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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE VON HONDURAS
ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Donnerstag, 26. Juni 2008

 

Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

1. Mit großer Freude empfange euch an diesem Vormittag. Ich danke dem Herrn, daß ich euch begegnen darf, um die Pläne und Hoffnungen, die Sorgen und Schwierigkeiten, die ihr als Hirten der Kirche im Herzen tragt, mit euch allen zu teilen. Die katholische Gemeinschaft von Honduras wurde innerhalb kurzer Zeit mit der Weihe von fünf neuen Bischöfen gesegnet; der Herr möge erwirken, daß dieser »Ad-limina«-Besuch, der 25 Jahre nach der Pastoralreise von Papst Johannes Paul II. in euer Land stattfindet, dazu beitrage, die engen Bande der Gemeinschaft zwischen euch und dem Nachfolger des Petrus noch weiter zu festigen, damit ihr mit neuem Eifer die Sendung wieder aufnehmt, die der Herr euch anvertraut hat.

Ich möchte Herrn Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga, dem Erzbischof von Tegucigalpa und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, aufrichtig für die freundlichen Worte danken, mit denen er mir eure Zuneigung und Treue zum Ausdruck gebracht hat, ebenso wie die der Priester, Ordensleute und Gläubigen in euren Diözesen. Sie alle, besonders aber jene, die unter Armut, Gewalt oder Krankheit leiden müssen, schließe ich in mein Gebet ein und versichere sie meiner ganzen Wertschätzung und geistlichen Nähe.

2. Das Volk von Honduras zeichnet sich durch eine tiefe Religiosität aus, die unter anderem in zahlreichen tief verwurzelten Formen der Volksfrömmigkeit zum Ausdruck kommt. Wenn sie entsprechend von Elementen gereinigt sind, die nichts mit dem Glauben zu tun haben, müssen sie ein wertvolles Mittel zur Verkündigung des Evangeliums sein. Andererseits stiften – in Honduras ebenso wie andernorts – die Verbreitung des Säkularismus wie auch der Proselytismus der Sekten bei vielen Gläubigen Verwirrung. Darüber hinaus führen sie zum Verlust des Bewußtseins der Zugehörigkeit zur Kirche.

Die Wahrnehmung der enormen Schwierigkeiten, die sich eurer pastoralen Sendung entgegenstellen, darf euch nicht entmutigen, sondern sie muß als Ansporn zu einer breit angelegten und mutigen Evangelisierungsarbeit dienen, die sich nicht so sehr auf die Wirksamkeit materieller Mittel oder menschlicher Pläne stützt als vielmehr auf die Kraft des Wortes Gottes (vgl. Hebr 4,12), das im Glauben angenommen, in Demut gelebt und mit Treue verkündet wird.

Als Nachfolger der Apostel seid ihr zu der hohen Sendung berufen, »das Werk Christi, des ewigen Hirten, durch alle Zeiten fortzusetzen« (Christus Dominus, 2). Christus ist zweifellos das Herz der Evangelisierung (vgl. Pastores gregis, 27), daher drängt euch die Liebe zu ihm und zu den Menschen, seine Botschaft bis in die äußersten Winkel eurer geliebten Nation zu tragen, damit alle zu der persönlichen und innigen Begegnung mit dem Herrn gelangen können, die der Anfang eines wahren christlichen Lebens ist (vgl. Deus caritas est, 1).

3. Bei dieser dringenden Aufgabe, die Frohbotschaft des Heils zu verkünden, könnte ihr auf die unschätzbare Hilfe eurer Priester zählen. Sie sind die ersten Mitarbeiter eurer Hirtensendung und müssen daher auch die vorrangigen Empfänger eurer väterlichen, brüderlichen und freundschaftlichen Fürsorge sein, indem ihr ihrem geistlichen Leben und ihren materiellen Bedürfnissen Aufmerksamkeit schenkt. Ebenso ist die Sorgfalt und die Aufmerksamkeit, mit der ihr die Ausbildung der Seminaristen verfolgt, ein beredter Ausdruck eurer Liebe zum Priestertum. Mit Vertrauen in den Herrn und mit Großherzigkeit sollt ihr dem Seminar stets die besten Ausbilder und angemessene materielle Mittel zur Verfügung stellen, damit die zukünftigen Priester jene menschliche, geistliche und priesterliche Reife erlangen, die die Gläubigen brauchen und die sie mit Recht von ihren Hirten erwarten dürfen.

Trotzdem die Zahl der Berufungen in letzter Zeit zugenommen hat, ist der Priestermangel in euren Teilkirchen zu Recht eine eurer Hauptsorgen. Daher muß das Bemühen, unter den jungen Menschen Berufungen zu erwecken, ein vorrangiges Ziel eurer Pastoralpläne sein, in die alle Diözesangemeinschaften und Pfarrgemeinden eingebunden sein müssen. In diesem Sinne ermutige ich euch, das persönliche und gemeinschaftliche Gebet zu fördern. Es ist ein Gebot des Herrn (vgl. Mt 9,38), und darüber hinaus ist es notwendig, um die eigene Berufung zu entdecken und einer großherzigen Antwort auf sie Vorschub zu leisten. Der großen Evangelisierungsarbeit, die die Ordensgemeinschaften durchführen, muß ich meine Anerkennung aussprechen. Sie bereichern eure Diözesen mit der Anwesenheit ihrer besonderen Charismen, und ihr sollt ihre Mitarbeit auch weiterhin fördern, im Geiste wahrer kirchlicher Gemeinschaft.

4. Ich möchte auch die bedeutende Rolle hervorheben, die die katholischen Laien von Honduras in den Pfarreien übernehmen, als Katecheten und Verkünder des Wortes. Ein wichtiger Aspekt des Hirtendienstes besteht darin, sich unermüdlich dafür einzusetzen, daß die Gläubigen sich immer mehr bewußt werden, daß sie kraft ihrer Taufe und Firmung berufen sind, die Fülle der Liebe zu leben, indem sie an der Heilssendung der Kirche teilnehmen (vgl. Lumen gentium, 33). Durch das Zeugnis ihres christlichen Lebens können sie in alle Bereiche der Gesellschaft das Licht der Botschaft Christi bringen und diejenigen zur kirchlichen Gemeinschaft hinziehen, deren Glaube schwächer geworden ist oder die ihr fernstehen. Die gläubigen Laien müssen daher ihre Beziehung zu Gott vertiefen und eine solide Ausbildung bekommen, besonders in bezug auf die Soziallehre der Kirche. Auf diese Weise können sie wie ein Sauerteig ihrer Sendung nachkommen, die Gesellschaft nach dem Willen Gottes umzugestalten (vgl. ebd., 31).

Ein Bereich, der besonderer pastoraler Aufmerksamkeit bedarf, sind auch die Ehe und die Familie, denn ihre Festigkeit und Stabilität dient dem Wohl der Kirche und der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang ist es richtig, den wichtigen Schritt zu würdigen, der dadurch gemacht wurde, daß man die ausdrückliche Anerkennung der Ehe in der Verfassung eures Landes verankert hat. Dennoch wißt ihr sehr wohl, daß eine gute Gesetzgebung nicht genügt, wenn auf sie nicht die notwendige kulturelle und katechetische Arbeit folgt, die in der Gesellschaft die Wahrheit und Schönheit der Ehe erglänzen läßt, des wahren und ewigen Lebens- und Liebesbundes zwischen einem Mann und einer Frau.

5. Wie die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente, so gehört auch der Liebesdienst zum Wesen der Sendung der Kirche (vgl. Deus caritas est, 25). Daher müssen die Bischöfe als Nachfolger der Apostel die ersten Verantwortungsträger dieses Liebesdienstes in den Teilkirchen sein (vgl. ebd., 32). Ich weiß wohl, wie sehr euch die Armut zu schaffen macht, in der viele eurer Mitbürger leben, ebenso wie die Zunahme der Gewalt, die Auswanderung, die Zerstörung der Umwelt, die Korruption, der Mangel an Erziehung und Bildung und viele andere schwerwiegende Probleme. Als Diener des Guten Hirten habt ihr in Wort und Werk eine intensive Hilfstätigkeit zugunsten der Notleidenden entfaltet. Ich fordere euch nachdrücklich auf, in eurem Dienst auch weiterhin das barmherzige Antlitz Gottes zu zeigen und in allen euren Diözesangemeinschaften und Pfarrgemeinden einen breit angelegten und engmaschigen Liebesdienst weiter auszubauen, durch den insbesondere die Kranken, die alten Menschen und die Gefangenen erreicht werden müssen.

6. Liebe Mitbrüder, ich bringe euch noch einmal meine Zuneigung und meine Dankbarkeit für all eure Hingabe und Hirtensorge zum Ausdruck. Gleichzeitig bitte ich euch, euren Priestern, Ordensmännern, Ordensfrauen, Seminaristen und gläubigen Laien den Gruß und die Wertschätzung des Papstes zu übermitteln.

Der Fürbitte der Unbefleckten Jungfrau von Suyapa vertraue ich euch, eure Anliegen und eure pastoralen Ziele an, damit ihr allen Söhnen und Töchtern von Honduras die Hoffnung bringt, die nie enttäuscht: Christus Jesus, den einzigen Erlöser der Menschheit. Zusammen mit diesen Wünschen begleiten euch mein Gebet und mein Apostolischer Segen.

 

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