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APOSTOLISCHE REISE NACH AFRIKA (2. - 12. MAI 1980)

PREDIGT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
BEI DER WEIHE VON ACHT NEUEN BISCHÖFEN

Kinshasa (Zaire) - Sonntag, 4. Mai 1980

 

Liebe Brüder in Christus!

An diesem großen Freudentag, bei diesem festlichen Anlaß wende ich mich vor allem an euch, die ihr die Gnadengabe des Bischofsamtes empfangen sollt: "Ich nenne euch nicht mehr Knechte... Vielmehr habe ich euch Freunde genannt" (Joh 15, 15). Das sagt Christus zu den Aposteln, das sagt er auch zu euch.

1. Schon seit langem seid ihr eng mit dem Leben Christi verbunden. Euer Glaube hat sich unter der afrikanischen Sonne, in eurer Familie oder in eurer christlichen Gemeinde entwickelt, und er hat seine Früchte gebracht. Ihr seid Christus gefolgt, der euch ein Zeichen gab, euch ganz seiner Sendung zu weihen. Ihr habt das priesterliche Dienstamt empfangen, um Verwalter der Geheimnisse Gottes zu sein. Ihr habt euch bemüht, dieses Amt mit Weisheit und Mut auszuüben.

Und nun seid ihr dazu erwählt worden, "die Herde zu weiden, zu deren Hütern euch der Heilige Geist bestellt hat", wie der hl. Paulus zu den Ältesten in Ephesus sagt; zu Bischöfen, die der Herde im Namen und an Gottes Statt vorstehen und ihr vorangehen sollen. Ihr empfangt, wie auch der hl. Ignatius von Antiochia sagte, "das Dienstamt der Gemeinschaft". Dafür werdet ihr, wie die Apostel, von Christus mit einer besonderen Ausgießung des Heiligen Geistes beschenkt, der euer Amt fruchtbar machen soll (vgl. Gebet bei der Salbung der Bischöfe); euch wird die Fülle des Priestertums übertragen, das Sakrament, das euch sein heiliges Merkmal einprägt; in hervorragender und sichtbarer Weise werdet ihr den Platz Christi selbst, des Lehrers, Priesters und Hirten, übernehmen (vgl. Lumen gentium, Nr. 20-21). Dankt dem Herrn! Und singt halleluja!

Es ist eine große Freude und Ehre für die Gemeinden, aus denen ihr kommt bzw. die euch als Hirten erhalten, für Zaire, Burundi, den Sudan, Djibouti, und ebenso für die Ordensgemeinschaften, die euch ausgebildet haben. Ihr seid "aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott, um Gaben und Opfer für die Sünden darzubringen" (Hebr 5, 1). Wenn junge Kirchen sehen, wie ihre Söhne das Werk der Evangelisierung übernehmen und die Bischöfe ihrer Brüder werden, so ist das ein besonders ausdrucksvolles Zeichen für die Reife und Selbständigkeit dieser Kirchen! An diesem Tag wollen wir auch die Verdienste all jener Pioniere nicht vergessen, die aus der Ferne oder Nähe diese neuen verantwortlichen Männer vorbereitet haben, ganz besonders die Missionspriester und -bischöfe. Auch für sie danken wir dem Herrn!

2. Der auferstandene, durch die Hand Gottes verherrlichte Christus, der vom Vater den verheißenen Heiligen Geist gesandt hat (vgl. Apg 2, 33), Christus, auf den wir in dieser österlichen Zeit mit ganz besonderer Freude blicken, er ist es, der durch unser Dienstamt handelt. Denn er ist der Ursprung, er ist das Haupt des Leibes, der die Kirche ist (vgl. Kol 1, 18). Im Heiligen Geist führt Christus sein Werk durch diejenigen weiter, die er zu Hirten eingesetzt hat und die das Geschenk des Geistes durch das Auflegen der Hände immer wieder weitergeben. Sie sind die "Ableger apostolischer Pflanzung" (vgl. Lumen gentium, Nr. 20, Zitat aus Tertullian). So setzt sich die Reihe der Bischöfe seit den Anfängen ununterbrochen fort. Ihr tretet also in das Bischofskollegium ein, das die Nachfolge des Apostelkollegiums antritt. Ihr werdet an der Seite und zusammen mit den älteren arbeiten: mehr als 50 Priester aus Zaire sind seit der ersten Bischofsweihe im Jahre 1956 in das Bischofskollegium aufgenommen worden, und in den anderen hier vertretenen Ländern ist die Lage ähnlich. Ihr werdet gemeinsam mit euren über die ganze Welt verstreuten Brüdern arbeiten, die, vereint um den Bischof von Rom, den Nachfolger Petri, ein Ganzes bilden. Ihr werdet dieser unentbehrlichen Gemeinschaft um so mehr anhängen, als ihr von dem geweiht wurdet, dem der Heilige Geist wie Petrus die Aufgabe anvertraut hat, der Einheit vorzustehen. Ja, danket dem Herrn! Und singt halleluja!

3. Ihr empfangt eine große Gnade, um einen dringenden pastoralen Auftrag auszuführen. Ihr kennt die drei Aspekte, die man gewöhnlich so bezeichnet: "Lehrer in der Unterweisung, Priester im heiligen Kult, Diener in der Leitung" (vgl. Lumen gentium, Nr. 20). Die Konzilskonstitution Lumen gentium (Nr. 18-27) und das Dekret Christus Dominus (Nr. 11-19) bleiben die Charta eures Dienstamtes, über die ihr oft nachdenken müßt.

Ihr seid vor allem verantwortlich für die Verkündigung des Evangeliums; das Evangelienbuch wird euch beim Weihegebet auf das Haupt gelegt und dann in die Hände gegeben. Hier in Afrika bittet man die Männer der Kirche vor allem: Gebt uns das Wort Gottes. Ja, es ist wunderbar zu sehen, wie eure Landsleute nach dem Evangelium dürsten: sie wissen, sie fühlen, daß das eine Botschaft des Lebens ist. Dabei werdet ihr nicht allein stehen. Eure Priester, eure Diakone, eure Ordensmänner und Ordensfrauen, eure Katecheten, eure Laien sind auch sehr verdienstvolle Glaubensverkünder, jeden Tag, in zäher Ausdauer, dem Volk ganz nahe und mitunter selbst Pioniere in den Gegenden, wo das Evangelium noch nicht voll eingedrungen ist. Eure Aufgabe wird es sein, ihren Eifer zu unterstützen, ihr Apostolat in Übereinstimmung zu bringen, darüber zu wachen, daß Verkündigung, Predigt und Katechese getreu dem authentischen Sinn der Kirche und der gesamten dogmatischen und ethischen Lehre entsprechen, die die Kirche im Laufe der 2000 Jahre seit Beginn der Evangelisierung dargelegt hat. Ihr werdet gleichzeitig versuchen müssen, daß die Botschaft wirklich die Herzen erreicht und die Sitten ändert, indem ihr die Sprache verwendet, die für eure afrikanischen Gläubigen geeignet ist. Was die Liturgie betrifft, so sei euch gesagt: Ob gelegen oder nicht, "verkündet selbst das Wort Gottes mit großer Geduld und mit der Sorge um die Unterweisung". Ihr seid die maßgeblichen Zeugen der göttlichen und katholischen Wahrheit.

Ihr empfangt den Auftrag, das Volk Gottes zu heiligen. In diesem Sinne seid ihr Väter und gebt das Leben Christi durch die Sakramente weiter, die ihr feiert und spendet oder deren ordentliche, würdige und fruchtbringende Verwaltung ihr euren Priestern anvertraut. Euch wird am Herzen liegen, eure Gläubigen auf diese Sakramente vorzubereiten und sie zu ermutigen,

bleibend darin zu leben. Euer Gebet wird euer Volk auf den Wegen der Heiligkeit ständig begleiten. Ihr werdet dazu beitragen, mit der Gnade des Herrn eine Kirche ohne Makel und Falten vorzubereiten, die das neue Jerusalem ankündigt, von dem die Apokalypse sagt: „bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat" (Offb 21, 2).

4. Schließlich übernehmt ihr die pastorale Leitung einer Diözese oder nehmt als Weihbischof daran teil. Christus gibt euch die Vollmacht, zu ermahnen, die Ämter und Dienste je nach Bedürfnissen und Fähigkeiten zu verteilen, über ihre Erfüllung zu wachen, notfalls jene, die sich davon entfernen, schonend zu tadeln, vor allem über die ganze Herde zu wachen und sie, wie der hl. Paulus sagt (vgl. Apg 20, 29-31), zu verteidigen, einen immer stärkeren missionarischen Geist zu wecken. Sucht in allem die Gemeinschaft und den Aufbau des Leibes Christi. Mit gutem Recht tragt ihr auf eurem Haupt das Sinnbild des geistlichen Führers und in der Hand den Hirtenstab. Denkt daran, daß eure Autorität nach Jesus die des Guten Hirten ist, der seine Schafe kennt und für jedes einzelne Sorge trägt; die des Vaters, der im Geist der Liebe und Hingabe bestimmt; die des Vorgesetzten, der bereit ist, seinem Herrn gegenüber Rechenschaft abzulegen; die des Dieners, der inmitten der Seinen "wie einer ist, der dient", bereit, sein Leben hinzugeben. Die Kirche hat dem Leiter der christlichen Gemeinde stets die besondere Sorge um die Armen, Schwachen, Leidenden aufgetragen, um alle, die irgendwie abseits stehen. Sie fordert von euch, euren Dienstgefährten, den Priestern und Diakonen, in besonderer Weise eure Unterstützung zu gewähren: sie sind für euch Brüder, Söhne, Freunde (vgl. Christus Dominus, Nr. 16).

Die strenge Verwaltung, die euch aufgetragen ist, erfordert von euch zusammen mit der Autorität die Klugheit und Weisheit der Ältesten; den Geist der Gerechtigkeit und des Friedens; die Treue zur Kirche, deren Symbol euer Ring ist; eine beispielhafte Reinheit der Lehre und Lebensführung. Es geht schließlich darum, den Klerus, die Ordensleute und die Laien zur Heiligkeit unseres Herrn hinzuführen; es geht darum, sie dahin zu führen, das neue Gebot der brüderlichen Liebe zu leben, das Jesus uns als sein Testament hinterlassen hat Joh 13, 34). Deshalb ruft das letzte Konzil allen Bischöfen als erste Pflicht in Erinnerung, "das Beispiel der Heiligkeit in Liebe, Demut und Einfachheit des Lebens zu geben" (Christus Dominus, Nr. 15). Der hl. Petrus schrieb an die Ältesten: "Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes ..., wie Gott es will ... Seid Vorbilder eurer Gemeinden!" (I Petr 5. 2-3).

5. Auf diese Weise werdet ihr für das Wohl der Seelen, für ihr Heil sorgen. Auf diese Weise werdet ihr den Aufbau der Kirche weiter vorantreiben die im Herzen Afrikas und besonders in euren Ländern bereits so gut Fuß gefaßt hat. Auf diese Weise werdet ihr einen wertvollen Beitrag zur Lebenskraft und Vitalität der Universalkirche leisten, indem ihr zusammen mit mir und mit allen Bischöfen für alle Kirchen Sorge tragt.

Darüber hinaus werdet ihr, wenn ihr die Gewissen nach Gottes Gesetz bildet und sie dadurch zu Verantwortung und zur Gemeinschaft in der Kirche erzieht, dazu beitragen, ehrenhafte und mutige Staatsbürger heranzubilden, die das Land dringend braucht, Feinde der Korruption, der Lüge und der Ungerechtigkeit, Baumeister der Eintracht und der grenzenlosen brüderlichen Liebe, die um eine harmonische Entwicklung vor allem der ärmsten Schichten bemüht sind. Wenn ihr das tut, erfüllt ihr eure Sendung, die sowohl geistlicher wie sittlicher Natur ist: sie gibt euch die Möglichkeit, euch zu den ethischen Aspekten der Gesellschaft zu äußern, wenn immer die Grundrechte von Menschen, die grundlegenden Freiheiten und das Gemeinwohl es erfordern. Das alles unter Achtung der staatlichen Autoritäten, denen auf politischer Ebene und bei der Suche nach Mitteln und Möglichkeiten zur Förderung des Gemeinwohls bestimmte Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zukommen. So bereitet ihr maßgeblich den sozialen Fortschritt, das Wohlergehen und den Frieden eures geliebten Heimatlandes vor und verdient euch die Hochachtung eurer Mitbürger.

6. Geliebte Brüder, dieses Ideal soll euch mitnichten zur Last werden. Es soll euch im Gegenteil anspornen, euch als Sprungbrett und Hoffnung dienen. Gewiß tragen wir alle diesen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen (vgl. 2 Kor 4, 7), der nicht ausgenommen, der zu euch spricht und dem der Beiname "Heiligkeit" vorbehalten ist. Wenn ihr aber eure ganze Person demütig Christus unterwerft, der euch beruft, ihn zu vertreten, dürft ihr seiner Gnade, seiner Kraft, seines Friedens gewiß sein. Wie der hl. Paulus "vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an" (Apg 20, 32). Möge Gott in euch verherrlicht werden!

7. Und jetzt wende ich mich direkt an diejenigen, die euch mit ihrer Sympathie und ihrem Gebet umgeben. Liebe Brüder und Schwestern in Kinshasa, Zaire, Burundi, Sudan und Djibouti, nehmt voll Freude unsere Brüder auf, die eure Väter und Hirten werden! Bringt ihnen die Achtung, die Zuneigung, den Gehorsam entgegen, die ihr den Dienern Christi, der die Wahrheit, das Leben und der Weg ist, schuldig seid. Hört auf ihr Zeugnis, denn sie kommen zu euch vor allem als Zeugen des Evangeliums. Ihre Botschaft ist die Botschaft Jesu Christi, öffnet eure Herzen den Segnungen Christi, dem Leben Christi, das sie euch bringen. Folgt ihnen auf den Wegen, die sie euch weisen, damit euer Leben und Verhalten der Jünger Christi würdig sei. Betet für sie. Mit ihnen werdet ihr die Kirche in Afrika aufbauen, ihr werdet christliche Gemeinden errichten in enger Gemeinschaft mit der Universalkirche, von der ihr Kraft empfangen habt und noch weiter empfangt in vertrauensvoller Verbindung mit dem Stuhl Petri, dem Vorsteher der Einheit, aber mit der Kraft und dem geistlichen und sittlichen Reichtum, den das Evangelium in euren afrikanischen Seelen wecken wird.

Und euch, liebe Freunde, die ihr nicht dem christlichen Glauben angehört, aber die Katholiken zu dieser Liturgiefeier begleiten wolltet, ich danke euch und lade euch ein, nehmt auch ihr diese neuen Bischöfe als religiöse Führer und Verteidiger des Menschen wie als Baumeister des Friedens auf.

Und nun wollen wir uns auf den Weiheritus vorbereiten. Wie der Apostel Paulus bei den Ältesten von Ephesus, denen er seine dringenden Empfehlungen und Ratschläge gegeben hatte, wollen wir beten. Gesegnet sei der Herr, der sein Werk unter uns fortführt! Alle Apostel mögen für uns als Fürsprecher eintreten! Die Jungfrau Maria, die Mutter des Erlösers, die Mutter der Kirche, die Königin der Apostel, sei unsere Mittlerin! Ihr weihen wir diese neuen Diener der Kirche. Danken wir dem Herrn im Glauben, in der Liebe und m der Hoffnung! Amen. Halleluja!

 

 

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