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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Im Zeichen des Kreuzes

Dienstag, 4. April 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 15/16, 14. April 2017)

 

Sich flüchtig »bekreuzigen« und »das Erkennungszeichen der Christen« zur Schau zu stellen, als sei es »das Abzeichen einer Mannschaft« oder »ein Schmuck«, vielleicht mit »Edelsteinen, Juwelen und Gold besetzt«, hat nichts mit »dem Geheimnis Christi« zu tun. Aus diesem Grund hat Papst Franziskus eine Gewissenserforschung gerade zum Kreuz empfohlen, um zu prüfen, wie ein jeder von uns im Alltag das einzig wahre »Werkzeug des Heils« trägt. Dies waren die Grundlinien, entlang derer sich die Betrachtung orientierte, die der Papst in der heiligen Messe am Dienstag, 4. April, in Santa Marta unterbreitete.

Sofort merkte er in Bezugnahme auf den Abschnitt aus Johannes (8,21-30) an: »Es zieht die Aufmerksamkeit auf sich, dass Jesus in diesem kurzen Abschnitt aus dem Evangelium zu den Gesetzeslehrern, zu den Schriftgelehrten, zu einigen Pharisäern drei Mal sagt: Ihr werdet in eurer Sünde sterben«. Er wiederholt es »drei Mal«. Und »er sagt es, weil sie das Geheimnis Jesu nicht verstanden, weil sie ein verschlossenes Herz hatten und nicht fähig waren, es ein wenig zu öffnen, zu versuchen, jenes Geheimnis zu verstehen, das der Herr war«. Denn, so der Papst, »in der eigenen Sünde sterben ist etwas Hässliches: es bedeutet, dass alles dort endet, im Schmutz der Sünde«. Doch dann »geht der Dialog – in dem Jesus drei Mal wiederholt: Ihr werdet in eurer Sünde sterben – weiter, und am Ende schaut Jesus zurück in die Heilsgeschichte und ruft ihnen etwas in Erinnerung: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin. Ihr werdet erkennen, dass ich nichts im eigenen Namen tue.« Der Herr sagt gerade: »Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt.«

Mit diesen Worten, betonte der Papst und nahm dabei Bezug auf den Abschnitt aus dem Buch Numeri (21,4-9), »ruft Jesus das in Erinnerung, was sich in der Wüste zugetragen hat und was wir in der ersten Lesung gehört haben«. Es ist der Augenblick, in dem »das überdrüssige Volk, das Volk, das den Weg nicht mehr ertragen kann, sich vom Herrn entfernt, schlecht von Mose und dem Herrn spricht, und es findet sich vor jenen Schlangen, die beißen und sterben lassen «. So »sagt der Herr zu Mose, sich eine Schlange aus Kupfer zu machen und sie zu erhöhen, an einer Fahnenstange aufzuhängen, und jeder, der von der Schlange verletzt wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht«.

»Die Schlange«, so der Papst weiter, »ist das Symbol des Bösen, sie ist das Symbol des Teufels: er war das listigste unter den Tieren im irdischen Paradies«. Denn »die Schlange ist jenes Tier, das mit den Lügen zu verführen vermag«, sie ist »der Vater der Lüge: das ist das Geheimnis«. Doch »müssen wir dann auf den Teufel blicken, um uns zu retten? Die Schlange ist der Vater der Sünde, jener, der die Menschheit sündigen lassen hat. In Wirklichkeit »sagt Jesus: Wenn ich erhöht sein werde, werden alle zu mir kommen. Es ist offensichtlich, dass dies das Geheimnis des Kreuzes ist«.

»Die Schlange aus Kupfer heilte«, so Franziskus, »doch sie war Zeichen von zwei Dingen: der von der Schlange begangenen Sünde, der Verführung, der List der Schlange; und sie war auch Zeichen des Kreuzes Christi, sie war eine Prophezeiung«. Und »aus diesem Grund sagt der Herr zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin«. So können wir sagen, erklärte der Papst, dass Jesus zur Schlange geworden ist , Jesus ist zur Sünde geworden und hat den Schmutz der ganzen Menschheit, den Schmutz der Sünde auf sich genommen. Und er ist zur Sünde geworden , er hat sich erhöhen lassen, damit alle Menschen, alle von der Sünde verletzten Menschen, damit wir ihn sehen. Das ist das Geheimnis des Kreuzes, und Paulus sagt dies: Er ist zur Sünde geworden und hat das Aussehen des Vaters der Sünde, der listigen Schlange angenommen«.

»Wer nicht auf die Schlange aus Kupfer blickte, nachdem er von einer Schlange in der Wüste gebissen wurde«, erklärte der Papst, »starb in der Sünde, in der Sünde des Murrens gegen Gott und gegen Mose«. Auf dieselbe Weise: »wer in jenem erhöhten Menschen nicht die Kraft Gottes erkennt, der zur Sünde geworden ist, um uns zu heilen, wird in der eigenen Sünde sterben«. Denn »das Heil kommt allein vom Kreuz, doch von diesem Kreuz, das der Mensch gewordene Gott ist: es gibt kein Heil in den Ideen, es gibt kein Heil im guten Willen, im Verlangen danach, gut zu sein«. In Wirklichkeit, so der Papst eindringlich, »ist das einzige Heil der gekreuzigte Christus, da er allein, wie die Schlange aus Kupfer anzeigte, fähig gewesen ist, das ganze Gift der Sünde zu nehmen, und uns dort geheilt hat«. »Doch was ist das Kreuz für uns?«, so die Frage, die Franziskus stellte. »Ja, es ist das Zeichen der Christen, es ist das Symbol der Christen. Und wir machen das Kreuzzeichen, doch nicht immer machen wir es gut, manchmal machen wir es recht nachlässig… denn uns fehlt dieser Glaube an das Kreuz«, unterstrich der Papst.

Dann ist das Kreuz »für einige ein Abzeichen der Zugehörigkeit: Ja, ich trage das Kreuz, um erkennen zu lassen, dass ich Christ bin. « Und »das ist gut«, aber »nicht nur als Abzeichen, als sei es eine Mannschaft, das Abzeichen einer Gruppe«; sondern vielmehr »als Gedenken an den, der zur Sünde geworden ist, der für uns zum Teufel, zur Schlange geworden ist; er hat sich bis zur völligen Entäußerung seiner selbst erniedrigt«. Des weiteren ist es wahr, dass »andere das Kreuz als Schmuck tragen, sie tragen Kreuze mit Edelsteinen, um sich sehen zu lassen«. Aber, wie der Papst bemerken ließ, »Gott sagte zu Mose: Jeder, der auf die Schlange blickt, wird geheilt werden; Jesus sagt zu seinen Feinden: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin.« Im Wesentlichen ist es so: »Wer nicht auf das Kreuz blickt, auf diese Weise, mit Glauben, wird in seiner Sünde sterben, er wird jenes Heil nicht empfangen«. »Heute«, so der Papst erneut, »unterbreitet uns die Kirche einen Dialog mit diesem Geheimnis des Kreuzes, mit diesem Gott, der zur Sünde geworden ist, aus Liebe zu mir«. Und »ein jeder von uns kann sagen: aus Liebe zu mir«. So ist es angemessen, wenn wir uns fragen: »Wie trage ich das Kreuz: als Erinnerung? Wenn ich mich bekreuzige – bin ich mir da bewusst, was ich tue? Wie trage ich das Kreuz: nur als Symbol der Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe? Wie trage ich das Kreuz: als Schmuck, wie ein Schmuckstück, mit vielen Edelsteinen, aus Gold?«. Oder »habe ich es gelernt, es auf den Schultern zu tragen, dort, wo es weh tut?«.

»Ein jeder von uns blicke heute auf den Gekreuzigten «, so der Rat des Papstes zum Abschluss seiner Betrachtung, »ein jeder von uns blicke auf diesen Gott, der zur Sünde geworden ist, damit wir nicht in unserer Sünde sterben, und ein jeder antworte auf diese Fragen, die ich euch ans Herz gelegt habe habe«.

 



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