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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 30. Oktober 2011

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Liebe Brüder und Schwestern!

In der Liturgie des heutigen Sonntags lädt uns der Apostel Paulus ein, das Evangelium »nicht als Menschenwort, sondern – was es in Wahrheit ist – als Gottes Wort« anzunehmen (1 Thess 2,13). Auf diese Weise können wir gläubig die Mahnungen empfangen, die Jesus an unser Gewissen richtet, um ein ihnen gemäßes Verhalten einzunehmen.

Im heutigen Abschnitt tadelt er die Schriftgelehrten und Pharisäer, die in der Gemeinde die Rolle von Lehrern einnahmen, da ihr Gebaren offen im Widerspruch zur Lehre stand, die sie den anderen mit Strenge vortrugen. Jesus hebt hervor: »Sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen« (Mt 23,3); mehr noch: »Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren« (Mt 23,4). Die gute Lehre muß angenommen werden, doch sie läuft Gefahr, durch eine inkonsequente Lebensführung verleugnet zu werden. Daher sagt Jesus: »Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun« (Mt 23,3). Die Haltung Jesu ist das genaue Gegenteil: Er verwirklicht als erster das Gebot der Liebe, das er alle lehrt, und kann sagen, daß es gerade deshalb eine leichte und milde Last ist, weil er uns hilft, sie gemeinsam mit ihm zu tragen (vgl. Mt 11,29–30).

Eingedenk der Lehrer, die die Freiheit der anderen im Namen der eigenen Autorität unterdrücken, verweist der hl. Bonaventura darauf, wer der echte Meister ist, und erklärt: »Keiner kann ohne die Gegenwart des Sohnes Gottes lehren oder gar wirken noch zu den erkennbaren Wahrheiten vordringen« (Sermo I de Tempore, Dom. XXII post Pentecosten, Opera omnia, IX, aracchi, 1901, S. 442). »Jesus sitzt auf der ›Kathedra‹ des Mose […] als der größere Mose, der den Bund ausweitet auf alle Völker hin« (Jesus von Nazareth, Freiburg-Basel-Wien 2007, S. 96). Er ist unser wahrer und einziger Lehrer! Daher sind wir aufgerufen, dem Sohn Gottes zu folgen, dem menschgewordenen Wort, der die Wahrheit seiner Lehre durch die Treue zum Willen des Vaters, durch die Hingabe seiner selbst zum Ausdruck bringt. Der sel. Antonio Rosmini schreibt: »Der erste Lehrer formt alle anderen Lehrer, wie er auch die Schüler formt, da es [sowohl die einen als auch die anderen] allein kraft jenes ersten, stillschweigenden, doch so mächtigen Lehramtes gibt« (Idea della Sapienza, 82, in: Introduzione alla filosofia, Band II, Rom 1934, S. 143). Jesus verurteilt auch entschieden die Prahlerei und merkt an, daß sich ein Handeln, »damit die Menschen es sehen« (Mt 23,5), der Willkür der menschlichen Billigung aussetzt und so die Werte untergräbt, die das Eigentliche der Person ausmachen.

Liebe Freunde, Jesus, der Herr, ist als Diener vor die Welt getreten, er hat sich gänzlich seiner selbst entäußert und soweit erniedrigt, daß er am Kreuz die beredsamste Lehre an Demut und Liebe erteilte. Seinem Vorbild entspringt der Lebensvorsatz: »Der Größte von euch soll euer Diener sein« (Mt 23,11). Bitten wir um die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria und beten wir besonders für all jene, die in der christlichen Gemeinschaft zum Dienst der Lehre berufen sind, damit sie stets mit den Werken die Wahrheiten bezeugen können, die sie mit dem Wort vermitteln.


Nach dem Angelusgebet:

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte meine Nähe der Bevölkerung von Thailand zum Ausdruck bringen, die von schweren Überschwemmungen betroffen sind, wie auch in Italien den Bevölkerungen Liguriens und der Toskana, die vor kurzem durch die Folgen starker Regenfälle Schaden erlitten haben. Ich versichere sie meines Gebets.

... auf französisch: Mit Freude grüße ich die Pilger französischer Sprache, besonders die Pfarrei »Saint-Nicolas« aus dem Fürstentum Monaco. Zum Abschluß des Rosenkranzmonats lade ich euch ein, euch mit Zuversicht an die Jungfrau Maria zu wenden. In ihrer Schule lernt ihr Jesus, ihren Sohn, kennen, um in seinen Spuren auf den Wegen des Evangeliums zu gehen. Die mütterliche Milde der Mutter des Herrn sei einem jeden von euch Trost und Stütze, besonders den leidenden und geprüften Menschen. Einen gesegneten Sonntag euch allen!

… auf englisch: Es freut mich, die hier anwesenden englischsprachigen Besucher und Pilger zu begrüßen. Im Evangelium der heutigen Liturgie ruft uns Christus auf, mit unserem Liebesdienst gegenüber unseren Brüdern und Schwestern Demut zu verbinden. Wir mögen immer sein vollkommenes Beispiel des Dienstes in unserem alltäglichen Leben nachahmen. Ich rufe Gottes Segen auf euch alle herab!

… auf deutsch: Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Im heutigen Evangelium verbindet der Herr wahre menschliche Größe mit der Haltung des Dienens. Der Dienende macht deutlich, wie wir auf Gottes Liebe antworten können. Im Dienen öffnen wir unser Herz für den Herrn, der selbst gekommen ist, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Zugleich werden wir zu den Menschen gesandt, um auch ihnen mit unserer Liebe zu dienen. Gott befähigt uns dazu, daß in allem, was wir tun, seine Liebe zu uns durchscheinen kann. Bitten wir darum, Diener Gottes und damit Diener der Menschen sein zu können. – Dazu schenke der Herr euch allen seinen Segen.

… auf spanisch: Ich grüße voll Zuneigung die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, besonders die Gläubigen der Pfarrei »Santa María Magdalena« aus La Nou de Gaià. Im Evangelium des heutigen Sonntags ermahnt uns der Herr, uns stets mit rechtem Geist zu verhalten und uns von Herzen für den Dienst an unseren Brüdern und Schwestern als wahre Kinder Gottes einzusetzen. Bitten wir die Jungfrau Maria, unsere himmlische Mutter, auf daß sie für uns Fürsprache halte, damit wir es verstehen, in immer größerer innerer Einheit mit Christus ein wirksames Zeugnis für seine Liebe zu geben. Einen gesegneten Sonntag!

… auf portugiesisch: Nun grüße ich die portugiesischsprachigen Pilger, vor allem die brasilianischen Gläubigen der Pfarrei »São Cristovão« aus dem Bistum São João da Boa Vista. Mögen dieser Besuch in Rom sowie die Apostel Petrus und Paulus euren Glauben an das Evangelium Jesu Christi stärken! Durch ihn wissen wir, daß wir Kinder im Sohn sind und in die heiligste Dreifaltigkeit eintreten. Auf euch und eure Familien komme mein Apostolischer Segen herab.

… auf polnisch: Herzlich grüße ich nun alle Polen. Im heutigen Evangelium haben wir gehört: »Nur einer ist euer Vater, der im Himmel, und nur einer ist euer Meister, Christus« (vgl. Mt 23, 8–9). Er ist es, der uns lehrt, wie die Liebe des Vaters zu leben ist. Daher können die moralischen Prinzipien, die vom Vater stammen, nicht Gegenstand des Zweifels, des Verhandelns, der Diskussion sein. Das Evangelium leite uns zu den konkreten Werken, in denen sich die Liebe offenbart, die von Gott, dem Vater kommt. Für diesen Einsatz segne ich euch von Herzen.

... auf italienisch: Einen herzlichen Gruß richte ich an die Ordensschwestern »Figlie di Cristo Re« zusammen mit den Laienmitarbeitern, die ihr Charisma und ihre Sendung teilen. Voll Zuneigung grüße ich die Pilger italienischer Sprache, besonders die Gläubigen aus Commessaggio, die Kinder des Oratoriums von Petosino, die Seniorengruppe aus Brunello sowie die Schüler der Schule »Settanni« aus Rutigliano. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag!

 

 

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