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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
ANLÄSSLICH DER HEILIGJAHRFEIER DER "BANCA DI ROMA"

Samstag, 11. November 2000

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

1. Zum heutigen Anlaß, der Sie als Pilger an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus versammelt sieht, um das Große Jubiläumsjahr 2000 zu feiern, ist es mir eine Freude, einen herzlichen Gruß an Sie zu richten. Seien sie willkommen!

Ich danke Herrn Dr. Cesare Geronzi, Präsident der »Banca di Roma«, für die höflichen Worte, mit denen er im Namen aller Anwesenden die Empfindungen zum Ausdruck gebracht hat, die Sie zu dieser Begegnung geführt haben. Gerne nutze ich die Gelegenheit, um dem gesamten Verwaltungsrat, der Unternehmensführung, den Verantwortlichen der verschiedenen Abteilungen und allen, die zu Ihrer Arbeits- und Tätigkeitsgemeinschaft gehören, meine besten Wünsche auszusprechen.

Zusammen mit meiner Wertschätzung möchte ich Ihnen zugleich meine aufrichtige Dankbarkeit aussprechen für die Unterstützung, die Ihr verdienstvolles Unternehmen dem Zentralkomitee für das Große Jubeljahr zukommen ließ, und insbesondere für Ihren tatkräftigen Beitrag bei der Durchführung des Weltjugendtages. Ihre Gesten sind Beweis dafür, daß eine Einrichtung mit spezifischer Zielsetzung wie die Ihre sich nutzbringend in den Bereich der bürgerlichen Gesellschaft einbringen kann – durch Initiativen, die von einer weitsichtigen Vision geleitet sind. Auf diese Weise wird auch das Gemeinwohl gefördert.

2. Sinn und Zweck eines Kreditinstituts wie des Ihren ist die umsichtige Verwaltung der ihm anvertrauten Finanzmittel, um den wirtschaftlichen Aktivitäten von Familien, Firmen, Institutionen und Organisationen zur Seite zu stehen, die seine Vermittlung in Anspruch nehmen. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt Ihre Tätigkeit eine wichtige soziale Bedeutung bei der Unterstützung der lebendigen Kräfte der Nation. Denn es wird ihnen auf diese Weise ermöglicht, die erforderlichen Ziele, wie etwa die wirtschaftliche Sicherheit, das Unternehmenswachstum, die gewissenhafte Verwaltung der Erträge der eigenen Arbeit, der Schutz von Spareinlagen und der Zugang zu Krediten, zu erreichen.

Daraus ergibt sich die Bedeutsamkeit des Bankwesens sowie die Verantwortung der in diesem Bereich tätigen Führungskräfte gegenüber Personen, Familien und sozialen Gruppen, die sich an die Banken wenden. Zwar muß eine Bank ihre satzungsgemäßen Ziele verfolgen, sie muß sich aber auch an den ethischen Werten orientieren, die den verschiedenen Dimensionen menschlichen Handelns vorangestellt sind. Wenn die Bank nur nach größtmöglicher Gewinnerzielung für sich selbst strebt und diese höheren Instanzen nicht berücksichtigt, stellt sie sich nicht mehr als Werkzeug des Wachstums und der Entwicklung für die Gemeinschaft dar, sondern eher als belastendes und behinderndes Element.

3. Die Lehre der Kirche betont den Vorrang des Faktors Mensch vor finanziellen und kreditären Zielsetzungen, die jedem Geldinstitut eigen sind. In dem raschen Entwicklungsprozeß der derzeitigen wirtschaftlichen Abläufe verstehen es viele Menschen nicht, sich der verschiedenen Formen von Dienstleistungen, die vom Bankwesen angeboten werden, zu bedienen. Mitunter haben sie Schwierigkeiten, sich bei den Entscheidungen zum Schutz ihres redlich Ersparten zu orientieren. Die Professionalität des Kreditfachmanns, vereint mit einem ausgeprägten Sinn für Ausgleich und Gerechtigkeit, kann zur Zufriedenheit derjenigen beitragen, die Rat oder Hilfe suchen.

Es bleibt nicht verborgen, daß es leider auch heute verfehlte Formen der Kreditgewährung gibt, die nicht nur die unternehmerische Tätigkeit oder den Familienbesitz, sondern sogar das Leben von Personen, die in diese perverse Spirale geraten sind, in Gefahr bringen können. Ich hatte schon öfters Gelegenheit, auf die Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten hinzuweisen, in denen sich die Opfer von Spekulationen aufgrund unrechtmäßiger Kreditkonditionen befinden. Ein verantwortungsbewußtes Bankunternehmen kann aufgrund seiner Fähigkeit, der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber hellhörig zu sein und den Dialog zu pflegen, in dieser Hinsicht sicherlich viel tun. Ich wünsche von Herzen, daß auch Ihr Institut den schon eingeschlagenen Weg weitergeht und allen seriösen Initiativen zugunsten der Menschen, die sich in Schwierigkeiten befinden, der Jugendlichen und des Volontariats auch weiterhin nach Kräften unterstützt. Auf diese Weise werden Sie den Erwartungen der Menschen und sozialen Gruppen, die in Ihrer Tätigkeit eine wesentliche Stütze für ihre legitimen Bedürfnisse nach finanziellen und wirtschaftlichen Dienstleistungen sehen, ganz konkret entgegenkommen.

4. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ihr Besuch gibt Ihnen die Möglichkeit zu einer nützlichen Denkpause. Für die Gläubigen unter Ihnen ist dies eine hervorragende Gelegenheit, um ihr Leben und Handeln am Wort Christi auszurichten.

Der Gang durch die Heilige Pforte ist einer der bedeutendsten Augenblicke Ihrer Jubiläumswallfahrt. Es handelt sich um eine tief spirituelle Geste, durch die Sie Ihre enge Bindung an Christus erneuern und Ihren Entschluß, in Ihren Familien und in Ihrer Gesellschaft für ihn Zeugnis zu geben, bestätigen möchten. Sie können insbesondere in Ihrem Arbeitsumfeld zu seinen Zeugen werden, wenn Sie sich immer an seiner Lehre orientieren. Das Evangelium der Gerechtigkeit und Liebe sei der ständige Bezugspunkt Ihrer Entscheidungen und Handlungen. Die Liebe zu den Brüdern und Schwestern, vor allem zu den Bedürftigen, möge alle Ihre Projekte beseelen. So werden Sie eine freiere und solidarischere menschliche Gemeinschaft errichten können.

Es begleite Sie die Fürsprache Marias, der Mutter Gottes und unserer Mutter, der ich Sie und Ihre Familien anempfehle. Mit diesen Empfindungen segne ich Sie alle von Herzen.

 

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