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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN
DOMINGOS DIAS PEREIRA MASCARENHAS,
NEUER BOTSCHAFTER
VON KAP VERDE*

Clementina-Saal
Donnerstag, 18. Mai 2006


 

Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz anläßlich der Übergabe des Beglaubigungsschreibens, das Sie als außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter von Kap Verde beim Heiligen Stuhl akkreditiert. Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, die Sie soeben an mich gerichtet haben, und für die Grüße von seiten des Präsidenten der Republik, Seiner Exzellenz Pedro Verona Rodrigues Pires. Ich möchte Sie meinerseits bitten, ihm im Gegenzug meine aufrichtigen Wünsche des Segens und des Wohlergehens für seine Person und für die Gesamtheit des kapverdischen Volkes zu übermitteln.

Wie Sie in Ihrer Ansprache betonten, ist die Kirche auf den Kapverdischen Inseln bereits seit mehreren Jahrhunderten anwesend; dies hat den christlichen Glauben zu einem wesentlichen Bestandteil der Kultur und des geistlichen Erbes der Bevölkerung gemacht. Auch ist es wichtig, daß die Beziehungen zwischen Kirche und Staat sich harmonisch und mit Achtung ihrer Unabhängigkeit voneinander entwickeln, denn sie stehen alle beide – wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen – im Dienst der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung derselben Personen, auf der Suche nach dem Gemeinwohl.

Wie Sie wissen, Herr Botschafter, möchte die katholische Kirche zur ganzheitlichen Entwicklung der Völker beitragen. In der Tat muß die Armut, in der so viele Männer und Frauen leben, an das menschliche Gewissen appellieren. Sie stellt alle vor das dramatische Problem der Gerechtigkeit.

Unterentwicklung ist keine Fügung des Schicksals. Man muß ihr entschlossen und beharrlich entgegentreten, denn die Entwicklung ist, wie das Lehramt der Kirche oft in Erinnerung gerufen hat, nicht nur ein dringender Wunsch, sondern ein Recht: »Die Zusammenarbeit für die Entwicklung des ganzen Menschen und jedes Menschen ist ja eine Pflicht aller gegenüber allen« (Enzyklika Sollicitudo Rei Socialis, 32).

Daher ist es notwendig, daß eine echte Solidarität gerechtere Beziehungen zwischen den Nationen sowie ihre menschliche und geistliche Entwicklung fördert. Solidarität muß nämlich nicht nur innerhalb der Gesellschaft geübt werden, sondern auch zwischen den Völkern, denn um einen Raum zu schaffen für Frieden und Stabilität, der wirtschaftliches Wachstum und politisches Gleichgewicht zuläßt, ist die vertrauensvolle und mutige Zusammenarbeit unerläßlich.

Daher wünsche ich von Herzen, daß die internationale Solidarität, vor allem zugunsten von Afrika, einen neuen Aufschwung erleben möge, damit dieser so schwer geprüfte Kontinent mit Entschiedenheit den Weg der ganzheitlichen Entwicklung, der Versöhnung und des Friedens einschlagen kann.

Außerdem tragen die vielfältigen Schwierigkeiten, die der afrikanische Kontinent kennt, dazu bei, das Phänomen der Migration auszuweiten und die sich daraus ergebenden schwerwiegenden Probleme zu verschärfen. Wie Sie, Herr Botschafter, soeben hervorgehoben haben, wurde eine beachtliche Zahl von Kapverdiern auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in die Emigration gedrängt.

Gewiß, die Einwanderungsländer haben die Pflicht, die Immigranten brüderlich aufzunehmen und Gesetze zu erlassen, die ihre würdevolle Eingliederung in die Gesellschaft fördern, unter gleichzeitiger Achtung ihrer rechtmäßigen Identität.

Aber es ist ebenso notwendig, die sozio-ökonomischen Ungleichheiten und die Gefahren einer ungeregelten Globalisierung in Betracht zu ziehen, ebenso wie Situationen der Gewalt oder Verletzungen der Menschenrechte, die wichtige Migrationsfaktoren sind. Die internationale Solidarität sollte es jedem Menschen erlauben, im eigenen Land in Würde zu leben und die vom Schöpfer empfangenen Gaben zur Anwendung zu bringen.

Durch Ihre Vermittlung, Herr Botschafter, möchte ich meinen herzlichen Gruß auch an die Bischöfe Ihres Landes und an die gesamte katholische Gemeinschaft richten. Die jüngst erfolgte Errichtung der Diözese Mindelo ist ein Zeichen ihrer Lebendigkeit.

Den Katholiken wünsche ich also, ihr Engagement zusammen mit allen ihren Mitbürgern mutig fortzusetzen, um eine immer gerechtere und brüderlichere Gesellschaft aufzubauen.

In diesem Augenblick, in dem Eure Exzellenz Ihre Sendung beim Heiligen Stuhl beginnen, spreche ich Ihnen meine besten Wünsche aus für die edle Aufgabe, die Sie erwartet. Bei meinen Mitarbeitern werden Sie stets das aufmerksame Entgegenkommen und das freundliche Verständnis finden, dessen Sie bedürfen.

Auf Eure Exzellenz, auf Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter, das kapverdische Volk und seine Regierenden rufe ich von ganzem Herzen den reichen Segen des Allerhöchsten herab.


*L'Osservatore Romano n. 32-33 p. 8.

 

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