des Ehegatten sowie andere, besonders wer ihm zur Kinderzeit nahestand und seinen ganzen Lebenslauf kennt.

§ 4. Die Zeugen sind nicht allein über das Fehlen der Taufe selbst zu befragen, sondern auch über die Umstände, aufgrund derer es glaubwürdig und wahrscheinlich erscheint, dass die Taufe nicht gespendet wurde.

§ 5. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass an den Orten, wo die als ungetauft bezeichnete Partei im Kindesalter gelebt hat, die Taufbücher eingesehen werden, besonders in den Kirchen, die sie zum Religionsunterricht besucht hat oder in der sie die Ehe geschlossen hat.

Art. 7

§ 1. Si quo tempore gratia solutionis petitur, coniux qui non baptizatus exstabat, ad baptismum iam admissus fuerit, processus saltem summarius institui debet, cum interventu Defensoris Vinculi, de non usu matrimonii post baptismum sic susceptum.

§ 2. Ipse coniux sub iuramento interrogetur num post separationem a coniuge aliquam et qualem cum ipso habuerit relationem, et praesertim an post baptismum cum comparte contactus matrimoniales habuerit.

§ 3. Sed et altera pars circa matrimonii non consummationem sub iuramento, si fieri possit, erit interroganda.

§ 4. Testes praeterea, praesertim inter consanguineos et amicos inducendi sunt et audiendi, pariter iurati, non tantum circa ea, quae post partium separationem et praesertim post baptismum evenerunt, sed etiam circa coniugum probitatem et veracitatem, seu circa fidem, quam eorum depositiones mereantur.

Art. 7

§ 1. Wenn zu der Zeit, zu der der Gnadenerweis der Auflösung erbeten wird, der ehemals ungetaufte Ehegatte schon zur Taufe zugelassen worden ist, muss unter Beteiligung des Ehebandverteidigers ein zumindest summarisches Verfahren über den Nichtvollzug der Ehe im Anschluss an die so empfangene Taufe durchgeführt werden.

§ 2. Der Ehegatte selbst soll unter Eid befragt werden, ob er nach der Trennung vom anderen Gatten irgendeine Beziehung mit ihm hatte, gegebenenfalls welcher Art, und vor allem ob er nach der Taufe mit dem Partner eheliche Kontakte hatte.

§ 3. Aber auch die andere Partei ist, wenn möglich, unter Eid über den Nichtvollzug der Ehe zu befragen.

§ 4. Außerdem sind Zeugen, besonders aus dem Kreis der Verwandten und Freunde, zu benennen; diese sind, ebenfalls unter Eid, nicht nur darüber zu hören, was sich nach der Trennung der Parteien und vor allem nach der Taufe ereignet hat, sondern auch über die Redlichkeit und Wahrhaftigkeit der Ehegatten, also über den Glauben, den ihre Aussagen verdienen.

Art. 8

Orator, si conversus et baptizatus fuerit, interrogetur de tempore et animo, quo ad baptismum suscipiendum vel ad conversionem inductus fuerit.

Art. 8

Wenn der Bittsteller sich bekehrt hat und getauft wurde, soll man ihn über die Zeit und über den Grund befragen, durch den er zum Empfang der Taufe oder zur Konversion angeregt wurde.

Art. 9

§ 1. In eodem casu, Iudex parochum, aliosque sacerdotes, qui in doctrina fidei tradenda ac in conversione paranda ei praesto fuerint, interroget de rationibus, quibus orator inductus fuerit ad baptismum suscipiendum.

§ 2. Preces ad S. Congregationem pro Doctrina Fidei Ordinarius numquam dirigat, nisi quaevis rationabilis suspicio de conversionis sinceritate amota fuerit.

Art. 9

§ 1. In dem selben Fall soll der Richter den Pfarrer und andere Priester, die ihm in der Weitergabe der Glaubenslehre und in der Vorbereitung der Konversion geholfen haben, über die Gründe befragen, durch die der Bittsteller zum Empfang der Taufe angeregt wurde.

§ 2. Keinesfalls soll der Ordinarius eine Bittschrift an die Hl. Kongregation für die Glaubenslehre weiterleiten, wenn nicht jeglicher vernünftige Verdacht bezüglich der Ernsthaftigkeit der Konversion beseitigt wurde.

Art. 10

§ 1. Iudex Ordinarius vel Delegatus interroget oratorem testesque de causa separationis vel divortii, an scilicet ab oratore posita fuerit vel non.

§ 2. Iudex adducat in actis exemplar authenticum divortii.

Art. 10

§ 1. Der richtende Ordinarius oder der Delegierte Richter soll den Bittsteller und die Zeugen nach dem Grund der Trennung bzw. der Scheidung befragen, also ob diese vom Bittsteller veranlasst wurde oder nicht.

§ 2. Der Richter soll in die Akten eine authentische Kopie des Scheidungsurteils aufnehmen.

Art. 11

Iudex vel Ordinarius referat an ex matrimonio vel ex concubinatu orator prolem susceperit et quomodo eiusdem religiosae educationi providerit, aut providere intendat.

Art. 11

Der Richter oder der Ordinarius soll berichten, ob der Bittsteller aus der Ehe oder aus dem Konkubinat Nachkommen empfangen hat und wie er für deren religiöse Erziehung Vorsorge getroffen hat bzw. treffen will.

Art. 12

Iudex vel Ordinarius pariter referat quomodo orator coniugi relicto et proli, forte susceptae, aeque, secundum leges iustitiae consuluerit vel consulere in animo habeat.

Art. 12

Ebenso soll der Richter oder der Ordinarius berichten, wie der Bittsteller gemäß den Gesetzen der Gerechtigkeit angemessen für den verlassenen Ehegatten und die eventuellen Nachkommen gesorgt hat bzw. zu sorgen vorhat.

Art. 13

Ordinarius vel Iudex Delegatus informationes colligat circa coniugem acatholicum, ex quibus deduci valeat an restauratio vitae coniugalis sperari possit; nec referre omittat an pars acatholica post divortium novas nuptias attentaverit.

Art. 13

Der Ordinarius oder der Delegierte Richter sollen Informationen über den nichtkatholischen Ehegatten sammeln, aus denen abgeleitet werden kann, ob eine Wiederaufnahme des ehelichen Lebens erhofft werden kann; auch unterlasse er es nicht, zu berichten, ob die nichtkatholische Partei nach der Scheidung eine neue Eheschließung versucht hat.

Art. 14

Ordinarius expressis verbis referat an ex gratia forte concedenda aliquod scandali, admirationis vel calumniosae interpretationis periculum timendum sit, apud tum catholicos tum acatholicos, quasi Ecclesia divortiorum usui sua praxi faveat; expositis etiam circumstantiis, quae periculum in casu probabile reddant vel excludant.

Art. 14

Der Ordinarius soll ausdrücklich berichten, ob aus einer eventuellen Gewährung des Gnadenerweises irgendeine Gefahr eines Ärgernisses, der Verwunderung oder einer schädlichen Deutung, als ob die Kirche durch ihre Praxis den Gebrauch der Scheidung fördern würde, zu befürchten ist, und zwar sowohl bei Katholiken als auch bei Nichtkatholiken; dabei soll er auch die Umstände darlegen, die die Gefahr im konkreten Fall wahrscheinlich machen oder ausschließen.

Art. 15

Causas, quae gratiae concessionem suadeant in singulis casibus exprimat Ordinarius, simul semper addendo an orator novum matrimonium quovis modo iam attentaverit vel in concubinatu vivat. Idem Ordinarius de adimpletis pro concessione gratiae condicionibus adamussim referat et, si cautiones, de quibus in n. I, sub litt. c) [1] datae sint; harum authenticum documentum remittat.

Art. 15

Der Ordinarius soll die Gründe zum Ausdruck bringen, die die Gewährung des Gnadenerweises im jeweiligen Fall nahelegen; dabei ist zugleich immer hinzuzufügen, ob der Bittsteller schon auf irgendeine Weise eine neue Eheschließung versucht hat oder im Konkubinat lebt. Ebenso soll der Ordinarius genau über die Erfüllung der Bedingungen für die Gewährung des Gnadenerweises berichten, wie auch darüber, ob die verbindlichen Erklärungen nach n. I, c) [1] abgegeben wurden; über diese soll er ein authentisches Dokument übermitteln.

Art. 16

Ordinarius preces ad S. Congregationem pro Doctrina Fidei, omnia acta et informationes, tribus exemplaribus, remittat, de quibus omnibus respondere tenetur.

Art. 16

Der Ordinarius soll die Bittschrift sowie alle Akten und Informationen in dreifacher Ausfertigung der Hl. Kongregation für die Glaubenslehre übermitteln; für sie alle zeichnet er verantwortlich.

* Documenta, 67-71. * Documenta 67-71
[1] «Ut persona non baptizata vel baptizata extra Ecclesiam catholicam libertatem facultatemque parti catholicae relinquat profitendi propriam religionem atque catholice baptizandi educandique filios: quae condicio, cautionis forma, in tuto ponenda est». [1] «Dass die nicht getaufte oder außerhalb der katholischen Kirche getaufte Person dem katholischen Partner die Freiheit und die Möglichkeit lässt, den eigenen Glauben zu bekennen und die Kinder katholisch zu taufen und zu erziehen: diese Bedingung ist in Form einer verbindlichen Erklärung sicherzustellen».