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ANSPRACHE VON PAPST JOHANNES PAUL II.
AN DIE DEUTSCHEN STUDENTEN

Gründonnerstag, 29. April 1982

 

Sehr geehrter Herr Professor, liebe Studentinnen und Studenten!

Es war Euer Wunsch, bei Eurem Rombesuch auch dem Bischof dieser einzigartigen Stadt - der ”Ewigen Stadt“, wie man sie tiefsinnigerweise nennt - zu begegnen. Mit Freude heiße ich Euch deshalb heute im Vatikan herzlich willkommen.

Das große Ansehen und die Bedeutung dieser Stadt gründen nicht nur in der ruhmreichen Geschichte des antiken Rom, sondern vor allem in dem hier vollbrachten und noch heute fortdauernden Werk und Zeugnis der Apostel Petrus und Paulus, die die christliche Gemeinde dieser Stadt begründet und sie zu ”Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“ gemacht haben. Weltliche Größe und geistliche Sendung verbinden sich in der Geschichte dieser Weltstadt zu innerster Einheit. Petrus und Paulus, selbst sehr verschiedene Charaktere mit unterschiedlichem Zugang zu Christus und verschiedener Sendung in seiner Kirche, wurden durch ihr bedeutungsvolles Gründungswerk auch ihrerseits in der römischen Frömmigkeit und Kunst zu einem unzertrennlichen Brüderpaar.

Hierin liegt eine tiefe Bedeutung. Petrus aus Kapharnaum, der Fels, auf dessen unerschütterliches Glaubensbekenntnis die Kirche Jesu Christi gebaut ist, bedarf des Paulus aus Tarsus, der die Offenbarung des Herrn bis in die letzten Konsequenzen durchdenkt und bis an die fernsten Horizonte trägt. Ebenso bedarf Paulus, der ungestüme Forschergeist und Missionar, des Petrus, der durch das von Christus ihm übertragene Lehr- und Hirtenamt die Kirche in der Treue zu ihrem Ursprung und in ihrer wesenhaften Einheit bewahrt.

In ähnlicher Weise verlangt Eure geistige Arbeit, liebe junge Freunde, Euer Studieren und Forschen, notwendig nach der Ergänzung und Vertiefung durch den Glauben. Glauben und Vernunft können sich, wie die Kirche überzeugt ist, letztlich nicht widersprechen. Der Glaube beengt und bevormundet nicht die Vernunft, sondern erschließt ihr überhaupt erst den ihr entsprechenden umfassenden Horizont. Was immer der einzelne von Euch studieren mag: Bemüht Euch stets um die ”universitas“, um das Ganze, um jene vom Glauben erschlossene Sicht der Gesamtwirklichkeit, in der die natürlichen Werte in die Gesamtschau des von Christus erlösten Menschen einbezogen sind. Ebenso erstrebt wahre Bildung die allseitige Reifung der menschlichen Person in innerer Hinordnung auf ihr letztes Ziel.

Möge sich auch in Eurem Christsein, in Eurem Studium und in Eurem späteren Dienst als gläubige und verantwortungsbewußte Menschen jenes fruchtbare Miteinander von Treue und Mut verwirklichen, das Euch als Vermächtnis der beiden Apostelfürsten in dieser Stadt ans Herz gelegt wird. Dafür erteile ich Euch in besonderer Verbundenheit meinen Apostolischen Segen.

 

 

© Copyright 1982 - Libreria Editrice Vaticana

                                                                                   



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