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SCHREIBEN VON BENEDIKT XVI.
AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER KATHOLISCHEN BIBELFÖDERATION

 

Dem Hochwürdigsten Herrn Bischof
Vincenzo Paglia
Präsident der Katholischen Bibelföderation

»Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen« (Eph 6,14–15). Mit diesen Worten des Apostels Paulus begrüße ich sehr herzlich die Delegierten und alle Teilnehmer an der VII. Vollversammlung der Katholischen Bibelföderation, die vom 24. Juni bis zum 3. Juli in Daressalam stattfinden wird und die unter dem Thema steht: »Das Wort Gottes – Quelle der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens«. Die Vollversammlung ist stets eine vorrangige Gelegenheit für die Mitglieder der Katholischen Bibelföderation, gemeinsam das Wort Gottes zu hören und ihren Dienst an der Kirche zu erneuern, die berufen ist, das Evangelium des Friedens zu verkündigen.

Die Tatsache, daß eure Begegnung in Daressalam stattfinden wird, ist eine wichtige Geste der Solidarität mit der Kirche in Afrika, und das noch mehr im Hinblick auf die für das kommende Jahr geplante Sondersynode für Afrika. »Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten« (Gaudium et spes, 4). Die Botschaft, die ihr nach Daressalam bringt, ist ganz klar eine Botschaft der Liebe zur Bibel und der Liebe zu Afrika. Durch das Thema eurer Vollversammlung wird die Aufmerksamkeit auf die Frage gerichtet, wie das Wort Gottes die Menschheit in Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden erneuern kann. Das ist das Wort des Lebens, das die Kirche einer zersplitterten Welt anbieten muß. »Wir sind also Gesandte an Christi Statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch mit Gott versöhnen!« (2 Kor 5,20). Möge der afrikanische Kontinent den Kontext darstellen für die »lectio divina«, die euch in diesen Tagen unterstützen wird, und möge mit Hilfe eurer Bemühungen die Kirche in Afrika »ihren Evangelisierungsauftrag fortsetzen, um die Völker des Kontinents dadurch an den Herrn heranzuführen, daß sie sie lehrt, alles zu beachten, was er geboten hat (vgl. Mt 28,20)« (Ecclesia in Africa, 6).

Das Christentum ist die Religion des Wortes Gottes, »nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes« (vgl. Hl. Bernhard, Hom. miss. 4,11; PL 183,86). Nur Christus, das ewige Wort des lebendigen Gottes, kann durch den Heiligen Geist unseren Geist für das Verständnis der Schrift öffnen (vgl. Lk 24,15; Katechismus der Katholischen Kirche, 108). Ich lade euch herzlich ein, auch weiterhin nicht nur die tiefe Bedeutung zu vermitteln, die die Heilige Schrift für das gegenwärtige Leben der Katholiken und besonders der jüngeren Generationen besitzt, sondern diese auch anzuleiten, sie aus der zentralen Perspektive Christi und seines Ostergeheimnisses heraus auszulegen. Die Gemeinschaft der Gläubigen kann der Sauerteig der Versöhnung sein, aber allein dann, »wenn sie dem Geist gegenüber fügsam bleibt und Zeugnis ablegt für das Evangelium, allein dann, wenn sie das Kreuz so wie Jesus und zusammen mit ihm trägt« (Predigt am Hochfest Pfingsten, 11. Mai 2008; in O.R. dt., Nr. 21, 23.5.2008, S. 9). In diesem Zusammenhang möchte ich mir einen Gedanken des Dieners Gottes Papst Johannes Paul II. zu eigen machen, der sagte: »Wie kann man denn das Evangelium von der Versöhnung verkünden, ohne sich gleichzeitig tätig für die Versöhnung der Christen einzusetzen?« (Ut unum sint, 98). Laßt diese Worte auch Eingang finden in eure Arbeiten dieser Tage. Mögen eure Herzen stets geführt werden durch den Heiligen Geist in der einigenden Kraft des Wortes Gottes.

Alle Christen sind aufgerufen, die Offenheit Marias nachzuahmen, die »Gottes Wort in ihrem Herzen und in ihrem Leib empfing und der Welt das Leben brachte« (Lumen gentium, 53). Mögen die Völker Afrikas dieses Wort als lebensspendende Quelle der Versöhnung und der Gerechtigkeit empfangen und besonders als Quelle des wahren Friedens, der nur vom auferstandenen Herrn kommt. Der Jungfrau Maria, Sitz der Weisheit, vertraue ich auch all jene an, die zu dieser Vollversammlung zusammengekommen sind, und erteile allen meinen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 12. Juni 2008

BENEDIKT PP. XVI.

 

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