EVANGELII GAUDIUM - page 35

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Zweiter Teil
In der Krise des gemeinschaftlichen Engagements
50. Bevor wir über einige grundlegende Fragen in Bezug auf das
evangelisierende Handeln sprechen, sollte kurz erwähnt werden, welches
der Rahmen ist, in dem wir zu leben und zu wirken haben. Heute wird
gewöhnlich von einem „diagnostischen Überhang“ gesprochen, der nicht
immer von wirklich anwendbaren Lösungsvorschlägen begleitet ist.
Andererseits würde uns auch eine rein soziologische Sicht nicht nützen,
die den Anspruch erhebt, die ganze Wirklichkeit mit ihrer Methodologie in
einer nur hypothetisch neutralen und unpersönlichen Weise zu umfassen.
Was ich vorzulegen gedenke, geht vielmehr in die Richtung einer
Unterscheidung anhand des Evangeliums
. Es ist die Sicht des
missionarischen Jüngers, die » lebt vom Licht und von der Kraft des
Heiligen Geistes «
.
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51. Es ist nicht Aufgabe des Papstes, eine detaillierte und vollkommene
Analyse der gegenwärtigen Wirklichkeit zu bieten, aber ich fordere alle
Gemeinschaften auf, sich um » eine immer wachsame Fähigkeit, die
Zeichen der Zeit zu erforschen «
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J
OHANNES
P
AUL
II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Pastores dabo vobis
(25. März 1992),
10:
AAS
84 (1992), 673.
zu bemühen. Wir stehen hier vor einer
großen Verantwortung, weil einige gegenwärtige Situationen, falls sie keine
guten Lösungen finden, Prozesse einer Entmenschlichung auslösen
können, die dann nur schwer rückgängig zu machen sind. Es ist
angebracht zu klären, was eine Frucht des Gottesreiches sein kann, und
auch, was dem Plan Gottes schadet. Das schließt nicht nur ein, die
Eingebungen des guten und des bösen Geistes zu erkennen und zu
interpretieren, sondern – und hier liegt das Entscheidende – die des guten
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P
AUL
VI., Enzyklika
Ecclesiam suam
(6. August 1964), 19:
AAS
56 (1964), 632.
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