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SCHREIBEN AN DIE KATHOLISCHE HIERARCHIE
ANLÄSSLICH DER
"KOLLEKTE PRO TERRA SANCTA"

FASTENZEIT 2009

 

Exzellenz, Hochwürdigster Herr Bischof,

Es ist mir eine Freude, mich auch dieses Jahr an Sie und an die Gläubigen dieses Teils des Gottesvolkes zu wenden, um das Mitgefühl für die christlichen Brüder im Heiligen Land zu unterstützen, die sich zusammen mit den Bewohnern weiter Regionen des Nahen Ostens seit langem nach dem immer wieder bedrohten Frieden und nach Ruhe sehnen.

Die Gesamtkirche verfolgt mit großer Sorge die durch verschiedene schwerwiegende Probleme instabil gewordene Situation. Das Hauptproblem ist der fehlende Friede. So ist in der Tat die Weihnachtsfreude von der gewaltsamen Wiederaufnahme der Feindseligkeiten im Gazastreifen verletzt worden. Unter den zahllosen Opfern befinden sich viele völlig unschuldige Kinder. Nach der ermutigenden geistlichen und materiellen Unterstützung, die die christliche Bevölkerung von den Pilgern erhalten hat, deren Zahl im Jahr 2008 sogar höher lag als jene des Jubiläumsjahres 2000, ist gerade zu Weihnachten die von dem Kind aus Betlehem bereitete Hoffnung verdunkelt worden.

Während der Generalversammlung der Bischofssynode im vergangenen Oktober hatten die Patriarchen und Großerzbischöfe der Ostkirchen dem Heiligen Vater einen vom Wort Gottes inspirierten leidenschaftlichen Friedensappell in die Hände gelegt: In der Tat hat uns der Apostel Paulus die aufsehenerregende Gewißheit zukommen lassen, daß “Christus unser Friede ist” (Eph 2,14). Dieser Friedensappell, der an die ganze Welt gerichtet ist, behält seine volle Aktualität.

Aber vor allem stärkt Papst Benedikt XVI. beständig die Christen und alle Bewohner des Heiligen Landes mit Worten und Gesten, aus denen seine außerordentliche Sorge spricht, verbunden mit seinem Wunsch, sich als Pilger auf die historischen Spuren Jesu zu begeben. Am Tag der Geburt des Herrn und dann am Hochfest der Gottesmutter Maria ist er vor der Welt für den Frieden in jenem Land eingetreten. Ein ganz einzigartiges Echo hat die Sorge des Papstes in der Begegnung mit den beim Heiligen Stuhl akkredidierten Botschaftern von einhundertsiebenundsiebzig Nationen zu Beginn des neuen Jahres gefunden. Der Papst sagte: «Die Geburt Christi in der armseligen Grotte von Betlehem veranlaßt uns natürlich, auf die Situation im Nahen Osten und an erster Stelle im Heiligen Land hinzuweisen, wo wir in diesen Tagen einen neuerlichen Gewaltausbruch erleben, der unermeßliche Schäden und Leiden für die Zivilbevölkerung zur Folge hat... Einmal mehr möchte ich wiederholen, daß die militärische Option keine Lösung ist und daß Gewalt, von wo und in welcher Form auch immer sie erfolgt, scharf verurteilt werden muß» (L’Osservatore Romano, 9. Januar 2009, S. 8).

Die von der Gewalt aufgerissene Wunde verschärft das Problem der Emigration, welche die christliche Minderheit unerbittlich ihrer besten Ressourcen für die Zukunft beraubt. Das Heilige Land, das die Wiege des Christentums war, läuft Gefahr, bald ein Land ohne Christen zu sein.

Bereits bei der Generalaudienz vom Mittwoch, den 1. Oktober 2008, hatte der Heilige Vater Benedikt XVI. mit aller Klarheit den biblischen Ursprung der aufmerksamen Sorge für das Heilige Land unterstrichen: «Wir sind vielleicht nicht mehr imstande, die Bedeutung, die Paulus und seine Gemeinden dem Sammeln von Geld für die Armen von Jerusalem beimaßen, voll zu begreifen. Es handelte sich um eine im Gesamtbild der religiösen Aktivitäten völlig neue Initiative: Sie war nicht verpflichtend, sondern freiwillig und spontan; alle von Paulus im Westen gegründeten Kirchen nahmen daran teil. Die Geldsammlung war Ausdruck der Bringschuld ihrer Gemeinden für die Mutterkirche in Palästina, von der sie das unfaßbare Geschenk des Evangeliums erhalten hatten». Der Papst fügte hinzu: «Die Bedeutung, die Paulus dieser Geste des Teilens beimißt, ist so groß, daß er sie nicht einfach “Geldsammeln” nennt: Für ihn ist es vielmehr “Dienst”, “Segen”, “Liebe”, “Gnade”, ja “Liturgie” (vgl. 2 Kor 9). Besonders überrascht dieser letztgenannte Begriff, der dem Sammeln von Geld auch einen kultischen Wert zuerkennt: Es ist einerseits liturgischer Gestus oder “Dienst”, der von jeder Gemeinde Gott dargebracht wird, und andererseits eine für das Volk vollzogene Handlung der Liebe» (L’Osservatore Romano, 2. Oktober 2008, S. 1).

Die Kongregation für die Orientalischen Kirchen kümmert sich im Namen des Heiligen Vaters um die kirchliche Gemeinschaft im Heiligen Land und macht sich deshalb zum Sprachrohr seiner liebevollen Sorge, wenn sie neuerlich alle Katholiken dazu auffordert, auch materiell zur dringend benötigten Hilfe für die Heiligen Stätten beizutragen. Und es ist ihr eine Ehre, alle, die sich am kommenden Karfreitag mit ganzem Herzen an der traditionellen Kollekte für das Heilige Land beteiligen werden, der tiefen Dankbarkeit des Papstes und seines Gebets zu versichern.

Die Kirchen des lateinischen Ritus und der verschiedenen orientalischen Riten, die in den Genuß dieser unentbehrlichen Hilfe kommen, bringen ihre Dankbarkeit im ständigen Gebet für die Teilkirchen der ganzen Welt zum Ausdruck.

Auf der Pilgerfahrt zu den Heiligen Stätten, die ich vom 24. Februar bis 2. März 2008 unternahm, konnte ich mich von diesen Gefühlen überzeugen und mit Freude die Einheit der Absichten von Hirten und Gläubigen in der kirchlichen Sendung und ihre ökumenische und interreligiöse Feinfühligkeit feststellen. Überall habe ich die teilnehmende Sorge dieses Dikasteriums und der Kirche in der Gewißheit zugesagt, daß ich von allen katholischen Bischöfen die Freigebigkeit, die sie stets gegenüber Jerusalem und dem Land des Herrn Jesus gezeigt haben, weiterhin zugesichert erhalte.

Zur entsprechenden Information lege ich ein von der Kustodie des Heiligen Landes erstelltes Dokument und eine Anmerkung dieser Kongregation bei, wo die Projekte aufgeführt sind, die dank der Kollekte des Jahres 2008 verwirklicht werden konnten.

Zusammen mit der ganzen katholischen Gemeinde der Heiligen Stätten darf ich auf Sie und auf alle Mitarbeiter die Gunst dessen herabrufen, der “einen fröhlichen Geber liebt” (2 Kor 9,7), und verbleibe im Geist bischöflicher Brüderlichkeit

Ihr im Herrn ergebenster

Leonardo Kard. Sandri
Präfekt

Antonio Maria Vegliò
Erzbischof Sekretär

 

  

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