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BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI.
AN DEN ÖKUMENISCHEN PATRIARCHEN BARTHOLOMAIOS I.
ANLÄSSLICH DES VI. SYMPOSIONS
"RELIGION, WISSENSCHAFT UND UMWELT",
DAS DEM AMAZONAS GEWIDMET IST

 

Heiligkeit und lieber Bruder in Christus!

Da ich an der neuen und wichtigen Initiative zur Bewahrung der Schöpfung, die Sie durch das VI. Symposion »Religion, Wissenschaft und Umwelt« unternommen haben und die dem Amazonas gewidmet ist, nicht persönlich teilnehmen kann, vertraue ich Kardinal Roger Etchegaray den Auftrag an, Ihnen meinen herzlichen Gruß zu überbringen. Ich danke Eurer Heiligkeit dafür, daß Sie verfügt haben, das Symposion in enger Zusammenarbeit mit der katholischen Bischofskonferenz Brasiliens vorzubereiten. Der Erzbischof von São Salvador da Bahia, Kardinal Geraldo Majella Agnelo, wird am Symposion teilnehmen. Er wird Ihnen gegenüber seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für Ihre Unterstützung der Bemühungen des brasilianischen Episkopats im Amazonasbecken und seines Einsatzes für die Umwelt, deren Schädigung tiefe und schwerwiegende Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Die gemeinsame Sensibilisierungsarbeit der Christen aller Konfessionen erweist sich in der Tat als äußerst wichtig, um »die innere Verbindung zwischen der Entwicklung, den Bedürfnissen der Menschen und der Bewahrung der Schöpfung« deutlich aufzuzeigen (Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus, Nr. 215). In diesem Zusammenhang denke ich an die Unterstützung, die Papst Johannes Paul II. ehrwürdigen Angedenkens dem IV. Symposion geschenkt hat, das dem Adriatischen Meer gewidmet war, und ich denke auch an die gemeinsame Erklärung, die er zusammen mit Ihnen, verehrter Bruder, unterzeichnet hat. Die Aufgabe, eine angemessene Katechese zur Schöpfung deutlich zu betonen, um den Sinn und die religiöse Bedeutung der Bewahrung der Schöpfung in Erinnerung zu rufen, ist eng mit unserer Hirtenpflicht verbunden und kann tiefe Auswirkungen haben auf das Bewußtsein vom Wert des Lebens und auf eine angemessene Lösung der unvermeidlich sich ergebenden sozialen Probleme.

Heiligkeit, ich hoffe sehr, daß das VI. Symposion, das dem Amazonas gewidmet ist, noch einmal die Völker und Regierungen auf die Probleme, die Nöte und die vordringlichen Bedürfnisse eines Gebietes aufmerksam machen wird, dessen ökologisches Gleichgewicht so sehr angegriffen und bedroht ist: Seine Flüsse und Wälder erzählen uns durch ihre Schönheit und Majestät von Gott und seinem großartigen Werk für den Menschen. Dieses riesige Gebiet, in dem die Wasserläufe eine unvergleichliche Quelle der Harmonie und des Reichtums bilden, ist wie ein offenes Buch, auf dessen Seiten das Geheimnis des Lebens offenbar wird. Wie sollte man sich, sowohl als einzelner als auch als Gemeinschaft, nicht zu einer verantwortungsvollen Bewußtwerdung aufgerufen fühlen, die zu konsequenten Entscheidungen zum Schutz einer ökologisch so reichen Umwelt führt? Eure Heiligkeit wollten mit diesem Symposion – abgesehen von vielen anderen Überlegungen – die christliche Unterstützung der Völker im Amazonasbecken zum Ausdruck bringen, eine Unterstützung, die letztendlich aus der Betrachtung des ewigen Wortes Gottes erwächst, der Urheber, Urbild und Ziel aller Dinge ist.

Indem ich Ihnen, Heiligkeit, meine große Wertschätzung ausspreche für die Ziele, die Sie verfolgen, möchte ich Sie meiner Zustimmung zu den Werten versichern, deren Träger das Symposion ist. Ich betrachte unseren gemeinsamen Einsatz als ein Beispiel jener Zusammenarbeit, die Orthodoxe und Katholiken beharrlich suchen sollen, um dem Aufruf zu einem gemeinsamen Zeugnis Folge zu leisten. Das setzt voraus, daß alle Christen im Innersten jene Offenheit des Geistes pflegen, die von der Nächstenliebe geboten ist und ihre Wurzeln im Glauben hat. Auf diese Weise werden sie gemeinsam der Welt ein glaubwürdiges Zeugnis geben können für ihr Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Bewahrung der Schöpfung. Am VI. Symposion, das dem Amazonas gewidmet ist, nehmen Persönlichkeiten und Fachleute aller großen monotheistischen Religionen teil. Ihre Anwesenheit ist wichtig. Es geht um praktische und das Überleben des Menschen betreffende Zielsetzungen, die alle Personen guten Willens miteinander verbinden können und müssen. Die gegenseitige Achtung wird auch durch Initiativen wie diese gefördert, denn die Themen, die man in Angriff nehmen wird, sind für alle von Interesse. Es ist notwendig, gemeinsame Punkte zu finden, in denen die Bemühungen der einzelnen zum Schutz des Lebensraumes zusammenlaufen — des Lebensraumes, der vom Schöpfer dem Menschen gegeben ist, dem er sein Bild eingeprägt hat.

Ich bitte Sie, Heiligkeit, allen Teilnehmern des Symposions meine herzlichsten Wünsche zu übermitteln und sie meines Gebets zu versichern, damit dieses Treffen ein wichtiger Schritt nach vorn wird in den von vielen Menschen gemeinsam unternommenen Bemühungen zur Bewahrung der Welt, die Gott mit Weisheit und Liebe geschaffen hat (vgl. Ps 104).

Heiligkeit, ich tausche mit Ihnen eine brüderliche Umarmung aus im Namen unseres einzigen Herrn.

Aus dem Vatikan, 6. Juli 2006

BENEDICTUS PP. XVI


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