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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
2. Adventssonntag, 9. Dezember 2012

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Liebe Brüder und Schwestern!

In der Adventszeit betont die Liturgie in besonderer Weise zwei Gestalten, die das Kommen des Messias vorbereiten: die Jungfrau Maria und Johannes den Täufer. Heute stellt uns der hl. Lukas letzteren vor, und er tut dies in einer Weise, die sich von den anderen Evangelien unterscheidet. »Alle vier Evangelien stellen an den Anfang von Jesu Wirken die Gestalt Johannes des Täufers und zeigen ihn als Wegbereiter für Jesus. Der heilige Lukas hat die Verknüpfung der beiden Gestalten und ihrer Sendung in beider Kindheitsgeschichte zurückverlegt.

Schon in Empfängnis und Geburt sind Jesus und Johannes einander zugeordnet« (Joseph Ratzinger-Benedikt XVI., Die Kindheitsgeschichten, Freiburg im Breisgau 2012, S. 27). Dieser Ansatz hilft uns zu verstehen, daß Johannes als Sohn des Zacharias und der Elisabet, die beide Priesterfamilien entstammen, nicht nur der letzte der Propheten ist, sondern auch für das gesamte Priestertum des Alten Bundes steht und daher die Menschen für den geistigen Gottesdienst des Neuen Bundes vorbereitet, der von Jesus eröffnet wird (vgl. ebd, S. 30–31). Darüber hinaus räumt Lukas jede oft gegebene mythische Lesart der Evangelien beiseite und ordnet das Leben des Täufers historisch ein, wenn er schreibt: »Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa … Hohepriester waren Hannas und Kajaphas« (Lk 3,1–2). Innerhalb dieses historischen Zusammenhangs steht auch das wahrhaft große Ereignis, die Geburt Christi, die von den Zeitgenossen nicht einmal bemerkt werden wird. Für Gott bilden die Großen der Geschichte den Rahmen für die Kleinen!

Johannes der Täufer wird wie folgt definiert: »Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!« (Lk 3,4). Die Stimme verkündet das Wort, doch in diesem Fall geht das Wort Gottes voraus, insofern es selbst an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste ergeht (vgl. Lk 3,2). Er hat also eine große und wichtige Rolle, doch immer hingeordnet auf Christus. Der hl. Augustinus kommentiert: »Johannes ist Stimme. Vom Herrn dagegen wird gesagt: ›Am Anfang war das Wort‹ (Joh 1,1). Johannes ist die Stimme, die vergeht, Christus ist das ewige Wort, das am Anfang war. Nimmt man dem Wort die Stimme – was bleibt? Ein undeutlicher Klang. Die Stimme ohne Wort trifft zwar auf das Gehör, doch sie erbaut nicht das Herz« (Sermones, 293,3: PL 38,1328). Unsere Aufgabe ist es, heute jener Stimme Gehör zu schenken, um Jesus, dem rettenden Wort, im Herzen Raum und Aufnahme zu geben. In dieser Adventszeit wollen wir uns vorbereiten, mit den Augen des Glaubens in der einfachen Grotte von Betlehem das Heil zu sehen, das von Gott kommt (vgl. Lk 3,6). In der Konsumgesellschaft, in der man der Versuchung ausgesetzt ist, die Freude in den Dingen zu suchen, lehrt uns der Täufer, auf wesentliche Weise zu leben, damit Weihnachten nicht nur als äußerliches Fest gelebt wird, sondern als Fest des Sohnes Gottes, der gekommen ist, um den Menschen den Frieden, das Leben und die wahre Freude zu bringen. Der mütterlichen Fürsprache Mariens, Jungfrau des Advents, empfehlen wir unseren Weg zum Herrn, der kommt, damit wir so bereit sind, im Herzen und im ganzen Leben den Emmanuel, Gott-mit-uns, zu empfangen.


Grußworte nach dem Angelusgebet:

... auf französisch: Liebe französischsprachige Pilger, der Advent lädt uns ein, der Begegnung mit dem Herrn entgegenzugehen und uns daher auf den Weg zu machen. Diese Wirklichkeit ist den Menschen wohl vertraut, die aus unterschiedlichen Gründen gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, sei es wegen der Kriege oder aufgrund der Armut. Die Migranten kennen die Prekarität und stoßen nicht selten auf wenig Verständnis. Mögen sie Aufnahme finden und ein würdiges Leben haben! In dieser Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten möge eine brüderliche und freudige Solidarität ihren Bedürfnissen zu Hilfe kommen und ihre Hoffnung stützen! Vergessen wir nicht, daß jeder Christ unterwegs zur wahren Heimat ist: zum Himmel. Christus ist der einzige Weg! Die Jungfrau Maria, die die Erfahrung der Reisen und des Exils gemacht hat, begleite uns auf unserem Weg! Allen einen gesegneten Sonntag!

… auf englisch: Ich möchte nun an alle bei diesem Gebet des Angelus anwesenden englischsprachigen Besucher ein Wort des Grußes richten. Im heutigen Evangelium ruft uns Johannes der Täufer die Notwendigkeit der Reue und Reinigung in Erinnerung, da wir den Weg für den Herrn bereiten und hoffnungsvoll sein Kommen in Herrlichkeit erwarten. Gott segne euch und eure Lieben in Fülle!

... auf deutsch: Ganz herzlich grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Das Evangelium des 2. Adventssonntags berichtet von der Predigt des heiligen Johannes des Täufers, der zu Umkehr und Versöhnung mit Gott aufruft. Auch wir sind eingeladen, immer wieder das Geschenk der Vergebung von Gott zu empfangen, neue Menschen zu werden. Das Sakrament der Versöhnung ist ein besonderer Ort, um dem barmherzigen Gott zu begegnen. Hier vergibt der Herr alle Sünden, hier heilt er unsere Verwundungen und macht alles gut. Jedes verzagte Herz nimmt er in seine Hände, und er schenkt uns seinen Frieden und seine Freude. Gott segne euch alle!

… auf spanisch:

Ich grüße herzlich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind. Der Wortgottesdienst dieses Sonntags zeigt uns, wie der hl. Johannes der Täufer das Volk zur Umkehr mahnt und dabei eine konkrete Antwort des Glaubens von den Menschen seiner Zeit erwartet. Die allerseligste Jungfrau, die es verstand, dem Herrn ihr bedingungsloses »Ja« zu sagen, helfe uns, alle Tage unser Taufversprechen umzusetzen, damit wir durch die Früchte der guten Werke vor der Welt Zeugen für die Gnade Gottes sind, die in uns wirksam ist. Einen gesegneten Sonntag.

… auf polnisch:

Herzlich grüße ich alle Polen. Das heutige Evangelium ruft uns in Erinnerung, daß Johannes der Täufer in einem konkreten Augenblick der Geschichte der Welt das von Gott ergangene Wort übermittelte. Er mahnte zur Umkehr, er kündigte das Kommen des Messias an, er verkündete das göttliche Heil. Nicht alle nahmen sein Wort an, nicht alle glaubten. Auch heute gibt es viele, die nicht glauben. Wie der hl. Johannes wollen wir versuchen, für sie im Jahr des Glaubens die Boten des Evangeliums und treue Zeugen Christi zu sein. Ich segne euch von Herzen.

... auf italienisch:

Und zum Schluß richte ich meinen herzlichen Gruß an die Pilger italienischer Sprache, besonders an die Teilnehmer des Kongresses des Katholischen Juristenverbandes in Begleitung von Kardinal Coccopalmerio. Ich grüße die Gruppe aus der Pfarrei der Kathedrale von Cerreto Sannita zum 50. Jahrestag ihrer Gründung, den Chor »Dalmistro« aus Coste (Treviso), die Kinder aus Carugate und Bùssero zusammen mit ihren Katecheten sowie die Gläubigen aus Altavilla Irpina. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag, eine gute Woche. Gesegneten Advent. Gesegneten Sonntag euch allen. Danke!

 

 

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